Menschen täuschen sich, Experten auch. Das wäre nicht der Rede wert. Wenn aber jemand sich als allwissend und unfehlbar stilisiert, dann sollte man auch mal genauer hinsehen. Kurts sogenannte „Evidenz-basierte State of the Art“ Aussagen sind ja zum Teil durchaus dem derzeitigen Stand des Wissens entsprechend. Andere sind nach meiner Einschätzung eher kurios, manche aber schlicht abenteuerlich. Sie zeugen zumindest von grandioser Phantasie.
Der Gipfel an Desinformation war sein Statement vom 12. August zum Thema „Gesundheitsreform“. Sein fachmännischer Kommentar: “...Die Rate an Herzinfarkten ist in den USA schon seit Jahren im Sinken begriffen, bei uns hat sie noch nicht einmal die Plateauphase erreicht... ich denke, dass hier das Rauchverhalten eine entscheidende rolle spielt...:“ klingt beeindruckend – ist aber leider reiner Quatsch.
Tatsächlich geht auch in Deutschland und Österreich die Herzinfarktsterblichkeit seit vielen Jahren deutlich zurück. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt dazu offizielle Daten heraus, die für jedermann einsehbar sind. Veröffentlicht wurden die neuesten letzthin auch in einem renommierten medizinischen Fachjournal (1). Wer sich dafür interessiert, kann die Arbeit bei mir als pdf-Datei erhalten.
Die WHO-Daten weisen aus, dass in der Tat in den USA die altersstandardisierten Raten der KHK-Sterblichkeit (vereinfacht als „Herzinfarkt“ bezeichnet) von Mitte der 60er Jahre bis Ende der 90er Jahre um sage und schreibe 64 % bei Männern und um 60% bei Frauen zurück gegangen sind. Selten beachtete Tatsache ist aber auch, dass der größte Anteil an diesem Rückgang bereits ab Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre zu beobachten war. Damals rauchten die Amis noch wie die Schlote und damals hatten auch noch längst keine der berühmten Blutdruck- oder sonstige Präventionsprogramme begonnen. Eine überzeugende Erklärung für diese Entwicklung steht vielmehr nach wie vor aus.
In Europa beobachtete man den Rückgang an KHK-Sterblichkeit etwa zehn Jahre später. Das Plateau war etwa Mitte der 70er Jahre erreicht und seit dem geht es bergab. In Österreich ist zwischen 1965 und 1998 die KHK-Sterblichkeit bei Frauen um 32 % und bei Männern um 25 % gesunken. In Deutschland liegen die entsprechenden Abnahmen mit 2% und 18% deutlich niedriger. Auch für diese Entwicklungen stehen überzeugende Erklärungen aus.
Die EU weist im Durchschnitt im Jahre 1998 mit 100 KHK-Todesfällen pro 100.000 Männer pro Jahr immer noch eine deutlich niedrigere altersstandardisierte Rate aus, als die USA mit 121 pro 100.000 Männer. Bei den Frauen sind wir in der EU mit 45 Todesfällen auch noch deutlich besser dran, als die Amerikanerinnen mit ihrer Rate von 67 pro 100.000. Und das alles ohne die „großartige amerikanische Medizin“ und auch ohne die gefeierten Anti-Rauch- und anderen Präventionsprogramme.
Nach meiner Lebenserfahrung haben Menschen, die ständig andere diskreditieren und andererseits immerfort auf ihre eigene „hohe Qualifikation“ hinweisen das nötig, um sich selbst zu erhöhen und damit ihre Schwächen kompensieren zu können: Die berühmte Projektion von eigenen Fehlern. Könnte es sein, dass jemand, der ständig mit „State of the Art“ und „Evidence-Based“ und „kritische Evaluierung“ um sich schmeißt, nur seine eigenen Defizite auf genau diesem Gebiet verbergen will?
Grüsse von einem amüsierten Blender!
1. Levi F, Lucchini F, Negri E, La Vecchia C. Trends in mortality from cardiovas-cular and cerebrovascular diseases in Europe and other areas of the world. Heart 2002;88:119-24.
Der Gipfel an Desinformation war sein Statement vom 12. August zum Thema „Gesundheitsreform“. Sein fachmännischer Kommentar: “...Die Rate an Herzinfarkten ist in den USA schon seit Jahren im Sinken begriffen, bei uns hat sie noch nicht einmal die Plateauphase erreicht... ich denke, dass hier das Rauchverhalten eine entscheidende rolle spielt...:“ klingt beeindruckend – ist aber leider reiner Quatsch.
Tatsächlich geht auch in Deutschland und Österreich die Herzinfarktsterblichkeit seit vielen Jahren deutlich zurück. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt dazu offizielle Daten heraus, die für jedermann einsehbar sind. Veröffentlicht wurden die neuesten letzthin auch in einem renommierten medizinischen Fachjournal (1). Wer sich dafür interessiert, kann die Arbeit bei mir als pdf-Datei erhalten.
Die WHO-Daten weisen aus, dass in der Tat in den USA die altersstandardisierten Raten der KHK-Sterblichkeit (vereinfacht als „Herzinfarkt“ bezeichnet) von Mitte der 60er Jahre bis Ende der 90er Jahre um sage und schreibe 64 % bei Männern und um 60% bei Frauen zurück gegangen sind. Selten beachtete Tatsache ist aber auch, dass der größte Anteil an diesem Rückgang bereits ab Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre zu beobachten war. Damals rauchten die Amis noch wie die Schlote und damals hatten auch noch längst keine der berühmten Blutdruck- oder sonstige Präventionsprogramme begonnen. Eine überzeugende Erklärung für diese Entwicklung steht vielmehr nach wie vor aus.
In Europa beobachtete man den Rückgang an KHK-Sterblichkeit etwa zehn Jahre später. Das Plateau war etwa Mitte der 70er Jahre erreicht und seit dem geht es bergab. In Österreich ist zwischen 1965 und 1998 die KHK-Sterblichkeit bei Frauen um 32 % und bei Männern um 25 % gesunken. In Deutschland liegen die entsprechenden Abnahmen mit 2% und 18% deutlich niedriger. Auch für diese Entwicklungen stehen überzeugende Erklärungen aus.
Die EU weist im Durchschnitt im Jahre 1998 mit 100 KHK-Todesfällen pro 100.000 Männer pro Jahr immer noch eine deutlich niedrigere altersstandardisierte Rate aus, als die USA mit 121 pro 100.000 Männer. Bei den Frauen sind wir in der EU mit 45 Todesfällen auch noch deutlich besser dran, als die Amerikanerinnen mit ihrer Rate von 67 pro 100.000. Und das alles ohne die „großartige amerikanische Medizin“ und auch ohne die gefeierten Anti-Rauch- und anderen Präventionsprogramme.
Nach meiner Lebenserfahrung haben Menschen, die ständig andere diskreditieren und andererseits immerfort auf ihre eigene „hohe Qualifikation“ hinweisen das nötig, um sich selbst zu erhöhen und damit ihre Schwächen kompensieren zu können: Die berühmte Projektion von eigenen Fehlern. Könnte es sein, dass jemand, der ständig mit „State of the Art“ und „Evidence-Based“ und „kritische Evaluierung“ um sich schmeißt, nur seine eigenen Defizite auf genau diesem Gebiet verbergen will?
Grüsse von einem amüsierten Blender!
1. Levi F, Lucchini F, Negri E, La Vecchia C. Trends in mortality from cardiovas-cular and cerebrovascular diseases in Europe and other areas of the world. Heart 2002;88:119-24.