Eine Extremerfahrung mit einer Dicken
Jep, die sind unlängst mal bei Vera – also bei der Konkurrenz – aufgetaucht und haben ein wenig geplaudert.
Ohnehin finde ich extremübergewichtige, folglich adipöse, Menschen nicht unbedingt bemitleidenswert, denn wie sie da so sitzen und sich auch noch in ihrem Selbstmitleid (meine Genetik), Gram auf die Welt (Werbung zeigt nur Waschbrettbäuche), obskuren Konspirationstheorien (die Lebensmittelindustrie fügt süchtigmachende Inhaltsstoffe den Hamburgern und überhaupt der fetthaltigen Nahrung bei) und in ihrem Fettberg innewohnenden Eitelkeit (trotz 350 KG Lebensgewicht bin ich der/die Schönste) suhlen, ist vielfach schon nicht mehr feierlich. Diese Form der Verklärung und des psychologischen Selbstbetruges führt aber gerade zum Circulus vitiosus des Dickbleibens.
Eine ehemalige Arbeitskollegin wog ca. 280 kg. Angesichts ihrer Länge von 1,78 m sah sie aus wie ein Koloß. Ihre ausnehmende Silhouette sah auch schon nicht mehr birnenförmig aus, sondern nahm mehr Apfelgestalt an. Doch im Gegensatz zum Manne, der seinen Gewebe-Überhang am Bauch vor sich hin trägt, war dieser am Hinterteil plaziert. Genaugenommen glich sie einem Apfel von links wie rechts betrachtet. Ab 20 Grad Raumtemperatur floß das Wasser über ihren Körper und die Arbeit wurde zur Qual. Unter ihr brach schon ein sündhaft teurer Bürostuhl zusammen, der das Lebensgewicht nicht mehr trug. Dies hinderte sie aber nicht, im Verborgenen Tiraden bezüglich ihrer Umwelt vom Stapel zu lassen, die kaum mehr in die Paßform der üblen Nachrede gegossen werden können, sondern weit darüber hinausgingen. Wenngleich sie nicht gerade ein Schönheitsideal darstellte, so fühlte sie sich wenigstens herausgefordert, ihren Vorstellungen hiervon auch gegenüber den Kollegen stets Ausdruck zu verleihen.
Als sie einst wegen einer Fußverletzung beim Arzt war – sie war in eine Glasscherbe getreten -, war sie anschließend im Kollegengespräch nicht mehr zu halten, und an den Besuch beim Allgemeinmediziner hätte sich beinahe noch der Gang zum Kardiologen anschließen müssen, und besser noch, die Anzeige bei der Polizei! Sie echauffierte sich über den wohlmeinenden Rat des Heilfachmanns, daß sie Maßnahmen wegen ihres Übergewichtes treffen müsse. Einer infamen Beleidigung stellte sie diese Aussage gleich, obschon die körperliche Hülle mehr und mehr einem schmerzhaften Gefängnis gleicht, aber eben der Selbstbetrug verhindert, zwischen Symptom und Krankheit zu differenzieren.
Wie will man einem solchen Menschen noch gegenübertreten? Wie gesagt, 280 kg sind nur geschätzt; es könnten auch mehr kg sein. Wenn ich vor dem Spiegel die Resultate meiner Völlerei begutachte, so denke ich mir im Geiste immer diese Frau hinzu. Danach schmeckt alles nur um so besser, und die sexuelle Lust ist sogleich auch getilgt...
Schönen Tag noch,
René