@Kurt: Frage zu "Verbote sind verboten"

kristina

New member
Lieber Kurt

Du plädierst doch immer dafür, dass man lediglich mit einer neg. EB (gesunde ERnährung und viel körperlicher Aktivität) sicherlich sein Idealgewicht erreiche. Man solle bloss sich nichts verbieten, weil das gefährlich sei.
Ich teile Deine Meinung! Wäre so toll, wenn es klappen würde. Nur...

Bevor ich vor 7 Wochen damit begann, mein Gewicht von damals 76 Kilos (bei 1.74 m) auf mind. 65 Kilos runterzuschrauben, war ich ein sog. binge eater . Alles, was süss war und Zucker beinhaltete, kam nicht ungesehen an mir vorbei und landete stante pede in meinem Magen. Auch dann, wenn ich gar keine Lust mehr dazu hatte, ass "es" einfach weiter...

Seit einigen Wochen nun, VERBIETE ich mir den Zucker. Ich habe so panische Angst davor, dass, wenn ich einmal etwas Süsses esse, dass dann sogleich ein FA kommen wird. Also lasse ich es einfach sein.
Bis jetzt geht es mir ganz gut.

Meine Frage nun an Dich: Gilt diese Ausnahmeregelung für mich eventuell doch nicht? Bin ich derart suchtgefährdet, dass ich mir den Zucker gänzlich abschminken kann? Alles deutet darauf hin, denn träume ich sogar manchmal von FA und erwache dann heulend, weil ich meine, ich hätte "gesündigt". Es geht sehr lange, bis ich merke, dass dem gar nicht so ist.

Einem cleanen Drogensüchtigen und einem trockenen Alki sagt man ja auch nicht, Verbote sind verboten.

Wie gerne würde ich diese Maxime auf mich auch anwenden. Nur funtioniert es bei mir einfach nicht. Ein Stück Torte? Nein, es muss die ganze Torte sein... /phpapps/ubbthreads/images/icons/mad.gif

Nun, ich weiss noch immer nicht genau, ob man sich dies nicht doch anerziehen kann. Dass man sich vielleicht mal etwas Süsses gönnt, es geniesst (das kann ich eben auch nicht, es sei denn ich sei im 5-Sterne-Restaurant) und es dann aber auch wieder bleiben lässt...

Im Moment hätte auf alle Fälle dieser Satz "Verbote sind verboten" fatale Auswirkungen auf mich und ich möchte Dir einfach an dieser Stelle sagen, dass es vielleicht doch für gewisse Leute gewisse Leitplanken geben MUSS, weil sie sonst nicht klar kommen ohne (tu' mich nun bitte nicht als disziplin- und hirnloses Wesen ab, gelle?! :winke:).

Oder, mal im Ernst, stell Dir mal vor, auf der Strasse würde dieser Leitsatz auch gelten...

lg, K.
 
Hallo Kristina,

auch wenn ich nicht Kurt bin, und sicherlich wieder verbal geschlagen werde, aber das Gebot: VERBOTE SIND VERBOTEN gilt für alle, auch für Suchtgefährdete. Soweit ich mich entsinne, stellt man momentan in der Suchtforschung fest, daß die Gefahr eines Dammbruchphänomens größer ist, als bisher angenommen, und es somit besser ist, mit der SUCHT umgehen zu lernen.

Das gilt bei Nahrungsmittelsüchten, angeblich aber auch bei Alkoholikern. Du mußt, wie auch immer, lernen mit deinem Süßhunger/deine "Sucht" umzugehen.

Wenn du dir das Süßzeug so strikt verbietest, kann es dir passieren, daß du irgendwann schwach wirst und dann nicht 1 Stück Schokolade futterst (was vollkommen legitim ist) sondern gleich 5 Tafeln. Frei nach dem Motto: jetzt ist es eh egal! Ähnliches gilt anscheinend für trockene Alkoholiker, nicht das eine Glas Bier führt zum Rückfall, sondern der Gedanke: jetzt ist es eh egal, und das anschließende Besäufnis.

Also gönn dir deine Schoki, aber bewußt und mit Maß!! :))

lg, Ina

PS: der Süßhunger ist bei mir weniger geworden, seit ich mir die Schokolade und das Nutella gönne :))
 
Hy Ina

Das ist eben das schreckliche. Sich die Schoki zu gönnen und dann am nächsten Morgen aufwachen und sich die grössten Vorwürfe machen...
Ich weiss echt noch nicht, ob ich mir was feines gönne am Ostersonntag. Ich habe so tierische Angst davor.

Aber, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass ich damit umgehen kann.

Du sagts, dass Du viel weniger isst, seit Du es Dir nicht mehr verbietest. Das meinte ich eben leider auch schon einmal. Damals war es wieder ganz arg mit den FAs. Ich sagte mir dann (ähnlich wie Du), dass man den Dammbruch nur damit eben verhindern kann, dass man es sich nicht mehr verbietet. Das Resultat? 18 Kilos in 3/4 Jahren, weil ich mir eben NICHTS mehr verboten habe. Durch die ewige strikte Selbstdisziplin war es eben dann soweit, dass ich NUR noch Süsses gegessen habe. Ich hatte nur darauf Lust und sonst auf gar nichts anderes mehr...

Es ist ein Teufelskreis aus welchem ich gedenke herauszukommen. Es ist mühsam und beschwerlich. Aber, ich MUSS einen Weg finden!

lg, K.
 
Klingt als solltest du dir.........

.............zumindest ein wenig professionelle Hilfe dabei suchen :))

Keine Sorge ich will dich nicht direkt in eine Therapie scheuchen, aber ein wenig Hilfe bei deinen Sorgen könnte dir schon gut tun!

Sich etwas gönnen, heißt ja nicht gleich Maß und Ziel verlieren. Sich nicht alles verbieten, heißt ja nicht gleich sich alles zu erlauben..........

Du scheinst da etwas aus dem Gleichgewicht zu sein, und das Gleichgewicht wieder zu finden, wird kein einfacher Weg sein.

Wie wär´s, wenn du dir pro Woche EIN (!!!) Stück (Pralinenminipackung, Osterei, Kuchen, was auch immer) vornimmst, dir VORHER einen bestimmten Zeitpunkt aussuchst, und zu dem Zeitpunkt das, was du dir ausgesucht hast mit GENUß verspeist!!

Der Vorschlag ist kein Patentrezept, aber irgendsowas in der Art müßte sich doch finden lassen. Nur vielleicht nicht gerade als Belohnung, sondern unabhängig davon!

lg, Ina

PS: viel Erfolg beim Gleichgewicht finden
 
Re: Klingt als solltest du dir.........

Liebe Ina

Ich bin eben bereits an dem Punkt, an dem ich mir sage: "Und ich schaffe es alleine!" Ich war nämlich schon in Therapie (wegen der FA) und dieser Idiot hat mir den Glauben in eine solche völlig genommen. Stets wollte er mit mir über meinen Vater reden. Er war so derart unsympathisch, dass ich dann die Therapie wieder abbrach. So ein Idiot so ein blöder!

Nun, ich könnte mir ja, mal zum Anfangen, vornehmen, dass ich zu Ostern etwas naschen darf (3 Zuckereili, ein Nougateili, ein kleiner Osterhase und 3 harte Eier??? So etwa??? Das ist doch wieder viel zu viel...)...

Im Moment ist es eben vielleicht so schlimm, weil ich mein Zielgewicht noch nicht erreicht habe. Wenn es dann endlich soweit ist, muss ich ja dann auch schauen, dass ich mein GEicht HALTEN kann. Dann kann ich mir sicherlich wieder mal vermehrt was gönnen (nebst dem Sport natürlich...).

Ach, irgendwie wird das schon klappen. Und nachdem mir meine Ärztin gestern gesagt hat, meine genetische Fettverteilung bleibe so wie sie ist, ob 50 Kilo oder 100 Kilo, ich hätte halt die typisch weibliche Figur und würde am ehesten in Trachten passen :))), bin ich bereits etwas cooler...

lg, K.
 
Hihi, im Dirndl........

.......... würd ich auch ne gute Figur machen, ganz im Gegensatz zu den momentan so beliebten A-Körbchen-"Frauen" :))) Die sehen im Dirndl ja aus, wie wenn mein Bruder eins anziehen würde *grins* In ein Mieder gehört nunmal was rein und Mieder werden wieder aktuell!! :))

Zu deiner Therapie, wahrscheinlich bist du bei einem Psychotherapeuten gelandet, und dann noch bei einem Freud-Anhänger. Diese Genossen sind in MEINEN AUGEN alle Scharlatane! Sie weigern sich den Beweis eines Erfolges ihrer Therapie zu erbringen!

Es gibt allerdings Alternativen....... kognitive Verhaltenstherapie heißt das Zauberwort und hat mit deinem Vater nicht das geringste zu tun! Eigentlich müßte dir deine Krankenkasse eine/n Therapeuten/in nennen können, der/die mit der kognitiven Verhaltenstherapie arbeitet.

lg, Ina

Wie wär´s mit insgesamt 4 Süße Eier am Ostermontag um 15.00 Uhr?? Und die richtigen Eier gibt´s statt Schnitzel auf´s Brot, und da auch ruhig drei Stück :))
 
Hallo Kristina

Bin auch nicht Kurt und antworte trotzdem.
Ich bin der Meinung, jedes Verbot führt nur dazu, dass man sich immer stärker auf das Verbotene fixiert. Sich nichts verbieten heißt nicht, ohne Sinn und Verstand alles in sich reinzuschaufeln. Ich glaube nicht an "Zuckersucht", eher daran, dass Du Zucker zu Deinem Versagensdämon machst. Nach dem Motto, wenn Du Zucker ißt, dann kannst Du gar nichts anderes als versagen, dann MUSST Du Dich vollstopfen, das geht nicht anders. Das ist aber Unsinn, wir haben immer eine Wahl. Die höhere Intelligenz zwingt der niederen ihren Willen auf - nicht die Torte entscheidet, dass Du sie ißt!

Du hast sicher ein Problem mit dem Essen, das haben viele, ich auch. Aber Deine "Lösung", einen Teil der Nahrung zu dämonisieren, halte ich für falsch und auf Dauer nicht praktikabel. Versuch, Essen als das zu sehen, was es ist - Nahrung für unseren Körper und natürlich auch ein Genußmittel, das uns Freude bereitet - aber eben in Maßen, sonst ist es eben kein Genuß mehr.

Viele Grüße
Ingrid
 
"Verbote sind verboten"

liebe kristina,
dein hauptproblem ist das schlechte gewissen, das du dir machst, wenn du mal was süsses isst, nicht, dass du was süsses isst!
wenn du das nicht selbst in den griff kriegst (sonst besteht die gefahr, dass die binge-eating-essstörung in eine bulimie übergeht und dann möglicherweise sogar in eine anorexie) ist eine kognitive verhaltenstherapie der einzig zweckmässige, weil zielführende weg. einer psychoanalyse stehe ich ebenso ablehnend gegenüber wie ina.
geh mal ins archiv, da gibt's einige einträge zum thema "süsshunger" usw.
ich bleibe dabei - das verbieten von verboten gilt für jedermann. die menschen hätten's viel leichter, würden sie sich nicht so viele gedanken über ihre ernährung machen...
alles gute, kurt
 
kleiner Nachtrag....

Sich nichts mehr zu verbieten, bedeutet besonders am Anfang nach Verboten, dass die Gefahr des Übertreibens groß ist. Da musst Du drüber stehen und es Dir "verzeihen". Denn nach der langen Pause ist es wahrscheinlich, dass Du Nachholbedarf hast. Erst dann...und ich sprech aus Erfahrung...wirst Du beginnen, ein gesundes Maß zu erreichen. Dann wird es Dir auch passieren, dass Du Schoki Schoki sein lassen kannst.

Generell würde ich Dir professionelle Hilfe empfehlen...und auch hier sprech ich aus Erfahrung....siehe Verhaltenstherapie
Nicht alle Therapeuten sind doof.

Viel Erfolg, LG...
 
Re: "Verbote sind verboten"

Hy Kurt

Danke für die Antwort.

Nun, ich werde es versuchen. Das mit dem schlechten Gewissen stimmt natürlich schon, ist wirklich obermühsam. Und woher es kommt, weiss ich leider auch (noch) nicht...

Ich geh' schon meinen Weg.

lg, K.
 
Re: "Verbote sind verboten"

denk nicht darüber nach, woher es kommt (das hilft dir nicht wirklich weiter!), sondern darüber, wie du deine zwangsstörung ändern kannst. wie gesagt, wenn du es nicht selbst schaffst, brauchst du professionelle hilfe.
alles gute, kurt
 
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