Diabetes mellitus
körperliches training, sowohl der ausdauer, aber auch der kraft, stellt eine wichtige therapeutische massnahme bei diabetes mellitus dar. immerhin ist die muskulatur das grösste blutzucker-aufnehmende organ unseres körpers!
da unter muskelarbeit die glucoseaufnahme in die zellen gesteigert ist, zum teil sogar insulin-unabhängig, ist es logisch, dass man sich vor einem training eine geringere insulindosis spritzt (ich sag jetzt mal so "daumen mal pi" ca. die hälfte).
die frage, die sich mir bei jener dame stellt, ist die, dass ich mich erinnere, dass in deinem studio viele übergewichtige und z.t. auch adipöse trainieren. sollte besagte dame übergewichtig sein, SOLLTE sie gar nicht mit insulin behandelt werden, weil bei ihr ohnehin schon zuviel eigenes insulin im blut ist (=hyperinsulinämie, der insulinspiegel korreliert mit dem körperfett). sonst würde man die hyperinsulinämie verstärken und damit die insulinresistenz nur noch verschlimmern - und damit der patientin nicht nur jede chance nehmen, ihren köperfettanteil zu reduzieren, sondern - im gegenteil! - damit eine "insulinmast" induzieren, die genau das gegenteil von der eigentlich kausalen therapie des ganzen dilemmas (metabolisches syndrom!), nämlich der körperfettreduktion, darstellt.
leider werden immer noch viele übergewichtige bzw. dicke typ-2-diabetiker auf insulin eingestellt...
(siehe dazu auch mein posting "ergänzung aus sicht des internisten" vom 10.01.01)
im falle eines "unterzuckers" ist es völlig gleich, was man verabreicht, es müssen nur schnell verfügbare kohlenhydrate sein (ein stück zucker, ein löffel honig, zuckerhältige limonade, z.b. verdünnter sirup oder fruchtsaft oder ähnliches. schokolade geht prinzipiell auch, ist aber auch ziemlich fett, was nicht unbedingt so günstig ist. auch ein stück weissbrot, gut eingespeichelt und gekaut, bewirkt eine rasche zuckerresorption - weissbrot hat den gleichen glykämischen index wie zucker!).
das wichtigste ist jedenfalls, RASCH zu handeln, denn wenn der patient cerebral eintrübt und nicht mehr in der lage ist zu schlucken, hilft nur mehr eine glucoseinfusion.
handelte es sich bei jener dame um eine typ-2- oder um eine typ-1-diabetikerin (die im gegensatz zu den typ-2-diabetikern absolut insulinabhängig sind, weil ihre bauchspeicheldrüse keines mehr produziert)? diese sind in der regel gut geschult, kennen ihren stoffwechsel sehr gut und sind durch ihre NIS-therapie (normalinsulin-substitution), die den physiologischen insulinhaushalt imitiert, in ihrer lebensweise sehr flexibel. sie können essen, wann sie wollen, wieviel sie wollen und was sie wollen - sie müssen es aber "planen", weil sie sich den entsprechenden insulinbolus VOR dem essen verabreichen müssen. sie wissen auch, wie sie sich ihre insulinzufuhr bei körperlichem training dosieren müssen. sie können sogar hochleistungssport betreiben - es gibt weltklasseathleten, die typ-1-diabetiker sind!
deshalb vermute ich, dass es sich bei deinem "schützling" eher um eine typ-2-diabetikerin gehandelt hat, die - leider! - auf insulin eingestellt ist.
in zukunft keine panik, liebe angi, solang du immer ein paar kohlenhydrate in der nähe hast, kann nichts passieren. es dauert schon eine weile, bis jemand ins hypoglykämische koma fällt ;o)... aber erkundige dich künftig genau nach den vorerkrankungen deiner offensichtlich wirklich nicht unproblematischen kunden und frage, welche medikamente sie nehmen (ich weiss, dass viele davon nicht notwendig sind...).
gruss, kurt
Angi schrieb:
> Frage: Wenn beim Training der Zuckerspiegel bis auf 3 runter geht, gibt man da sofort Traubenzucker, oder tut es Schockolade oder ein Zuckerwürfel auch?
> Wir hatten jetzt vor kurzen so einen Fall im Studio, die Dame spritzt sich Insulin, da wir keinen Traubenzucker da hatten, haben wir Schockolade verabreicht.
> Da ich mit so etwas noch nie in Berührung gekommen bin, habe ich mir auch noch keine Gedanken über so einen Fall gemacht, erschreckt hat es mich aber schon.
> Sollte man hier überhaupt noch Trainieren?