"Get F.I.T., Think lean!" von Philipp Rauscher... Eine Buchbesprechung

"Get F.I.T., Think lean!" von Philipp Rauscher... Eine Buchbesprechung

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Schon der äußere Eindruck dieses kompakten Werks in minimalistischer Cross-Fit-Optik lässt vermuten: Hier geht es um das Essenzielle - Hartes Training und saubere Ernährung! Und soviel sei vorweg gesagt: Der Leser wird nicht enttäuscht!



Philipp Rauscher legt mit "Get F.I.T., Think lean!"



... das zweite Buch aus seiner Feder vor. Bereits 2009 erschien das "Logisch-Ernähren-Body-System", welches durch tiefgehendes Fachwissen und eine sehr wissenschaftliche Herangehensweise an das Thema Fitness/Ernährung brilliert. "Get F.I.T., Think lean!" ist in gewisser Weise auch ein stilistischer Nachfolger, der insbesondere durch einen sehr sachlichen und logisch-rationalen Ton bestimmt wird.



Dennoch betont Rauscher in seinen Ausführungen immer wieder, dass die eigentliche Basis seiner Ansichten nicht so sehr die Wissenschaft, als vielmehr die praktische Erfahrung ist. Er selbst bezeichnet sein Buch als "workbook" bzw. Praxisbegleiter. Die schlichte und minimalistische Form, die komplett ohne Bilder auskommt, unterstreicht dies. Das Buch lebt also rein von seinem interessanten Inhalt und der Praxisrelevanz.



Philipp Rauscher Ein vielseitiger Sportler



(Natural-Bodybuilding,  Kampfsport, Crossfit, Powerlifting)



Dieser Stil passt sehr gut zum Autor, den Fans als vielseitigen Sportler (Natural-Bodybuilding, Kampfsport, Crossfit, Powerlifting), Ernährungsexperten und Befürworter des dopingfreien Verbesserns der eigenen Körperkomposition kennen. Erst kürzlich veröffentlichte er ein Video, in dem er beim Kreuzheben unglaubliche 4 x 270 kg bewältigte! Damit vereinigt Rauscher alles, was ein guter Fitness-Autor mitbringen sollte: Fachwissen, Authenzität und Ablehnung von Doping!



In bescheidener Art und Weise gibt Rauscher im Buch zu, dass die Ideen seines Trainings- und Ernährungssystems nicht neu sind. Vielmehr handelt es sich um zurechtgeschneiderte und angepasste Varianten bereits bestehender Methoden, die mit Nuancen aus seiner eigenen Erfahrung abgerundet werden. Damit entsteht jedoch tatsächlich etwas Neues: F.I.T.

 



F. I. T. - Diese drei simplen Buchstaben stehen für: F(asting) I(ntensity) T(raining)



- also eine Methode, die auf der Kombination von Fasten mit intensivem Training besteht. Ich möchte an dieser Stelle nicht das komplette System vorstellen, es sei nur soviel gesagt, dass einerseits 16 Stunden am Tag nicht gegessen und 6mal pro Woche trainiert werden sollte. Diese Trainings bestehen aus jeweils 2mal pro Woche: Powerlifting, Complexes und NEPA.



Powerlifting meint die schweren Kraftübungen,



bekannt aus dem Fitnessstudio (beispielsweise Kniebeuge oder Kreuzheben). "Complexes" sind technisch anspruchsvolle Kraftübungen wie z.B. Reißen und Stoßen, die jedoch nicht im Kraft- sondern mehr im Ausdauerbereich absolviert werden sollen. "NEPA" steht für "Non-Exercise-Physical-Activity" - einem Wortungetüm, welches lediglich all die Aktivitäten meint, die nicht zielgerichtet sportlicher Natur sind. Spazierengehen zum Beispiel, oder Treppensteigen bei der Arbeit. Dies soll nicht unbedingt als Training aufgefasst werden, sondern eher "nebenbei" beim Sonntagsspaziergang oder Gassigehen mit dem Hund durchgeführt werden und kann gegebenenfalls mit Dehnübungen kombiniert werden. So ergibt sich für "NEPA" eher eine regenerative Bedeutung, es zählt trotzdem als vollwertiger Trainingstag.



Zu viele Abkürzungen von Philipp Rauscher



"NEPA" ist jedoch leider nicht das einzigste umständliche Buchstabenungeheuer des Buches - einige Abkürzungen sind wohl Schöpfungen des Autors, oder rühren von eher unbekannten Publikationen her. Sicherlich müssen für bisher nicht standardisierte Übungen und Trainingsabläufe feste Namen gefunden werden, doch macht es den Eindruck, als enthielte "Get F.I.T., Think lean!" davon so viele, wie die letzten 5 Bücher zum Thema, die ich las.

 



"Get F.I.T., Think lean!" Mehr Erläuterungen wären besser



Dazu kommt, dass bestimmte, nicht allgemein bekannte Übungen nicht erläutert werden und in Einzelfällen nur schwer bis gar nicht im Internet zu finden sind. Entweder setzt der Autor die Kenntnis dieser Übungen voraus, da sein Buch bewusst nicht für Anfänger gedacht ist - oder aber die Beschreibungen der Exoten hätte den Lesefluss dermaßen eingeschränkt, dass aus stilistischen Gründen darauf verzichtet wurde. An diesen Stellen hätte ich mir etwas mehr Aufklärung gewünscht.



Akribisch ... der Ernährunsteil von "Get F.I.T., Think lean!"



Das trifft jedoch nicht auf den Ernährungsteil des Werkes zu. Akribisch und dennoch nachvollziehbar legt Rauscher die Vorteile seines Ansatzes dar, für 12 - 16 Stunden am Tag nicht zu essen, inklusive der Beschreibung aller biochemischen Vorgänge im Körper. Man merkt dem Autor an, dass hier sein Fachgebiet liegt und er durch eigenes Forschen auf neue Erkenntnisse und Zusammenhänge gestoßen ist.



Besonders lobenswert ist die folgende ernährungstechnische Erkenntnis für mich als Kraftsportler: Nicht alles, was "anabol" ist, ist zwangsläufig gut und umgekehrt nicht all das schlecht, was das Siegel "katabol" trägt. Unser Körper ist dermaßen intelligent, dass er sich aus langen katabolen Phasen mit einem starken Anabolismus befreit. Und genau dieser Mechanismus wird beim Fasten nach Rauscher genutzt.



Eine etwa 16stündige Fastenphase wird von einer etwa 8stündigen Ess-Phase abgelöst. Die Fastenphase unterstützt maßgeblich die Heranziehung von Depotfett als Energielieferanten, währenddessen der Körper die Weichen auf eine stark anabole Reaktion nach Beendigung des Fastens stellt. (Dies ist natürlich stark vereinfacht beschrieben!).



Man kann die Ess-Phase kalorienmäßig anpassen:



- mehr Kalorien + erhöhter Kohlenhydratanteil für Muskelaufbau,



- bedarfsgerechte Kalorien + moderater Kohlenhydratanteil für den Erhalt eines fettarmen und  muskulösen Körpers,



- weniger Kalorien + niedriger Kohlenhydratanteil für betonten Körperfettabbau.



Diese Herangehensweisen greift Rauscher nicht aus der Luft, sondern unterfüttert sie immer wieder mit Studien und einem reichhaltigen Quellenverzeichnis. Letzteres macht es auch einfach, sich geeignete Literatur zur Vertiefung der "F.I.T." vorangehenden Sichtweisen und Trainingssysteme zu suchen.



Fazit:



Zusammengefasst handelt es sich bei dem vorliegenden Buch also um einen sehr lesens- und bedenkenswerten Praxis-Ratgeber, der in die Sammlung eines fortgeschrittenen Fitness-Sportlers und Bodybuilders gehört, da eine echte Alternative zu den herkömmlichen Diät-Formen geboten wird. Zwar ist nichts fachlich Neues zu lesen, jedoch entspringen die fundierten Verknüpfungen älterer Systeme einem sehr klugen Kopf.

Anfänger sollten sich allerdings noch nicht damit beschäftigen, da einfach zu viel Vorwissen und Erfahrung mit der Materie vorausgesetzt wird. Es wäre schade, wenn jemand durch Rauschers Zeilen verunsichert würde oder sein anfängliches Training verkomplizierte.  



 



 



 



 



 



 

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