@ zLuOr KGM
Na ja, mit einer Testreihe soll ja irgendwas getestet bzw. erforscht werden. In diesem Fall lautete die Ausgangsproblematik (v.a. aufgrund fragwürdiger EMG-Messungen ins Leben gerufen) ja so: "Schrägbankdrücken: Sinn oder Unsinn?"
Und jetzt schau dir mal die Ergebnisse an, die die Testreihe hervorgebracht hat. Mit "in der Pfeife rauchen" meine ich nicht unbedingt, dass die Ergebnisse vollkommen uninteressant wären, sondern dass sie halt nicht gerade viel zur Lösung der oben angesprochenen Ausgangsproblematik beigetragen haben.
Allein durch Hinterfragen der Versuchsanordnung kann man schon zu diesem Schluss kommen. Deswegen auch meine Anspielung bezüglich des Designs. Da hat z.B. kein Mensch Schrägbankdrücken gemacht (Stichwort: Kontrollgruppe). Von den anderen Unzulänglichkeiten ganz zu schweigen. So kann doch gar nicht die oben angesprochene Problematik geklärt werden.
Und wenn man sich das Fazit der Teinehmer anschaut, dann wird diese Vermutung auch bestätigt.
Die Testreihe hat eigentlich nur gezeigt, dass eine Person X mit einem Brustprogramm Y (ohne Schrägbankdrücken) gute Erfolge erzielen kann. Das ist zwar auch nicht schlecht, aber halt nicht des Pudels Kern. Eigentlich sollte ja noch viel mehr gezeigt werden.
Aber so bleiben noch viele Fragen unbeantwortet:
Ist jetzt Schrägbankdrücken sinnvoll oder nicht?
Wären die Erfolge mit Schrägbankdrücken vielleicht noch größer gewesen?
Sind die individuellen Erfolge vielleicht sogar nur auf veränderte Lebensumstände zurückzuführen (z.B. im Bereich Ernährung, veränderte Schlafgewohnheiten, weniger Stress, kühlere Außentemperaturen, etc.)?
usw.
Ich find's zwar gut, wenn man solche oder ähnliche Testreihen macht, aber sie sind halt nur mit Vorsicht zu genießen. Ich selbst mache auch gerne mal einen Selbstversuch, aber ich bin nicht so vermessen, mein unrepräsentatives Ergebnis anderen unbedingt aufzudrängen, insbesondere dann, wenn mein Versuchsdesign viele Stolpersteine aufweist...
Na ja - und auch ansonsten sollte man Testreihen und Studien immer kritisch hinterfragen (Wer hat sie gamacht? Hatte derjenige vielleicht schon vorab eine festgefahrene Meinung zum Sachverhalt, die er nun mit der Studie zu unterstützen versucht? Wer ist der Auftraggeber der Studie? etc.).
Ich habe während meines Studiums auch so einiges über wissenschaftliches Arbeiten gelernt. Wenn du selbst mit dieser Materie vertraut bist, dann weißt du ja vielleicht wie man da tricksen kann. Und dies wird auch oft so gehandhabt. Es gibt ja den schönen Spruch: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Dies gilt auch für Studien.
Aus dem Nicht-Sport-Bereich gibt's da ein schönes Beispiel. Die sogenannte Vicary-Studie. Vielleicht hast du ja auch schon mal davon gehört. Da hat angeblich eben dieser Herr Vicary während einer Filmvorführung für jeweils sehr sehr kurze Zeit Werbebotschaften eingeblendet (z.B. "Drink Coca Cola") und daraufhin haben dann die Kinobesucher angeblich tatsächlich mehr Cola konsumiert. Diese Studie wurde daraufhin immer wieder gerne als Beispiel für den Erfolg unterschwelliger Werbung angeführt. In der Zwischenzeit, nachdem immer mehr Zweifel an der Studie aufkamen, hat auch Herr Vicary selbst zugeben müssen, dass die Studie frei erfunden war. Sie hat also nie stattgefunden.
Genauso kann's dir auch mit allen anderen Studien ergehen. Dazu hat ja auch schon Sam Hain einen Thread verfasst:
http://www.bodybuilding-online.ch/vbulletin/showthread.php?s=&threadid=20065.
Die Welt ist halt schlecht. Gegen jede Pro-Iso-Übung-Studie, kannst du auch eine Contra-Iso-Übung Studie dagegensetzen. Und schließlich weiß der unschlüssige Leser am Ende dann überhaupt nicht mehr, welcher Studie er denn nun glauben sollte, weil sich halt beide gut anhören. Oft hilft da nur blindes Vertrauen, wenn man die Sache nicht selbst in die Hand nehmen kann, etc.
Tja - und insbesondere wenn eine Studie ein Vorurteil bestätigt, dann vergisst man sehr leicht, sie kritisch zu hinterfragen. Wer hat sich dabei nicht schon selbst einmal ertappt? Ich denke da z.B. an Weinliebhaber, die ihren Weinkonsum mit einer Studie rechtfertigen, die aussagt, dass Weintrinken lebensverlängernd, krebsvorsorgend, usw. sei. Hinterfragen tun diese Leute diese Studie i.d.R. wohl eher nicht, weil sie ja genau das aussagt, was sie so gerne hören wollen...