Diabetis?

Angi2

New member
Frage: Wenn beim Training der Zuckerspiegel bis auf 3 runter geht, gibt man da sofort Traubenzucker, oder tut es Schockolade oder ein Zuckerwürfel auch?

Wir hatten jetzt vor kurzen so einen Fall im Studio, die Dame spritzt sich Insulin, da wir keinen Traubenzucker da hatten, haben wir Schockolade verabreicht.

Da ich mit so etwas noch nie in Berührung gekommen bin, habe ich mir auch noch keine Gedanken über so einen Fall gemacht, erschreckt hat es mich aber schon.

Sollte man hier überhaupt noch Trainieren?
 
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Re: Diabetis?
Diabetes mellitus

körperliches training, sowohl der ausdauer, aber auch der kraft, stellt eine wichtige therapeutische massnahme bei diabetes mellitus dar. immerhin ist die muskulatur das grösste blutzucker-aufnehmende organ unseres körpers!

da unter muskelarbeit die glucoseaufnahme in die zellen gesteigert ist, zum teil sogar insulin-unabhängig, ist es logisch, dass man sich vor einem training eine geringere insulindosis spritzt (ich sag jetzt mal so "daumen mal pi" ca. die hälfte).

die frage, die sich mir bei jener dame stellt, ist die, dass ich mich erinnere, dass in deinem studio viele übergewichtige und z.t. auch adipöse trainieren. sollte besagte dame übergewichtig sein, SOLLTE sie gar nicht mit insulin behandelt werden, weil bei ihr ohnehin schon zuviel eigenes insulin im blut ist (=hyperinsulinämie, der insulinspiegel korreliert mit dem körperfett). sonst würde man die hyperinsulinämie verstärken und damit die insulinresistenz nur noch verschlimmern - und damit der patientin nicht nur jede chance nehmen, ihren köperfettanteil zu reduzieren, sondern - im gegenteil! - damit eine "insulinmast" induzieren, die genau das gegenteil von der eigentlich kausalen therapie des ganzen dilemmas (metabolisches syndrom!), nämlich der körperfettreduktion, darstellt.

leider werden immer noch viele übergewichtige bzw. dicke typ-2-diabetiker auf insulin eingestellt...

(siehe dazu auch mein posting "ergänzung aus sicht des internisten" vom 10.01.01)

im falle eines "unterzuckers" ist es völlig gleich, was man verabreicht, es müssen nur schnell verfügbare kohlenhydrate sein (ein stück zucker, ein löffel honig, zuckerhältige limonade, z.b. verdünnter sirup oder fruchtsaft oder ähnliches. schokolade geht prinzipiell auch, ist aber auch ziemlich fett, was nicht unbedingt so günstig ist. auch ein stück weissbrot, gut eingespeichelt und gekaut, bewirkt eine rasche zuckerresorption - weissbrot hat den gleichen glykämischen index wie zucker!).

das wichtigste ist jedenfalls, RASCH zu handeln, denn wenn der patient cerebral eintrübt und nicht mehr in der lage ist zu schlucken, hilft nur mehr eine glucoseinfusion.

handelte es sich bei jener dame um eine typ-2- oder um eine typ-1-diabetikerin (die im gegensatz zu den typ-2-diabetikern absolut insulinabhängig sind, weil ihre bauchspeicheldrüse keines mehr produziert)? diese sind in der regel gut geschult, kennen ihren stoffwechsel sehr gut und sind durch ihre NIS-therapie (normalinsulin-substitution), die den physiologischen insulinhaushalt imitiert, in ihrer lebensweise sehr flexibel. sie können essen, wann sie wollen, wieviel sie wollen und was sie wollen - sie müssen es aber "planen", weil sie sich den entsprechenden insulinbolus VOR dem essen verabreichen müssen. sie wissen auch, wie sie sich ihre insulinzufuhr bei körperlichem training dosieren müssen. sie können sogar hochleistungssport betreiben - es gibt weltklasseathleten, die typ-1-diabetiker sind!

deshalb vermute ich, dass es sich bei deinem "schützling" eher um eine typ-2-diabetikerin gehandelt hat, die - leider! - auf insulin eingestellt ist.

in zukunft keine panik, liebe angi, solang du immer ein paar kohlenhydrate in der nähe hast, kann nichts passieren. es dauert schon eine weile, bis jemand ins hypoglykämische koma fällt ;o)... aber erkundige dich künftig genau nach den vorerkrankungen deiner offensichtlich wirklich nicht unproblematischen kunden und frage, welche medikamente sie nehmen (ich weiss, dass viele davon nicht notwendig sind...).

gruss, kurt



Angi schrieb:

> Frage: Wenn beim Training der Zuckerspiegel bis auf 3 runter geht, gibt man da sofort Traubenzucker, oder tut es Schockolade oder ein Zuckerwürfel auch?

> Wir hatten jetzt vor kurzen so einen Fall im Studio, die Dame spritzt sich Insulin, da wir keinen Traubenzucker da hatten, haben wir Schockolade verabreicht.

> Da ich mit so etwas noch nie in Berührung gekommen bin, habe ich mir auch noch keine Gedanken über so einen Fall gemacht, erschreckt hat es mich aber schon.

> Sollte man hier überhaupt noch Trainieren?
 
Re: Diabetes mellitus

Danke Kurt,



Wir haben schon vor Trainingsbeginn einen Gesundheitsfragebogen und bei bestimmten Erkrankungen müssen auch noch ärztliche Attests vorgelegt werden. Leider, muß ich zu meiner Schande gestehen, habe ich mir über Diabetes nie einen Kopf gemach, ich dachte immer die Leute nehmen ihre Medikamente und gut ist`s. Wie ich jetzt sehe, war das ein großer Irrtum, aber daß passiert mir sicher kein zweites mal.

Die Frau ist sehr schlank und hat auch nach kürzester Zeit auf ein aktives Training bestanden, was sie für ein Typ Diabetiker ist, kann ich nicht sagen, ich weiß nur, daß sie immer ein Spritzbesteck und so ein Gerät zur Zuckerbestimmung mit hat. Deshalb konnten wir ja auch schnell kontrollieren!

Also nochmals danke.



Beste Grüße Angi
 
Re: Diabetes mellitus

liebe angi,

ihr macht das vorbildlich, was fragebogen und atteste betrifft.

diabetes mellitus ist an sich kein grosses problem im sport (wie ich bereits ausgeführt habe).

deine kundin (die offensichtlich doch keine typ-2-diabetikerin ist, wie ich ursprünglich vermutet habe) war nur entweder schlecht geschult oder hat noch nicht die entsprechende erfahrung über ihren stoffwechsel (betreffend den zusammenhang sportliche aktivität und insulindosis) gehabt.

ihr habt das problem aber super hingekriegt, gratuliere!

bitte künftig typ-1-diabetiker darauf hinweisen, vor dem training weniger insulin zu spritzen und eine kleinigkeit zu essen (vollkornbrot, müsliriegel oder ähnl.) - hängt natürlich von intensität und dauer des trainings ab (und das muss jeder typ-1-diabetiker für sich selbst herausfinden).

traubenzucker (bzw. zuckerhaltige getränke) solltest du immer parat haben, sollte wieder einmal jemand einen unterzucker bekommen (= blutglucose unter 45 mg/dl bzw. unter 2.5 mmol/l). achte nicht nur auf die allseits bekannten "hypo"-symptome wie schwitzen (v.a. beim sport kein signifikantes zeichen), zittern, heisshunger, sondern auch auf psychische veränderungen (wesensveränderungen jeglicher art wie aggressivität, verwirrtheit usw.)!!! wichtig!

gruss, kurt



Angi schrieb:

> Danke Kurt,

>

> Wir haben schon vor Trainingsbeginn einen Gesundheitsfragebogen und bei bestimmten Erkrankungen müssen auch noch ärztliche Attests vorgelegt werden. Leider, muß ich zu meiner Schande gestehen, habe ich mir über Diabetes nie einen Kopf gemach, ich dachte immer die Leute nehmen ihre Medikamente und gut ist`s. Wie ich jetzt sehe, war das ein großer Irrtum, aber daß passiert mir sicher kein zweites mal.

> Die Frau ist sehr schlank und hat auch nach kürzester Zeit auf ein aktives Training bestanden, was sie für ein Typ Diabetiker ist, kann ich nicht sagen, ich weiß nur, daß sie immer ein Spritzbesteck und so ein Gerät zur Zuckerbestimmung mit hat. Deshalb konnten wir ja auch schnell kontrollieren!

> Also nochmals danke.

>

> Beste Grüße Angi
 
Re: Diabetes mellitus

Hi Kurt,



Was mich bei dieser Frau verwundert, sie ißt alles und achtet überhaupt nicht auf Zucker, sie sagt sie darf essen was sie mag, nur vorher muß sie dem entsprechend spritzen. Ist das wircklich richtig?



Sie ist auch eher ein sehr nervöser und gestresster Mensch, so quirlig eben und es kann nichts schnell genug gehen.Hängt das auch mit dem Zucker zusammen?



Beste grüße Angi
 
Diabetes mellitus vom Typ 1

hallo angi,

im gegensatz zum typ-2 ist der typ-1-diabetes mellitus absolut insulinabhängig (=IDDM=Insulin Dependent Diabetes Mellitus. der typ-2 = NIDDM=Non Insulin Dependent Diabetes mellitus).

ich hab doch bereits geschrieben, dass typ 1-diabetespatienten in ihrer ernährung genauso flexibel wie nicht-diabetiker sein können und im prinzip ALLES essen dürfen. sie müssen es nur VORHER wissen, WAS und WIEVIEL sie essen werden, weil davon die insulindosis abhängt (50 kcal kohlenhydrate brauchen ca. 1.5 internationale einheiten (IE) insulin, 100 kcal fett bzw. eiweiss ca. 0.5 IE. das basalinsulin, das den nüchtern-blutzucker einstellt, wird morgens und abends gespritzt und richtet sich nach dem körpergewicht).

natürlich sollten sich nicht nur typ-2-, sondern auch typ-1-diabetiker "vernünftig" - wie wir alle - ernähren, also mindestens 50% der energie in form von kohlenhydraten zuführen, allerdings weniger als zucker als vielmehr in form komplexer KH.

die hektische art deiner kundin hängt nicht mit ihrer zuckerkrankheit zusammen, sonder eher mit ihrer schilddrüsenfunktion. da ich aber annehme, dass diese bereits gecheckt wurde, dürfte es sich also einfach nur um eine temperamentssache handeln. ;o)

lg, kurt



Angi schrieb:

> Hi Kurt,

>

> Was mich bei dieser Frau verwundert, sie ißt alles und achtet überhaupt nicht auf Zucker, sie sagt sie darf essen was sie mag, nur vorher muß sie dem entsprechend spritzen. Ist das wircklich richtig?

>

> Sie ist auch eher ein sehr nervöser und gestresster Mensch, so quirlig eben und es kann nichts schnell genug gehen.Hängt das auch mit dem Zucker zusammen?

>

> Beste grüße Angi
 
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Re: Diabetis?
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