Ich bin dann mal weg...

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Re: Ich bin dann mal weg...
Hallo voidjumper,

schau mal hier:
ich bin .
mit dem chilli schotten wär ich vorsichtig. ich hab mal eine wegen ner wette gegessen und ja es stimmt , das man chilli schotten zweimal schmeckt. aber hey finds doch mal selber raus :DDD
 
xD xD

@ void: wirst dann in der Zeit garnicht online sein? Wer übernimmt dann den Biologen und Ernährungswissenschaftler im Forum?
Im Forum gibt es eine Menge kompetente User (dich eingeschlossen), die das mindestens genauso gut drauf haben.
So, jetzt bin ich dann aber wirklich weg.

Adios und bis bald
 
Backt to Alltag - ein ungeschönter Bericht!

Eins vorweg: Die Zeit am Jakobsweg war einer der besten, die ich bisher in meinem Leben hatte. Eine großartige Bereicherung für meine Zukunft. Die Erkenntnisse und Eindrücke jemanden zu vermitteln, der nicht direkt dabei war, ist schier unmöglich (aber ich versuch's trotzdem) :)

Mal die nüchternen Daten:
- 350km Fussmarsch (~ 700.000 Schritte)
- 15kg Marschgepäck
- 3 formvollendete Blasen
- verputzt wurden gefühlte 10kg Weißbrot und 5kg Pommes (seither bekomm ich Brechreiz davon)
- kein Tröpfchen Regen
- 4kg Gewichtsreduktion

Meine Vorbereitung auf die bevorstehende Reise bestand darin mich nicht vorzubereiten. Und das war auch gut so.
*pling* Erkenntnis #1: Das Leben annehmen, wie's kommt

Tag 1:
Nach einer endlosen Anreise (im Gesamten waren es 16h bis zum Einstieg) ging's früh Morgens (5:40 Uhr) los zur ersten Etappe. Nach knapp 28km und drei Weißbrot-Sandwiches mit Schinken später war dann auch schon das erste Etappenziel für mich erreicht. Auf zum ersten (und bei weitem nicht letzten) Kulturschock - der Herberge. Das ich auf Luxus und Intimsphäre verzichten musste war mir vollkommen bewusst. Aber die Realität war dann doch etwas brutaler. 50 Schlafplätze in nur einem Raum, Schimmel in den Gemeinschaftsduschen, niedliche Bettwanzen und 'ne Raumluftqualität erster Güte. Pilgerherz was willst du mehr.
*pling* Erkenntnis #2: Nimm dich selbst und dein Leben nicht zu ernst

Tag 2:
Nach etwa 7h Dämmerzustand, der durch diverseste Schnarch-/Furzgeräusche unterbrochen wurde (darüber könnt ich jetzt unzählige Studien schreiben), machte ich mich, mit schweren Beinen und ersten Anzeichen einer Blasenbildung im Fersenbereich, top motiviert auf zur nächsten Etappe. Frühstück gab's dann in einer 5km entfernten Bar am Wegesrand - Kakao und Weißbrot-Sandwich. Die dürften dort übrigens einer staatlichen Subventionierung unterliegen, so ubiquitär sind diese erhältlich. An diesem Tag lernte ich einige neue Leute (Pilger) aus allen Herrenländer und allen Altersgruppen kennen. Eines ist allen gemein: die Suche nach Etwas. Die Herbergssuche gestaltete sich heute etwas schwieriger; nach 37km war aber auch das Problem gelöst.
Erkenntnisse, der letzten beiden Tage:
- Spanier sprechen nur spanisch
- Spanier haben eine Gelassenheit, von der wir im deutschsprachigen Raum nur träumen dürfen

Tag 3:
Heute vollzog sich nun mehr die endgültge Transformation vom Alltagsmenschen zum Pilger. Von jetzt an stand nicht mehr die Tageskilometerleistung im Vordergrund sondern vielmehr die Verinnerlichung des Mottos "Der Weg ist das Ziel" (wisst ihr eigentlich, wie schwer es ist, einfach nur im Jetzt zu leben?).
Und mich endlich mal mit der zentralen Frage zu beschäftigen: Wer bist du? Oder besser gesagt
*pling* Erkenntnis #3: Du bist, was du nicht bist (Gloria Gaynor würde sich bestimmt im Grab umdrehen :))

Tag 4-6:
Diese Tage waren im Grunde genommen eine Wiederholung der letzten Tage. Noch mehr Weißbrot und Pommes. Weitere, unvergessliche Freundschaften wurden geschlossen. Und eine fortgeschrittene Blasenbildung an den Füssen. Witzigerweise ist mein tägliches Marschpensum rapide angestiegen - bin nun mehr bei ~40km/Tag (laufen macht sehr frei). Und noch mehr Erkenntnisse (*plingplingpling*):
Erkenntnis #4: Liebe und verwirkliche dich selbst
Erkenntnis #5: Be-/Verurteile keinen Menschen
Erkenntnis #6: Nichts ist von Grund auf gut oder schlecht (danke Kumpel "Shakespeare")
Erkenntnis #7: Das Wort "Zufall" endgültig aus meinem Wortschatz streichen

Tag 7 (Final Stage):
Irgendwie ist es ein seltsames, wehmütiges Gefühl. Einerseits bin ich froh heute am definierten Ziel anzukommen. Andererseits wird dieses einzigartige Kapitel heute beendet. Für diesen letzten Tag, diese letzte Etappe, sind nur mehr 17km übrig - die genoß ich Meter für Meter. Am Kathedralenplatz in Santiago fielen dann endgültig die letzten emotionale Hemmungen ab. Hier traf ich dann alle Menschen wieder, die mir während meines Trips beigestanden sind und mir etwas bedeutet haben. Selbst Leute, die ich seit 5 Tagen aus den Augen verloren hatte. Und danach wurde erstmal so richtig abgefeiert. Dabei habe ich für mich die nächste wichtige Entscheidung gefällt und meinen Weg doch nicht für beendet erklärt. Es sollte noch bis ans Ende der Welt (Finisterra) weitergehen.
Erkenntnis #8: Man trifft jeden Menschen mindestens 2x im Leben

Tag 8-10:
Der Weg bis zum Atlantik ist einfach unbeschreiblich und ich bin froh über diese Wahl. Die Landschaft ist so traumhaft schön und idyllisch. Keine Pilgermassen. Und was für ein verwirrendes Gefühl es doch war in Wanderschuhen über den Strand zu laufen. Für den letzten km brauchten wir (die letzten beide Tage war ich in Begleitung) vor lauter Herumblödelei 'ne gute Stunde. Nach erfolgreiche Herbergssuche hieß es dann ab zum Strand und Sünden abwaschen. Der Abend wurde dann gemäß Pilgertradition am Leuchtturm verbracht. Hier genoß man den Sonnenuntergang mit anschließender Verbrennung eines zerschlissenen Kleidungsstückes (meine Socken mussten daran glauben). Danach wurde bis zum Sonnenaufgang weitergefeiert. Mann, was war das für eine Zeit.
Erkenntnis #9: Es ist einfacher seine innere Stimme zu ignorieren als sie als wahr zu akzeptieren

Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich viel über mich selbst herausgefunden habe. Viele neue Freundschaften geschlossen habe. Menschen kennengelernt habe, die in mir Prozesse losgetreten haben, deren Resultate mich selber überrascht haben und mich jetzt noch verfolgen. Dass das Leben viel zu oft aus unserem Kopf heraus ensteht. Es müssig ist, sich Gedanken über das Wesen des Camino zu machen (er hält für jeden das Richtige zu rechten Zeit bereit). Und wie es Herr Kerkeling so schön gesagt hat: Am Ende bekommt jeder das was er verdient.

In diesem Sinne,
Bon Camino

PS: Ich kann jedem nur empfehlen den Jakobsweg für sich selbst zu erleben - Erfahrungen, die man sein Leben lang nie vergessen wird!
 
Schöner Bericht.

Ich nehm mal an, dass du dich selbst als gläubig bezeichnen würdest - woran glaubst du eigentlich?
 
@Pat
Danke und gute Frage!
Wie definiert man Glaube für sich selbst? :hmm:

Mein Verständnis davon beruht auf
- dem Vorhandsein einer überirdischen Macht,
- der Unsterblichkeit der Seele (Reinkarnation) und
- schließlich den Glauben an sich selbst.

Meiner Meinung nach glauben selbst ungläubige Menschen.
Religiös bin ich aber keineswegs, weil Religionen für mich (teilweise) auf Missverständnissen beruhen.

@Magic D
Thx, im Grunde wollte ich hier aber nur einen Überblick schaffen. Aber bei Fragen fragen... :wink:
 
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Re: Ich bin dann mal weg...
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