Laufbandtraining: Vor- und Nachteile

Laufbandtraining: Vor- und Nachteile

Bild von Michael Laut auf Pixabay
Laufbandtraining: Vor- und Nachteile

Wer glaubt, das Laufband sei nur ein glorifiziertes Hamsterrad, hat halb recht – nur dass Hamster keine Stromrechnung bezahlen. Trotzdem boomt das Gerät, nicht erst seit Corona. Zwischen Homeoffice, Dauerstress und dem ewigen Vorsatz „morgen fange ich an“ ist das Laufband für viele der letzte Rettungsanker zwischen Sofa und Orthopäde. Doch lohnt es sich wirklich, oder ist es nur ein überteuertes Möbelstück mit Notstromfunktion für schlechte Gewissen? Zeit, das Ganze etwas weniger romantisch und dafür wissenschaftlich fundiert unter die Lupe zu nehmen.

Nachteile – schnell abgehakt

Fangen wir mit den Schattenseiten an, damit sie erledigt sind. Ja, draußen laufen ist schöner – Waldluft, Sonnenstrahlen, Vogelgezwitscher. Aber eben auch: Mücken, Pollen, Schlaglöcher und Glatteis. Laufbänder sind groß, schwer und kosten mehr als ein Mittelklasse-Urlaub.

Sie wirken im Wohnzimmer ungefähr so charmant wie ein Kühlschrank auf Speed. Aber: Gelenkschonender sind sie oft trotzdem, weil moderne Geräte Dämpfungssysteme haben, die Asphalt alt aussehen lassen. Das klassische Argument „Natur ist gesünder“ stimmt nur bedingt – wissenschaftlich gesehen hat Indoor-Training durchaus Vorteile1.

Gesundheit & Fitness

Laufbandtraining hat sich im Reha- und Gesundheitsbereich längst etabliert. Es stärkt Herz und Kreislauf, verbessert die Sauerstoffaufnahme und trainiert Muskulatur auch in unteren Intensitätsbereichen2. Während die frische Luft draußen natürlich Pluspunkte sammelt, ist die kontrollierte Belastung auf dem Laufband ein unschlagbarer Vorteil.

Ärzte setzen es in kardiologischen Tests ein, Physiotherapeuten nutzen es, um Muskelfasern zu reaktivieren, die bei längerer Inaktivität praktisch in den Ruhestand gegangen sind. Im Wohnzimmer bedeutet das: man kann sehr gezielt in bestimmten Pulsbereichen trainieren, ohne auf Ampeln oder unbeleuchtete Waldwege Rücksicht nehmen zu müssen.

Flexibilität bei jedem Wetter

Minusgrade, Glatteis, Starkregen – die Natur hat viele kreative Wege, Sportler auszubremsen. Das Laufband hingegen fragt nicht nach Jahreszeit oder Wetter-App. Wer also regelmäßig trainieren will, ohne im Januar wie Bambi auf Eis über die Einfahrt zu schlittern, findet hier seine Versicherung gegen Ausreden. Dazu kommt: Steigung und Gefälle sind auf Knopfdruck einstellbar, was bedeutet, dass Muskeln sowohl konzentrisch als auch exzentrisch gefordert werden. Fürs Training entscheidend, denn nur monotones Geradeauslaufen ist auf Dauer ungefähr so effektiv wie Diäten mit Schokolade light.

Langfristig sparsam & effektiv

Die große Hürde ist der Preis. Doch wer Fitnessstudio-Gebühren hochrechnet, stellt fest: Ein Laufband amortisiert sich oft in zwei bis drei Jahren3. Hinzu kommt der Faktor Zeit: 20 Minuten zu Hause sind leichter einzubauen als zwei Stunden inklusive Anfahrt, Parkplatzsuche und Smalltalk mit Studio-Bekannten, die man eigentlich nie sehen wollte. Auch wenn das Gerät auf den ersten Blick teuer wirkt – es wird öfter genutzt als das Abo, das nach drei Monaten nur noch die Studiokette finanziert.

Vom Hamsterrad zum Hightech

Das Klischee vom monotone Laufband ist längst überholt. Moderne Geräte sind Hightech-Plattformen mit Pulsmessung, VO₂max-Schätzungen, virtuellen Laufstrecken und App-Anbindung. Wer will, rennt durch simulierte New-York-Streets oder Alpenpässe, während Netflix auf dem Tablet parallel läuft. Automatische Steigungsprogramme machen aus dem Wohnzimmerlauf plötzlich ein Bergtraining, das Knie und Waden deutlich stärker fordert.

Und wer glaubt, Technik sei nur Spielerei, verkennt den psychologischen Faktor: digitale Feedbackschleifen erhöhen Motivation – auch wenn Push-Nachrichten wie „Du hast heute nur 350 Kalorien verbrannt“ nicht immer Freude bereiten.

Vergleich im Überblick


LaufbandOutdoorFitnessstudio
Gelenkschonend dank DämpfungBelastung auf Asphalt höherGeräte variieren, oft ähnlich wie Laufband
WetterunabhängigWetterabhängig (Regen, Schnee, Hitze)Indoor, aber Anfahrt nötig
Hohe AnfangskostenKostenfreiMonatliche Gebühren
Individuell anpassbar (Puls, Steigung)Nur bedingt steuerbarGeräte bieten Programme
Hohe Verfügbarkeit zu HauseAbhängig von Tageszeit/LichtÖffnungszeiten beachten
Digitales Tracking möglichExterne Apps/GPS nötigTeilweise digitale Geräte
Geringes UnfallrisikoStolpern, Verkehr, WildtiereMeist sicher, aber Überfüllung
Motivation durch TechnikMotivation durch NaturSoziale Motivation
Platzbedarf hochKein PlatzproblemStudiofläche nutzen
Energieverbrauch (Strom)Keine EnergiekostenStromverbrauch durch Geräte


Medienkritik – die Scheinwelt

Kaum ein Fitnessgerät wurde so oft totgesagt und gleichzeitig wieder gehypt wie das Laufband. Lifestyle-Magazine verkaufen es alle paar Jahre als „neuen Trend“, Influencer inszenieren sich auf High-End-Geräten, und plötzlich wird aus einem Stromfresser ein „Selfcare-Tool“. Fakt ist: Das Laufband ist kein Newcomer, sondern seit den 70ern Standard in Arztpraxen. Die PR hat sich nur verändert: Heute klebt man ein Tablet dran, nennt es „Connected Fitness“ und verkauft es für den dreifachen Preis.

Dass Redaktionen das kritiklos durchwinken, ist fast schon Tradition – Hauptsache, die Schlagzeile klingt sexy. Man könnte auch sagen: Das Laufband läuft seit Jahrzehnten, die Schlagzeilen dazu im Kreis.

Schlussspurt

Am Ende bleibt: Das Laufband ist weder der Heilsbringer noch der Teufel im Trainingszimmer. Es ist ein Werkzeug, das – richtig genutzt – Gesundheit, Motivation und Flexibilität bietet. Ob man lieber draußen im Regen schwitzt oder im Studio auf Gleichgesinnte trifft, bleibt Geschmackssache.

Aber wer es ernst meint und regelmäßig trainiert, wird feststellen: Das Laufband ist kein Hamsterrad, sondern eine ziemlich zuverlässige Eintrittskarte in ein fitteres Leben – wenn man es denn einschaltet.

Fußnoten

1 Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP): Empfehlungen zur Belastungssteuerung im Ausdauertraining, 2021.

2 Mayo Clinic: Treadmill exercise stress test – Benefits and risks, 2020.

3 Deutscher Fitnessmarkt-Report 2022, Deloitte; Vergleich Kosten Fitnessstudio vs. Heimgeräte.

4 World Health Organization (WHO): Physical activity and adults – global recommendations, 2021.

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