Zu der Diskussion über Kinder und Ernährung

Hermann

New member
Hallo!

Ich weiss manchmal nicht, was ich von diesen ganzen Diskussionen um Kinder und Ernährung halten soll!? Wir selber sind es doch, die es unseren eigenen Kindern entsprechend beibringen, oder? Wir sind immer schnell dabei, wenn es darum geht andere zu verurteilen. Buhmänner gibt es ja immer, also ist verurteilen richtig gut.

Es wird, wie bei allem anderen, nicht das Problem an der Wurzel gepackt. In der heutigen Zeit gilt ein zahnarzt als Geldgierig und Stümper, wenn er sagt "der Zahn muss raus!!!". Selbst, wenn dieses die beste Lösung ist.

Die jenigen, die Kinder haben, werden verstehen, was ich hier schreibe: Kinder sind brutal, gemein, link, hinterlistig und wollen machen, was sie wollen. Alle anderen Eltern sind sowieso besser als die eigenen. Man kann Kinder 5 Stunden am Tag zur Ernährungsberatung schicken, aber sie werden niemals verstehen, warum sie nicht ins Schnellrestaurant, sondern an die Salat-Theke sollen. Damit sind die bei ihren Freunden nämlich völlig out. Und DAS ist das wichtigste für ein Kind: Anerkennung der Gleichaltrigen!
Das, was man ihnen vorlebt, werden sie völlig unabhängig von ihrer Jugend irgendwann machen. Ich kann mich selber nicht mit Essen belohnen, und von meinem Kind erwarten, dass es das nicht macht.
Auf der anderen Seite gibt es auch Grenzen, die man dem Kind zeigen muss. Manchmal muss man sie zu ihrem Glück zwingen. Es gibt keine 100% richtigen Erziehungen, aber einem Kind erklären, dass es jetzt nicht die fünfte Scheibe Brot und dann noch den Kuchen essen sollte, sondern zur Befriedigung eine jetzt eine Runde in den Garten geht, sollte schon drin sein. Auch kann man dem Kind bewusst machen, das zuviel essen dicker macht. Es ist weniger Frusterzeugend als man denkt, denn der Beweis für diese Aussagen kommt bestimmt :winke:

mfg

Hermann


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Klar sind wir es,

lieber Hermann,
die bis zum 6. Lebensjahr die die alleinige Möglichkeit der vernünftigen Erziehung in Sachen "Gesunde Ernährung und Bewegung" unserer Kinder in der Hand haben. Trotzdem werden Fehler über Fehler gemacht. Und nicht nur von den geistig Minderbemittelten. Ich kenne hochintelligente Leute,
selbst Eltern, die schleppen bis zu 40 kg Übergewicht mit sich rum und wissen das. Und auch die 14 jährige Tochter hat schon 20 kg zuviel. Das sei aber alles "genetisch" bedingt, weil auch die Großmutter, mittlerweile 72 Jahre, 25 kg zuviel hat. Was natürlich alles Blödsinn ist.
Die Oma ißt immer noch das Gleiche wie vor 50 Jahren, obwohl sie sich nur noch vom Bett auf`s Sofa und von da wieder ins Bett bewegt. Viel Fett, noch mehr versteckte Fette,
dazu Malzbier (sei gesund) und viel süße Limonade, täglich um 16.00 Uhr Kaffee und Kuchen usw. Mit allen üblichen Folgen: hoher Blutzucker, hohe Cholesterinwerte, Atemnot usw. Und absolut unbelehrbar!!!!!!!!!!
Und die Enkelin jahrelang mit Süßigkeiten, Schokolade und Keksen im Wettstreit mit dem anderen Großelternpaar vollgestopft.
Und den eigenen Sohn in Punkto "Essen"verwöhnt bis zum gehtnichtmehr. Dieser geht nicht einen Milimeter von anerzogenen Verhaltensmustern und Geschmacksmustern ab trotz besserem Wissen. Die sitzende Berufstätigkeit sei ja so anstrengend und stressig, daß man sich doch wenigstens mit viel und gutem Essen einen Ausgleich schaffen müsse. Abendessen als Hauptmahlzeit, warm und reichlich und nicht vor 20.00 Uhr.
Ergebnis, die 14 jährige Tochter hat 20 kg zuviel an Körperfett mit steigender Tendenz. Und Pubertät und McDonnalds kommen noch.
Und jegliche Bemühungen um Aufklärung und Zusammenhänge sinnlos. Man lebe sein "eigenes Leben", lieber kurz aber mit Genuss.
Wer zeigt jetzt denen ihre Grenzen und zwingt sie zum Glück?
Gruß Rainer
 
Hallo,

selbst Vater dreier Kinder, stimme ich weitgehend zu.
Nur das Essen bei Kindern folgt schon komplexeren Beziehungen als nur dem der Altersgenossen. Neben Werbung, Beispiel der Eltern, Konflikbereitschaft mit den Eltern, Einfluss der Altersgenossen, sehe ich auch das suchen nach einem eigenen Esskultur, die sich durchaus erheblich von den der Eltern unterscheiden kann. Was haben wir in den letzten Jahren für einen Aufstand bezüglich des Essens gemacht. Gerade das Essen ist idiologisch Überbelastet worden. Das beeinfluss unsere Auseinadersetzung mit den Kindern. Wenn der Apfel mehr als ein buntes rundes Stück Obst ist, wird er schnell zum Zankapfel.

Wie schön ist es, hier immer wieder zu lesen: "Die Energiebilanz enscheidet". Vergesst die ganze Idiologie.

Wenn wir über dicke Kinder reden, so reden wir auch über Kinder mit zuwenig Bewegung.
Auch hier leben die Kinder in einer von uns geprägten Welt. Wenn die Kinder Sport machen, so kommt sehr schnell Leistungsanspruch (der Eltern, der Betreuer). Die Sportvereine können in vielen Fällen keinen Breitensport mehr anbieteten. (Wobei ich Breitensport nicht als den Sport, der sich nicht zum Leistungssport zählen kann, aber auf den Weg dorthin ist, definiere, sondern als ein Angebot, das die Freude am Sport in den Mittelpunkt stellt).

Wie alle sind irgenwo auf dem Weg uns irgenwie in der Welt zurecht zufinden. Vielen der klugen Erwachsenen gelingt es nicht. Lassen wir unseren Kindern auch den Platz einen Weg für sich zu finden, wie Du so schön sagst, können wir sie eh nicht daran hindern.

so jetzt fällt mir nicht mehr ein, musste meinem Sohn gerade klar machen, dass auch Jogurts dick machen, und habe dabei eine Tafel Schokloade gefunden. Kann ich mir leisten, bin heute morgen 20km gelaufen. Wie offt habe ich das heute schon als Bergründung für einen Griff in den Kühlschrank gedacht?
Na macht nichts, laufe ich morgen eben nochmal.

Tschüss

Günter
 
ein paar gute "Rezepte" aus eigener Erfahrung:

und damit meine ich, dass meine Eltern ein sehr gutes Vorbild waren, was Essenszusammenstellung, Esskultur und Bewegung waren:

Vielleicht hört es sich schon sehr nach "guter alter Zeit" an, aber ich hatte mehrfach Glück:

- einen aktiv Sport treibenden Vater (Leichtathletik; Deutscher Seniorenmeister im Weitsprung), der regelmäßig Waldläufe machte - das bekommt man als Kind natürlich mit und will irgendwann mitlaufen

- eine nicht unsportliche, normalgewichtige Mutter (Lehrerin für Sport und Hauswirtschaft), die abwechslungsreich, fettarm und häufig fleischlos gekocht hat. "Junkfood" gab es zuhause nie, was auch daran lag, dass McDo und Co. damals noch auf Großstädte beschränkt war.

- wir haben viel draußen gespielt und regelmäßig mit den Eltern Spaziergänge gemacht - Tipp für Eltern, deren Kinder abends noch aufgedreht sind - so kriegt ihr sie K.O. ;-)

- Süßigkeiten waren Ausnahme und ein besonderes Ereignis, besonders gut erinnere ich mich an das "Ritual" des Eisholens bzw. -essens: etwa zweimal pro Woche im Sommer brachte mein Vater nach dem Training im Stadion aus der nahe gelegenen Eisdiele für jeden einen Becher mit 3 oder 4 Kugeln mit, den es dann als Nachtisch zum Abendessen gab oder noch später als "besonderes Ereignis" gemeinsam genossen wurde, im Winter wurde eine Tafel Schokolade geteilt oder Weihnachtsgebäck gegessen.

- zum Essen gab es nur Apfel- oder O-Saft und Mineralwasser bzw. jeder hat sich sein Schorle gemixt. Ich habe bis heute nie das Verlangen nach irgendeinem "Zuckerwasser", das sowieso nur eiskalt genießbar ist ...

- es wurde wann immer möglich gemeinsam gegessen und dabei auf Tischmanieren geachtet (ich bin beim Durchblättern des neuen Playboy ja fast vom Stuhl gefallen, als ich las, dass der BND bei seinen Einstellungstests auch darauf achtet; schließlich darf sich ein Agent je nach "Legende", also Tarnung, nicht im Luxusrestaurant blamieren ... das nur am Rande)

- wir wurden zwar ermahnt, den Teller leer zu essen, aber nie gezwungen und durften immer soviel essen wie wir wollten, nie hat uns einer den Kaloriengehalt von Joghurt (!!!) vorgehalten. Da wir uns beim Essen satt aßen, gab es kein Bedürfnis für Knabberei zwischendurch. Mahlzeiten waren meistens Frühstück, Pausenbrot, Mittagessen, nicht nur Sonntags Kaffee und 1-2 Stück meist selbstgebackenen Kuchen (niemals Sahnetorte) und Abendessen, später evtl. noch beim gemeinsamen Fernsehen Salzstangen (niemals Chips). Sport wurde nie zum "Kalorienverbrennen" gemacht, immer aus Spaß daran!. Ich erinnere mich noch an das bei einem Familienfest mit meinem Vetter ausgetragene "Duell", das ich mit 8:7 Kuchenstücken gewann :)))))

- natürlich durften wir uns vom Taschengeld Süßigkeiten kaufen, dieses habe ich aber ab dem Gymnasium lieber in die Vanillemilch des Hausmeister-Shops oder später in Streuselkuchen und Kaffee in der Bäckerei um die Ecke investiert

- unsere Großeltern haben uns nie mit Schokolade vollgestopft und wir haben sie trotzdem geliebt. Und mit den 10 Mark ab und zu haben wir viel mehr anfangen können als mit Süßkram ... ich glaube, das kann man als Eltern auch gegenüber den "Alten" durchsetzen.

Mein Fazit:

- Auch täglich Fastfood kann man mit gutem, möglichst gemeinsamem Essen zuhause ausgleichen

- Vorbild sein wirkt tausendmal besser als Verbote und Vorschriften

- Bewegung (Spaziergang mit den Kindern statt Nachmittagsprogramm im Fernsehen) und Sport fördern, wo es nur geht.

Das sollte eigentlich reichen, ist doch gar nicht so viel und erfordert keine Übermenschen ...

Gruß

chianti

http://www.dkverlag.de/tour/attachment.php?s=&postid=21189
 
Hallo Hermann, ich kann Dir weitestgehend nur zustimmen, finde es persönlich aber problematisch, schon bei Kindern auf Kalorien- Angaben zu achten. Ich denke auch es ist wichtig, darauf zu achten, was man selber vorlebt, aber ein gesundes, aktives Kind wird immer nur soviel essen, wie es mag- und im optimalen Fall anschließend mit den Freunden draußen herumtoben (und so jegelichen Kalorien- Überschuß wieder loswerden ) So wars damals bei mir und meinen 3 Geschwistern, wir hatten keinen Fernseher, unsere Eltern waren eher unsportlich und haben uns keine Mengenvorgaben beim Essen gemact. Wir sind alle 4 nicht zu dick geworden. Ich denke einfach, dass Hauptproblem liegt darin, dass die Kids heute immer weniger draußen herumtoben, die meisten sitzen eher vor der Playstationund futtern dabei Chips u. Co. Gut, es hat sich ja leider auch viel geändert, gerade in Städten können die Kinder nicht einfach unbeaufsichtigt auf die Straße...Klar, die Eltern müßten am besten eine gesunde Lebensweise vorleben- und da fehlt es halt oft an Zeit und Motivation... Mich macht es halt so traurig, wenn ich Kinder mit teilweise krassem Übergewicht sehe, und ich an die Probleme denke, die sie dadurch noch bekommen werden. Ist halt irgendwie auch ein Wohlstandsphänomen. Ich fürchte, ich konnte auch nicht groß was Produktives beitragen, aber ich wollte das einfach mal loswerden...
 
Meine 3 jährige Nichte trinkt eigentlich immer Wasser. Am liebsten ohne Sprudel aber hie und da doch mit. Ganz selten will sie Apfelsaft. Sonst kennt sie noch Milch und Kakao (welche sie aber nicht als Durstlöscher bekommt).
Letzes Mal, als sie bei mir war, hab ich ihr gedankenlos Himbeersaft angeboten (mein Mann ernährt sich schlecht..) und sie sagte: Nein danke, Wasser bitte!
Also da war ich schwer beeindruckt! Dass sie Himbeersaft nicht kennt, kann ich mir nicht vorstellen, aber offensichtlich zieht sie das "gute alte" Wasser vor!
Hoffentlich können die Eltern der anderen Kindergartenkinder so ein "gesund denkendes" Kind nicht umkrempeln, indem sie ihren eigenen Kindern "Müll" mitgeben. Ich befürchte halt, dass meine süße Nichte irgendwann doch auch so eine Milchschnitte haben will..
Was meinst du? kann man da gegensteuern?
Hexi
 
wie Chianti schon sagte...

... (und übrigens auch ich schon mehrere male in diesem forum), liegt das "hauptübel" weniger in der ernährung als vielmehr in der mangelnden körperlichen aktivität der kinder. das ist übrigens auch durch studien mehrfach belegt.
gruß, kurt
 
Ich glaube,

lieber Roland15,
da überschätzt Du die genetik doch ein bischen. Die Farbe der Augen, der Haare, die Körpergröße usw. ja, aber wieviel in die Fettzellen wandert, das bleibt einzig und allein der Energiebilanz überlassen. Und was Dein Klassenkamerad so alles in sich hinein futtert, wenn Du nicht dabei bist, weißt Du auch nicht hundert prozentig. Du bist erst 15 und noch im wachsen, das süße Leben, das fette Essen, der Alkohol, usw. und damit das Fett kommt noch. Oder auch nicht. Es liegt an Dir.
Gruß Rainer
 
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