Die Warheit über den glykämischen Index

kurt1

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Die Wahrheit über den glykämischen Index

hallo freunde,

diesen artikel von prof. widhalm möchte ich euch nicht vorenthalten. sollte jemand von euch (trotz meiner aufklärungsarbeit) immer noch wer auf den glykämischen index legen, wird er spätestens jetzt darüber nachzudenken beginnen.

Die Wahrheit über den Glykämischen Index (GI)

- Kein Zusammenhang zwischen berechnetem und tatsächlich gemessenem GI


Die medial aufgebauschte Popularität von Diäten mit geringem Kohlenhydratanteil und insbesondere niedrigem Glykämischen Index (z.B. „Glyx“- od. „LOGI“- Diät) sorgt weiterhin für heftige Debatten in den Reihen der „Ernährungsexperten“. Die widersprüchlichen Studienergebnisse zum präventiven und therapeutischen Nutzen einer derartigen Ernährungsform für Diabetiker, Übergewichtige und Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen verlangen für eine allgemeine Konsensfindung dringend nach (bislang nicht vorliegenden!) prospektiven Langzeituntersuchungen.
Abgesehen von dieser kontroversen Sachlage wird zudem wiederholt Kritik an der praktischen und klinischen Anwendbarkeit des Glykämischen Index geäußert, da die bestehenden internationalen GI-Tabellen nur einzelne Lebensmittel erfassen, die jedoch in praxi meist in kombinierter Form und nach unterschiedlichen Zubereitungsarten verzehrt werden. Insofern stellt sich die grundlegende Frage, inwieweit der GI von zusammengesetzten Mahlzeiten oder komplexen Diäten auf Basis dieser Tabellen überhaupt vorhersagbar ist.

Angesichts dieser Problematik untersuchte jüngst die dänische Forschergruppe um Flint et al. mittels randomisierter Cross-over- Studie die Vorhersagbarkeit des GI von 13 typischen europäischen Frühstücksmahlzeiten (Variationen aus Brot, Butter, Käse, Marmelade, Müsli, Haferflocken, Corn Flakes, Milch, Milchbrötchen, etc.). Hierzu testeten 28 gesunde, normalgewichtige Männer im Alter von durchschnittlich 25 Jahren im Abstand von jeweils 7 Tagen 10 unterschiedliche Mahlzeiten inklusive einer Referenzmahlzeit (weißes Brot aus Weizenmehl). Alle Mahlzeiten enthielten jeweils 50 g verfügbare Kohlenhydrate, wobei Energie-, Fett-, Protein- und Ballaststoffgehalte beträchtlich variierten. Zur Berechnung des vorhergesagten Gesamt- GI dienten lebensmittelspezifische Angaben von Kelloggs Europe sowie die Tabelle von Foster-Powell & Brand-Miller.

Mittels Blutproben, die im Laufe von 120 Minuten nach erfolgter Nahrungsaufnahme entnommen wurden, konnten der tatsächliche GI der einzelnen Mahlzeiten und die Insulinantwort gemessen werden.
Die Datenanalyse zeigte, dass kein Zusammenhang zwischen berechnetem und gemessenem GI sichtbar wurde (s. Diagramm). Vielmehr erwiesen sich der Fett- und Proteingehalt als stärkere Prädiktoren für den GI von zusammengesetzten Mahlzeiten. (p<0,001)


Berechneter vs. tatsächlich gemessener GI von 14 Frühstücksmahlzeiten (50 g Kohlenhydrate/ Portion)


leider kann ich das diagramm hier nicht abbilden/phpapps/ubbthreads/images/icons/frown.gif

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand, der sich vorwiegend auf Kurzzeitstudien mit kontroversen Studienergebnissen stützt, ist nicht nur der rein funktionelle Benefit einer Low- GI- Diät zur Prävention und Behandlung von Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauferkrankungen umstritten.
Auf Grundlage vorliegender Resultate muss darüber hinaus auch die praktische Anwendbarkeit unter nicht-standardisierten Bedingungen in Frage gestellt werden. Die GI- Berechnung von zusammengesetzten Mahlzeiten auf Basis von GI- Tabellen für einzelne Lebensmittel divergierte deutlich von den tatsächlich gemessenen GI- Werten, woraus abzuleiten ist, dass nicht nur der Kohlenhydratgehalt allein für den GI einer gesamten Mahlzeit ausschlaggebend ist. Diesbezüglich scheinen der Fett- und Proteingehalt eine umso maßgeblichere Rolle zu spielen.
Wie bereits bekannt, kann selbst der GI eines einzelnen Lebensmittels beträchtlichen Schwankungen unterliegen, die insbesondere vom Reifungsgrad und der Sorte des Lebensmittels sowie dessen küchentechnische Zubereitungsart und Dauer des Kochprozesses bestimmt werden.
Summa summarum erweist sich der GI als praxisrelevantes Instrument zur ernährungsmedizinischen Beurteilung von Lebensmittel als ungeeignet.
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© ÖAIE 2005/ Widhalm K & Fussenegger D

Artikel Nr. 5009; Schlagwörter: Glykämischer Index, Berechnung, gesamte Mahlzeiten

Quelle: Flint A, Moller BK, Raben A et al. The use of glycaemic index tables to predict glycaemic index of composite breakfast meals. Br J Nutr 2004;91:979-89.



gruß an alle und noch einen schönen abend,
kurt
 
Zuletzt bearbeitet:
Und was macht man mit all den Anhängern all dieser Diäten (Montagnac, Atkins, Glyx-Päpste...), die auf diese Ernährungsweise schwören und dafür ihr Leben liessen, "weil es doch funktioniere" (=sprich, sie haben abgenommen. Warum sie abgenommen haben, ist ja klar, weil sie diese bösen, bösen Kohlenhydrate nicht gegessen haben........... Mit neg. Energiebilanz muss man denen gar nicht kommen, echt!)?

Soll man diese "bekehren" oder soll man einfach selber nicht drauf reinfallen?

Ich bin bislang verschont geblieben von all diesen Gurus und ernähre mich rein "mathematisch" bzw. "buchhalterisch"... :winke:
 
Morgen (Donnerstag, 30.6. - damit keine Unklarheiten entstehen *grins*) findet in Wien ein Symposium zum Thema "Low Carb - Slow Carb" von der ÖGE statt, übermorgen berichte ich darüber (aber erst kriegen meine Newsletter-Abonnenten den Bericht, so viel Zeit muss sein!!)

Dickes Bussl!
Meni
 
Die ÖGE wird hoffentlich das Gleiche sagen

es mag verschiedene meinungen geben, aber gibt nur einen "state of the art", wie wir beide wissen. ich gehe davon aus, dass die studie von flint et al auch zur sprache kommen wird.

bussl retour,

kurt
 
lies einfach mal im Archiv nach!

sobald man sich bewusst mit der ernährung befasst, schränkt man automatisch die energiezufuhr ein. darauf beruht der erfolg von diäten - egal, welcher.
ich hoffe, du erwartest dir von mir keine antwort auf deine eingangsfrage - das archiv ist voll mit meinen stellungnahmen zu diesem thema...
übrigens: sich "buchhalterisch" zu ernähren, ist auch keine vernünftige lösung. wer ständig kalorien zählt und seine energiebilanz mathematisch berechnet, unterliegt einer zwangsstörung und macht es nicht besser als die, die gurus hörig sind.

lg, kurt
 
Ich mache es immer so

Mit den direkten Verfechtern dieser lustigen Theorien kann man nicht diskutieren. Geht einfach nicht. Wer nimmt schon eine andere Meinung an, wenn man selbst schon 15 Minuten echte Profitexte auf rtl.de gelesen hat.

Was man aber machen kann, ist die Leute im Umfeld gegebenenfalls vor so einem Humbug zu bewahren. Bei meiner Freundin hats geklappt, bei einigen meiner Kumpels auch und die Leute, die bei mir trainieren, haben sowieso zu tun, was ich sage! <img src=http://www.taekwondoforum.info/phpBB2/images/smiles/icon_twisted.gif >

http://www.taekwondo-bammental.de/INF/sig2.gif
 
Re: Die ÖGE wird hoffentlich das Gleiche sagen

Auch sie kam zur Sprache - der Rest (die Kürzestversion) kommt jetzt in einem eigenen Thread

:cool:
 
Hallo Kurt,

Wäre doch sinnvoll deinen Artikel über den Glykämischen Index um diese Erfahrung zu ergänzen!?

Oder hoffst du dass Univ.Prof.Dr. Kurt Widhalm seine Artikel überarbeitet, auf die du per Link verweist?

Gruß
Perschke

PS: Den teilinfiltierten Anhängern dieser Diätform kann man nur mit sachlichen Argumenten überzeugen. Die vollinfiltrieren sind hoffnungslos verloren. Aber das ist nicht mein Problem.

PPS: Wo ist eigentlich Peter60?
 
Re: lies einfach mal im Archiv nach!

also ist für einen gesunden der GI uninteressant. aber was ist mit den diabetikern, sollte man da darauf auchten?
 
Die Artikel von Prof. Widhalm...

...habe ich in meinem homepageartikel über den glykämischen index verlinkt (unter "literatur"). der aktuelle link folgt noch.
übrigens ist es mir eine ehre, dass mich prof. widhalm vor ein paar wochen gebeten hat, bei der ausbildung in ernährungsmedizin (deren mentor prof. widhalm ist) als vortragender mitzuarbeiten. mein gebiet wird die körperliche aktivität als basis der ernährungspyramide sein.

gruß, kurt

p.s.: wo "peter 60" & co sind, interessiert mich nicht. sie sollen bleiben, wo sie sind und nicht mehr dieses forum stören.
 
nein, wenn dann nur auf die GL

und das gilt auch nur für übergewichtige typ 2-diabetiker.
auch darüber hab ich schon informiert. eine strenge "diabetes-diät" ist obsolet.

lg, kurt
 
Re: nein, wenn dann nur auf die GL

Hi Kurt!

Also ich auf der Ambulanz rate den Typ II-Diabetikern sehr wohl beispielsweise eher zu Hartweizengrießnudeln als zu Reis oder zu VK-Brot (zumindest Schwarzbrot) anstatt zu Semmeln um einen zu raschen Blutzuckeranstieg zu vermeiden. (Einmal abgesehen davon, daß auch das Sättigungsgefühl länger anhält.)
Findest du das unsinnig?
 
Re: GI für DM Typ II

hi moul!

ich kläre meinen pat. nur über rasch und langsam resorbierbare KH als notfallprophylaxe bzw. als "Sport-BE" zum vorbeugen auf.
wie du den studien von prof. widhalm entnehmen kannst hat der GI keinen nachweisbaren einfluss, da die lebensmittel in den seltensten fällen isoliert konsumiert werden.

"strenge BE-Diät" gilt sowieso nur für pat. mit konservativer insulineinstellung bzw. für pat. die ein eigenes managment nicht mehr schaffen. da ist auch die "1er-regel" ganz gut in die praxis umsetzbar.

seas, uschi

 
Re: GI für DM Typ II

Grüß dich Uschi!

Strenge BE-Diät mach ich eigentlich überhaupt nicht mehr.
Aber auch wenn Lebensmittel natürlich nur in den seltensten Fällen isoliert konsumiert werden, bin ich der Meinung, daß es einen gewaltigen Unterschied macht, ob man ein VK-Brot mit Wurst und Käse, oder eine Wurst-Käse-Semmel zu sich nimmt.
Abgesehen davon, versuch mal 200g Semmel bzw. 200g Brot zu essen bzw. beobachte die Dauer deiner Sättigung - das ist für mich bei den zu 98% übergewichtigen Typ II Diabetikern ein nicht zu vernachlässigender Effekt.
Ein weiterer positver Effekt wäre ja auch noch, daß viele Lebensmittel mit niedrigem GI einen höheren Ballaststoffgehalt haben, was für die auch oft erhöhten Blutfette dienlich ist.
(Ich möchte aber klarstellen, daß ich kein Glyx- oder sonstiger Diäten- Anhänger bin.)
 
Re: nein, wenn dann nur auf die GL

hallo moul,
es ist großteils unsinnig, weil nicht praxisrelevant. natürlich sollte man nicht ausschließlich weißbrot essen, aber man muss auch als typ 2-diabetiker nicht darauf verzichten. uschi hat dir ja auch schon gesagt, dass der theoretische GI zu vergessen ist. geh auf meine homepage, artikel "der glykämische index", und lies im anschluss die artikel von prof. widhalm und prof. elmadfa sowie die von james kenney.
du bist offensichtlich neu in diesem forum, über dieses thema hab ich mir schon die finger wundgetippt (siehe forenarchiv). dass weder die sättung noch das hungergefühl primär vom BZ-spiegel abhängen, solltest du auch noch wissen.

gruß, kurt (bin jetzt bis 18. juli auf urlaub und ab 19. wieder online)
 
Re: GI für DM Typ II

hallo markus!

strenge BEdiät mach ich ebenfalls nicht. ist nur über den daumen gepeilt für die senioren unter den senioren einfacher. schliesslich haben sie sich 30 jahre, oder länger dran halten müssen. da lass ich sie einfach weitermachen wie bisher. "diätfehler" machen sie sowieso von alleine :). die geistigen kapazitäten sind schliesslich auch nicht immer die günstigsten.
klar probiert man die leute auf "gesunde" mischkost umzustellen, aber nach 15 jahren erfahrung handhabe ich das immer sehr individuell. ist meiner meinung nach eine politik der kleinen schritte.

seas, uschi

 
Re: GI für DM Typ II

Bin mal wieder hier. Also mein Mann ist weder übergewichtig noch im Seniorenalter.
Kann es eigentlich sein, dass der HBCA1-Wert oder wie der heißt auch durch bestimmte Medikamente beinflusst wird? Er nimmt nämlich einiges am Medikamenten.
Eigentlich haben wir schon immer ein Mischkost mit allem was dazu gehört und regelmäßige Bewegung (Radfahren, Gartenarbeit, Muskeltraining) hat er auch.
 
Re: HBA1C

hallo jana!

nein, der wert selber ist durch medikamente nicht beeinflussbar. er gibt auskunft über die durchschnittliche BZ-höhe in den letzten 6 wochen.
wenn dein mann normalgewichtig ist, ausreichend bewegung macht und eine relativ "zuckerfreie" kost einhält, könnte er auch einen insulinmangel haben und keine insulinresistenz. genaueres könnte ich dir anhand seiner medikation sagen. es könnte aber sicherlich passieren, dass er auf grund eines völligen versagens der bauchspeicheldrüse (pankreas) längerfristig auf insulin umsteigen muss

seas, uschi

 
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