Pinktober: nach Brustkrebs – Was Ernährung & Bewegung wirklich bewirken können

Pinktober: nach Brustkrebs – Was Ernährung & Bewegung wirklich bewirken können

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Pinktober – und plötzlich ist alles anders. Eine Diagnose, ein Schock, ein Bruch im Leben. Brustkrebs ist nicht nur eine medizinische Herausforderung, sondern eine emotionale. Doch was danach kommt, kann auch eine Reise zurück ins Leben sein – mit Bewegung, Ernährung und einer gesunden Portion Optimismus. Wer überlebt, will leben. Und zwar so, dass es sich gut anfühlt – im eigenen Körper und mit sich selbst.

Ernährung: Kein Platz für Halbwissen

Nach einer Brustkrebsdiagnose ändert sich vieles – auch die Beziehung zum Essen. Zwischen Ernährungsgurus, Forenmeinungen und YouTube-Videos kann man leicht den Überblick verlieren. Dabei ist wissenschaftlich klar: Unkontrollierte Nahrungsergänzungsmittel – vor allem hochdosierte Vitamine oder Antioxidantien – können Therapien sogar behindern.

Deshalb gilt: Keine Supplemente ohne ärztliche Absprache! Stattdessen liegt der Fokus auf einer ausgewogenen, pflanzenbasierten Ernährung – frisch, bunt, ballaststoffreich. Die Natur bietet mehr als jede Pille.

LebensmittelgruppeEmpfehlungBemerkung
Gemüse (Brokkoli, Spinat)Täglich, bunt gemischtReich an sekundären Pflanzenstoffen
Obst (Beeren, Äpfel)In Maßen, ballaststoffreichMöglichst saisonal und frisch
VollkornprodukteJa, wegen Ballaststoffen und B-VitaminenGlykämischer Index beachten
FleischMax. 2×/Woche, magerKeine verarbeiteten Fleischprodukte
Fisch1–2×/Woche, v. a. Lachs, MakreleOmega-3-Fettsäuren
MilchprodukteIn Maßen, fermentiert bevorzugtJoghurt, Kefir → Mikrobiomstärkung
Zucker & FertigprodukteMöglichst vermeidenEntzündungsfördernd


Kohlenhydrate, Fette, Proteine – und die Angst, den Krebs zu „füttern“

Viele Betroffene fragen sich: Soll ich Kohlenhydrate vermeiden, damit keine Krebszellen „gefüttert“ werden? Die kurze Antwort: Nein, aber bewusst wählen. Der Körper braucht Energie – besonders in der Rekonvaleszenz. Komplexe Kohlenhydrate wie Hafer, Vollkorn oder Hülsenfrüchte liefern diese Energie – ohne Blutzuckerspitzen.

Gesunde Fette (z. B. aus Nüssen, Olivenöl, Avocado) unterstützen das Nervensystem und wirken entzündungshemmend. Proteine sind essenziell für den Wiederaufbau von Gewebe, Immunsystem und Muskulatur – hier sollten mageres Fleisch, Fisch, Tofu oder Eier bevorzugt werden. Es geht nicht um Verzicht, sondern um kluge Auswahl.

Was darf ich wieder tun – und wann?

Nach der Operation ist Geduld gefragt. Selbst wenn der Kopf „weiter will“, braucht der Körper Zeit. Die generelle Empfehlung: 4 bis 6 Wochen Pause nach OP oder Bestrahlung, aber immer individuell vom behandelnden Arzt abhängig. Der Heilungsverlauf, die Art der OP (z. B. Brust erhalten oder Mastektomie), die Drainagen, Narbenheilung und etwaige Lymphödeme spielen eine Rolle.

Physiotherapie wird meist frühzeitig empfohlen – sanfte Mobilisation, Schulterbeweglichkeit, Atemtechnik. Krafttraining für den Oberkörper ist in der Frühphase tabu – besonders Geräte wie Butterfly, Chest Press oder Liegestütze.

TrainingsartFrühphase (0–6 Wochen)Spätphase (6–12 Wochen)Hinweise
SpazierengehenJa, täglich, lockerIntensität langsam steigernWichtig: frische Luft, sanfte Bewegung
Yoga/PilatesNach Freigabe ArztJa, angepasstFokus: Atmung, Mobilität
KrafttrainingNeinJa, gezielt, kein ButterflyNur unter Anleitung
Indoor CyclingNeinNur bei guter VerträglichkeitKeine hochintensiven Sessions
Bauch-Beine-PoMit EinschränkungenJa, modifiziertStabilisation, Koordination


Yoga, Pilates, sanfte Reha

Nach einer Brustkrebsbehandlung fühlen sich viele Frauen körperlich und seelisch erschöpft. Sanfte Bewegungsformen wie Yoga und Pilates können hier eine entscheidende Rolle spielen. Sie verbessern die Beweglichkeit, stärken die Körpermitte und fördern die Atmung – ohne die Brustmuskulatur unnötig zu belasten. Gerade Pilates eignet sich durch kontrollierte Bewegungsabläufe ideal für den Wiedereinstieg nach einer Operation.

Yoga unterstützt mit achtsamer Ausrichtung nicht nur den Körper, sondern auch das emotionale Gleichgewicht. Wichtig: In der ersten Zeit sollten ausschließlich spezialisierte Reha- oder Präventionskurse besucht werden, die auf onkologische Patientinnen abgestimmt sind. Auch physiotherapeutisch begleitete Übungen – etwa zur Lymphdrainage oder Haltungskorrektur – können Beschwerden lindern und das Körpergefühl nachhaltig verbessern.


Kleine Schritte, große Wirkung

Viele Frauen berichten, dass sie durch Bewegung wieder Vertrauen in ihren Körper finden. Nicht Leistung steht im Vordergrund, sondern Präsenz, Atmung, Verbindung zum eigenen Rhythmus. Ob Yoga im Wohnzimmer, Atemübungen auf dem Balkon oder ein Spaziergang durch die Natur – Heilung findet nicht nur im Labor statt. Sondern auch im Alltag. Jeder Tag zählt, jede Entscheidung wirkt. Und manchmal beginnt der Weg zurück ins Leben mit dem einfachen Satz: „Ich probiere es.“

Psychische Wirkung von Bewegung

Bewegung macht nicht nur Muskeln stark, sondern auch das Selbstbewusstsein. Studien zeigen: Frauen, die sich nach Brustkrebs körperlich aktiv fühlen, empfinden mehr Selbstwirksamkeit, erleben ihren Körper als verlässlich und fühlen sich weniger ausgeliefert. Sport ist ein Stück Normalität – besonders, wenn alles andere instabil scheint. Er reduziert Angst, verbessert den Schlaf und stabilisiert den Stoffwechsel. Und das Beste: Er ist kostenlos, individuell und sofort anpassbar. Du musst nicht „funktionieren“. Du darfst dich bewegen, wie es dir guttut.

Mythen und Fakten

AussageWahr oder falsch?Kommentar
„Zucker füttert den Krebs.“HalbwahrAlle Zellen benötigen Glukose. Entscheidend ist die Insulinregulation.
„Krafttraining ist gefährlich.“FalschRichtig angepasst kann es Lymphödeme sogar verringern.
„Nahrungsergänzungsmittel helfen heilen.“FalschOft wirkungslos oder störend – ärztliche Absprache zwingend nötig.
„Brustmuskel darf nicht belastet werden.“Teilweise wahrIn Frühphase ja – später gezielte Kräftigung wichtig für Haltung.
„Nach der Therapie ist alles wie früher.“FalschDer Körper hat sich verändert – aber kann stärker zurückkommen.


Vertrauen, aber nicht vergessen

Der wichtigste Ratschlag ist simpel, aber nicht immer leicht umzusetzen: Vertraue deinem Körper wieder. Lass dir helfen – durch gute Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Ernährungsberatung. Aber vergiss nie: Du kennst deinen Körper besser als jeder Algorithmus.

Pinktober ist nicht nur ein Symbol – es ist ein Aufruf zur Eigenverantwortung, zur Fürsorge, zur Hoffnung. Und manchmal beginnt die Heilung nicht im Labor, sondern bei einem Spaziergang durch den Park, einem Stück Lachs mit Brokkoli – oder einem einfachen Satz: „Ich darf mich wieder gut fühlen.“

Quellen: 

[1] Deutsche Krebsgesellschaft. Bewegung und Sport bei Krebs. DKG 2023. [2] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Ernährung bei Krebs – Empfehlungen. 2022. [3] Fong DY et al. Physical activity for cancer survivors: meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ. 2012 Jan 31;344:e70. [4] Rock CL et al. Nutrition and physical activity guidelines for cancer survivors. CA Cancer J Clin. 2012;62(4):243–274. [5] Schmid D, Leitzmann MF. Association between physical activity and mortality among breast cancer and colorectal cancer survivors: a systematic review and meta-analysis. Ann Oncol. 2014 Jul;25(7):1293-311. [6] World Cancer Research Fund/AICR. Diet, Nutrition, Physical Activity and Breast Cancer. Expert Report 2018. [7] Chandwani KD et al. Yoga improves quality of life and reduces inflammation in breast cancer survivors: a randomized controlled trial. J Clin Oncol. 2014;32(10):1040-9. [8] Cramer H et al. Yoga in breast cancer patients: a systematic review and meta-analysis. BMC Cancer. 2012;12:412. [9] Harder H et al. Pilates-based exercise for cancer survivors: a systematic review. Complement Ther Clin Pract. 2021;42:101284. [10] Thomson CA. Diet and breast cancer: understanding risks and benefits. Nutr Clin Pract. 2012;27(5):636-50.

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