nosegrap77 schrieb:
Naja, so einfach kannst du's dir nicht machen Pupsi!
Was bitte ist am BB unnatürlich??
Z.B. der Fakt, dass manche unter den BB schwerste Gesundheitsrisiken in Kauf nehmen um ihren "ästhetischen" Körper zu perfektionieren wie z.B. Impotenz, Brustwachstum, generell eine "Verweiblichung", Akne?? Was hat das mit einer gesunden Einstellung zum eigenen Körper zu tun? Das Aussehen seines Körpers über dessen Gesundheit zu stellen um das höhere Ziel eines vermeintlich "perfekten" Körpers zu erreichen kann man sehr wohl unter Zwangsstörung einstufen.
Eine ebensolche dürfte sogar irgendwie so definiert sein. Werd mich mal schlau machen bei dem angehenden Psychologen auf unserem Stock.
Das ist ungefähr auf dieselbe Stufe zu stellen wie eine Frau, die unzählige Schönheits-OP's über sich ergehen lässt, nur um wie Barbie auszusehen. [Das gibts übrigens.] Sowas kann man doch wohl als künstlich bezeichnen.
Ich glaube eher Du machst es Dir sehr einfach in Deiner Beurteilung des Bodybuildings!
Fakt ist nämlich, dass Leistungssportler (und teilweise auch Freizeitsportler) praktisch jeder(!) Sportart – zumindest zum Teil - mehr oder weniger auch etwaige Gesundheitsrisiken in Kauf nehmen bzw. über bereits bestehende gesundheitliche Einschränkungen hinwegsehen. Dort geht es nicht mehr (nur) um irgendwelche Gesundheitsaspekte. Dies ist ein grundsätzliches Problem des Leistungssports an sich bzw. nicht mal nur eines des Leistungssports. Ich kenne durchaus auch Freizeitsportler verschiedener Couleur, welche einen Ehrgeiz an den Tag legen, der sie über gesundheitliche Risiken und Probleme bisweilen hinwegsehen lässt. Und wenn Du auf Doping im Alltagsbereich fernab des
Profibodybuildings hinweisen willst, so gilt auch hier, dass Doping nicht zwangsläufig ein Bestandteil des Bodybuildings sein muss, wenngleich dieses Problem im Bodybuilding möglicherweise größer ist als in anderen Bereichen (genaue Daten dazu kenne ich nicht). Fakt ist, dass Bodybuilding an sich nicht unbedingt etwas mit Doping oder krankhaftem Zwang zu tun hat. Eine solche Verknüpfung ist schlicht unzulässig!
Abgesehen davon nehmen selbst dopende BB`s Brustwachstum und Verweiblichung natürlich nicht ohne weiteres in Kauf – gerade weil dies ja ihrem Ideal zuwider laufen würde. Wo Testo ist, sind auch die entsprechenden Mittel, um unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren.
Ich halte es für sehr problematisch als Außenstehender darüber urteilen zu wollen, ob Bodybuilder im Allgemeinen eine "gesunde" Einstellung zu ihrem Körper haben und ich bezweifle, dass es in der klinischen Psychologie zum "state of the art" gehört, bei Bodybuildern pauschal(!) eine Zwangsstörung zu diagnostizieren. Ich denke schon, dass man eine solche Diagnose dem Fachmann im jeweiligen Einzelfall überlassen sollte.
Das Aussehen seines Körpers über dessen Gesundheit zu stellen um das höhere Ziel eines vermeintlich "perfekten" Körpers zu erreichen kann man sehr wohl unter Zwangsstörung einstufen
Das halte ich für großen Unfug. Wer behauptet denn, dass Bodybuilding sich dadurch definiert, dass man sein Aussehen zwanghaft über alles andere stellt?
Und selbst in Fällen wo dies der Fall ist, muss das nicht unbedingt krankhafter Narzissmus sein! Es liegt nun mal in der Natur der Sache, dass sich der Erfolg im BB über das Aussehen definiert, also das Aussehen das eigentliche sportliche(!) Ziel darstellt. Ich denke das kann (bzw. muss) man von einer krankhaften Selbstverliebtheit trennen! Das eine ist krankhafter Narzissmus und das andere ist eine besondere Form des sportlichen Wettkampfes (also höchstens krankhafter sportlicher Ehrgeiz)! Diesen Unterschied muss man natürlich sehen, um BB richtig einschätzen zu können. Der Vorwurf der Selbstverliebtheit trifft m.E. auch deswegen nicht ganz den Punkt, weil der echte BB vielmehr in die Körperästhetik an sich verliebt ist. Er kann sich eben auch an anderen athletischen und ästhetischen Körpern erfreuen, so wie sich ein bildender Künstler über eine gelungene Plastik freuen kann. Ich bezweifle, dass sich jemand mit übertriebenem Narzissmus tatsächlich einem sportlichen Wettkampf aussetzt. Wahrscheinlich ist eine übertriebene Eitelkeit sogar beim "Disco- und Schwimmbad-Pumper" viel stärker ausgeprägt als beim Wettkampfbodybuilder, der sich dem Urteil einer unabhängigen Jury aussetzt. Und ich halte es für einen Fehler davon auszugehen, dass ein Wettkampfbodybuilder das Juryurteil in erster Linie für seine Selbstbestätigung benötigt. Vielmehr geht es hier in erster Linie um den Wettkampf und nur sekundär um Selbstbestätigung. Abgesehen davon ist nicht jede Suche nach Selbstbestätigung krankhaft.
Zudem: Wie ich bereits versucht habe anzudeuten, musst Du folglich jedem Sportler, der sein Herz tatsächlich an seine Sportart verloren hat und dabei den Erfolg unter Umständen über alles andere stellt, eine Zwangsstörung unterstellen. Dies ist mit Sicherheit kein Bodybuilding-spezifisches Phänomen! Jedem Sportler, der tatsächlich an einer maximalen Leistungssteigerung interessiert ist und damit dem Ideal des "höher, schneller, weiter" folgt und nicht nur an Mittelmäßigkeit interessiert ist, kann man mit wenig Mühe ebenso eine Zwangsstörung unterstellen. Im Prinzip muss doch jeder Sportler, der tatsächlich hohe Ideale verfolgt, an sich selbst hohe Anforderungen stellt und diszipliniert und ehrgeizig einen großen und anstrengenden Trainingsumfang bewältigt, dabei vielleicht auch noch so etwas wie Freude und Befriedigung als auch Selbstbestätigung findet und eben den besagten Erfolg als maßgebliche Richtschnur wählt, ein wenig verrückt sein – zumindest könnte jemand so etwas unterstellen, der diese Begeisterung für den Sport und natürlich auch so etwas wie "Besessenheit und Leidenschaft für den Sport" nicht nachempfinden kann.
Personen, die den Erfolg in ihrer Sportart zumindest zeitweise über (fast) alles andere stellen, gibt es wahrscheinlich überall! Und selbst da ist es nicht immer eine Zwangsstörung.
Und könnte man nicht jedem - mit etwas rhetorischem Geschick - krankhafte Geltungssucht unterstellen, der daran interessiert ist, sich mit anderen zu messen und natürlich unbedingt als Sieger aus einem Wettkampf hervorgehen will; der aus der Masse herausstechen und sich in Szene setzen will und dafür an seine Grenzen (und darüber hinaus) geht? Wobei zusätzlich noch zu bedenken ist, dass nicht jeder Bodybuilder diese Sportart wettkampfmäßig betreibt! Nicht jeder BB steht auf der Bühne. Und nicht jeder der auf der Bühne steht und Wettkämpfe bestreitet, ist krankhaft geltungssüchtig.
Wenn es darum geht einem (Körper)Ideal nachzueifern, sind die Übergänge zwischen Krankheit und Gesundheit vielleicht fließend - im Besonderen, wenn die Ideale mehr oder weniger norm-abweichend sind bzw. von der Masse als "norm-abweichend" wahrgenommen werden. Was eine "Norm-Abweichung" ist bzw. wie stark diese ausfällt, hängt dabei übrigens ganz wesentlich auch vom Standpunkt des Betrachters ab bzw. ist auch (sub)kulturell bisweilen höchst(!) variabel (denke dabei doch mal an die aus unserer Wahrnehmung heraus sehr verstörenden Körperkulte verschiedener Naturvölker und denke an die zeitlich höchst variablen Moden - Stichwort: Tatoos, Piercings u.ä.).
Abgesehen davon hat jeder Bodybuilder sicherlich sein ganz eigenes Ideal, was nicht zwingend mit dem übereinstimmen muss, welches in den einschlägigen Magazinen verbreitet wird. Bodybuilding bedeutet auch, dass man versucht, seinen Körper nach seinen ganz eigenen(!) Wünschen zu formen. Dieser Wunsch muss sich nicht zwingend in einem 50cm Oberarm manifestieren. Da fragt sich doch: Ab wann wird dies "krankhaft"? Wie misst man so etwas? Am besagten Oberarmumfang? Daran, wie viele Stunden der BB im Trainingsraum verbringt? Wieso sollte es krankhaft sein, wenn ein Mensch mit einigem Ehrgeiz einem real und natural erreichbaren Ideal folgt? Ich kenne z.B. durchaus auch eine Reihe von Leuten, die mit Bodybuilding angefangen haben, weil sie von der Natur eben nicht so gut ausgestattet wurden. Deren vordringliches Ziel besteht nicht im 50cm-Arm, sondern darin, überhaupt erst mal eine ansehnliche Figur und eine ganz durchschnittliche Leistungsstufe zu erreichen. Und wenn sie diese erreicht haben, können sie doch durchaus ganz legitim auch mal darüber nachdenken, ob sie sogar einen überdurchschnittlichen Körperbau erreichen können (mit ganz natürlichen Mitteln und ganz ohne Zwangsstörung). Und vielleicht schaffen sie mit viel Eifer und Mühe sogar einen außergewöhnlich guten Körper aufzubauen (zumindest in Relation zu ihrer Veranlagung). Wieso sollte so etwas krankhaft sein? Nicht alles, was überdurchschnittlich ist und nicht alles was auf Ehrgeiz und Leidenschaft beruht, ist automatisch Folge einer Zwangsstörung!
Und selbst wenn jeder Freizeit-BB einen Rühl als Vorbild hätte, wäre das von geringer Aussagekraft.
Jeder normal denkende Mensch weiß, dass ein solches Ideal "natural" nicht zu erreichen ist. Und nicht jeder BB setzt alles daran, ein solches - tatsächlich unnatürliches - Ideal mit aller Macht zu erreichen. Es wäre absurd zu glauben, jeder Bodybuilder hätte den Blick für die Realität verloren und würde – koste es was es wolle – bedingungslos alles unternehmen, um dieses Ideal zu erreichen! Bodybuilding bedeutet – auch wenn es darum geht, einem Ideal zu folgen – eben NICHT, dass man diesem Ideal zwanghaft und krankhaft verfallen ist und in diesem Wahn seine Gesundheit auf`s Spiel setzt oder dieses Ideal über alles andere stellt! Dies mag vielleicht bei dem einen oder anderen der Fall sein (wobei auch andere Sportarten davor nicht sicher sind), aber man kann doch nicht alle unbesehen gleich beurteilen.