Ist Sport gefährlich?

Ist Sport gefährlich?

Immer wieder tauchen negative Schlagzeilen im
Zusammenhang mit dem Sport auf. Der Volksmund kennt zahlreiche zynische
Sprüche, wie "Sport ist Mord", oder "Treibe Sport oder bleibe gesund".
Scheitern alle Versuche zur Förderung sportlicher Aktivität breiter
Volksschichten an der weit verbreiteten
Verachtung für jeglichen Sport, oder
an diffusen Ängsten vor Gesundheitsschäden? Oft wird in den Medien
jede neue Sportart, wie Snowboarden, Inlineskaten, Mountainbiken etc.
zunächst einmal als gefährlich dargestellt, bis eine genügend
grosse Anzahl von aktiven Sportlern sich einen Teufel darum schert, freudig
diesen Sport ausübt und sich die Zahl der Unfälle im Verhältnis
zur Anzahl der Sporttreibenden relativiert. Bis zum Überdruss wird jeweils
auch Winston Churchill zitiert, der Zigarre rauchend und mit der Devise "No
sports, only whisky" 91 Jahre alt wurde. Die Frage "Ist Sport gefährlich?"
hat aber mehrere Dimensionen, die es verdienen, etwas näher betrachtet zu
werden:



Ist Sport generell gefährlich?



Oder anders:
Gehe ich ein gesundheitliches Risiko ein, wenn ich, statt meine Freizeit
friedlich auf dem Sofa verbringe, meine Laufschuhe montiere und zehn Kilometer
joggend durch den Wald trabe? Da kommen einem unwillkürlich Bilder von am
Ziel zusammenbrechenden Langläufern, von Todesfällen an
Volksläufen, an Velorennen etc. in den Sinn. Medizinisch gesehen, stellt
sich die Frage, ob eine sportliche Betätigung überhaupt einen
gesundheitlichen Gewinn bringt. Die Antwort ist ein klares "Ja". Diverse
wissenschaftliche Studien zeigen, dass: eine regelmässige körperliche
Aktivität in einer Ausdauersportart, wie z.B. Laufen, Schwimmen,
Radfahren, Wandern, mit einem zusätzlichen Verbrauch von etwa 1000 kcal.
pro Woche, das Herzinfarktrisiko vermindert und sich generell günstig auf
die Sauerstoffversorgung des ganzen Organismus auswirkt. Das Risiko von
Kreislaufkomplikationen, das aber durch eine ärztliche Untersuchung und
Betreuung von speziell gefährdeten Personen minimiert werden kann,
schmälert diese positive Bilanz nicht. Im Negativsaldo stehen gewisse
Probleme am Bewegungsapparat, die vor allem beim intensiven Laufsport
auftauchen und durch entsprechende Beratung gemildert werden können. Ein
regelmäßiges Krafttraining wirkt dem altersbedingten Abbau von
Muskel- und Knochenmasse entgegen, verbessert die Rumpfstabilität und kann
so gefährlichen Stürzen mit Knochenbrüchen vorbeugen. Wer will
da noch behaupten, Sport sei generell gefährlich?



Sind gewisse
Sportarten gefährlich?




Gut, also, ich habe mich entschieden,
Sport zu treiben, aber muss ich gewisse Sportarten wegen ihres besonderen
Risikos meiden? Ein gewisses, nicht unbeträchtliches Verletzungsrisiko
besteht überall, auch im Alltag, im Haushalt, bei der Arbeit, auf dem Weg
zur Arbeit, denken wir nur an den Straßenverkehr.

Bei Sportarten mit einer großen Geschwindigkeitskomponente
(Radrennsport, Mountainbike, Skifahren), mit rascher Bewegung auf kleinem Raum
(Handball, Squash), intensivem Körperkontakt (Eishockey, Fußball),
besonderen Techniken (Skaten, Tennis, Snowboarden) usw. besteht für den
Ungeübten sicher ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Dieses kann durch
eine gründliche Einführung, durch eine sichere technische
Ausführung, Beachtung von Limiten, durch regelmäßiges Training,
auch von Kraft und Ausdauer, durch optimale Sportgeräte stark herabgesetzt
werden.





Kann man zuviel Sport treiben?




Spitzensportler kennen den Begriff "Übertraining". Man kann also zuviel
trainieren, die Muskulatur "übersäuern", falsch trainieren, sich vor
einem Wettkampf zuviel zuzumuten etc. Im Spitzensport kommen noch andere
Komponenten, wie Ruhm, Ehre, Geld dazu, was einige dazu verleitet, eigene
körperliche Limiten mit illegalen Mitteln, Doping, zu überschreiten.
Nicht selten mit fatalen Folgen. Aber auch Amateursportler muten sich oft
zuviel zu. An Volksläufen z.B. kann man dem Typus des "Angefressenen"
begegnen, der sein überhöhtes Laufpensum mit
Verschleißerscheinungen an den Gelenken bezahlen muss. Nach Erhebungen
wird auch bei Freizeitsportlern der Griff zur Medikamentenschachtel immer
beliebter, z.B. um die Leistung zu steigern, oder mit weniger Schmerzen
trainieren zu können. Sportmedizinische Beratung ist die bessere
Alternative zur Selbstmedikation.



Autor: Dr. med. Jürgen Bossard

0 Kommentare