zur Sinnhaftigkeit von Vitaminpräparaten

kurt1

New member
nur zur erinnerung! (für "alteingesessene" forumels nix neues)
mit freundlichen grüßen an die nahrungsergänzungsmittelindustrie, diverse ernährungsberater und die anhänger der orthomolekularmedizin:winke:

gruß ans forum, kurt


http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=041001009


Vitaminpräparate verhindern eine Krebserkrankung nicht
Lebenserwartung kann zusätzlich verkürzt werden


Kopenhagen (pte, 01. Okt 2004 09:15) - Wissenschafter der Copenhagen Trial Unit http://inet.uni2.dk/~ctucph haben nachgewiesen, dass Vitaminpräparate eine Krebserkrankung nicht verhindern und sogar die Lebenserwartung verkürzen können. Eine Überprüfung von 14 Untersuchungen mit mehr als 170.000 Teilnehmern ergab, dass antioxidante Vitamine wie Vitamin E keinen Schutz gegen Krebs boten. Die Forscher schreiben in The Lancet, http://www.thelancet.com dass Menschen, die diese Nahrungszusätze einnahmen, frühzeitig starben. Cancer Research UK http://www.cancerresearchuk.org wies auf den vorläufigen Charakter dieser Ergebnisse hin und erklärte sie lieferten keinen überzeugenden Beweis einer Gefährdung.

Die Autoren der Studie betonten laut BBC, dass sie nur die Wirkung bestimmter antioxidanter Präparate wie Beta-Carotin, die Vitamine A, C und E sowie Selen in verschiedenen Kombinationen untersucht hatten. "Diese Ergebnisse sollten nicht auf potenzielle Wirkungen von Gemüse und Obst angewendet werden, die ebenfalls reich an Antioxidantien und anderen Substanzen sind." Das Team um Goran Bjelakovic verglich die Anzahl von Krebserkrankungen im Magen- und Darmbereich bei Personen, die Vitamine einnahmen und jenen, die Blindpräparate erhielten. Außer bei Selen konnte nicht nachgewiesen werden, dass die regelmäßige Einnahme diese Art von Krebserkrankungen verhindern konnte.

Bei der Hälfte der Studien schienen die Vitaminpräparate die Lebenserwartung zu verkürzen. Die Kombination von Beta-Carotin und Vitamin A oder Vitamin E erhöhte das Risiko eines frühzeitigen Todes um 30 bzw. zehn Prozent. Laut Bjelakovic sollte die Wirksamkeit von Selen näher erforscht werden. Antioxidationsmittel sollen, durch die Verhinderung oder Verlangsamung des durch bestimmte Sauerstoffverbindungen hervorgerufenen Schadens, Krebserkrankungen stoppen. (Ende)


Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Michaela Monschein,
email: redaktion@pressetext.at,
Tel. +43-1-81140-0
 
Was aber den Verbraucher

lieber Kurt,

offensichtlich nicht stört. Die fünf größten Unternehmen für Vitaminpräparate in Deutschland machen zusammen einen Umsatz von mehr als 250.000.000 Euro im Jahr! Dazu kommen die vielen hundert anderen Unternehmen, die Apotheken und die "selbstständigen Ärzteehefrauen und - ehemänner".
Also wie war das mit den Fliegen, die sich nicht irren können???:winke::winke:

Gruß Rainer
 
Re: Was aber den Verbraucher

Man sollte sich auch selber gar nicht ausschliessen, dass man an diesem Wahn teilnimmt.

Man wird so dermassen mit Werbeslogans zugeballert, dass man irgendwann doch wieder zweifelt, ob man nicht zuwenig "Stoffe" zu sich nimmt. Und es passiert.

Ich zumindest nehme seit Jahren keine Vitamine o.ä. mehr und bin weniger krank als vorher. Da habe ich nämlich regelmässig Vit. C, E (weissweissichnochalles), L-Carnitin, Lecithin usw. zu ´mir genommen. Trotzdem hatte ich immer wieder Phasen, wo ich daran gezweifelt habe, ob das so richtig ist.

mfg
Hermann


http://www.eskoetter.de/private/bild1.jpg
 
Nicht nur mit Werbung

lieber Herrmann,

habe eine Menge Bücher, die sowohl pro als auch contra sind, dazu auch noch von "Experten" wie Ärzten, Wissenschaftler...usw. geschrieben. Wie soll da OTTo Normalo durchblicken, wenn wir schon Probleme haben??

Gruß Rainer
 
Meinungen versus Evidenz, lieber Rainer!

ich hab dir das schon mehrmals zu vermitteln versucht... glaubst du, dass alles evidence-based ist, was ärzte und wissenschaftler in büchern, also sekundärliteratur, schreiben?
orientiere dich lieber an der wissenschaftlichen primärliteratur und besuche nicht-firmengesteuerte wissenschaftliche symposien zu diesem thema, dann kennst du den state of the art. was die nahrungsergänzung mit mikronährstoffen betrifft, so mag es mehrere meinungen geben, aber es gibt nur einen state of the art, und der beruht auf einer erkenntnis, die sich auf fakten stützt bzw. zu stützen hat - und auf nichts anderes. (jedenfalls auf keine meinungen)

schönes wochenende, kurt
 
Nein, denn glauben ist nicht wissen

lieber Kurt,

im übrigen war dies ein Erklärungsversuch zu Herrmans Posting.:winke:
Ich bin ja nicht beratungsresistent!!:winke:
An wissenschaftlichger Primärliteratur sollten sich besser die Kunden dieses jährlichen 500 Millionen Euro Marktes orientieren, und sich von dem gesparten Geld einen guten Tropfen feinen Roten zulegen!!:):)
Werde jetzt zur Feier des Wochenarbeitsendes einen "fruchtigen Franzosen" auf Dein Wohl trinken!!

Gruß Rainer
 
sie wird keine Absatzeinbußen erleiden

denn eines solche info liest der laie in der regel nicht. und da viele mediziner fortbildungsrefraktär und obendrein ignorant sind sind und immer mehr pseudoexperten als ernährungsberater durchs land ziehen, werden die umsätze der nahrungsergänzungsmittelindustrie sogar noch steigen...

schönes wochendene, kurt (der in der vergangenen woche zwei damen hinauskomplimentiert hat, die versucht haben, ihre produkte im krankenhaus, wo ich arbeite zu "etablieren. die eine war von "juice plus", die andere vertrat eine orthomolekularmedizinische palette)
 
und ich werde auf dein Wohl trinken!

denn heut abend bin ich anlässlich des 50. geburtstages eines bekannten zu einem menü in einem haubenlokal eingeladen.
also dann - lassen wir uns einen guten tropfen munden (ohne dabei einen gedanken an resveratrol und dessen antioxidative wirkung usw. zu verschwenden:winke:). wie sagt der lateiner? das leben ist ein zu genießendes!

schönes wochenende, kurt
 
Und nicht zu vergessen

lieber Kurt,

die polygomeren Proanycidine (OPC). Zum Wohl und ebenfalls ein schönes Wochenende!

Gruß Rainer, der auch am Wochenende als Selbstständiger selbst und ständig arbeitet!!:winke:
 
Das Arbeitsamt

liebes pingelchen,

nützt ihnen da nix, denn die sind in aller Regel "selbstständige Verkaufsberaterinnen" ohne fundierte Ausbildung und ohne soziale Absicherung und Leistungen in die Arbeitslosenversicherung!! Aber geheult hätten sie wahrscheinlich trotzdem!!:winke:

Gruß Rainer
 
Meinungen versus Evidenz

Hallo Kurt!

Die Unterscheidung evidenz-based oder nicht ist schwer zu machen. Oft müsste man das Forschungsdesign jeder einzelnen Studie betrachten, um festzustellen ob die Aussage im Gesamtzusammenhang brauchbar ist. Sie wird auch in dieser Studie im Zusammenhang mit dem frühzeitigen Tod auf den VORLAUFIGEN CHARAKTER verwiesen. Warum? Weil das Forschungsdesign für diese Erkenntnis nicht tragbar ist. Gerade die Medizin läuft Gefahr, solche Studien aber auch individuelle, isolierte Einzelfallbeschreibungen und historische Fallsammlungen als Induktionsbasis oder als Falsifikation zu verwenden. Diese Ergebnisse kritisch zu hinterfragen, sprengt den Zeithorizont von jedem Otta-Normalverbraucher. Nebenbei ist mein medizinisches Verständnis auch zu gering, um glaubhafte Kritik an Studien üben zu können.

Ich habe aus diesem Artikel nicht entnehmen können, dass Vitaminpräparate per sei schlecht sind (weder induktiv noch deduktiv). Natürlich kann es sein, dass ich den Gesamtzusammenhang nicht erkannt habe, bin ja noch neu im Forum :winke: Deshalb verstehe ich auch die Aussagen Hermanns et al nicht, ebenso wenig kann ich das Hinauskomplimentiert der beiden Damen verstehen (außer Du arbeitest in der „Krebsabteilung“).

Dass Theorieentwicklungen und Experimente/Fallstudien auch von Universitäten oft einen bedenklichen Wissenschaftscharakter haben, brauch ich Dir wahrscheinlich nicht zu erzählen („Joch der Anwendungsorientierung“). Auch diese Studien sind Primärliteratur.

lg
 
die wissenschaftliche Primärliteratur...

kommt allerdings häufig auch zu ganz entgegengesetzten Einschätzungen. Wie z.B. dieser Beitrag zeigt, der den Vitamintherapien bei verschiedenen genetisch bedingten Krankheiten einen erheblichen Stellenwert beimißt und dazu eine Vielzahl von klinischen Studien heranzieht:

"
High-dose vitamin therapy stimulates variant enzymes with decreased coenzyme binding affinity (increased K(m)): relevance to genetic disease and polymorphisms.
Am J Clin Nutr 2002 Apr;75(4):616-58 (ISSN: 0002-9165)

Ames BN; Elson-Schwab I; Silver EA
Department of Molecular and Cellular Biology, University of California, Berkeley, USA. bames@chori.org.

As many as one-third of mutations in a gene result in the corresponding enzyme having an increased Michaelis constant, or K(m), (decreased binding affinity) for a coenzyme, resulting in a lower rate of reaction. About 50 human genetic dis-eases due to defective enzymes can be remedied or ameliorated by the administration of high doses of the vitamin component of the corresponding coenzyme, which at least partially restores enzymatic activity. Several single-nucleotide polymorphisms, in which the variant amino acid reduces coenzyme binding and thus enzymatic activity, are likely to be remediable by raising cellular concentrations of the cofactor through high-dose vitamin therapy. Some examples include the alanine-to-valine substitution at codon 222 (Ala222-->Val) [DNA: C-to-T substitution at nucleo-tide 677 (677C-->T)] in methylenetetrahydrofolate reductase (NADPH) and the cofactor FAD (in relation to cardiovascular disease, migraines, and rages), the Pro187-->Ser (DNA: 609C-->T) mutation in NAD(P):quinone oxidoreductase 1 [NAD(P)H dehy-drogenase (quinone)] and FAD (in relation to cancer), the Ala44-->Gly (DNA: 131C-->G) mutation in glucose-6-phosphate 1-dehydrogenase and NADP (in relation to favism and hemolytic anemia), and the Glu487-->Lys mutation (present in one-half of Asians) in aldehyde dehydrogenase (NAD + ) and NAD (in relation to alcohol intolerance, Alzheimer disease, and cancer)."

Quelle:
http://www.kfinder.com/member-search/getdoc.cgi?ord=1&searchid=2&have_local_holdings_file=0&local_journals_only=0

Ich finde das Potential beachtlich und wenn auch nur ein paar tausend Menschen mit hochdosierten Vitaminen zu helfen ist, sollten Ärzte das nicht ignorieren. Vor allem, wenn sie nichts wirkungsvolleres anzubieten haben.
 
Re: Nicht nur mit Werbung

Einfach immer kritisch gegenüber das was weder Wissenschaftler als auch statistische Studien publizieren, EBM ist nur mal ein Analyse der "relevanten" und nicht relevanten publicationen in "relevanten" und nicht relevanten Zeitschriften, wenn ich 200 Publikationen unter die Lupe nehme und von dieser, 150 sind so publiziert um der Kollege die Karriere zu beschleunigen, werden wir auch von dieser EBM - Analyse, eine falsche Ergebniss erreichen. Das Problen liegt in der Natur der Sache, in der USA sind die wissenschaftlicher Studien grostenteils von der Industrie gesponsert, in Deutschland etwas wenig, aber die Kollegen möchten sich schnell habilitieren oder wie in der USA hängt seine zukunft, von der Ergebnisse seiner Studien (wie "Relevanten" die sind!!). Trotzdem würde nicht die Kollegen pauschalmässig als ignoranten qualifizieren, niemand hat das Wissen und das Recht so was zu sagen, ohne ein Ignorant zu sein.
 
zum "hinauskomplimentiert":

was gibt's da nicht zu verstehen? findest du es verständlich, wenn die kommerzielle nahrungsergänzungsmittelindustrie jetzt auch krankenhäuser als neue pfründe erschießen will? sei mir nicht bös, aber das ist absurd!

gruß, kurt
 
dass die wissenschaftliche Primärliteratur...

... häufig zu diametralen ergebnsissen gelangt, brauchst du mir nicht zu sagen. ich habe auch hier schon des öfteren darauf hingewiesen, dass man publikationen evaluieren muss (was mitunter nicht so einfach ist und jedenfalls wissenschaftstheoretischen background erfordert).
im übrigen muss man natürlich unterscheiden, ob es sich um eine vitaminsubstitution bei erkrankungen mit belegtem therapeutischen benefit handelt oder um eine generelle supplementation wie "mit der gießkanne vitamine über alle menschen leeren". letzteres ist nicht nur irrational, sondern entbehrt auch jeglicher wissenschaftlichen grundlage als evidenz und ist nichts als kommerz, der nicht zuletzt mit fehlinformation und verängstigung der menschen arbeitet.
und das ist abzulehnen.

gruß, kurt
 
Re: dass die wissenschaftliche Primärliteratur...

In Antwort auf:

letzteres ist nicht nur irrational, sondern entbehrt auch jeglicher wissenschaftlichen grundlage als evidenz und ist nichts als kommerz, der nicht zuletzt mit fehlinformation und verängstigung der menschen arbeitet.

und führt -ebenso traurig - in letzter Konsequenz dazu, dass die Krankenkassen mittlerweile überhaupt keine Kosten für Vitaminpräparate mehr übernehmen und damit die wirklich Betroffenen Beträge von mehreren hundert Euro jährlich selber tragen müssen.

Im übrigen kommt mir die von Dir zitierte Studie etwas merkwürdig vor. Erstens finde ich die erwähnten Artikel nicht, wenn ich die Links anklicke und zweitens ist das Ergebnis eines um 30 Prozent erhöhten Risikos für einen vorzeitigen Tod bei 170.000 Teilnehmern an der Untersuchung angesichts der sonst eher vagen Zusammenhänge bei großen klinischen Studien so exorbitant hoch, dass ich es schon wieder für unwahrscheinlich halte.

Viele Grüße
 
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