Konzentration durch Fitness

Konzentration durch Fitness

Ronnie (Foto: World Snooker Association)
Von wegen Kneipensportart: sogar Billard und Snooker können, auf hohem Niveau gespielt, eine enorme Herausforderung an die körperliche Fitness stellen. Na ja, nicht bei jedem Thekenbesucher, aber bei den Profis.



Die gute Nachricht ist: Billard ist körperlich anstrengend. Es trainiert die Konzentrationsfähigkeit und fördert Durchhaltevermögen und damit auch die Ausdauer. Und ohne gute Rückenmuskulatur und halbwegs fitte Beinmuskeln hätte kein Topspieler eine Chance im internationalen Billard-Zirkus – egal, ob beim gepflegten Snooker, bei einer Runde „Carambolage“ – an einem Tisch ganz ohne Löcher und nur mit drei Kugeln – oder beim klassischen Poolbillard.



Die schlechte Nachricht: ein „Schatz, ich gehe zum Sport!“, wenn man Freitagabends in die Eckkneipe geht, trifft auch nicht so ganz die Wahrheit. Denn körperliche Fitness erreicht man nicht durch das Billard, sondern man muss fit sein, um gut zu spielen.



„Der frühere Weltmeister Peter Ebdon schwimmt vor den wichtigen Turnieren täglich eine Meile, die meisten Topspieler trainieren mehrmals pro Woche im Fitness Studio“, erklärt etwa Ivan Hirschowitz von der „World Snooker Association“, dem wichtigsten Dachverband für die Präzisionssportart Snooker. Bei dem „Gentlemen’s Sport“, der stets in förmlicher Kleidung gespielt und bei dem tadelloses Benehmen zum Programm gehört, ist der Brite Ronnie O’Sullivan seit Jahren an der Spitze des Feldes. „Kein Zufall“, urteilt Verbandssprecher Hirschowitz. Denn der 32-jährige Engländer, Nummer 1 der Weltrangliste und amtierender Weltmeister, setzt abseits vom grünen Tisch auf Langstreckenlauf. „Ronnie O’Sullivan ist ein Fitness Fanatiker“, berichtet Hirschowitz.



Vorteil durch Muskeln



Ein Snooker-Spiel kann schnell mehrere Stunden dauern – und die Weltmeisterschaften gehen über 17 Tage. Klar, dass mentale Stärke und physische Fitness da zum Wettbewerbsvorteil werden. Doch auch Kneipensportler aus der Amateurklasse sollten nicht mit Bierbauch nach dem Billardqueue greifen. Denn ein bisschen Training für Schulter-, Arm- und Handgelenksmuskulatur verbessert tatsächlich die Zielgenauigkeit.





Spirit-Logo
Foto: World Pool-Billiard Association



Je besser die Beine und der Rücken trainiert sind, desto stabiler steht man am Tisch und kann sich ohne Zittern auf den nächsten Stoß konzentrieren. Und je kräftiger die Arme, desto fester liegt der hölzerne Queue in der Hand. Trotzdem: zum Bodybuilder muss man nicht werden, um die Kugeln an die richtige Bande und in die richtigen Löcher zu schicken. „Spezielles Muskeltraining braucht man nicht unbedingt“, erklärt etwa Thomas Overbeck von der „World Pool-Billiard Association“. Schließlich sei man ja nicht beim Gewichtheben. Dennoch: Wer es in die Weltklasse der Billard-Spieler schaffen will, muss in Form sein. „Man braucht eine exzellente Ausdauer“, erklärt Overbeck. Und natürlich eine herausragende Konzentrationsfähigkeit, denn bei dem Präzisionssport kommt es auf jeden Millimeter an. „Beim Billiard geht es zu 30 Prozent um technisches Können – und zu 70 Prozent um Konzentration“, erklärt Overbeck.



Leichte Kost während des Spiels, null Promille im Blut und umfassende Vorbereitung gehören für Top-Billardspieler – die bei gut dotierten Turnieren um Preisgelder von mehreren Hunderttausend Euro kämpfen – naturgemäß zum Alltag. Ein Ansatz, den auch ehrgeizige Amateure verfolgen sollten. Denn wer beim Feierabendspielchen in der Eckkneipe Höchstleistung bringen will, braucht eben ganz klassische Disziplin.

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