Re: Ein Argument,
Hallo Phil,
jetzt betreibst du aber ein wenig Haarspalterei. Natürlich wird es den einen oder anderen Hochleistungssportler ohne Doping geben, aber das wird eher die Ausnahme sein und eher in Sportarten vorkommen, die mehr auf Technik, denn auf Kraft oder Ausdauer, angewiesen sind.
Sind dir die gewaltigen Leistung heute im Spitzensport eigentlich bewusst? Hast du mal versucht auch nur annähernd an solche Leistungen dich vorzutasten?
Meine Erfahrungen:
Skilanglauf, ich gleite dahin und denke mir, heute gehts aber verdammt gut. Es geht aufwärts und ich husche im lockeren Diagonalschritt den Hang hinauf. Plötzlich flitz jemand an mir mit Doppelstock mit Zwischenschritt Technik an mir vorbei, dass mir hören und sehen vergeht. Ich kann es im ersten Moment gar nicht glauben, wie schnell der an mir vorbei und weg war. Ich war zu dieser Zeit nicht schlecht auf den Skiern unterwegs. Des Rätsels Lösung: Die norwegische Nationalmannschaft machte gerade Höhentraining auf der Seiseralm, wie ich später erfuhr und das hätte der Björn Daily sein können.
2. Beispiel: Bei uns gibt es eine Strecke auf den Nigerpass hoch, die am Anfang eine unheimliche Steigung aufweist. Selbst die besten Radfahrer bei uns in der Umgebung haben dort ziemlich zu beißen. Beim Giro d'Italia fuhren die Radfahrer diesen Stich hoch, als wären sie auf einem Kleinmotorad unterwegs. So, als wäre das überhaupt nichts.
3. Beispiel: Weißt du wie schwer 100 kg sind? Dann kannst du dir ungefähr vorstellen, wie schwer es ist das 3-4 fache davon zu beugen, drücken oder hochzuziehen.
4. Beispiel: Wie schnell kannst du maximal ein paar Minuten lang laufen?
Also ich schaffe zur Zeit so beim Intervalltraining 4 min bei 14-15 km/h bei 5% Steigung. Die Spitzenleute laufen die 10 km bei einem Schnitt von 22,2 km/h, den Marathon mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19,4 km/h und die 50 km Geher haben einen Schnitt von 13,7 km/h drauf und das über 3:38 min lang.
Das sind einfach Welten zwischen Normalbürger und Hochleistungssportler.
Warum kannst du nicht glauben, dass es im Hochleistungssport gang und gäbe ist zu dopen um solche Hochleistungen zu erbringen. Deine Forderungen nach klaren Fakten können dir besagte Bücher über Doping aufzeigen und da Kurt ein Sportarzt ist, wird er es auch wissen. Eine Dunkelziffer wird es immer geben, aber man braucht doch nur 1+1 zusammenzuzählen um zu verstehen, was hier abgeht. HGH kann inzwischen nachgewiesen werden, aber die IOC führt diese Kontrolle nicht ein. Warum wohl? Es spricht doch alles dafür, dass sie mal abwarten, bis was Neues auf dem Markt ist, was besser ist und noch nicht nachweisbar ist und danach das HGH zu verteufeln. Es steckt einfach zuviel Geld im Unternehmen Sport, als dass sie es sich leisten könnten wieder mit Zeiten von vor dem zweiten Weltkrieg aufzuwarten, während dem sehr viele leistungssteigernde Substanzen entwickelt wurden. Anabolika und Extasy wurden eigentlich für den Krieg entwickelt. Anabolika macht aggresiv und gibt einem eine wahnsinns Kraft. Extasy lässt einen lange durchhalten, ohne Hunger- und Durstgefühl.
Die Welt ist leider nicht so heil, wie du sie gerne sehen möchtest. Auch muss ich dem Kurt zustimmen, wenn er über das alltägliche Leben schreibt. Natürlich meint er damit nicht, dass jeder was nimmt, aber es sind eben verdammt viele, die Antidepressiva oder Aufputschmittel nehmen und die Zahl steigt und steigt. Es gibt Unmengen an Alkoholikern. Marihuana ist eh schon fast gesellschaftsfähig und Kokain nehmen auch immer mehr. Auch Ärzte, Rechtsanwälte usw. sind häufige Konsumenten von selbigem.
Doch nichts gegen das heilige Kalb der Leistungsgesellschaft! Schneller, höher, weiter ist ihr Motto. Wieviele darunter leiden kannst du anhand von Statistiken der Pharmaindustrie über Verkaufszahlen von Antidepressiva und dergleichen herausfinden. Dabei wäre schon viel erreicht, wenn man sich nicht so sehr mit anderen vergleicht, sondern sich selbst als Bezugspunkt für Verbesserungen heranzieht.
Du brauchst auch gar nicht dem Hörensagen zu vertrauen, sondern einfach nur deinen gesunden Menschenverstand benutzen und 1+1 zusammenzählen.
Stell dir vor, du wärst in der Schule immer der schnellste beim Radfahren gewesen. Du kommst zu einem Verein, trainierst viel und doch wird es immer schwieriger mit den anderen mitzuhalten. Du versuchst dich besser zu ernähren, noch mehr zu trainieren, aber du kannst nur noch schwer mit den anderen mithalten. Plötzlich hörst du von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln und du nimmst auch diese. Du bist noch im Jugendamateursport und du siehst die riesen Kluft, die dich von Leistungssportlern trennt. Eines Tages kommst du zum Sportarzt und der sagt dir, du solltest doch diese Pillen noch einnehmen, damit kannst du dich besser regenerieren. Du schluckst sie und siehe da, es läuft wieder prima. Du bist auch wieder weiter vorne dabei, wie du es aus deiner Schulzeit gewohnt warst. Doch dieser Effekt hält nicht lange an, weil auch die anderen diese Mittelchen bekommen. Von den Hochleistungssportlern bist du immer noch meilenweit entfernt und du fragst dich, wie das bloß möglich ist. In der Zwischenzeit glaub ich allerdings hat dein Trainer oder Sportarzt oder deine Kumpels aus dem Verein schon lange mit dir über Doping gesprochen und du weißt schon bestens bescheid, was man wie am besten einnimmt, um diesen oder jenen Effekt zu erzielen. Sportler werden aufgebaut, also wird man auch nicht gleich einem Anfänger ein Wachstumshormon verabreichen, aber mit der Zeit wird da kein Weg drumherum führen, ob du das nun glauben willst, oder nicht. So ist es leider und nicht anders.
Schöne Grüße,
Hubert
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