chianti
New member
aus einem anderen Board folgender "Wortwechsel", zu dem mich eure Meinungen interessieren würden:
-----------
<font color=blue>Zum Thema "Stärkung des Immunsystems": das Immunsystem besteht aus sehr vielen Regelkreisen und Reaktionen (u.a. bestimmte Enzymkonzentrationen). Da man dies nur mit extremem Aufwand in seiner Gesamtheit erfassen kann, misst man oft nur das Vorhandensein bestimmter Enzyme. Wird das Immunsystem nun gestört, ist solch eine Enzymreaktion messbar. Dies wird als "erhöhte Abwehrbereitschaft" interpretiert und in Werbeaussagen (probiotische Joghurts u.a.) als "Stärkung des Immunsystems verkauft.
Ursache war aber keine "Stärkung", sondern eine Störung des Immunsstems!
Produkte, die so beworben werden, tun dem Immunsystem also nicht Gutes, eher im Gegenteil! Davon abgesehen fördert ein ständig alarmiertes, "gestärktes" Immunsystem, das nichts zu tun hat, also keine Infekte abwehren muss, Autoimmunerkrankungen wie Allergien! Langfristig sind also eine "Sommergrippe" und eine "Herbsterkältung" weitaus gesünder fürs Immunsystem als sich teures Zeugs in den Rachen zu kippen.
</font color=blue>
---------------
<font color=purple>
Liegt die Wahrheit nicht mal wieder in der Mitte? die Absage an Vitaminpräparate wäre mit der gleichen Anzahl gegenläufiger Untersuchungen zu widerlegen oder eben nicht. Ich denke, es macht in der Tat wenig Sinn Präparate einzuwerfen und sonst bei aller Ernährung Fünfe gerade sein zu lassen. Andererseits ist es heute so, dass viele Nahrungsmittel durch Konservierung und Weiterverarbeitung weniger Inhaltsstoffe haben. Zum Beispiel ist der Vitamin C-Gehalt des Broccoli in den letzten 10 Jahren nachweislich um 30% gesunken! Und ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verdauung als Voraussetzung der Verstoffwechslung. Da sieht es nach der Meinung meiner Schwägerin zappenduster aus - fast ein Drittel der Immunstörungen haben demnach ihre Ursache in einer miserablen Darmflora.
So mag es sein, dass es nie EINE Ursache für Störungen des Immunsystems gibt. Sicher müßte man auch einige Fässer Actimel trinken, um wirklch die Darflora zu unterstützen - aber Deine generelle Ablehnung teile ich an dieser Stelle nicht: Kann es nicht vielmehr sein, das eben auch nicht alle positiven Wirkungen solcher Mittel erforscht sind, gerade weil dies die Komplexität der Wirkungsweise nicht zuläßt? Siehe übrigens hier auch Acetylsalicilsäure - bis heute weiß man noch nicht, was Aspirin alles bewirken kann, aber seit achtzig Jahren wird's kräftig genommen - und davor haben Schmerzpatienten eben Weidenrinde ausgekocht, um den identischen Naturstoff zu gewinnen.
</font color=purple>
------------------
<font color=blue>
der Vitamingehalt einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung reicht auch bei Hochleistungssportlern aus! Neuere Forschungen belegen gerade, dass die Vitamine nicht als isolierte Substanzen, sondern in ihrer "natürlichen Umgebung" am besten wirken. Die in den letzten Jahren "entdeckten" sekundären Pflanzenstoffe nur als Beispiel ...
Dass trotzdem viele Studien über die neue sensationelle Wirkung eines Vitamins in den Zeitungen stehen, liegt vor allem daran, dass die eine Studie, die eine solche Wirkung (meist in unnatürlich hoher Konzentration) "belegt", natürlich eine viel bessere Schlagzeile hergibt als die 20 Studien, die keine derartige Wirkung ermittelt haben ... ein grundsätzliches Problem der Vermittlung von Wissenschaft in der Öffentlichkeit!
Den generell geringen Vitamingehalt der heutigen Nahrungsmittel halte ich für ein Märchen, hervorgerufen durch die Tatsache, dass das meiste Obst und Gemüse im Gegensatz zu früher das ganze Jahr erhältlich sind und Ware außerhalb der Saison bzw. Erntezeit geringe Vitaminmengen enthält. Gerade Konservierung und Weiterverarbeitung verbessern aber die Situation: Da Tiefkühlware die riesigen Erntemengen zur Saison verarbeitet, ist sie außerhalb der Saison erste Wahl! Ich bin mit sicher, dass Broccoli aus der Tiefkühltruhe nicht schlechter abschneidet als der Broccoli vor 30 Jahren, den es nur zur Erntezeit gab. Frische Ware dann, wenn sie in der Region reif ist, ansonsten Finger weg von der "Frischetheke" mit Produkten aus Spanien oder Übersee (verglichen mit dem gigantischen Transportaufwand sind die paar Kilowattstunden der Tiefkühltruhe sowieso Peanuts, ökologisch gesehen) und ab zum Kühlregal! Auch Fertigprodukte werden aus TK-Ware hergestellt und haben aus diesem Grund keine Nachteile (die Zusatzstoffe sind wieder ein anderes Thema :-(( ).
>> fast ein Drittel der Immunstörungen haben demnach ihre Ursache in einer miserablen Darmflora.
woher hast du diese Zahlen? Sie kommen mir genauso "seriös" vor wie Statements à la "ein Drittel der Krankheiten sind ernährungsbedingt"
>> So mag es sein, dass es nie EINE Ursache für Störungen des Immunsystems gibt. Sicher müßte man auch einige Fässer Actimel trinken, um wirklich die Darmflora zu unterstützen
nein, Studien zeigen, dass die probiotischen Lactodingsbums sich auch bei "normaler" Dosierung im Darm ansiedeln. Das Problem ist vielmehr, dass sie dabei die individuelle, natürliche Darmflora zum Teil verdrängen - das Nahrungsangebot im Darm ist begrenzt. Es gibt dann zwar insgesamt mehr Darmbakterien, aber nur so lange, wie man ständig das teure Actiblabla kauft und futtert. Da die industriell hergestellten Bazillen natürlich nie so gut an den individuellen Darm angepasst sein können wie die "Stammbevölkerung", die dort schon dein ganzes Leben sitzt, daher sterben sie nach einer gewissen Zeit ab. Sie sind eben keine "Abwehr unerwünschter Bakterien" (wie ich in dieser Sekunde in einem A***-Werbespot höre), sondern selbst welche!!! Und nun haben wir das Problem: es gibt weniger eigene Darmbakterien als vorher, die Darmflora ist nicht in einem besseren, sondern schlechteren Zustand!
Nicht vergessen: diese probiotischen Kulturen wurden gezüchtet, um Kranken, deren natürliche Darmflora z.B. nach einer Behandlung mit Antibiotika geschädigt oder zerstört war, einen "Neuanfang" zu ermöglichen. In diesem Fall sind "Designer-Bakterien" besser als gar keine. Bei einem Gesunden sieht das aber ganz anders aus!
Eine Symbiose zwischen Lebewesen (die Darmbakterien wiegen insgesamt übrigens ca. zwei Kilo!!!) ist etwas komplizierter als ein Säuremolekül, das bereits vor über 100 Jahren künstlich hergestellt werden konnte ...</font color=blue>
-----------------
Gruß
chianti
-----------
<font color=blue>Zum Thema "Stärkung des Immunsystems": das Immunsystem besteht aus sehr vielen Regelkreisen und Reaktionen (u.a. bestimmte Enzymkonzentrationen). Da man dies nur mit extremem Aufwand in seiner Gesamtheit erfassen kann, misst man oft nur das Vorhandensein bestimmter Enzyme. Wird das Immunsystem nun gestört, ist solch eine Enzymreaktion messbar. Dies wird als "erhöhte Abwehrbereitschaft" interpretiert und in Werbeaussagen (probiotische Joghurts u.a.) als "Stärkung des Immunsystems verkauft.
Ursache war aber keine "Stärkung", sondern eine Störung des Immunsstems!
Produkte, die so beworben werden, tun dem Immunsystem also nicht Gutes, eher im Gegenteil! Davon abgesehen fördert ein ständig alarmiertes, "gestärktes" Immunsystem, das nichts zu tun hat, also keine Infekte abwehren muss, Autoimmunerkrankungen wie Allergien! Langfristig sind also eine "Sommergrippe" und eine "Herbsterkältung" weitaus gesünder fürs Immunsystem als sich teures Zeugs in den Rachen zu kippen.
</font color=blue>
---------------
<font color=purple>
Liegt die Wahrheit nicht mal wieder in der Mitte? die Absage an Vitaminpräparate wäre mit der gleichen Anzahl gegenläufiger Untersuchungen zu widerlegen oder eben nicht. Ich denke, es macht in der Tat wenig Sinn Präparate einzuwerfen und sonst bei aller Ernährung Fünfe gerade sein zu lassen. Andererseits ist es heute so, dass viele Nahrungsmittel durch Konservierung und Weiterverarbeitung weniger Inhaltsstoffe haben. Zum Beispiel ist der Vitamin C-Gehalt des Broccoli in den letzten 10 Jahren nachweislich um 30% gesunken! Und ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verdauung als Voraussetzung der Verstoffwechslung. Da sieht es nach der Meinung meiner Schwägerin zappenduster aus - fast ein Drittel der Immunstörungen haben demnach ihre Ursache in einer miserablen Darmflora.
So mag es sein, dass es nie EINE Ursache für Störungen des Immunsystems gibt. Sicher müßte man auch einige Fässer Actimel trinken, um wirklch die Darflora zu unterstützen - aber Deine generelle Ablehnung teile ich an dieser Stelle nicht: Kann es nicht vielmehr sein, das eben auch nicht alle positiven Wirkungen solcher Mittel erforscht sind, gerade weil dies die Komplexität der Wirkungsweise nicht zuläßt? Siehe übrigens hier auch Acetylsalicilsäure - bis heute weiß man noch nicht, was Aspirin alles bewirken kann, aber seit achtzig Jahren wird's kräftig genommen - und davor haben Schmerzpatienten eben Weidenrinde ausgekocht, um den identischen Naturstoff zu gewinnen.
</font color=purple>
------------------
<font color=blue>
der Vitamingehalt einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Ernährung reicht auch bei Hochleistungssportlern aus! Neuere Forschungen belegen gerade, dass die Vitamine nicht als isolierte Substanzen, sondern in ihrer "natürlichen Umgebung" am besten wirken. Die in den letzten Jahren "entdeckten" sekundären Pflanzenstoffe nur als Beispiel ...
Dass trotzdem viele Studien über die neue sensationelle Wirkung eines Vitamins in den Zeitungen stehen, liegt vor allem daran, dass die eine Studie, die eine solche Wirkung (meist in unnatürlich hoher Konzentration) "belegt", natürlich eine viel bessere Schlagzeile hergibt als die 20 Studien, die keine derartige Wirkung ermittelt haben ... ein grundsätzliches Problem der Vermittlung von Wissenschaft in der Öffentlichkeit!
Den generell geringen Vitamingehalt der heutigen Nahrungsmittel halte ich für ein Märchen, hervorgerufen durch die Tatsache, dass das meiste Obst und Gemüse im Gegensatz zu früher das ganze Jahr erhältlich sind und Ware außerhalb der Saison bzw. Erntezeit geringe Vitaminmengen enthält. Gerade Konservierung und Weiterverarbeitung verbessern aber die Situation: Da Tiefkühlware die riesigen Erntemengen zur Saison verarbeitet, ist sie außerhalb der Saison erste Wahl! Ich bin mit sicher, dass Broccoli aus der Tiefkühltruhe nicht schlechter abschneidet als der Broccoli vor 30 Jahren, den es nur zur Erntezeit gab. Frische Ware dann, wenn sie in der Region reif ist, ansonsten Finger weg von der "Frischetheke" mit Produkten aus Spanien oder Übersee (verglichen mit dem gigantischen Transportaufwand sind die paar Kilowattstunden der Tiefkühltruhe sowieso Peanuts, ökologisch gesehen) und ab zum Kühlregal! Auch Fertigprodukte werden aus TK-Ware hergestellt und haben aus diesem Grund keine Nachteile (die Zusatzstoffe sind wieder ein anderes Thema :-(( ).
>> fast ein Drittel der Immunstörungen haben demnach ihre Ursache in einer miserablen Darmflora.
woher hast du diese Zahlen? Sie kommen mir genauso "seriös" vor wie Statements à la "ein Drittel der Krankheiten sind ernährungsbedingt"
>> So mag es sein, dass es nie EINE Ursache für Störungen des Immunsystems gibt. Sicher müßte man auch einige Fässer Actimel trinken, um wirklich die Darmflora zu unterstützen
nein, Studien zeigen, dass die probiotischen Lactodingsbums sich auch bei "normaler" Dosierung im Darm ansiedeln. Das Problem ist vielmehr, dass sie dabei die individuelle, natürliche Darmflora zum Teil verdrängen - das Nahrungsangebot im Darm ist begrenzt. Es gibt dann zwar insgesamt mehr Darmbakterien, aber nur so lange, wie man ständig das teure Actiblabla kauft und futtert. Da die industriell hergestellten Bazillen natürlich nie so gut an den individuellen Darm angepasst sein können wie die "Stammbevölkerung", die dort schon dein ganzes Leben sitzt, daher sterben sie nach einer gewissen Zeit ab. Sie sind eben keine "Abwehr unerwünschter Bakterien" (wie ich in dieser Sekunde in einem A***-Werbespot höre), sondern selbst welche!!! Und nun haben wir das Problem: es gibt weniger eigene Darmbakterien als vorher, die Darmflora ist nicht in einem besseren, sondern schlechteren Zustand!
Nicht vergessen: diese probiotischen Kulturen wurden gezüchtet, um Kranken, deren natürliche Darmflora z.B. nach einer Behandlung mit Antibiotika geschädigt oder zerstört war, einen "Neuanfang" zu ermöglichen. In diesem Fall sind "Designer-Bakterien" besser als gar keine. Bei einem Gesunden sieht das aber ganz anders aus!
Eine Symbiose zwischen Lebewesen (die Darmbakterien wiegen insgesamt übrigens ca. zwei Kilo!!!) ist etwas komplizierter als ein Säuremolekül, das bereits vor über 100 Jahren künstlich hergestellt werden konnte ...</font color=blue>
-----------------
Gruß
chianti