Quelle:http://www.krankenhaus-bremen-ost.de/zentren_kliniken/prm/kaeltekammer_a.html
Behandlungszentren und Kliniken Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM) Ganzkörper-Kältetherapie (Kältekammer) Information für Ärzte Sehr geehrte Kollegin, sehr geehrter Kollege, die Ganzkörperkältetherapie (GKKT) reiht sich ein in die Methoden der Kryotherapie. Hierzu zählen z.B. kalte Wickel, Güsse, Eisbeutel, Eismassage, Coolpack oder Eiswasserpumpensysteme in der postoperativen Behandlung. Die therapeutische Anwendung von Kaltluft wurde 1979 von Yamauchi mit Stickstoffkaltgas eingeführt. Auch die ersten Kältekammern wurden mit Stickstoff betrieben. Moderne Systeme arbeiten nach dem "Kühlschrankprinzip". Je nach Zieltemperatur (-60, -80,-110, -150° Celsius) wird zwischen Ein-, - Zwei - und - Drei Kammersystemen unterschieden. Mittlerweile stehen in Deutschland fünfzig Kältekammern zur Verfügung, darunter auch die erste Kältekammer Bremens in unserem Hause.
Wirkungen: Als physiologische Wirkung der Kältebehandlung ist eine Absenkung der Gewebetemperatur, Verlangsamung der Stoffwechselprozesse, Vasokonstriktion der Haut und Vasodilatation des Muskels zu erwarten. Therapeutisches Ziel sind Analgesie, Antiphlogese, Abschwellung und Muskeltonusminderung ( je nach Anwendungsdauer). Hieraus folgt die Funktionsverbesserung in Beweglichkeit und Kraftentwicklung.
Indikationen: Aus dem therapeutischen Wirkspektrum folgen die Indikationen
Schmerz
Entzündung
Schwellung
Muskeltonuserhöhung
Funktionseinschränkung
Behandelt werden: Erkrankungen des Bewegungsapparates:
degenerativ
Wirbelsäulensyndrome
Arthrosen, insbes. Polyarthrosen
Tendinosen (z.B. Schultergelenk)
traumatisch
großflächige Hämatome und Schwellungen
post-OP (Diskus-Op, Hüft-Tep, Knie-Tep)
chronische Schmerzsyndrome
z.B. Fibromyalgie
entzündlich
chronische Polyarthritis
Spondylarthritis
Kollagenosen
Psoriasisarthritis Erkrankungen der Haut:
Neurodermitis
Psoriasis Kontraindikationen: akute Herz/ Kreislauferkrankungen
schwere Herzrhythmusstörung
schwere Herzinsuffizienz
pAVK Stadium 3 u. 4
instabiler Hypertonus
Kälteallergie / Kälteurticaria /Kryoglobulinämie
Immunsuppression
Schwangerschaft
Klaustrophobie
Behandlungsablauf: Alle Patienten werden ärztlich beraten bzw. untersucht, es erfolgt eine ausführliche Aufklärung über das Verfahren und Einweisung in die Durchführung. Eine RR - Kontrolle zumindest vor dem ersten Kältekammergang ist obligat. Die erste Behandlung findet in Anwesenheit des Arztes statt. Die Behandlung erfolgt in Badebekleidung, Mundschutz, Ohrenschutz, Handschuhen und mit festen Schuhen und Socken. Die Therapie dauert bis zu drei Minuten, ein Abbruch ist jederzeit möglich, während der Behandlung besteht ständiger Sicht- und Sprechkontakt.
Nach der Behandlung sind Aktivität, ggf. Physiotherapie, Gymnastik oder Ergotherapie indiziert. Die Behandlung erfolgt in Serien von mindestens 10x, sie sollte möglichst täglich durchgeführt werden.
Studien: Die Ganzkörperkältetherapie ist überwiegend im deutsprachigen Raum untersucht. Dies gilt für die chronische Polyarthritis, Spondylitis ankylosans und Fibromyalgie und in eingeschränktem Rahmen auch für chronische Rückenschmerzen, Polyarthrose und für die Sportmedizin.
Das Studienniveau ist Low Level in Bezug auf Evidence Based Medicine. Dies ist ein häufiges Problem wissenschaftlicher Studien im Bereich der physikalischen Medizin. Physiologische Untersuchungen liegen vor zur Veränderung von Pulsfrequenz, RR, Peak flow , p02, pC02 und 02 - Sättigung sowie zur sublingualen Temperatur. Die Veränderung relevanter Laborwerte bezüglich Blutbild, Entzündungslabor, Stoffwechselparameter und Endokrinologie ist dokumentiert. Die Schmerzlinderung ist in klinischen Studien nachgewiesen, ebenso die signifikante Verbesserung der Funktion.Steroide, NSAID und Opioide konnten eingespart werden. Psoriatische und neurodermitische Hautaffektionen nahmen ab.
Erste Untersuchungen zur Sportmedizin liegen vor bezüglich Steigerung von Maximalkraft und Leistung bzw. Verbesserung der Sprintleistung.
Nebenwirkungen: Als Nebenwirkungen gelten: Kälteschäden der Haut, Migräne bei cervikalem Syndrom, Schmerzzunahme, Atemnot, Beklemmungsgefühl und Schwindel. Sie treten oft zu Anfang der Behandlung auf, eine Weiterbehandlung ist häufig möglich.
Kosten/ Kostenträger: Für stationäre Patienten ist die Behandlung in unserem Pflegesatz enthalten. Eine teilstationäre Behandlungsmöglichkeit existiert bei uns z.Zt. nicht. Für die ambulante Behandlung existiert z.Zt. keine besondere Position im Heilmittelkatalog. Wir können die Behandlung deshalb z.Zt. nur auf Selbstzahlerbasis anbieten. Bei privat versicherten Patienten ist eine Kostenübernahme möglich. Dies sollte vorher geklärt werden.
Anmeldung: Die Ganzkörperkältetherapie (GKKT) ist eine Leistung der Reha-Ambulanz am Klinikum Bremen-Ost gGmbH. Sie ist integriert in die weiteren Angebote der physikalischen Therapie, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.
Informationen erhalten Sie über das Telefon der Reha-Ambulanz (o421/ 408-2416). Die Anmeldung zum Erstgespräch erfolgt über das Sekretariat (0421/ 408-2414). Für die Behandlung ist ein Privatrezept notwendig, das entweder durch Sie als behandelnden Arzt oder auch durch mich ausgestellt werden kann. Bei fachlichen Rückfragen stehe ich jederzeit gern zur Verfügung. Auf Anfrage sende ich Ihnen gerne ein aktuelles Literaturverzeichnis zu.
Mit freundlichem Gruß
Dr.Rudolf Siegert