Der London Marathon

Der London Marathon

Der London Marathon - Spitzensport und Skurrilitäten
Marathonlaufen ist eigentlich anstrengend genug. Umso erstaunlicher, wenn ein Läufer freiwillig in voller Weihnachtsmann-Montur, mit hüftlanger Wallehaar-Perücke oder im Fred-Feuerstein-Kostüm antritt. Doch beim Londoner Marathon, der sich seit dem ersten Lauf 1981 zu einer der wichtigsten Veranstaltungen entwickelt hat, gehören die skurril kostümierten Sportler dazu - denn sie und viele prominente Mitstreiter sammeln mit ihrem Auftritt auf der Strecke Millionen von Spendengeldern. Der britische Marathon gehört damit zu den größten Fundraising-Veranstaltungen der Welt.


Dennoch, auch zwischen britischer Selbstironie und dem Spaß am Spendensammeln: auch hier, wo die britische Läuferin Paula Radcliffe im Jahr 2003 den immer noch gültigen Weltrekord der Frauen mit 2:15:25 aufgestellt hat, geht es vor allem um Spitzenzeiten. Und die sind hier immer wieder fällig, denn wenn man die Streckenrekorde in der britischen Metropole zusammennimmt, ist der 26 Meilen und 385 Yards lange Lauf der schnellste Marathon der Welt. Und der einzige, bei der die Läufer auch noch nebenbei den Nullmeridian in Greenwich überqueren.
Schnellster Läufer von der östlichen Hemisphäre in Greenwich bis zum Zieleinlauf auf der Prachtstraße "The Mall" vor dem Buckingham Palace war am Sonntag Martin Lel. Der Kenianer gewann den Londoner Wettkampf zum dritten Mal - mit dem neuen Streckenrekord von 2:05:15. Das ist die viertschnellste Marathon Zeit, die je gelaufen wurde. Bei den Frauen sorgte die für Deutschland startende Irina Mikitenko für eine dicke Überraschung. Die in Kasachstan geborene Langstreckenläuferin, die erst zum zweiten Mal in ihrer Karriere einen Marathon bestritt, stellte mit 2:24:14 damit einen neuen deutschen Rekord auf und konnte alle anderen Läuferinnen hinter sich lassen.








Tausende Fans sorgen für Rush-hour-Verhältnisse


Rund eine Million Zuschauer verfolgten das Rennen durch die Metropole - und hetzten mit allerlei Jubelutensilien von Streckenposten zu Streckenposten. "Wenn Sie das Pendeln gewöhnt sind, stellen Sie sich die Rush hour vor", warnten die Veranstalter die Fans - denn wer mit der U-Bahn immer zum nächsten Highlight fährt, absolviert selbst eine sportliche Tortur. Doch die Briten ertragen das mit Nonchalance, genauso wie den plötzlich einsetzenden, berüchtigten britischen Regen. "Eine Schande ist das", sagt eine Dame mit Regenschirm an der Strecke, "aber vielleicht ist die Abkühlung ganz gut für die Läufer."




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Für die Freizeitathleten, die sich der sportlichen Herausforderung der Langstrecke stellen, ist das Publikum hier eine wertvolle Unterstützung, das selbst im strömenden Regen keine Sekunde mit dem Klatschen aufhört. Und wer nach diesem Tag, an dem die Straßen der Stadt ausschließlich den Läufern gehörte, mit der randvollen U-Bahn nach Hause quälte, erlebte mal wieder die britische Höflichkeit. So bald ein Marathon Läufer, ausgepumpt, aber mit euphorischem Gesichtsausdruck, mit müden Beinen und schwerem Gang, Startnummer noch auf der Brust auch nur durch die Tür der U-Bahn trat, boten gleich mehrere Passagiere ihre Plätze an – nicht ohne auch noch ausführlich Komplimente zu verteilen. Einmal ein Held sein, das ist in wenigen Städten so beeindruckend wie in der Weltstadt London.

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