Kreuzbandriss: die ersten Wochen nach der OP

Kreuzbandriss: die ersten Wochen nach der OP

Ein operierter Kreuzbandriss

Ohne Reha ist die beste Operation wertlos!


Die ersten Tage nach der Operation sind die einfachsten. Sie müssen ruhen, das Bein hochlegen. Das wars. Zu viel mehr sind Sie aber auch gar nicht in der Lage. Der Körper muss einen massiven Eingriff verkraften. Die Schnittwunden müssen heilen, vernarben, bevor Sie wieder aktiv in die Reha einsteigen können. Das dauert bei jedem Patienten unterschiedlich lange. Geduld ist gefragt, Geduld und Vertrauen in den behandelnden Arzt. Folgen Sie seinen Anweisungen aufs Jota. Und noch ein Tipp nebenbei: Man fördert den Heilungsprozeß enorm, wenn man auf Zigaretten und Alkohol verzichtet.



Die Schwellung:


Es ist von enormer Wichtigkeit, dass Ihr Knie abschwillt. Zum einen ist dies ein Beleg, dass sich in Ihrem Knie keine Entzündung breit macht und zum anderen behindert die Schwellung Ihre Beweglichkeit, die Ihr Knie wiedergewinnen muss. Alles, was das Abschwellen unterstützt sollten Sie tun. Es ist beispielsweise wichtig, weiter Schmerzmittel wie Diclophenak einzunehmen (natürlich nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt). Es wirkt nicht nur schmerzmindernd, sondern auch entzündungshemmend.



Dann sollten Sie Ihr Knie immer hochlegen.


Am Besten liegen Sie auf dem Rücken und Ihr Oberkörper und Herz ist niedriger als Ihr Knie. Das unterstützt Ihr Lymphsystem, das alle Stoffe aus dem operierten Knie abtransportiert. Sehr empfehlenswert ist deshalb auch eine Lymphdrainage durch Ihren Physiotherapeuten. Scheuen Sie sich nicht, sich die Technik erklären zu lassen.



Sie können sich nämlich dann zu Hause selbst „lymphen“.


Auch Hausmittel sind nicht zu verachten:



Wickel aus gekühltem Speisequark haben schon vielen Patienten geholfen.


Doch hierbei müssen Sie vorsichtig sein, solange Ihre Wunden nicht geschlossen sind. Sonst besteht Infektionsgefahr. Ein Naturprodukt, auf das sehr viele Leistungssportler schwören, ist „Retterspitz äußerlich“. Diese Flaschen können Sie in jeder Apotheke bestellen. Tauchen Sie ein Handtuch in die Lösung und wickeln Sie es um Ihr Knie.



Die Beugung:


Sie müssen eine 90 Grad Beugung erreichen, um überhaupt wieder richtig gehen und komplizierte Reha-Übungen machen zu können. Je nach Tagesform (Ihr Knie heilt nicht linear!) sollten Sie aktive und passive Bewegung einsetzen. Passiv können Sie Ihr Knie durch eine Bewegungsschiene durchbeugen lassen. Den Neigungswinkel können Sie selbst einstellen und langsam (Tagesform!) erhöhen.



Sie sollten mindestens dreimal täglich 30 Minuten Ihr Knie in der Schiene bewegen lassen.


Aktiv bewegen Sie Ihr Knie in den ersten Wochen am besten, indem Sie Ihre Ferse auf einen glatten Boden aufsetzen und dann das Knie anwickeln und ausstrecken, so weit, wie es eben geht. Auch hierbei werden Sie der Tagesform unterworfen sein. Gehen Sie sowohl beim Anwinkeln wie beim Ausstrecken an die Schmerzgrenze, aber niemals darüber: 3 mal 20 Wiederholungen sollten Sie dreimal am Tag durchführen. Ihr Ziel lautet 90 Grad Beugung!



Die Streckung:


Die Streckung ist fast noch wichtiger als die Beugung - und oft auch schwerer wieder zu erlangen. Legen Sie ein gewickeltes, dickes Badetuch als Widerstand unter Ihr Knie und spannen Ihre Beinmuskeln an. Wenn Sie dies richtig machen, drückt sich die Kniekehle automatisch nach unten ins Handtuch.

Irgendwann, nach unendlich erscheinender Zeit, kommt der Punkt, in dem sich Ihr Fuß abhebt. Dann haben Sie schon einen entscheidenden Zwischenschritt erreicht. Auch auf Ihrer Bewegungsschiene werden Sie Fortschritte spüren. Irgendwann haben Sie die Null Grad Streckung erreicht. Sie benötigen Geduld und Ausdauer.



Narbenmobilisation und Verklebungen:


Ihr Knie wurde äußerlich aufgeschnitten, aber noch viel stärker im Gelenk selbst verletzt. Eine Plastik wurde aus der Patellasehne oder aus dem Semitendinosus entnommen, Zuckerschrauben in den Knochen gedreht, oft auch Teile der Menisken entfernt und Bohrkanäle im Oberschenkel gezogen. Kurzum:



Überall in Ihrem Knie gab es Verletzungen, die heilen und vernarben.


Dies führt zwangsläufig zu Verklebungen. Achten Sie darauf, dass Ihr Physiotherapeut diese löst. Das ist schmerzhaft aber äußerst wichtig. Sowohl Vernarbungen wie Verklebungen können die zukünftige Beweglichkeit Ihres Knie beeinträchtigen oder unmöglich machen, wenn Sie sie nicht lösen. Auch Entzündungen können auftreten.

In den ersten vier Wochen sollten Sie Ihr ganzes Engagement dem Rückgang der Schwellung, der 90 Grad Beugung, der Null Grad Streckung, der Narbenmobilisation und dem Lösen der Verklebungen widmen. Muskelaufbau ist löblich, aber ihm können Sie sich auch zu einem späteren Zeitpunkt der Reha widmen. Und das Krafttraining fällt bedeutend leichter, wenn Sie ein abgeschwollenes, bewegliches Knie haben.

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