@ Lazar
Ich weiß immernoch nicht, von welcher Kadenz die Rede ist. Ich gehe mal von einer normalen 3 / 3 - 4 / 4 - Kadenz aus. Und da muss ich dir widersprechen, was den Muskelaufbau angeht. Ich bin kein Freund von Superslow (ca. 10 / 10 im Ansatz) und auch Sekunden zählen halte ich für den Fortgeschrittenen für unnötig. Aber deine Aussage deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen und der dahinter stehenden Theorie. Das ist keine provokante Antwort, aber sowas wie "Grundkraft" verstehe ich in diesem Zusammenhang genauso wenig, wie die "Grundlagenausdauer" im Ausdauersport, die als Begriff meist herhalten muss für Zusammenhänge, die sich die Anwender des Begriffs nicht ganz erklären können.
Dass langsame Wiederholungen langsam machen klingt oberflächlich logisch, ist aber nicht richtig. Bezogen auf eine individuelle Bewegung erzielt eine schnellere Ausführung eine motorische Anpassung an diese Ausführung. Je langsamer und kontrollierter du eine Bewegung ausführst, desto mehr rückt der motorische Faktor, also der eigentliche Skill der Bewegung in den Hintergrund. Auch das ist richtig. Nur hat spezifische Motorik in anderen Bereichen nicht viel damit zu tun. Wenn ich explosiv kniebeuge, springe ich nicht automatisch explosiver. Ich muss durch gezieltes Training das Kraftpotenzial der beanspruchten Muskulatur verbessern UND motorisch das Springen erlernen / effizienter ausführen. Das Thema ist so seit den 60er Jahren im Klassiker "Motor Learning" ausführlich besprochen, belegt und seitdem immer wieder so bestätigt worden. Warum dieser Humbug immernoch im Umlauf ist - keine Ahnung.
Bitte verwechselt meine Aussagen nicht mit z.B. explosiven Kraftsportarten. Beim Gewichtheben besitzt die Disziplin als solche kombinierte Aspekte, womit eine langsame Ausführung von z.B. Clean and Jerk nicht möglich, und wenn möglich absolut nicht sinnvoll wäre.
Ich habe vor ein paar Jahren einen Vortrag vor einem großen Verband im Olympia-Stützpunkt Berlin gehalten, genau zu dem Thema. Ich war mit 24 Jahren noch relativ jung, ich denke, dass sich der sehr eindimensional denkende betreuende Sportarzt durch meine Aussagen angegriffen gefühlt hat und mit peinlichen, nicht zu belegenden Theorien auftrat. Leider wurde mir immer wieder in solchen Situationen bewusst, warum so ein Unsinn kursiert. In einem anderen Verband habe ich ein paar Sportler betreut. Der Co-Trainer der Nationalmannschaft hat sich selber bei mir berschwert, dass der Zuständige Betreuer für den Kraft- und Athletikbereich nur Mist macht. Ich will nicht alles schlecht machen, aber viele Autoritäten reden unfassbaren Mist und sind nur in ihrer Position, weil sie die richtigen Leute kennen. Diese Leute halten dann an den Universitäten Vorträge und verteilen ihre Theorien an die Elite von morgen. Naja.
Fazit: Eine langsame Ausführung resultiert NICHT zwingend in verlangsamten athletischen Leistungen, oder einer verminderten Fähigkeit, Bewegungen explosiv auszuführen, wenn das erforderlich ist. Viel mehr ist das Thema sehr, sehr komplex und so einfach nicht zu erfassen, eher eine Wissenschaft für sich (auch wenn ich diese Floskel hasse!), die leider viel zu oft in vereinfachte Regeln verpackt werden soll, was zu pseudo-wissenschaftlichen Annahmen und schlichweg Fehlern in der Auslegung diverser Zusammenhänge führt / führen kann.
Dass es auch anders geht, habe ich kürzlich erfahren dürfen. Ich hatte eine ausgiebige Diskussion mit einem guten Freund, ehemaliger Europameister Gewichtheben und Betreuer einiger Verbände im Kraftbereich. Er hatte seine Ansichten und ich meine, er hat sich aber auch von falschen Auslegungen abbringen lassen, wenn die Argumente einleuchteten. Andere stellen sich quer, widersprechen aus Prinzip - das ist leider die Regel.
Ich entschuldige mich für viele Zeilen Off-Topic. Ich wollte nur erläutern, woher meiner Meinung nach viele falsche oder halbgare Annahmen kommen.