Sportunterricht im Fitnessstudio

Sportunterricht im Fitnessstudio

Pfitzenmeier Schwetzingen - Foto: Fototechnik-Warda
Ein Konzept, das Schule machen könnte: Wolfgang Berg, Sportlehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Herne, versucht sich an diesem schon seit Jahren. Von eigenen Erfahrungen im Fitnessstudio überzeugt, möchte er seine Schüler zu mehr Bewegung motivieren. Darüber sprach er mit der FIBO, die vom 22. bis 25. April erneut in Essen stattfinden wird und die aktuellen Fitnesstrends der Studios zeigt.



Wie kamen Sie auf die Idee mit einer ganzen Klasse ins Fitnessstudio zu gehen?

Bei vielen Schülern ist es nicht einfach, sie für den Sportunterricht zu motivieren. Es ist wichtig, ihnen neue Reize zu bieten. Der Ausflug ins Fitnessstudio ist eine gute Abwechslung zum Unterricht in den Sportstätten der Schule. Zudem liegt das Studio in der Nähe der Schule. Ich trainiere dort seit vielen Jahren und kenne den Inhaber persönlich.



Was war Ihre Zielsetzung dabei?

Eine gute körperliche Fitness ist sehr wichtig. Mit dem gezielten Muskelaufbau im Fitnessstudio kann diese gesteigert werden. Zudem hilft das Training das Verletzungsrisiko auch bei anderen Sportarten zu senken. Das ist vielen Schülern nicht klar. Ich möchte sie für ihren eigenen Körper mehr sensibilisieren. Vor allem, da junge Menschen heute immer weniger klassische Sportarten, wie Leichtathletik, Turnen und Ballspiele, in ihrer Freizeit machen. Generell ist es mir auch wichtig, meine Schüler für die ortsansässigen Sportanlagen zu interessieren, so dass sie sich auch nach dem Unterricht regelmäßig bewegen.



Wie kann man sich eine solche Unterrichtsstunde vorstellen?

Ohne die vorherige Absprache mit dem Inhaber geht natürlich nichts. Man muss sie darauf vorbereiten, dass dann eine komplette Schulklasse auf einmal im Studio steht. Die meisten Studios kooperieren aber gerne, ist es für sie doch auch eine gute Möglichkeit neue Kunden zu gewinnen. Die Unterrichtsstunde selber findet dann in Zusammenarbeit mit einem ausgebildeten Trainer statt. Zu Beginn erhalten die Schüler eine Einführung und die Funktion der Geräte wird erklärt. Im praktischen Teil können sie dann einige Übungen auch selbst ausprobieren, natürlich erst einmal in einer geringen Intensitätsstufe. Keiner soll sich verletzen, weil er sich überschätzt hat. Dennoch ist es wichtig, dass die Schüler auch Grenzerfahrungen machen. Durch das Training lernen sie Muskelgruppen kennen, die ihnen in der alltäglichen Bewegung noch gar nicht aufgefallen sind. Das kann ein neues Bewusstsein für den eigenen Körper zufolge haben.



Wie nehmen die Schüler diese neue Art des Sportunterrichts an?

Der Ausflug ins Fitnessstudio kommt sehr gut an. Schon allein, weil die Schüler die Abwechslung lieben. Aber auch die Eitelkeit spielt bei jungen Menschen eine große Rolle. Die meisten lieben eine sportliche Figur.



Sie sind seit knapp über 35 Jahren Sportlehrer. Wie hat sich in dieser Zeit die körperliche Fitness Ihrer Schüler verändert?

Es bewegen sich nicht mehr alle Schüler in ihrer Freizeit, Mädchen noch weniger als die Jungen. So wird der Unterschied zwischen den Besten und den Schlechtesten immer größer. Einige betreiben in ihrer Freizeit aktiv Sport, andere bewegen sich überhaupt nicht und haben auch kein Interesse daran. Das erschwert natürlich den Unterricht. So fühlen sich schnell einige Schüler unter-, andere überfordert. Junge Menschen sind nicht generell weniger fit als früher, aber es fehlt ein gesundes, breites Mittelmaß.



Welchen Tipp können Sie Lehrern geben, die den Sportunterricht im Fitnessstudio ebenfalls in Ihren Lehrplan einbauen möchten?



Am Anfang steht natürlich die Wahl des geeigneten Fitnessstudios. Am einfachsten hat es der Lehrer natürlich, wenn er dort bereits selber trainiert. Ansonsten empfiehlt es sich mit den ortsansässigen Studios zunächst Gespräche zu führen und die Räumlichkeiten vorab zu besichtigen. Die Unterrichtsstunde findet dann idealerweise in den eher ruhigeren Vormittagsstunden statt. Die Zusammenarbeit mit einem Trainer ist dann sehr wichtig. Da kommt man als Sportlehrer nicht alleine durch. Unerlässlich ist es nach dem Training mit den Schülern über die neue Erfahrung zu sprechen.



Mehr Infos zur FIBO, der weltweit größten Fitnessmesse, 2010 in Essen.

Fitness-Foto: Fototechnik Warda

0 Kommentare