Brehms Tierleben...
Wie versprochen:
Die Sache mit der Diplomatie hat sich ja erledigt, daher jetzt auch außerhalb des Insiders.
Auszug aus Brehm´s Tierleben
Heute:
Der Handtuchfurzer (lintei flatulentor)
Der gemeine Handtuchfurzer, oder wie er in unseren Breiten auch genannt wird „dummschwätzus großmaulicus“, ist eine der am weitest verbreiteten Gattungen der Spezies homo sapiens bodybuildicus. Er zeichnet sich insbesondere durch körperliche Mangelerscheinungen (thorax jammerlappicus, podex hängarschicus, etc.) aus (vgl. Abb. 1). Dieser meist zutrauliche kleine Geselle ist vornehmlich in Fitness-Biotopen anzutreffen, wo er dank aufwendiger Pflege und übermäßiger Beachtung recht gut gedeit.
Die Nachzucht in Zoologischen Instituten ist ebenfalls schon geglückt, so daß um den Fortbestand der Gattung keine Sorge herrschen muß. Im Gegenteil: Aus manchen Regionen wird von einer geradezu heuschreckenhaft auftretenden Plage von lintei flatulentor berichtet.
Wenden wir uns nun den Lebensgewohnheiten dieses faszinierenden Geschöpfes zu. Lintei flatulentor ist ausgesprochen gesellig und tritt daher häufig in Gruppen auf. Die Männchen tragen auffälligen Körperschmuck um den Weibchen ihrer und auch anderer (!) Gattungen zu imponieren. In der Geborgenheit ihrer Gruppe wagen die höherrangigen Männchen (man spricht in der Forschung von „Böcken“) sogar Baggy-Pants in Kombination mit Tank-Tops. In ihrem Biotop grenzen die Böcke ihr Revier durch laute akustische Signale ab. Die häufig zu vernehmenden Rufe „Geil, Alder“ , „Krass“ oder „Höhöhö“ sollen die Männchen anderer Gattungen auf Distanz halten. Überraschenderweise kann man in der Natur oft die Beobachtung machen, daß selbst Männchen größerer Gattungen sich von dem Revier- und Balzverhalten der lintei-flatulentor-Böcke beeindrucken lassen und ihre Nähe sorgfältig meiden. Kommt es dennoch zu einer Begegnung, kann man Zeuge hochinteressanter Verhaltensweisen werden. So legen die Böcke beispielsweise in Gegenwart eines ausgewachsenen pectoralis-maximus-Bullen ein verblüffendes Drohverhalten an den Tag: Die lintei-Böcke beginnen mit warnendem Schwingen von 10-Kilo Kurzhanteln in beiden Armen mit Bewegungen aus der Hüfte heraus. Dies kann durch imposante Grunz- und Stöhnlaute noch verstärkt werden. Hilft dies noch nicht das gattungsfremde Männchen zu vertreiben, beginnen die Böcke meist mit eindrucksvollen Schaukämpfen untereinander bei denen sie ihre Kickbox-Künste demonstrieren. Gelegentlich kommt es aber zu einem kleinen Malheur wenn einem der Böcke die Baggy-Pants-Balztracht zu den Knöcheln rutscht. Doch meist räumt das größere Männchen spätestens dann das Feld.
Zu beobachten ist aber auch aggressives Jagdverhalten bei lintei fl. : So müssen sich selbst alte erfahrene Männchen anderer Gattungen des öfteren gegen Belehrung und Beratschlagung durch lintei-Böcke erwehren. Meist gelingt das nur durch Flucht. Besitzt ein lintei-Männchen dann auch noch eine B-Lizens und das damit verbundene unermesslich reiche Fachwissen, ist es um das Opfer geschehen. In seinem Belehrungsrausch kennt ein aufgebrachtes Handtuchfurzer-Männchen kein Erbarmen. Und da es durch die Kraft seiner Lizens mit unfehlbarer Weisheit (z.b. aus dem Studium von EMG-Tabellen) ausgestattet ist, hilft nur Totstellen und Warten bis sich die Wut des Bockes wieder gelegt hat.
Allein auftretende Handtuchfurzer sind in unseren Breiten selten anzutreffen. Dann sind sie jedoch besonders scheu, halten Abstand zu Gewichten über fünf Kilogramm und meiden helles Licht. Ohne seine gewohnte Gruppe die ihm Halt und Schutz bietet, ist lintei flatulentor kaum überlebensfähig und endet häufig unter den Schuhsohlen größerer Gattungen wie z.B. latissimus imposantus oder trizeps genialus.
Alles in allem handelt es sich also wie wir gesehen haben um eine äußerst interessante und erhaltenswerte Art, die sicher noch lange nicht vollständig erforscht ist.
mfg
sam