Flex Wheeler und der Teufelskreis der Steroide

Lionheart

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Hi,

habe folgenden interessanten Text gefunden:


Flex Wheeler und der Teufelskreis der Steroide
Geschrieben/Gepostet am 17. Dezember 2003 von IlPadre

18 Jahre lang pumpte Flex Wheeler anabole Steroide in einen Körper, der schließlich so muskulös wurde, dass Wheeler selbst sich als Comicfigur bezeichnete – ein Kerl mit grotesk rundem Bizeps, winziger Taille und berstenden Beinen.

Eine Physis nicht von dieser Welt – um sie zu erreichen, schluckte er Pillen und gab sich Injektionen. Selten dachte er zweimal darüber nach, Steroide zu nehmen, denn er war Bodybuilder und, nun, das macht man dann eben. Zumindest, wenn man auf die Titelseiten der Magazine will.

Heute, mit 38, ist Wheeler kein Bodybuilding-Champion mehr. Aber er nimmt immer noch Steroide. Jetzt allerdings, wo er sich von einer Nierentransplantation vom September erholt, lassen die katabolen Steroide, die er einnimmt, seine Muskeln schrumpfen.

„Es ist wirklich traurig und voll Ironie“, sagte Wheeler, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in East San Jose lebt, „ich bin an einem Punkt meines Lebens angelangt, an dem ich keine Steroide mehr nehmen will, es aber tun muss, nur um zu überleben.“

Wheeler sagte, seine Nierenkrankheit wäre angeboren. Aber er glaubt auch, dass der lange Missbrauch von Steroiden ihren Ausbruch beschleunigt hat. Er denkt auch, dass die wesensverändernden Effekte von Steroiden – Stimmungsschwankungen mit aggressiven Ausbrüchen – noch weitaus größer waren als jeder körperliche Tribut.

Und er gesteht den Schaden ein, den seinem Körper mit anderen Medikamenten zugefügt hat, einschließlich Überdosen von Diuretika, die ihn fast umgebracht hätten.

„Jeder spricht über Steroide, weil sie gerade in den Schlagzeilen sind, aber tatsächlich gibt es viele gefährliche Dinge, die die Athleten einnehmen.“ meinte er.

Wheeler hofft, dass seine Geschichte all den Athleten eine Lehre ist, die sich durch die Pharmakologie bessere Leistung erhoffen, zu einem Zeitpunkt, an dem eine Untersuchung der Balco Laboratories in Burlingame dazu geführt hat, dass Dutzende von Top-Athleten unter den Verdacht der Verwendung leistungssteigernder Medikamente gerieten. Solche Medikamente einzunehmen, so Wheeler, ist gleichbedeutend mit einer Partie Russisch Roulette.

Aber bei Fragen danach, was er nahm und wie viel, weicht Wheeler bewusst aus.

„Ich werde nicht darüber sprechen, weil ich um die Macht dessen weiß, was ich sage“, meinte er, „ich weiß, dass die Jungs es trotzdem versuchen werden. Ich habe viele Jugendliche zu Steroiden verleitet, weil sie genau so sein wollten wie Flex. Ich will das nicht mehr verantworten müssen.“

Auf dem Gipfel

In seiner kürzlich erschienenen Autobiographie „Flex Ability“ schreibt Wheeler offen von einem armen Kind aus Fresno mit wenig Selbstvertrauen, das schikaniert wurde, einen Selbstmordversuch unternahm, mit 15 eine Tochter bekam und auf ein schweres Leben zusteuerte. Bodybuilding mag Kenny „Flex“ Wheeler nicht gerettet haben, aber der Sport beschrieb ihm den Weg.

Er wurde, mit den Worten des neuen kalifornischen Gouverneurs, Arnold Schwarzenegger, „einer der besten Bodybuilder aller Zeiten“. Als Wheeler auf seinem Höhepunkt war, war nur ein Wettbewerber – der herrschende König Ronnie Coleman – besser.

Aber Wheeler hätte seinen übermenschlichen Körper nicht ohne die Hilfe von Steroiden entwickelt. Er begann mit 18.

In seinem Buch schreibt er über die Verwandlung, die ihn fühlen ließ, als hätte ein Magier seinen Zauberstab geschwungen um ihm den Körper seiner Träume zu geben. Er hätte in den Spiegel gestarrt und befürchtet, dass die Muskeln des Spiegelbildes jemand anderem gehören würden.

Wheeler hat nie geglaubt, mit der Einnahme von Steroiden etwas Falsches zu tun, obwohl sie ohne Verschreibung durch einen Arztes illegal sind. Sie waren einfach eine Notwendigkeit.

Er hatte sogar bei seinem Job als Polizist in Fresno einen Spitznamen: Officer Steroids.

„Jeder wusste, dass ich Steroide nehme, und keiner hat viel darum gegeben“, schrieb er, „ich habe nicht Kokain, Crank oder Heroin genommen; ich lungerte nicht in dunklen Gassen herum und habe gedealt.“

Der Tribut

Obwohl er schätzt, dass die Steroide, die ihn auf nur eine Show vorbereitet haben, 10.000 Dollar gekostet haben, musste er nur selten bezahlen, denn er war ein Star. Aber es gab andere Kosten – obwohl Wheeler das nicht vollständig verstanden hat, bis er aufhörte, etwas zu nehmen.

„Du bist enorm aggressiv“, sagte er, „du willst jeden Tag trainieren. Unglücklicherweise gibt es keinen Schalter, den man nach Belieben umlegen kann. Wenn dir jemand in die Quere kommt, greifst du ihn an, wie du dein Training angreifst. Du hast kaum Kontrolle darüber, wirst sehr leicht irritiert und aufgebracht.“

Die Wettbewerber dieses Sports kannten, und akzeptierten normalerweise auch, die Gefahren für den Körper.

„Ein Typ hat mir erzählt, ‚Wenn ich gerade eine National Show gewinnen würde und da mitten bei einer Pose sterben würde, das wäre der glücklichste Tag meines Lebens’“, berichtet Wheeler, „und er hat das ernst gemeint. Das war Wahnsinn. Aber ich war ein Heuchler, denn ich war bereit, auf ein paar Jahre meines Lebens zu verzichten. Es hätte mir nichts ausgemacht, und das ist traurig.“

Im Spiel gefangen

Mehrere Male fand er sich mit fürchterlichen Schmerzen im Krankenhaus wieder, nachdem er zu viel Diuretika genommen hatte, die dem Körper Wasser entziehen und die Muskeln der Bodybuilder beim Wettkampf definierter aussehen lassen.

Die Ärzte warnten ihn, er würde sein Leben aufs Spiel setzen. 1997, als seine Probleme mit den Diuretika nicht aufhören wollten, wollte er aufhören, Medikamente zu nehmen. Doch er tat es nicht.

„Ich saß zwischen den Stühlen“, sagte Wheeler, „wenn man aufhört, Medikamente zu nehmen, ist es mit den Wettkämpfen vorbei, man macht kein Geld mehr, alles ist aus. Ich war Gefangener dieses Spiels.“

Aber die Uhr lief weiter. 2000 diagnostizierte man bei ihm eine Nierenkrankheit mit dem Namen Fokal-Segmentale Glomerulosklerose, oder FSGS – eine bei männlichen Afroamerikanern häufiger vorkommende Krankheit.

Er entschied sich, clean und als ein drogenfreier Athlet weiter zu machen.

Hilfe von Conte

Wheeler sagte, ihm wäre von einem Freund geholfen worden – Victor Conte jr., dem Ernährungswissenschaftler aus Burlingame, der aktuell ein Ziel der Untersuchung der Grand Jury. Conte wurde auch von der Anti-Doping-Behörde der USA als Macher des neuen Designersteroid THG angeklagt. Aber Wheeler sagte, Conte hätte ihm geholfen, ohne Steroide weiter an Wettkämpfen teilzunehmen, indem er ihn mit Mineralien-Supplements versorgt hätte.

Dennoch, Wheeler wurde zum „Incredible Shrinking Bodybuilder“. Beim Mr. Olympia – der wohl bekanntesten Bodybuildingshow – wurde Wheeler 1998 und '99 zweiter, 200 dritter. Aber 2002 wurde er, nach steroidfreiem Training, siebter. Er wog 96 kg von ehemals 109.

„Unter dem Einfluss von Medikamenten hatte ich immer Energie beim Training“, sagte Wheeler, „aber natural konnte ich zwei Stunden trainieren, vollkommen erschöpft sein und trotzdem blieben die Resultate aus. Ich dachte ‚Ich glaube das einfach nicht. Wie soll das funktionieren?’“

Im Angesicht finanzieller Probleme, die zum Konkurs geführt hätten, nahm Wheeler wieder Steroide. Er hoffte aus den großen Zahltag, an dem seine Finanzsorgen gelöst würden und er für immer aufhören könnte.

Aber er bereute, zum Juice zurückgekehrt zu sein, und hörte nach nur einer weiteren Show auf.

Nierenprobleme

Unterdessen stand es um seine Niere immer schlimmer, er brauchte ein Transplantat. Ein Segen für ihn, dass ein Spender seiner Kirche mit ihm übereinstimmte.

Nierenversagen und Tumore sind einer der potentiellen Nebenwirkungen vom Missbrauch leistungssteigernder Medikamente, sagte Dr. Linn Goldberg, eine Steroidexpertin der Oregon Health and Science University in Portland.

„Aber niemand hat jemals Steroidabusus auf dem Level dieser Männer untersucht“, fügte Goldberg hinzu, „Bodybuilder verändern ihr Hormonlevel auf Bereiche, die natürlicherweise niemals vorkommen können, also gibt es weitreichende Auswirkungen auf alle Organe des Körpers. Mehr als wahrscheinlich ist sein Fall auf die Substanzen zurückzuführen, die er einnahm.“

Risiken, Gefahren

Wheeler stimmt nur insofern zu, als dass die Steroide seine Nieren anfälliger für eine Krankheit machten, die er in seinen 40ern ohnehin bekommen hätte. Wheeler sagt, sein hoher Proteinkonsum und die Zufuhr hoher Dosen Kalium könnten eine ebenso große Rolle wie die Steroide gespielt haben. Doch er weiß auch, dass einige denken werden, er würde sich etwas vormachen, zu glauben, Steroide wären weniger unmittelbar verantwortlich.

„Viele glauben, es würde an den Medikamenten liegen“, sagte er, „aber die Menschen glauben, was sie glauben wollen.“

Dennoch, er spricht auch über die Gefahren dieser Medikamente. Die Anwender, sagte er, machten sich etwas vor, wenn sie glaubten, es gäbe kein Risiko.

„Es gibt keine Möglichkeit, auf meinem Level zu sein, ohne dass einem schlimme Dinge widerfahren“, sagte Wheeler, „es braucht nur einen einzigen Fehler. Es gibt sehr viele Medikamente, man muss es nur einmal verpfuschen, und es ist vorbei.“

Fünf weitere Operationen

Obwohl die Nierentransplantation ein Erfolg war, haben andere Komplikationen zu fünf weiteren Operationen geführt – die letzte vor zwei Wochen, um Wasser aus dem Bein zu lassen. Er sei jetzt „auf neun verschiedenen Medikamenten, die tödlicher sind als jedes Steroid, das ich je genommen habe.“

Er lehnte es ab, für diese Story fotografiert zu werden, denn die Operationen und Medikationen haben sein Erscheinungsbild vorübergehend verändert. Man erkennt ihn trotzdem noch. Irgendwie.

„Einige schauen mich an und sagen, ‚Hey, das ist Flex’s kleiner Bruder’“, kicherte er.

Wheeler sagte, er hätte seinen Frieden gefunden, selbst wenn die Tage der sechsstelligen Einkommen vorbei sind und er nach wie vor darum kämpft, finanziell wieder auf die Beine zu kommen. Er hat ein Supplement-Geschäft in Venice und ist begierig darauf, in der Öffentlichkeit zu sprechen, wenn er gesund wird.

„Ich bin heute glücklicher, nicht mehr dieses Leben leben und diese Lüge leben zu müssen, indem ich die Medikamente nehme“, sagte er „es ist bittersüß. Aber ich bin an einem besseren Ort und glücklicher mit den kleinen Dingen, die ich im Leben habe.“
 
Danke super Artikel!:)
@ all die immer noch glauben,dass stoff nur ein bissl ausmacht:
bekehrt?;)
 
Original geschrieben von Master of Disaster
Danke super Artikel!:)
@ all die immer noch glauben,dass stoff nur ein bissl ausmacht:
bekehrt?;)

auf was bezogen ? auf den körperlichen und psychischen schaden ? oder bezogen auf das wachstum ? :confused: :rolleyes: :D
 
und denkst du jetzt wirklich die Leute werden es sich nochmnal überlegen, ob sie was nehmen, wenn sie diesen Artikel gelesen haben?!
 
Danke für den Text, regt zum Nachdenken an. Es ist sowieso ein Wunder das Flex Wheeler noch lebt nach der Schilderung. (nicht das ich jetzt seine Steroid Pläne kenne)

*Lestard*
 
Original geschrieben von Spectator
Bezogen auf das Wachstum der Fußnägel! Man sry aber les den Text dann müsstest nicht so doof fragen! :rolleyes:

pipapo .... die grundaussage ist vollkommen zweideutig, es kann sowohl das eine als auch das andere gemeint sein ! und aus dem text geht einerseits hervor dass extreme zuwächse erreicht worden, sowie dass extreme körperliche schäde entstehen ! also calm down !!!!!
 
Original geschrieben von Diesel-X
... wer ohne sünde ist...

mit nachdenklichen grüssen

hier wirft ja keiner steine oder?

letztendlich setzt jeder seine eigene gesundheit aufs spiel aber mir ist ein schöner körper mit sicherheit nicht soviel wert, als dass ich z.b. die oben beschriebenen krankheiten riskieren würde.
 
@ kaffir

es ist eine illusion zu glauben, dass man "alles haben" kann (mein spruch), bei meiner letzten diät habe ich meinen körper hammerhart geschwächt, gesundheitlich war das sicher nicht vom allerfeinsten, aber ich wollte die defi - von nix kommt nix...

es fängt eben im kleinen an und wo ist die grenze?


so long
 
Wirklich sehr interessanter Artikel. Vor ca. einem halben Jahr hat doch schon mal einer so einen ähnlichen Artikel gepostet, wobei der Bodybuilder unerkannt bleiben wollte. Könnte möglicherweise Flex gewesen sein. Allerdings wird dieser Fall von Medikamentenmissbrauch nicht der Einzigste sein...

Denke auch, wie im Artikel beschrieben: Wenn du mal in so einem Teufelskreis drin bist, kannst du nicht einfach sagen, "hey ich lass die Steroide mal weg und mach einen auf Natural"!!! Die ganzen Sponsoren und Manager werden ihm seine Kopf wieder gewaschen haben und ihm gesagt haben was er verdammt nochmal zu tun hat.

Glaube da wird hinter den Kulissen viel Scheiß abgehen...

Greetz
 
Original geschrieben von Diesel-X
@ kaffir

es ist eine illusion zu glauben, dass man "alles haben" kann (mein spruch), bei meiner letzten diät habe ich meinen körper hammerhart geschwächt, gesundheitlich war das sicher nicht vom allerfeinsten, aber ich wollte die defi - von nix kommt nix...

es fängt eben im kleinen an und wo ist die grenze?


so long

klar ist es eine illusion zu glauben, dass man alles haben kann. niemand hier wird ernsthaft behaupten, dass flex wheeler ohne seine hilfsmittel so hätte aussehen können wie er aussah. mir persönlich ist auch eine hammerharte defi nicht wert meinen körper derart zu schwächen wie es manche tun, das ist es mir einfach nicht wert. wie gesagt, es muss jeder für sich entscheiden wie wichtig die ganze sache für einen ist.
 
Wenn schon Flex Wheeler (für den es sich wegen des Erfolges eben irgendwie eine Zeit lang halt doch gelohnt hat) es bereut, zu gesundheitsschädigenden Dopingmitteln gegriffen zu haben, dann werden es Hobbybodybuilder ohne Chancen auf internat. Wettkampferfolg sicherlich bereuen! Flex konnte wenigstens Lorbeeren in Profiwettkämpfen ernten und wurde berühmt (aber auch dafür war der Preis den er zahlen musste, wohl zu hoch), aber Leute, die einfach nur Anabolika zwecks besserem Aussehen nehmen, kann ich nicht so recht verstehen. Es ist die Gier nach Muskeln die viele junge BBs dazu antreibt, zu dopen. Sollen sie, längerfristig glücklich (=Ziel des Lebens?) werden sie damit kaum, schade.
Flex hatte keine andere Wahl als zu dopen, als er Profi war, völlig nachvollziehbar, der stand doch unter einem Riesendruck und wollte seine Fans nicht enttäuschen.

Aber krasse Defiphasen, auch Marathonläufe (um jetzt nicht nur auf BB fokussiert zu sein) und andere Dinge, die man durchzieht, um den Körper ans Limit bringen, finde ich aber super! Gut für den Kampfgeist! Auch wenn es nicht immer 100% gesund ist, kommt es kaum zu Langzeitschäden bei so "Projekten".
 
Ich will jetzt nicht alles verharmlosen, im Gegenteil: Aber Vergleiche zwischen Profi-BB und Disco-BB bezüglich Steroidkonsum halte ich nicht ganz für angemessen. Im Profibereich werden Menge an Stoff konsumiert, das man eine ganze Rinderherde damit dopen könnte. Wenn ich da Mengenangaben von einem deutschen Profi höre wundert mich gar nichts.

Ich möchte damit nur aussagen, dass das Mass doch noch eine starke Rolle spielt.

Aber ich bin auch 100% der Meinung, das Stoff im Hobbybereich überhaupt nichts verloren hat! Für Wettkämpfe ja, für die Disco definitv nicht. Und wenn jemand keine Wettkämpfe macht, für was braucht er es dann ausser für die Disco? Strand? ;)
 
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