Der Arbeitsweg als Gesundheitsvorsorge

Der Arbeitsweg als Gesundheitsvorsorge

Tägliche eine kleine Radtour - ins Büro!


Die Herbstsonne strahlt über den Weinbergen, der Feldweg rollt unter meinem Rad hindurch, in wenigen Minuten bin ich am Schreibtisch. Seit drei Jahren fahre ich nun mindestens drei mal die Woche mit dem Fahrrad zu meinem 18 Kilometer entfernten Arbeitsplatz in Nierstein am Rhein. Vor allem jener Weg durch die Weinberge Rheinhessens ist an den meisten Tagen im Jahr ein Traum. Wenn die Winzer ihre Trauben wie in diesen Wochen von den Rebstöcken lesen, ist es am schönsten. In den Monaten danach wechselt die Grundfarbe langsam von Grün zu Braun und dann kommen natürlich auch die Tage, an denen ich die Wahl meines Fahrzeugs verfluche. Dann passiert es natürlich auch, dass ich doch den Autoschlüssel zücke und das Rad im Keller lasse. Man muss ja kein Fundamentalist sein.


Dann fehlt mir aber etwas: Ich komme im Büro halt 15 bis 20 Minuten schneller an, muss mein T-Shirt nicht wechseln. Dafür vermisse ich das Gefühl, nach einer Dreiviertelstunde regelrecht erholt das Rad anzuketten und angesichts des morgendlichen Sportprogramms jedes Mal aufs Neue stolz wie Oskar an den Arbeitsplatz zu gehen - natürlich stets neidisch begrüßt von den benzingetrieben angereisten Kolleginnen und Kollegen.




Kein Stau und keine Hupen


Das tägliche Sportprogramm auf dem Arbeitsweg zu erledigen ist ein Segen und eine gewaltige Stress- und Zeitersparnis. An diesen Tagen muss ich nicht dumm eine halbe Stunde im Auto verbringen und nach Feierabend noch dem Bewegungsdrang zuliebe unter Zeitdruck und somit wenig erholsam in den Wald hetzen. Nein: Alles bereits erledigt, wenn ich zu Hause ankomme. Statt im Stau auf der Autobahn in Rücklichter zu blicken, radle ich auf weiter Flur alleine über Feldwege - fast jeden Weg in Deutschland kann man dank der zahllosen Feldwege auf dem Rad nahezu einsam und ohne jeden "Feindkontakt" ziemlich sicher bestreiten. Man muss eben nur mal einen intensiveren Blick in Radwegekarten wagen.


Die tägliche Radtour zur Arbeit scheint mir ein optimaler Baustein für die Fitness und das körperliche Wohlbefinden. Beim halbwegs vernünftigen Ritt auf dem Mountainbike arbeitet der Körper ziemlich genau im optimalen Pulsfrequenz-Bereich. Die Gelenke werden anders als beim Laufen nicht belastet, der Rücken freut sich über die wirbelsäulenfreundliche Haltung, einzig das Sitzfleisch wird etwas beansprucht. Zudem sind gerade zu Beginn des regelmäßigen Radfahrens sehr schnell erfreuliche Fortschritte festzustellen. Quasi von Tag zu Tag schüttelt man die Kilometer lockerer aus den Beinen. Das ist ein gutes Gefühl. Zudem ist der Blick auf die Waage gerade in den Anfangswochen recht erfreulich - man weiß ja von Jan Ulrich und Kollegen, dass die außer Dopingmitteln auch recht viele Kohlehydrate für ihre Touren brauchen.


Da man beim Fahren sogar die Möglichkeit hat, dank der Trinkflasche genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen, fühlt man sich bei der Ankunft am Arbeitsplatz übrigens keineswegs ausgelaugt.


Als einen weiteren positiven Nebeneffekt des täglichen Radfahrens habe ich bei mir festgestellt, dass ich deutlich besser gegen Erkältungen und andere Krankheiten gefeit bin. Der Arbeitsweg als Gesundheitsvorsorge. Wenn das mal nicht die Ideallösung in der endlosen Debatte um die Gesundheitsreform ist ...




Wertvolle Tipps zu Radfahren als tägliche Fortbewegung


Beim Rad sollte man keineswegs sparen, da ein ordentlicher Drahtesel den Spaß an der Fortbewegung auf zwei Rädern doch erheblich steigert. Bei mehreren tausend geradelten Kilometern pro Jahr zahlt sich die mit ein paar zusätzlichen Euro bezahlte Qualität aus. Ein sinnvolles Extra sind Kombi-Pedale, die man sowohl klassisch mit normalen Schuhen, als auch als Klick-Pedale verwenden kann. Mit den entsprechenden Kombi-Schuhen, die man auch im Büroalltag tragen kann, bieten sie die Möglichkeit, den Schuh mit dem Pedal zu verbinden. Dadurch spart man 10 bis 20 Prozent an Kraft beim Strampeln.


Wichtig ist jedoch nicht nur der fahrbare Untersatz, sondern auch die richtige Kleidung. Der natürliche Feind der Gesundheit eines Radlers ist der Schweiß. Er verursacht Erkältungen. Deshalb lohnt sich für den täglichen Weg an den Schreibtisch die fachgerechte Arbeitskleidung. Atmungsaktive T-Shirts und Jacken sind sehr sinnvoll, als Hose tut es die normale Jeans, empfindliches Sitzfleisch sollte man aber mit einer Radlerhose unter der Jeans schonen.


Fahrradhandschuhe halten nicht nur die Finger in den kälteren Monaten warm, sondern sind auch im Sommer sehr sinnvoll, wenn es mal zu einem Sturz kommt. Aus diesem Grund sollte ein Fahrradhelm ebenfalls Pflicht sein. Für Wind und Wetter sollte man ebenfalls gerüstet sein. Eine ordentliche Regenjacke und einer Regenhose verhindern das gröbste, wenn man mal in einen herberen Regenschauer kommt.


Wenn man auch den Winter durchradeln will, ist die Beleuchtung ein ganz wichtiges Thema. Die Investition in ein Vorderlicht, das mit ordentlichem Lichtkegel den Weg weist, lohnt sich in jedem Fall - sonst vergeht der Spaß, wenn man wegen einer Sichtweite von kaum fünf Metern im Schritttempo den Heimweg bestreitet.

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