Auch Leistungssportler können Bluthochdruck haben!

Auch Leistungssportler können Bluthochdruck haben!

Bluthochdruck bei Sportlern: Warum Kontrolle keine Schwäche ist

Ein durchtrainiertes Herz ist nicht automatisch ein gesundes

Beim Sport passt sich das Herz-Kreislauf-System an die Belastung an. Das Herz wird größer, kräftiger, der Ruhepuls sinkt. Alles wunderbar – oder? Nicht ganz. Denn bei sehr intensiven Trainingsreizen, vor allem im Ausdauer- oder Kraftsport, kann es zu funktionellen Veränderungen kommen, die langfristig den Blutdruck beeinflussen. Wer etwa beim Gewichtheben regelmäßig hohe Pressatmung (Valsalva-Manöver) praktiziert, erzeugt enorme Druckspitzen. Und auch in Ausdauersportarten kann die anhaltende sympathische Aktivierung – also das ständige „Vollgas“ des Nervensystems – zu einer Störung der Blutdruckregulation führen.

Hypertonie bleibt lange unbemerkt – gerade bei sportlich Aktiven

Erschwerend kommt hinzu: Wer sportlich ist, fühlt sich oft kerngesund. Man schwitzt, man schläft, man lebt. Doch genau das macht Bluthochdruck so tückisch: Er verursacht meist über Jahre keine Symptome – weder beim Bankdrücken noch beim Marathon. Erst wenn Kopfschmerzen, Nasenbluten, Leistungsknick oder Sehstörungen auftreten, ist die Hypertonie oft schon fortgeschritten.

Regelmäßige Kontrolle: nicht nur für Couchpotatoes

Sportler neigen dazu, Laborwerte zu ignorieren. Lieber diskutiert man die Satzpausen als den systolischen Wert. Dabei ist gerade bei ambitionierten Trainierenden eine regelmäßige Blutdruckkontrolle wichtig – am besten in Ruhe, mehrmals wöchentlich, immer zur gleichen Tageszeit. Moderne Geräte – z. B. mit App-Anbindung – helfen, den Überblick zu behalten. Wer weiß, wo er steht, kann handeln, bevor es kritisch wird.

Ab wann wird’s gefährlich? Medizinische Grenzwerte für alle

Als normal gelten laut WHO und ESC Werte bis 129/84 mmHg. Alles darüber gilt je nach Stufe als grenzwertig, erhöht oder behandlungsbedürftig. Ab 140/90 mmHg spricht man von arterieller Hypertonie – unabhängig davon, ob man Marathon läuft oder sich nur zum Kühlschrank bewegt. Der Körper unterscheidet nicht zwischen Bizepsumfang und Blutdruckkurve – entscheidend ist der dauerhafte Gefäßdruck.

Risikofaktoren trotz Sportlichkeit

Neben Training und Genetik spielen weitere Faktoren eine Rolle: hoher Salzkonsum, Stress, Schlafmangel, bestimmte Supplements (z. B. Ephedrin, Pre-Workout-Booster) oder schlicht eine familiäre Veranlagung. Auch exzessiver Koffeinkonsum – „nur ein Espresso vor dem Laufen, drei im Büro und einer fürs Training“ – kann den Druck hochtreiben. Wer ständig auf Anschlag lebt, braucht nicht nur Disziplin im Training, sondern auch Achtsamkeit für das, was innen passiert.

Was tun bei Bluthochdruck als Sportler?

Zuerst: keine Panik. Eine Diagnose bedeutet nicht das Ende der sportlichen Karriere. Viele Hochleistungssportler trainieren unter ärztlicher Kontrolle mit Medikamenten und erreichen weiterhin Top-Ergebnisse. Entscheidend ist eine individuelle Anpassung: Trainingsintensität, Regeneration, Ernährung – alles muss zusammenpassen. Manche Medikamente wie ACE-Hemmer oder bestimmte Betablocker sind gut verträglich und beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit kaum – sofern sie richtig eingestellt werden.

Bewegung bleibt Therapie – aber gezielt und bewusst

Die gute Nachricht: Bewegung bleibt auch bei Bluthochdruck Therapie Nummer eins. Vor allem moderates Ausdauertraining – Walken, Radfahren, Schwimmen – kann den Blutdruck nachhaltig senken. Auch Krafttraining ist erlaubt, wenn es nicht mit maximaler Belastung und Atemanhalten betrieben wird. Wichtig ist ein ausgewogenes Programm, das sowohl Herzfrequenz als auch Nervensystem entlastet.

Charmeoffensive für deine Gefäße: Stress abbauen, Schlaf verbessern

Nicht nur das Training zählt – auch was außerhalb passiert, beeinflusst den Blutdruck. Wer wie ein Uhrwerk trainiert, aber abends bis 2 Uhr TikTok-Videos schaut und tagsüber mit drei Meetings gleichzeitig jongliert, darf sich nicht wundern. Ausreichender Schlaf, Mikronährstoffversorgung (Magnesium, Kalium!) und gezielte Entspannungstechniken sind genauso wichtig wie die nächste Kniebeuge.

Motivation statt Macho: Kontrolle ist kein Zeichen von Schwäche

Sportler haben oft ein Problem mit dem Wort „Kontrolle“. Es klingt nach Einschränkung. Doch Kontrolle ist der erste Schritt zu echter Stärke – nicht nur im Gym, sondern auch im Leben. Wer Verantwortung für seine Gesundheit übernimmt, wird langfristig leistungsfähiger, stabiler und entspannter. Ein Blutdruckmessgerät ist kein Gegner – sondern ein Coach im Hintergrund.

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