Lacrosse - ein kanadischer Nationalsport

Lacrosse - ein kanadischer Nationalsport

Fotolia - #62225259 ©Brian Jackson

Baseball wegen des Schlägers? Nicht wirklich. Eishockey wegen Helm und Schulterpolster? Schon eher. Rugby vielleicht wegen des körperbetonten Spiels? Kommt der Sache schon näher. Die Rede ist von Lacrosse, einem der ältesten Mannschaftspiele überhaupt.



Es ist in der Tat nicht ganz leicht, dieses Spiel den gängigen Mannschaftssportarten zuzuordnen. Muss auch gar nicht sein, denn Lacrosse ist wirklich etwas ganz eigenes. Und genau das macht den Reiz dieses rasanten Spiels mit dem kleinen Hartgummiball aus. Da wird der Ball auch mal tatsächlich im Stile eines Baseball-Hits mit wahnwitziger Geschwindigkeit aufs Tor gezogen. Bis zu 100 Stundenkilometer kann so ein Ball erreichen, wenn er das reusenähnliche Fangnetz am oberen Ende des Schlägers verlässt und an Freund und Feind vorbei in Richtung gegnerisches Tor zischt.



Zu sehen sind außerdem spektakuläre Flugeinlagen, wenn der Stürmer sich mit dem Ball im Fangnetz fast schon in die Arme des Torhüters schmeißt. Dass damit keine herzliche Begrüßung gemeint ist, wird schnell klar.



Was ist Lacrosse?



Es ist ein Feldspiel für zwei Mannschaften. Es wird mit einem Hartgummiball und einem Schläger gespielt. Bestückt sind die Schläger am oberen Ende mit einem käscherähnlichen Fangnetz. Damit wird der Ball gefangen, getragen und geworfen. Ziel des Spieles ist, den Ball mit dem Schläger ins gegnerische Tor zu befördern.



Technische Daten:





Herren-Lacrosse wird auf einem etwa fußballfeldgroßen Rasenplatz gespielt (100 Meter Länge / 55 Meter Breite). Hinter den Toren ist das Feld nicht zu Ende, sondern hier gibt es jeweils noch 14 Meter Platz. Ähnlich wie beim Eishockey darf hinter dem Tor weitergespielt werden. Die Tore messen 1,80 Meter mal 1,80 Meter. Gespielt wird mit einem kleinen, etwa 150 Gramm schweren Hartgummiball. Die Schlägerlängen variieren bei den Herren zwischen 1 Meter und 1,80 Meter. Der obere Teil des Schläger ist gekrümmt. Daran ist das Fangnetz befestigt. Die Griffe bestehen zumeist aus Titan, Aluminium oder Graphit.



Regeln beim Lacrosse



Jede Manschaft darf maximal zehn Spieler aufs Feld schicken. Ein Torhüter, drei Angreifer, drei Mittelfeldspieler, drei Abwehrspieler. Der Torwart darf den Ball auch mit Körper, Armen und Beinen abfangen. Vier Spieler müssen sich immer in der eigenen Hälfte befinden, mindestens drei in der gegnerischen.



Spielzeit beim Lacrosse



Die Spielzeit beträgt 4 mal 20 Minuten. Erlaubt sind zwei Time-outs pro Team und Viertel. Steht es nach der regulären Spielzeit unentschieden, dann gibt es eine Verlängerung von zwei mal fünf Minuten. Gibt es dann immer noch keinen Sieger, dann wird so lange weitergespielt, bis ein Tor fällt (sudden death). Face-off (Spielbeginn) Im Mittelkreis stehen sich je ein Spieler jeder Mannschaft mit dem Schläger am Boden gegenüber.



Vor ihnen liegt der Ball. Gibt der Schiedsrichter das Startzeichen, so versuchen die Spieler an den Ball zu kommen. Je zwei weitere stehen ebenfalls im Mittelkreis. Ist ein Spieler dann im Ballbesitz, dann dürfen sich auch die übrigen Spieler in Bewegung setzen. Die Spieler dürfen den Ball nur mit dem Schläger fangen, tragen und werfen. Der Ball kann in jede Richtung gespielt werden: Vorwärts, rückwärts, seitwärts. Weite Würfe sind erlaubt. Doch meist versuchen die Spieler, mit dem Ball durch Laufspiel in Tornähe zu kommen.



Körperkontakt beim Lacrosse



Körperkontakt ist erlaubt, allerdings gelten auch hier Regeln. Erlaubt sind Bodychecks, allerdings nicht von hinten und von vorne nur, wenn der Schläger dabei nicht in Schulterhöhe vor der Brust gehalten wird. Bei einem Check muss auch immer mindestens ein Bein auf dem Boden stehen. Ein eingesprungener Bodycheck wird sofort abgepfiffen. Im Spiel ist der Ball, solange er sich innerhalb der Feldbegrenzungen befindet. Geht er ins Aus, oder wird der Ballführende ins Aus gedrängt, dann erhält der Gegenspieler den Ball.



Fouls beim Lacrosse





Es gibt persönliche und technische Fouls. Zu den persönlichen Fouls zählen der Cross-check mit dem schulterbreit gefassten Schläger, Schläge auf den Kopf oder den Körper, sowie unnötige Härte und unsportliches Verhalten. Zwischen einer und drei Minuten Strafzeit muss ein Spieler abbrummen, wenn ihm ein perönliches Foul angelastet wird. Technische Fouls sind Abseits, Schubsen von hinten, Halten und der Einsatz des freien Armes beim balltragenden Spieler.



Lacrosse in Deutschland



Es erfordert schon einiges an Mut, Kraft und Geschicklichkeit einen möglichen nicht immer unvermeidlichen Körperkontakt mit dem Gegner auszuhalten (geschützt sind die Spieler mit Helm, Schulterpolster, Armschonern und Handschuhen; rund 350 Euro kostet die komplette Ausrüstung mit Schläger). Dazu kommen noch harte Tacklings und der Einsatz mit dem leicht gekrümmten Stock. Manchmal rasselt es, als ob Ritter mit ihren Rüstungen gegeneinander krachen. Ein zugegeben etwas martialischer Vergleich.



Lacrosse hartes Spiel - wenig Verletzungen



Auch wenn es manchmal hart zur Sache geht, so passiert aber doch vergleichsweise wenig beim Lacrosse . Die Gefahr, sich beim Fußball zu verletzen ist größer, sagt Alexander Daskalow, Angreifer in der Deutschen Nationalmannschaft und von deutschen Trainern gerade zu einem der drei besten Angreifer Deutschlands gewählt. Die Regeln für den erlaubten und unerlaubten Einsatz sind streng und werden von den Unparteiischen auch so gehandhabt.



Der junge Berliner ist so etwas wie der Hoffnungsträger und auch Wegbereiter für die Zukunft dieser bislang doch eher randständigen Sportart in Deutschland. Er markiert mit seiner hochprofessionellen Einstellung, gepaart mit Ehrgeiz und Offenheit genau das, was es braucht, um Lacrosse in Deutschland salonfähig zu machen: Erfolgshunger. Und den hat er und auch sein Kompagnon Marten Schnitzler, einer der erfahrensten Lacrosser in Deutschland. Sie beide wissen, es steckt viel drin in dem Spiel. Nicht nur an Erfolgen. Das sicher auch, denn immerhin holte sich das deutsche Team im Juli zum ersten Mal den Europameister-Titel, und zwar gegen England.



Und mit dem Berlin Lacrosse Verein (Blax) holten beide vor zwei Wochen erstmalig den Deutschen Meistertitel an die Spree. Was aber war nötig, um geschlossen in die Erfolgsspur zu kommen? Wir mussten uns vor allem öffnen, gibt Dasaklow unumwunden zu. Und das heißt, weg von dem einmal eingeschlagenen Weg, den Zugang zu Lacrosse vor allem Studenten zu gewähren.



Es ist kein Geheimnis, das musste sich ändern, wenn das Niveau steigen soll. Und es fällt immer noch nicht leicht, das randständige Image von Lacrosse abzuschaffen.



Etwa 900 aktive Lacrosser gibt es in Deutschland.



Es sollen mehr werden, daran arbeiten die Aktiven. Sie wecken die Begeisterung bei Fußballern und Eishockeyspielern, während sich der Vorstand des Deutschen Lacrosse-Verbandes um Nachwuchsförderung bemüht. An diversen Schulen wird das Spiel bereits in sogenannten Sport-Arbeitsgemeinschaften angeboten. Die Hoffnung ist, das Spiel für potenzielle Sponsoren interessant zu machen. Attraktiv ist es schon. Dass es geht, beweist die Entwicklung, die Lacrosse in den USA, Kanada, den Commonwealth Staaten und inzwischen auch in Japan genommen hat. Dort lockt Lacrosse bis zu 50.000 Zuschauer in die Stadien. Spitzenreiter was die Begeisterung betrifft sind die USA. Dort gibt es auch eine Profiliga, die Spiele werden im Fernsehen übertragen.



Der Autor Matthias Lukaschewitsch ist fit2dayChefredakteur der Zeitschrift fit2day.de, die auch in Ihrem Studio kostenlos ausliegen sollte. Sie enthält News und Infos zu den Themen Fitness, Wellness, Beauty und Erotik. Fragen Sie einfach Ihren Studiobesitzer nach fit2day.de.

0 Kommentare