überschuss an eisweiss

defiant

New member
durch die vielen threads die ich zu diesem thema gelesen habe bin ich jetzt verunsichert...

wenn man zuviel eiweiss zu sich nimmt, wird das nichtverwendete eiweiss in fett umgewandelt, richtig?
wird es auch in fett umgewandelt wenn man eine negative energiebilanz hat? oder doch erst wenn die energiebilanz sowieso schon positiv ist?

danke für die veständnishilfe

http://www.trexx.ch/img/upload/portrait_9.gif
 
Aaaalso nochmals ganz langsam

Über Fettzu- und abnahme entscheidet die Energiebilanz!
Ist sie positiv, nimmt man an Fett zu.
Ist sie negativ, nimmt man an Fett ab.
Ist sie ausgelglichen, passiert eben nix.
Davon nicht betroffen ist die Bilanz der einzelnen Nährstoffe.
(womit nichts über den Sinn oder Unsinn von Eiweissdiät oder sonst einer extremen Ernährungsform ausgesagt ist!!!!!!)
So, jetzt sollte das mal klar sein. Ansonsten ist fast jeder zweite Artikel im Archiv zum Thema EB und auf Kurts Homepage findest du "evidence-based facts"!

Grüsse
Rik
 
Hallo XYZ,

Alle Nährstoffe landen im Endeffekt in ihre molekularen Bestandteile zerkleinert im Krebszyklus, Zitratzyklus und letztendlich in der Elektronentransportkette, um das Energieäquivalent für den Zellmetabolismus herzustellen. d.h. Eiweiß, Zucker und Fett werden im Mund-Magen-Dünndarm zerkleinert, in den Blutkreislauf aufgenommen, über die Pfortader in die Leber gepulst (1 Hz), dort von den Hepatozyten entsprechend umgeschichtet und dem Restkörper dosiert zur Verfügung gestellt.

Um zum eigentlichen Kern der Sache zu kommen:
Sobald man zuviel Eiweiß aufnimmt, und die Aminosäurepools der Zellen gefüllt sind, gleichzeitig auch kein Bedarf an Bausubstanz (Strukturproteine) vorhanden ist, versucht der Körper das Eiweiß zu "verstoffwechseln". Er zerhackt es also, bis er es in oben genannte Zyklen einschleußen kann und gewinnt Energie daraus. Das steht im Gleichgewicht zum Energiegewinn aus (hauptsächlich) Zucker und (in geringerem Anteil) Fett. Letztere beiden werden dadurch also automatisch weniger "verbraucht".

In Fett wird Eiweiß allerdings nur umgewandelt, sobald dem Körper aus irgenwelchen Entzehrungszuständen Fett fehlen sollte und gleichzeitig Eiweiß genug zur Verfügung steht. Also quasi zur heutigen Zeit in unserer Region grundsätzlich nie nicht.

Das würde so funktionieren: Aus dem Zitratzyklus (siehe oben) wird Azetyl-CoA abgezweigt, das aus dem Mitochondrium über die Zwischenstufe "Zitrat" ins Zytosol transportiert wird, dort zu Malonyl-CoA karboxyliert wird und letztendlich über weitere Verlängerungsstufen dann eine Fettsäure bildet.

Frage beantwortet? :)

Best wishes,

Doc Holliday
 
déjà vu

hallo stephan,
so mancher leser wird bei deinen zeilen ein déjà vu-erlebnis haben:winke: (siehe meine früheren ausführlichen foreneinträge in sachen intermediärstoffwechsel). übrigens, du weißt aber schon, dass unser körper überwiegend energie aus der betaoxidation gewinnt, vor allem unsere muskeln, wenn sie "ruhen".

gruß, kurt
 
Re: déjà vu

Lieber Kurt,

wenn ich in der Schule richtig aufgepaßt habe, dann stellt die b-Oxidation Fettsäuren als C2-Körper dem Stoffwechsel (Zitratzyklus) zur Verfügung. Deiner Aussage folgend, gewinnt der Organismus seine Energie hauptsächlich aus Fett. Soso ...

Es stimmt zwar, daß die Lipolyse Insulin-abhängig reguliert wird und daß (demzufolge) bei niederem Stoffwechsel (und Zuckermangel) die b-Oxidation eine vorrangige Rolle spielt, was aber nicht automatisch heißt, daß der Organismus grundsätzlich seine Energie aus Fett gewinnt. Auch bei den ruhenden Muskeln gilt hier der Regelkreis, daß der Insulinspiegel (und Blutzuckerspiegel) nicht zu hoch sein darf. Dann stimmt auch Deine Aussage bzgl. des ruhenden Muskels.
 
Who knows?

Ich werde bei Gelegenheit mal in der Medline recherchieren, ob das so strikt getrennt werden kann. Aktuell kann ich dem leider nicht widersprechen, obwohl ich vermuten würde, daß grundsätzlich beide Wege (Glykolyse + beta-Oxidation) aktiv sind. Während körperlicher Belastung tendentiell mehr die schneller aktivierbare Glykolyse und während Ruhezuständen tendentiell die effizientere b-Oxidation. Hier befinde ich mich allerdings auf unsicherem Grund und verweigere deshalb jede (auf mich zurückfallende) Aussage :).

D.H.
 
Stichwort "Energieflussrate"

lieber stephan,
die lipolyse ist insulin-abhängig, nicht jedoch die betaoxidation. der modus der energiebereitstellung ist abhängig vom bedarf, sprich der energieflussrate. der ruhende muskel gewinnt seine energie jedenfalls überwiegend aus der betaoxidation, weil ihm eine niedrige energieflussrate genügt.
siehe "die muskuläre energiebereitstellung im sport" auf meiner homepage. ist zwar für laien geschrieben, aber du darfst es trotzdem lesen:winke:.
hier noch eine (hier schon wiederholt präsentierte) tabelle:
http://www.fitness.com/phpapps/ubbthreads/showthreaded.php?Cat=2&Board=de_fitnessbk&Number=35114&Search=true&Forum=All_Forums&Words=muskul%E4re%20Energiebereitstellung%20in&Match=And&Searchpage=0&Limit=1000&Old=allposts&Main=34919

gruß, kurt
 
Re: Who knows?

natürlich sind grundsätzlich immer beide wege im intermediärstoffwechsel aktiv. die energieflussrate bestimmt die jeweiligen anteile.

gruß, kurt
 
Re: Stichwort "Energieflussrate"

Geschätzter Kurt,

die beta-Oxidation ist (ein) Bestandteil der Lipolyse.

Um das Ganze noch unübersichtlicher zu machen:

1. Schritt der Lipolyse: Abbau der Triacylglyceride durch Mono-Di-Triacylglycerid-Lipasen.
Adrenalin und Glucagon wirken lipolytisch.

2. Schritt der Lipolyse: beta-Oxidation der gesättigten unverzweigten (und auch die alpha-Oxidation der ungesättigten und verzweigten Fettsäuren) durch Acyl-CoA-Synthetase, Acyl-CoA-Dehydrogenase, Enoyl-CoA-Hydratase, beta-Hydroxyacyl-CoA-Dehydrogenase und beta-Ketothiolase.

Endprodukt: Acetyl-CoA - geht in den Zitratzyklus ein.

Während der Lypolyse entstehen - nur in der Leber - Ketonkörper. Diese werden an das Blut abgegeben und stehen dem Gewebe zur leichten Energiegewinnung zur Verfügung. Gleichzeitig wird von der Leber permanent die Konzentration der Ketonkörper im Blut gemessen. Eine gesteigerte Lipolyse bedeutet viele abgebaute Fettsäuren = hohe Konzentration von Ketonkörpern, wobei sich die Ketonkörperbildung (in der Leber) am Bedarf der Organe orientiert.

Kohlenhydrate haben eine antiketogene oder ketolytische Wirkung. Insulin fördert den Fettaufbau - wie schon erwähnt.

Somatotropin, Glukagon und Adrenalin steigern den Fettabbau. Im Hungerzustand ist der Fettabbau erhöht und damit auch die Ketonkörperbildung.

Den Artikel auf Deiner Homepage sehe ich mir bei Gelegenheit an. Wahrscheinlich steht dort wortwörtlich dasselbe wie oben erwähnte Ausführungen (die ich nun hauptsächlich aus Lehrbüchern habe - und nicht grundsätzlich auswendig parat weiß). Ansonsten danke für die Gnade, den Artikel durch virtuelles Lesen überproportional verschleißen zu dürfen :),

Doc_Holliday
 
nicht ganz richtig!

1. die lipolyse ist die spaltung von triglyceriden in glycerin und freie fettsäuren. letztere sind das eigentliche substrat der energiegewinnung (betaoxidation). fettsäuren werden rund um die uhr oxidiert, auch solche ohne vorangegangene lipolyse.
2. ketonkörper entstehen in der leber nicht direkt aus der lipolyse, sondern indirekt. sie entstehen aus freien fettsäuren, und zwar dann, wenn aufgrund einer gesteigerten lipolyse ein überangebot an freien fettsäuren vorhanden ist, die somit nicht alle als solche verstoffwechselt werden können - wie es beim absoluten insulinmangel der fall ist (insulin fördert nicht die lipogenese, sondern hemmt die lipolyse - das ist kein großer, aber doch ein unterschied)

ich seh schon - sooo sattelfest in biochemie bist du auch wieder nicht:winke:

gruß, kurt (der für die "banalen" basiskenntnisse in biochemie nicht ins lehrbuch schauen muss:winke:)
 
Re: nicht ganz richtig!

Geschätzter Kurt,

genau so sehe ich einen fairen Schlagabtausch. Du lockst mich auf ein Gebiet, in dem Du Dich besser auskennst, pickst Dir (nur) die Punkte heraus, die (relativ gesehen) unangreifbar sind und zweifelst damit meine Fachkenntnis an :winke:. Nichts grundsätzlich Neues in der Welt der Kliniken, wo jeder abgekapselt in seinem Wissensdom eine Art feudales System aufbaut, mit einem von Gott eingesetzten Despoten, der die Weisheit direkt von heiligen Geist übertragen bekommen hat. Bei den Niedergelassenen scheint mir der Trend ähnlich. Das ist aber wohl alles mehr als menschlich, denn wer gibt sich schon gerne Schwächen - auch wenn es für die Eigenentwicklung förderlich erscheint.

Da ist mir die offenere Welt der Wissenschaften dann doch lieber. In einem multikulturellen Sumpf relativ hemmungslos mitschwimmen, getragen von interdisziplinärem Austausch, (sehr) kollegialen Zusammenarbeiten und (Arbeits- und Wissens-)Kooperationen quer über den Globus. Dort spielt ein falscher Ausdruck weniger eine Rolle - vor allem, jemandem damit gleich Fachunkenntnis zu unterstellen?

Aber ok, da Biochemie (und Stoffwechsel) vom Studium her gesehen schon einige Zeit her ist, muß ich natürlich (um definiertere Aussagen treffen zu können) die aktuelle Literatur bemühen.

Die Lipolyse ist tatsächlich der Einstieg in den Fettabbau und nicht der gesamte Fettabbau (wie ich angenommen hatte).

Die Fettsäuren werden nicht grundsätzlich ohne vorangegangene Lipolyse oxidiert, da ohne die vorangegangene Lipolyse - die limitierend für den Abbau des Fettes im Fettgewebe ist - keine Fettsäuren zur Verfügung stehen.

Die Fettsäuren werden <font color=red>natürlich <font color=black>rund um die Uhr oxidiert, da der Zellmetabolismus nicht stillsteht und immer irgendwo Fettsäuren auf- oder abgebaut werden - u.a. für die Aufrechterhaltung der Biomembranen einer Zelle (und deren Organellen). Das hat mit der Energiegewinnung aber nicht primär etwas zu tun.

Das mit den Ketonkörpern stimmt. Die kommen aus der b-Oxidation und werden über die Ketogenese gebildet. Die Ketonkörper sind allerdings grundsätzlich - wenn auch in geringer Menge - im Blut vorhanden. Die Organe werden so mit leicht (und schnell) zugänglichem Material aus dem (eher langwierigen) Fettsäureabbau versorgt. Dies geschieht bei einem Überangebot an freien Fettsäuren, bei Aushungerung und bei starkem Insulinmangel (Diabetes).

Was "freie" Fettsäuren sind, kannst Du mir mit Deinen banalen Basiskenntnissen doch sicher erklären :). Dies ohne Deine Fachkompetenz anzweifeln zu wollen :).

Best wishes,

Doc Holliday
 
Re: nicht ganz richtig!

Hallo Doc,

ich finde es schön, daß du unseren Foren-Kurt die zwei Tage, die ich unterwegs war, schön beschäftigt hast. Denn - mehr als beschäftigen ist nicht drin. Selbst wenn du mit knallharten Fakten aufwarten würdest, Kurt findet immer eine Möglichkeit sie zu ignorieren. Darin ist er wahrlich Weltmeister. Kurt ist schließlich der einzige, der sich mit Medizin beschäftigt hat (glaubt er zumindest felsenfest), alle anderen sind blöd, selbst gestandene Professoren (z.b. Prof. Freeman in Baltimore) sind in seinen Augen unwürdig.

Dabei will er doch eigentlich Leuten hier im Forum helfen. Allerdings hat er vor lauter Beileidigen, abkanzeln.. für die eigentlichen Anfragen manchmal gar keine Zeit mehr - der arme. So kommt es denn zu solchen plumpen Aufforderungen für das Suchsystem oder auch zu Aneinanderreihungen von Links zu eigenen Beiträgen - mögen sie auch noch so veraltet bzw. überholt sein.

MFG Siggi
 
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