was ist Erschöpfung??

reach

New member
ich denke, das geht wieder mal an Kurt:

habe gerade das Buch "Sport Medizin" von Peter Markworth durchgearbeitet und dachte: jetzt weiß ich alles.

Naja, zumindest 2 Fragen brennen mir gewaltig auf der Zunge:

nach einer 14 Stunden Langlauf-Woche frage ich mich:
1.) was macht einen erschöpften Muskel aus? Sprich, im chemischen, oder mechanischen Unterschied zu einem erholten. Alle im Buch beschriebenen Vorgänge sind ein paar Minuten nach Belastungsende wieder im Urzustand.

2.) Markworth schreibt, daß zB der Herzmuskel 50% seiner Energie aus Milchsäure gewinnt, bezw, daß während einer Belastung untätige Muskeln die Milchsäure zur Energiegewinnung nutzen. (und ich dachte immer Laktat ist der ultimative Feind des Sportlers...) Wie das geht, beschreibt er leider nicht.
Eine Erklärung würde wahrscheinlich etwas zu lange dauern, bin auch für Buchtips oder Links dankbar.

thx! reach
 
zu 1.:
- unter anderem leere Glykogenspeicher: die Muskelglykogenspeicher in den Beinen können nicht einfach Reserven aus den Armen "abziehen". Nach einem Marathon z.B. sind die Speicher in den Beinen leer, in den Armen nicht. Nach Zieldurchaluf könntest du 30 schnelle Liegestütz machen, aber nicht 30 schnelle Kniebeugen ... aua!
- Schäden in der Muskelfaser (Mikrotraumen) und -zelle wie beim Muskelkater. Darum ist "Reparaturzeit" notwendig, Genaueres wissen vermtl. Kurt und Thomas.

2.: Laktat wird über Brenztraubensäure und Pyruvat zu Acetyl-Coenzym A umgewandelt (auch "aktivierte Essigsäure" genannt). Dies ist der "Rohstoff" für den Citratzyklus im Mitochondrium. Brenztraubensäure entsteht beim Glukose-Stoffwechsel immer, darum gibt es auch immer Laktat im Blut! "Feind" sind nur zu hohe Laktatkonzentrationen in den Muskelzellen - daher der Abtransport über das Blut in andere Muskeln.

Gruß

chianti
 
böses Laktat

whow!! das muß ich mir einmal rausschreiben und aufzeichnen - zuerst entsteht Energie mit Laktat als Abfallprodukt und dann wird aus dem selben Laktat wieder Energie gewonnen... Ich nehme mal an, der Unterschied ist, daß beim 2.mal Sauerstoff dabei ist. Aber ich werd das schon rausfinden.

Was mich dann aber wundert: es heißt immer das böse Laktat muß weg, was zB durch Massagen, E-Stimulation (durch bessere Durchblutung) etc. bewirkt werden soll, sogar für den Muskelkater wurde/wird es verantwortlich gemacht. Wenn aber normale Mengen eh leicht und sogar mit Energieausbeute wieder umgebaut werden können, dann kann das ja alles nicht stimmen, oder?
 
Laktat wird schnell abgebaut!

dauert nicht länger als 1 Stunde

siehe Artikel "Muskelkater" auf der fitness.com-HP

Hier die Kurzübersicht (Vorsicht, kleiner Bio-Unterricht:winke:):

siehe auch den neuen Artikel "Cooper-Test"

Muskelglykogen
. |
. | Abspaltung von
. V
1 Glukose-6-Phosphat (6 C-Atome)
. |
. | - ein ATP abgebaut zu ADP
. V
2 Triose-Phosphat (3 C-Atome)
. |
. | - je 2 ADP aufgebaut zu ATP
. V
2 Brenztraubensäure

Diese Vorgänge finden im Zellplasma sehr schnell statt, Nettoausbeute: 3 ATP

Wird sehr viel ATP pro Zeiteinheit benötigt, wird die Brenztraubensäure zu Laktat umgebaut und abtransportiert.

Bei geringerem ATP-Bedarf wird die Brenztraubensäure enzymatisch über die Zwischenstufe Pyruvat zu Acetyl-CoA umgewandelt und in die Mitochondrien transportiert - dies dauert länger, deshalb steht die volle aerobe Kapzität erst nach 40-90 Sekunden zur Verfügung! So entsteht die sog. "Sauerstoffschuld" in Form eines über den Ruhewert erhöhten Laktatspiegels, die nach Belastungsende durch aeroben Laktatabbau "zurückgezahlt" wird.

Im Mitochondrium werden aus jedem der beiden Acetyl-CoA über Citratzyklus und Atmungskette (hier wird der Sauerstoff gebraucht) 18 ATP gewonnen, also insgesamt 36 (!!!) - das zwölffache des anaeroben Glukoseabbaus!

Gruß

chianti
 
im medizinischen sprachgebrauch ist das ein lebensbedrohlicher zustand, bei dem die sog. autonome reserve angegriffen wird.
hier aber ist die muskelermüdung gemeint. ich habe schon oft darüber gepostet.
und dass lactat kein "abfallprodukt" ist, sondern via pyruvat aerob verstoffwechselt werden kann oder auch dem wiederaufbau von glucose dienen kann, kannst du auf meiner homepage nachlesen: "die muskuläre energiebereitstellung im sport" (ich dachte, du kennst meine artikel bereits)
gruß, kurt
 
Zurück
Oben