Die Warheit über den glykämischen Index

Ich darf mal pushen, oder?
Insulin ist das anabole Hormon der Bauchspeicheldrüse. Es hemmt die Lipolyse (neben seinen weiteren Wirkungen wie die Förderung der Aufnahme von Glukose in die Körperzellen, die Förderung der Glykogensynthese in Muskulatur und Leber sowie die Förderung der Aufnahme von Aminosäuren in die Zellen). Die Lipolyse (Spaltung der Triglyceride = Neutralfette in Glycerin und freie Fettsäuren) wird auch bei einem vorübergehenden postprandialen Anstieg des Insulinspiegels nie vollständig unterdrückt. Außerdem heißt eine Hemmung der Lipolyse nicht, dass damit keine Betaoxidation (“Fettverbrennung“) in den Mitochondrien der Zellen mehr stattfindet. Dieser Denkfehler wird aber immer wieder begangen
Habe eine Verständnisfrage und zwar: Fettverbrennung und körperliche Aktivität
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist die Ernährung. Eine kohlenhydratreiche Diät hemmt die Fettoxidation, während eine kohlenhydratarme Kost in hohen Fettstoffwechselraten resultiert. Die
Aufnahme von Kohlenhydraten in den Stunden vor einer Belastung führt zu einem Insulinanstieg und somit zu einer um bis zu 35 % verringerten Fettverbrennung (1)
. Dieser Effekt des Insulins auf den Fettstoffwechsel kann postprandial 6-8 Std. anhalten. Dies wiederum bedeutet, dass die höchsten Lipidoxidationsraten im Nüchternzustand nach nächtlicher Nahrungskarenz zu erzielen sind. Daher ist ein Training ohne vorangehendes Frühstück von Ausdauersportlern häufig mit der Vorstellung eingesetzt worden, auf diese Weise die Fettstoffwechselkapazität der Arbeitsmuskulatur zu erhöhen. Allerdings ist bislang durch Studien weder belegt worden, dass ein solches
Trainingsregime effektiv ist, noch dass es relevante Leistungseffekte erbringt. Schließlich kann eine nächtliche Nahrungskarenz auch die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, so dass ein solches Vorgehen nur für niedrige oder moderate Trainingsintensitäten zu empfehlen ist. Auch für eine Gewichtsreduktion ist die Effektivität eines solchen Ansatzes nicht belegt.
Wie sind diese 35 % zu verstehen?
 
Der Energiebedarf des Körpers wird im Vergleich zum Nüchternzustand verstärkt über Kohlenhydrate gedeckt; Energiebilanztechnisch ist das ganze ohne Auswirkung. Wie sich das ganze auf ein Fettstoffwechseltraining (Ausdauersportler) auswirkt ist mir nicht bekannt, das war aber die Ursache für Überlegungen ob ein Fettstoffwechseltraining im Nüchternzustand effektiver ist.
 
hallo anonym,

vorweg - ich gehe davon aus, dass du nicht dem irrglauben unterliegst, dass die fettverbrennung während eines trainings eine rolle spielt, wenn es um's "abspecken" geht (ich hoffe, du kennst den zweck eines sog. fettstoffwechseltrainings).

mir ist die publikation von jeukendrup natürlich bekannt.
35% hin oder her - ich kann mit einer solchen pauschalaussage nichts anfangen. man sollte sich eines bewusst sein: "fettverbrennung" heißt nicht fettverbrennung in allen organen und heißt nicht gleich gleich hohe fettverbrennung in den verschiedenen organen. es ist nicht möglich, die unterschiedliche fettverbrennung in den verschiedenen organen zu quantifizieren, man kann nur die gesamtheit der fettverbrennung messen.
selbstverständlich wird nach kohlenhydratzufuhr vorübergehend mehr glukose oxidiert (genauso wie nach fettzufuhr vorübergehend mehr fettsäuren verstoffwechselt werden, aber deswegen würde heute niemand mehr - wie es mal diskutiert wurde - ausdauersportlern eine erhöhte fettzufuhr empfehlen), aber das betrifft zunächst einmal die organe des verdauungstraktes und findet in erster linie in der leber statt. die muskeln berührt das weniger bis gar nicht (man könnte sagen, es ist ihnen egal, ob etwas in den magen kommt und was in den magen kommt), denn erstens verbrennen muskeln in ruhe ohnehin fast nur fettsäuren und arbeitende muskeln (also beim sport) richten ihre energiebereitstellung nach der jeweils benötigten energieflussrate, und diese wiederum hängt von der belastungsintensität ab.
das heißt erstens: wenn die energieflussrate niedrig ist, also ein extensives training stattfindet, verbrennen die arbeitenden muskeln fettsäuren, egal, ob vorher oder währenddessen KH zugeführt werden (parallel zur oxidation von glukose, versteht sich. die glukose wird aus dem intramuskulär gespeicherten glykogen mobilisiert, die blutglukose trägt nur einen kleinen teil bei - nur zur info).
das heißt zweitens: die effizienz eines fettstoffwechseltrainings wird nicht gemindert, wenn man vor dem training oder während des trainings kohlenhydrate zuführt. im gegenteil, ohne zufuhr von KH würde man bei einer belastung von mehr als 2 std einen "hungerast" riskieren (aufgrund der depletion des leberglykogens). zumindest kann man ohne KH-zufuhr die intensität des langzeitausdauertrainings nicht so hoch halten wie mit, und damit leidet die trainingseffizienz (nicht vergessen: die intensität eines effizienten fettstoffwechseltrainings liegt etwas höher, als vielfach geglaubt und propagiert wird, nämlich wenn die muskuläre betaoxidation absolut und nicht relativ am höchsten ist. das ist der fall, wenn die energiebereitstellung zu je 50% aus der oxidation von fettsäuren und glukose erfolgt und entspricht einer belastungsintensität von durchschnittlich 65% der VO2max, das sind zumindest 70% der max. HF, bei vielen sogar noch etwas höher).
mehr info siehe "Die muskuläre Energiebereitstellung im Sport", "Fettverbrennung im Sport - Mythos und Wahrheit" und "Sinn und Grenzen eines pulsgesteuerten Ausdauertrainings" auf meiner homepage Dr. Kurt A. Moosburger
ich darf dich auch an folgenden info-artikel meines kollegen alfred doblinger verweisen: sportmed-doblinger, ihr partner für ihre persönliche fitness

gruß, kurt
 
Kurt, ich kenne deine Beiträge/publikationen nahezu auswendig, sie ließen meine Weltvorstellungen zusammenbrechen. :(
Es ging mir wirklich um die Aussage "bis zu 35%". Dass es für mich als Abnehmwilligen irrelevant ist, ist klar, denn für mich zählt die negative Energiebilanz.
Danke für die sehr ausführliche Antwort.:)

das ist der fall, wenn die energiebereitstellung zu je 50% aus der oxidation von fettsäuren und glukose erfolgt und entspricht einer belastungsintensität von durchschnittlich 65% der VO2max, das sind zumindest 70% der max. HF, bei vielen sogar noch etwas höher).
Vielleicht irre ich mich, aber ich glaue mal gelesen zu haben, dass die 50/50-Energiebereitstellung bei 90% der HF der anaeroben Schwelle liegt (100 % = anaerobe Schwelle).
Ergibt das irgendeinen Sinn?

Etwas Offtopic, obwohl... nein, das passt zum Thema:
Ich trainiere seit einem Jahr bei McFit (in den ersten sechs Monaten etwa 30 kg abgenommen, aber bestimmt ohne "Fettabbautraining"). Natürlich steht in den Tipps, dass man nicht durch Handballspielen abnehmen kann, sondern nur durch ein Fettabbautraining... Und ohne LOGI geht eh nichts.
Aber: Es gab mal einen interessanten FAQ-Tipp, nach dem man nicht für das Training essen sollte, wenn man abnehmen will. Irgendwie klingt das (versteckt) nach negativer Energiebilanz.
Es ist aber sehr schade, dass so eine große Fitnessstudio-Kette wie McFit mit einem Expertenteam angibt, das scheinbar von Nichts 'ne Ahnung hat.

€: So eine Schande über mein Haupt! Auch Timm schönen Dank!
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist eine blöde Frage, aber wo und von wem wurde eigentlich LOGI entwickelt?
Wenn ich Wiki richtig deute, so wurde an der Harvard Uni nur eine Diät/Ernährungsempfehlung für Diabetiker entwickelt, alle anderen "Diäten", die auf diesen Empfehlungen begründet werden und dem Abnehmen dienen sollen, von anderen Leuten (weiter-)entwickelt. :confused:

Warum die Frage? Keine Ahnung.

Denis.
 
Die Frage lässt sich so nicht richtig beantworten, da der Begriff "LOGI" keine fest etablierte Definition besitzt.
LOGI ist letztendlich ja nichts anderes als eine Ernährung welche die Konzepte GI und GL berücksichtigt. Bei Worm merkt man zusätzlich einen recht starken Hang zum Konzept der "Paleo-Diät". Die "Paleo-Diät" verbindet sich in den letzten Jahren wiederum hauptsächlich (nicht nur!) mit dem Namen Cordain.

-> The Paleo Diet, Paleodiet, Paleolithic Diets, Paleotech Diet, Caveman Diet, High Protein Diet

-> Loren Cordain, Ph.D. - Health and Exercise Science at CSU

Das Konzept des GI geht so weit ich weiß vorrangig auf Jenkins und Mitarbeiter von der Uni Toronto zurück. Der GI wurde ursprünglich tatsächlich im Zusammenhang mit der Diabetes-Ernährung entwickelt. Bei der Diabetesernährung hat der GI auch stärker Fuß fassen können als in anderen Bereichen. Der erste Artikel zum GI erschien 1981 im American Journal of Clinical Nutrition (Glycemic index of foods: a physiological basis for carbohydrate exchange).

-> Faculty - Jenkins - Department of Nutritional Sciences


Mit der Erforschung des GI/GL befassen sich weiterhin vor allem die Australier um Brand-Miller sowie die Amerikaner um David Ludwig.

-> Professor Jennie Brand-Miller - - Our people - The University of Sydney

-> The Glycemic Index

-> David Ludwig, MD, PhD


Die erste "LOGI-Pyramide" habe ich bei Ludwig gesehen. Ludwig vertritt ebenso wie Brand-Miller den Standpunkt, dass der GI/GL auch zur Behandlung bzw. Prävention von Übergwicht gewinnbringend eingesetzt werden kann. Die Worm`sche Pyramide weicht davon allerdings etwas ab.

-> Dietary Glycemic Index and Obesity -- Ludwig 130 (2): 280 -- Journal of Nutrition
 
Oi, ist das aber viel Info. Danke. :)

kurt schrieb:
hallo denis,

ich habe aus der warheit die wahrheit gemacht (danke für den hinweis auf meinen orthographischen faux pas) und hab bei dieser gelegenheit den thread am ende gelesen.
ich antworte auf deine frage
Vielleicht irre ich mich, aber ich glaue mal gelesen zu haben, dass die 50/50-Energiebereitstellung bei 90% der HF der anaeroben Schwelle liegt (100 % = anaerobe Schwelle).
Ergibt das irgendeinen Sinn?
es macht keinen sinn, die 100% auf die leistung an der ANS zu beziehen.
100% entspricht der PWCmax. also der max. leistung.
die 50:50-energiebereitstellung aus der oxidation von fettsäuren und glukose enstpricht durchschnittlich einer leistung von 65% der VO2max (bei gänzlich untrainierten sind es weniger, bis herab zu 50% der VO2max, bei hochausdauertrainierten mehr - bis zu 75% der VO2max (bezogen auf die HF entspricht das 70-80% der HFmax. mehr dazu auf meiner homepage).
aber nochmals: das hat nur eine bedeutung für ein gezieltes fettstoffwechseltraining (und das braucht nur jemand mit marathonambitionen im lauf- oder radsport) und hat mit einem "training zum fettabbau" absolut nichts zu tun.

gruß, kurt

p.s.: du kannst dieses staement von mir in den thread stellen, wenn du magst (zur info der allgemeinheit:) - auch wenn ich damit nix neues sage:))
 
Jetzt muß ich leider gestehen, dass ich nicht so recht kapiere was am GLYX Wert auszusetzen ist. Mal abgesehen davon, dass es vielleicht schwer anzuwenden ist nicht, etc. Aber aus meiner persönlichen Erfahrung ist es schon so, dass z.B. pochierter Reis nach kürzerer Zeit zu neuem Hunger führt als Vollkorn. Hatte das bisher immer dem GLYX Wert zugeschrieben (auch so eine Maus die auf jeden Trend reinfällt, doh!).
 
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