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Orientierung. Aminosäuren, Antioxidantien, Koffein, Kreatin u.a. Substanzen sowie deren möglicherweise ergogene Wirkung werden in dieser letzten Folge unseres Übersichtsartikels kritisch in Augenschein genommen. Eine Basisinformation, um sich auch im Bereich der sportorientierten Wellness-Produkte sowie Supplementierung stärker zu positionieren.
BCAA: Leucin, Isoleucin, Valin (52)
Bei den verzweigtkettigen Aminosäuren (branched chain amino acids, BCAA) handelt es sich um essenzielle Aminosäuren. Sie gelangen direkt, d.h. unter Umgehung des Leber-Stoffwechsels, in die Skelettmuskelzellen, wo sie vorwiegend für metabolische Zwecke ein- und umgesetzt werden. Sie gehen aber auch als Baustoffe ein und machen etwa 30% des menschlichen Muskelproteins aus (Mero 1999).
Ausdauerleistungen mit sehr hoher Intensität führen nach 90 Minuten zu einem starken Abfall der BCAA im Plasma und auch im Skelettmuskel – insbesondere bei mangelnden oder sich leerenden Glykogen-Reserven. Durch die Verabreichung von Mengen in der Größenordnung 6 Gramm unmittelbar vor oder während einer physischen Belastung lässt sich der BCAA-Abfall verhindern bzw. wird dosisabhängig ein Anstieg der Plasma-Konzentrationen gefunden. Dabei treten keinerlei gastrointestinale Beschwerden oder sonstige unerwünschte Nebenwirkungen auf (Smekal u. Binder 2000).
Sehr interessant sind die Querverbindungen zum Glutamin-Stoffwechsel. Zunächst wird Glutaminsäure durch reduktive Aminierung aus Alpha-Ketoglutarat synthetisiert, die Alpha-Amino-Gruppe stammt dabei von den BCAA. Diese bindet ein weiteres Molekül Ammoniak und wird zu Glutamin amidiert. Auf den Glutamin-Verlust bzw. -Bedarf bei extensiver Belastung wurde bereits hingewiesen. Die Supplementierung mit BCAA wirkt dem Abfall des Glutamin- bzw. Glutaminsäure-Spiegels entgegen. Dies ist als vorteilhaft zu werten, weil der belastungsinduzierte Anfall von Ammoniak besser bewältigt wird und die immunologische Kompetenz intakt bleibt.
Der Erhalt der muskulären Glutamin-Produktion ist insofern kritisch zu betrachten, als durch die Entnahme von Alpha-Ketoglutarat aus dem Kohlenhydrat-Abbau essenzielles Substrat für den Zitronensäure-Zyklus abgezogen wird, was zu einer leistungslimitierenden vorzeitigen peripheren Ermüdung führen könnte. Die Supplementierung mit BCAA bringt per se die Erhöhung der NH3-Konzentration im Muskel, was als unerwünscht zu werten ist. Die Dosierungen an BCAA, bei denen eine Erhöhung der NH3-Konzentration gefunden wird, sind zwar durchwegs höher (14,7–21,5 g), sie wurde aber auch bereits bei 77 mg/kg beschrieben.
Der in der Bilanz vermehrt anfallende Ammoniak und die Auszehrung des Alpha-Ketoglutarats dürften auch erklären, warum bei Einmalgabe unmittelbar vor oder während einer Belastung die Wirkungen der BCAA im Hinblick auf eine Steigerung der Ausdauerleistung nicht überzeugend sind. Lediglich Kohlenhydrate schirmen gegen die Ermüdung verlässlich ab (Spielsportarten!) (56).
Einmal mehr ist daher auf die Kohlenhydrat-Supplementierung unter Belastung hinzuweisen!
Erwähnenswert sind die Veränderungen des Alanin-Stoffwechsels. Wie bereits im Unterkapitel Ammoniak ausgeführt, ist Alanin der Precursor der Glukoneogenese in der Leber. Der Abbau der Muskelglykogen-Speicher ist wesentlich stärker in der Placebo-Gruppe als in der Verum-Gruppe, woraus die Autoren folgern, dass BCAA eine Glykogen-sparende Wirkung haben (53). Die Erhöhung bzw. zumindest die Stabilisierung der Alanin-Konzentration gelingt mit BCAA erst in höherer Dosierung (9 g) und auch nur in einem begrenzten zeitlichen Ausmaß. Auch in diesem Punkt scheint die adäquate Kohlenhydrat-Zufuhr überlegen.
Antikatabole Wirkung
Die BCAA beeinflussen den Phenylalanin- und Tyrosin-Haushalt. In diesem Fall ist es allerdings umgekehrt: der Konzentrations-Anstieg dieser beiden Aminosäuren im Plasma und auch im Muskel wird verhindert, oder es wird sogar ein Abfall der Konzentrationen gefunden. Dies wird als antikatabole Wirkung gedeutet (54). Unter Ausdauerbelastung wird gewöhnlich ein moderater Anstieg der aromatischen Aminosäuren im Plasma gefunden.
Bemerkenswert sind einige Stoffwechselwege rund um Tryptophan. Unter Belastung kommt es zwar tendenziell zu einem Abfall der Gesamttryptophan-Konzentration, jedoch zu einem Anstieg der Konzentration an freiem Tryptophan. Die unter Belastung in zunehmendem Ausmaß mobilisierten Fettsäuren verdrängen Tryptophan aus seiner Albumin-Bindung. Tryptophan kann ins Zentralnervensystem eindringen und dort zu Serotonin decarboxyliert werden; Serotonin selbst könnte die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden (Konzept der »zentralen Ermüdung«). Der Einfluss von Serotonin auf den Wach-Schlaf-Rhythmus wird als schlafanstoßend und bedeutsam für den synchronisierten Schlaf beschrieben. Die Serotonin-Mangelzustände stabilisierende und schlaffördernde Wirkung von Tryptophan wird therapeutisch genutzt (Kalma®). Serotonin-Antagonisten führen zu einer Reduktion der Ausdauerleistung. In der experimentellen Nachstellung werden in der BCAA-Gruppe komplexere kognitive Aufgaben, wie das Erkennen von Wörtern, Farben und färbig gedruckten Wörtern, besser bewältigt. Es wurde keine wesentliche Veränderung der durch die Trainingsbelastung ausgelösten Stimmungslage festgestellt (55).
In der Fachliteratur wird dies als Erhöhung des Verhältnisses der Konzentration an freiem Tryptophan zu den BCAA beschrieben. BCAA können erst in einer Dosierung von 9 g dieses Verhältnis stabilisieren. Der Anstieg von freiem Tryptophan unterbleibt auch, wenn ausreichend Kohlenhydrate supplementiert werden bzw. Glykogen in genügendem Ausmaß zur Verfügung steht.
Leucin
Insbesondere bei Glykogen-Mangel kann der Beitrag der Aminosäuren zur Energie-Bereitstellung bis zu 10% betragen; ohne Belastung wird der Protein-Beitrag auf 4% geschätzt. Diese muskelstabilisierende Wirkung wird vor allem dem Leucin zugeschrieben, wie überhaupt Leucin der maßgebliche Träger der Wirkungen der BCAA sein dürfte. Es ist stärker der Oxidation unterworfen als Valin und Isoleucin (Mero 1999).
Mit zunehmender Kraft-Komponente in der gewählten Sportart fällt der Leucin-Spiegel unter Belastung immer stärker ab; Leucin allein kann aber den Abfall des Glutamin-Spiegels nicht verhindern. Es gibt Hinweise, dass Leucin die Plasmaspiegel von Testosteron erhöht (57). Bei Supplementierung über einen Zeitraum von 2–3 Wochen kommt es bei gleichzeitiger Absolvierung eines täglichen Trainings zu einer Zunahme der fettfreien Körpermasse. Die tägliche Zufuhr sollte mindestens 45 mg/kg KG betragen (bisherige Empfehlung 14 mg/kg KG/Tag), Dosierungen über 200 mg/kg KG bringen keinen zusätzlichen ergogenen Gewinn (58).
Bei 2- bis 6-wöchiger kurmäßiger Zufuhr von BCAA kann man – vorsichtig positiv formuliert – einen ergogenen Gewinn erwarten; es kommt zur Zunahme der fettfreien Körpermasse und zu einer Steigerung der Muskelkraft, obwohl diese Erwartungen nicht in allen Studien bestätigt wurden. Die Dosierungen liegen im Bereich von 10–20 g BCAA pro Tag, wobei Leucin die Hauptkomponente stellt, z.B. 5,76 g Leucin plus jeweils 2,88 g Isoleucin und Valin oder 16 g Leucin plus jeweils 2 g Isoleucin und Valin. BCAA bringen auch Vorteile beim Höhentraining, wo sie den Muskelabbau verhindern und bestimmte Muskelleistungen, wie die Sprungkraft, erhalten (59). Auch diesbezüglich sind allerdings nicht alle Studien positiv (60).
Beta-hydroxy-beta-methylbutyrat, HMB
Der Leucin-Metabolit HMB entsteht im Organismus zu etwa 5% (2–10%) als alternatives Abbau-Produkt. Möglicherweise sind aber diese 5% der Träger der antikatabolen Wirkung von Leucin.
Gemäß der klassischen Darstellung des Leucin-Metabolismus wird Leucin unter den Bedingungen einer Transaminierung zunächst in Alpha-Ketoisocapronat (KIC) umgewandelt. KIC gelangt anschließend in die Mitochondrien und wird oxidativ zu Isovaleryl-CoA decarboxyliert (Enzym Verzweigtkettige-Aminosäuren-Alpha-ketosäuredehydrogenase). Ein alternativer Stoffwechselweg existiert im Zytosol von Leberzellen, wo KIC durch das Enzym Alpha-Ketocapronatoxygenase, eigentlich eine Dioxygenase, direkt in Beta-hydroxy-beta-methylbutyrat umgewandelt wird (61). HMB könnte auch aus der Hydratisierung von Beta-Methylcrotonyl-CoA und hydrolytischer Abspaltung der CoA-Gruppe hervorgehen. Diese Sequenz scheint jedoch nur bei angeborenen Enzymdefekten der Beta-Methylcrotonyl-CoA-Reduktase oder bei Biotin-Mangel vorzukommen.
HMB ist selbst einer weiteren Metabolisierung unterworfen. In Frage kommen die Carboxylierung zu 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-CoA und der weitere Abbau zu Acetyl-CoA, wie dies im klassischen Abbau von Leucin geschieht, oder die Einschleusung in den Cholesterin-Stoffwechsel, doch sind weitere Biotransformationen wahrscheinlich.
Anhand von Experimenten mit HMB konnte die Verminderung eines belastungsinduzierten Muskelschadens (Proteolyse) gezeigt werden. Der Verlust an essenziellen Aminosäuren ist geringer, es finden sich geringere Konzentrationen von Methylhistidin und von Hydroxyprolin im Harn, und die Aktivitäten der Kreatinphosphokinase und von Laktatdehydrogenase sind ebenfalls im Vergleich zur Placebo-Gruppe verringert (Nissen et al. 1996).
Die Wirkung von HMB ist geschlechtsunabhängig.
HBM verändert auch nicht das Verhältnis Testosteron zu Epitestosteron und führt daher auch nicht zu einer (unabsichtlichen) Verletzung der Doping-Bestimmungen in Bezug auf den Verdacht der Zufuhr von exogenem Testosteron oder seiner Vorstufen (62, 63).
Die meisten Studien wurden mit 3 g HMB/Tag durchgeführt. Ähnlich wie für die BCAA sind auch die Erfahrungen mit HMB vorsichtig positiv einzustufen: es gibt Hinweise auf eine antikatabole Wirkung in Bezug auf das Muskel-Protein. Gleichzeitig kommt es zu einer Zunahme der fettfreien Körpermasse, und die Muskelkraft der oberen Körperhälfte ist verbessert (64, 65, 66).
In der Apothekenpraxis wird sich die Empfehlung für verzweigtkettige Aminosäuren und HMB begründet kaum aussprechen lassen. Der Breitensportler benötigt derart spezifische Eingriffe in seinen Stoffwechsel einfach nicht (Tab. 6).
Levocarnitin(um), L-Carnitin, L-Karnitin, Vitamin T,
(3R)-Hydroxy-4-(trimethylammonium)-butyrat
Levocarnitin ist landläufig als »Fettfresser« bekannt. Die Bewerbung für die Zufuhr von Levocarnitin ist jedoch vielfach unseriös, indem der Zusammenhang zwischen der physiologischen Funktion von Levocarnitin, Fettsäuren der Verbrennung in den Mitochondrien zuzuführen, und Fettleibigkeit hergestellt wird. Sinngemäß heißt es etwa: "Leider haben meistens gerade Übergewichtige einen Mangel an Karnitin."
Man unterscheidet einen primären (angeborene Störung der Biosynthese aus Lysin) und einen sekundären Levocarnitin-Mangel (Acidämie, Acidurie, chronische Hämodialyse, langfristige totale parenterale Ernährung). Bei Störungen im Bereich des Levocarnitin-Transportes empfiehlt sich die Verabreichung der Vorstufe Gamma-Butyrobetain, das in der Leber zu Levocarnitin aufgebaut werden kann (67).
Die wichtigsten Symptome des Levocarnitin-Mangels sind Hypertriglyceridämie, Fetteinlagerung in Leber und Muskeln, Leberfunktionsstörungen, Müdigkeit und Herzinsuffizienz.
Die wohl bedeutendste Funktion von Levocarnitin ist der Weitertransport von Acyl-CoA, ein Produkt aus mobilisierten Fettsäuren und Koenzym A, durch die Mitochondrien-Membran (Acyl-Cn). Levocarnitin hat jedoch auch Bedeutung für den Herzmuskel (positiv inotrope Wirkung an isolierten Hasen-Herzen (68)), verringerte Fett-Peroxidation bei arteriosklerotischen Ratten (69) und wurde erfolgreich bei Herzinsuffizienz angewendet (70, 71). Bei ischämischen Herzerkrankungen setzt der Herzmuskel vermehrt Levocarnitin frei, was als Verlust für das Organ einzustufen ist (72).
Ausdauersport verringert die Gesamtkarnitin-Konzentration nicht, da der Organismus über ein wirkungsvolles Recyclingsystem verfügt (mehr als 90% des glomerulär filtrierten Levocarnitin werden rückresorbiert). Levocarnitin wird beim Fettsäuren-Transport auch nicht verbraucht, eine Umsatzsteigerung im Bereich des Fett-Stoffwechsels führt demnach nicht zu einem Mehrbedarf an Levocarnitin. Der Levocarnitin-Gehalt der Mitochondrien scheint ausreichend groß zu sein und ändert sich nicht durch Supplementierung; auch die Rate der Fett-Oxidation ist dadurch nicht erhöht (73). Personen ohne angeborenen Levocarnitin-Mangel scheiden überschüssiges Levocarnitin im Urin aus. Bei einer länger dauernden Levocarnitin-Substitution könnte der Organismus die Eigensyntheseleistung einschränken (74).
Nebenwirkungen einer Levocarnitin-Supplementierung können sein: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, verstärkter Körpergeruch und erhöhte Krampfneigung (75).
Krafttrainer berichten dennoch über gute Erfolge mit 250–1.000 mg Levocarnitin 1–1,5 Stunden vor einem einstündigen aeroben, pulskontrollierten Training. Die tägliche Supplementierung beträgt 1–3 Gramm. Nach einer Belastung sollen ebenfalls 250 mg Levocarnitin eingenommen werden. Der Körperfett-Anteil sinkt, außerdem sollen Hautbild und Laune verbessert sein (»Karnitin macht lustig«, W. Peer).
Auch in der wissenschaftlichen Literatur gibt es Anhaltspunkte für eine Steigerung der Ausdauerleistung, z.B. eine Senkung der Herzfrequenz unter submaximaler Leistung (76) und Zunahme der Aktivität der Atmungsenzyme (77). Für definitive Empfehlungen sind die vorliegenden Ergebnisse jedoch zu unsicher (78). Nach der Erschöpfung der Glykogen-Vorräte bringt Levocarnitin keine Vorteile in der Substrat-Verwertung, etwa jener der Fettsäuren, obwohl die Acyl-Levocarnitin-Spiegel gegenüber der Kontrollgruppe erhöht sind (79). In der Apothekenarbeit sollten wir daher aufklärend wirken, dass die Zufuhr von Levocarnitin allein – also ohne gleichzeitiges Training – nicht zielführend ist und Fettleibigkeit nicht reduzieren kann. Doch auch die Kombination von Levocarnitin-Supplementierung und Bewegung brachte nicht immer den erhofften Erfolg (80). Man wird aber Studien, die Vorteile für Herzkranke bestätigen können, im Auge behalten müssen.
• Aminosäuren (inkl. HMB)
• Arginin-Aspartat: Sangenor® Trinkamp (1.000 mg), Sangenor Vital®, Sangenor Sport® (jew. 500 mg)
• Glutamin: Pulver nach Ph. Eur. (Fährhaus Pharma), l-Glutamine P.E. ® Kps (500, 1.000 mg), Plv
• Tryptophan: Pulver nach Ph. Eur. (Fährhaus Pharma), Kalma® (500 mg, Rp)
• BCAA:
• Beta-hydroxy-beta-methylbutyrat (HMB): HMB Peeroton® Kps (250 mg)
• Levocarnitin
– Reinpräparate: L-Carnitin Fresenius® (1.000 mg), l-Carnitine P.E.® (340 mg), L-Carnitin Vital Nutrition® (300 mg)
– Kombinationen: L-Carnitin liquid Peeroton® (200 mg/5 ml, Komb. m. Pantothensäure), L-Carnitin Dr. Schieffer®, Carnitin BioPan®, L-Carnitin Bioline®, L-Carnitin-Drink Bioline®; Top 3 Carnitin Hafesan®
Antioxidantien
Die Rolle der Antioxidantien im Sport wird eher restriktiv gesehen. Eine Indikation besteht zum Beispiel bei Outdoor-Athleten an heißen Hochsommertagen und großen Belastungen, etwa für Radfahrer. Sie werden ihre Atemwege vor Ozon durch Gaben von Vitamin C, Vitamin E oder/und Acetylcystein schützen. Weiters ist zu erwähnen, dass unter großen Belastungen und dem Abfall von Methyl-übertragenden Aminosäuren wie Methionin (in Form von (S)-Adenosyl-methionin) die weitere Verstoffwechselung von Homocystein zum Erliegen kommt. Auf die Rolle der Vitamine B6, B12 und Folsäure, die als Koenzyme in der Homocystein-Biotransformation essenziell sind, muss hingewiesen werden (81).
Als günstig wird die Kombination der Vitamine E und C sowie Betacaroten im Verhältnis 1:2:0,1, z.B. 30:60:3 mg/Tag erachtet. Dabei liegen auf zellulärer Ebene positive Ergebnisse für die verringerte Lipidperoxidationsneigung und für eine verringerte Anfälligkeit für Infektionen vor, die Präventionserfolge unterscheiden sich aber bei Sportlern nicht von jenen in der Gesamtbevölkerung (82).
• Antioxidantien
• Vitamin C: Pulver, Buffered Ascorbic Acid P.E.® Plv, Irocovit® (350 mg), Cetebe retard®, Cevitol®, Buffered Ascorbic Acid P.E.® Kps, Ascorbyl Palmitate P.E.® (jew. 500 mg), Pure Ascorbic Acid P.E.® (1.000 mg)
• Vitamin E: Etocovit®, d-alpha Tocopherol P.E.® (jew. 400 I.E.); Evit®, Vitamin E Apomedica® (jew. 600 I.E.); Vitamin E Klosterfrau® (800 I.E.), Vitamin E Lamberts® (1.000 I.E.)
• Acetylcystein: Aeromuc®, ACC akut®
• Kombinationspräparate (Auswahl): Terrasyn Formula 50®, Selavital®, Antioxidant Formula Peeroton®, AntiOxidant Formula P.E.®, Ester C®, Zellcarotin CE®
Koffein
Koffein steigert die Aktivität der Großhirnrinde, beseitigt ein beginnendes Ermüdungsgefühl, hebt die geistige Aufnahmefähigkeit und das Merkvermögen. In der Sportausübung könnte man mit einer schnelleren Reaktionszeit und einer verbesserten Koordination rechnen.
Koffein kurbelt (zumindest in den ersten Minuten einer Belastung) die Lipolyse an und führt zu einer vermehrten Bereitstellung und Oxidation von freien Fettsäuren bei gleichzeitiger Hemmung der Glykogenolyse, so dass Ausdauersportler, z.B. Marathonläufer, versucht sein könnten, von dieser Schonung ihrer Glykogen-Reserven Gebrauch zu machen (2–3 Tassen Kaffee oder Tee vor Bewerbsbeginn, entsprechend 250–350 mg Koffein).
Es kann so ein Leistungseinbruch abgefedert werden, eine darüber hinaus gehende Leistungssteigerung ist jedoch nicht möglich, wiewohl auch positive Erfahrungen bei Ausdauerbelastungen gemacht werden (5–6 mg/kg KG, 250–350 mg) (83). Kraft- und Kurzzeitausdauerleistungen werden nicht verbessert (7 mg/kg KG).
Koffein in hohen Dosen wurde als Dopingmittel eingestuft; als Grenzwert wurden vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) 12 mg Koffein/Liter Urin (12 µg/ml) festgelegt. Eine solche Menge kann durch eine Koffein-Zufuhr von 500–600 mg (9 mg/kg KG), entsprechend 5–6 Tassen Espresso, erreicht werden.
Nicht zuletzt kann Koffein unangenehme Nebenwirkungen auslösen, die nur allzu bekannt sind: zittriges Gefühl, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Extrasystolen, Diurese (ab 1.000 mg deutlich).
Kreatin
Eine Supplementierung mit Kreatin ist – vor allem in den Kategorien Breitensport und Ausdauertraining – nicht notwendig und führt dort auch zu keiner Leistungsverbesserung. Einen ergogenen Gewinn in der Größenordnung von 5–10% erwarten sich allerdings Sportler mit Maximalbelastungen wie Gewichtheben oder in Wurf- und Stoßdisziplinen sowie Athleten mit repetitiven Kurzzeitbelastungen wie Sprints, Schwimmen oder Rudern, oder wenn die Erholungszeiten zwischen den einzelnen Bewerben zu kurz sind.
Zur maximalen Aufsättigung der Kreatin-Speicher vor dem Wettkampf werden fünf Tage lang 20 g Kreatin pro Tag eingenommen; danach sind Erhaltungsdosen notwendig. Unter dem Gesichtspunkt, dass die für diese Leistungssteigerung zugeführten Mengen den physiologischen Bedarf um gut das 10-Fache übersteigen, darf gesagt werden, dass wir uns damit in einem Graubereich von ergogenen Methoden, die noch nicht den Doping-Bestimmungen unterworfen sind, befinden. In der Apotheke sollten wir von der Supplementierung mit Kreatin abraten (84, 85, 86).
Abschließend gestatte ich mir einige Anmerkungen zu weniger bekannten Supplementen; ihre ergogene Wirkung ist wissenschaftlich umstritten.
Octacosanol, Policosanol
Policosanol ist eine Mischung primärer, aliphatischer Alkohole mit der Hauptkomponente Octacosanol; Octacosanol ist der primäre einwertige Alkohol mit 28 Kohlenstoff-Atomen. Über die physiologische Funktion beim Menschen ist nichts bekannt; Octacosanol scheint sich im lipophilen Nervengewebe anzureichern. In jüngerer Zeit wurde Policosanol bei zerebralen Durchblutungsstörungen erfolgreich erprobt (zerebrale Ischämie am Affen-Modell) (87). Weitere Untersuchungen betreffen die cholesterinsenkende Wirkung, die in einer Dosierung von 10 Milligramm und 8 Wochen Therapiedauer den Erfolg mit 400 mg täglich Bezafibrat übertreffen soll. Der Abfall war beim Totalcholesterin 15%, beim LDL-Cholesterin 18% und bei den Triglyceriden 15%; die Vergleichswerte in der Bezafibrat-Gruppe waren 8, 11 und 6% (88). Im Sport wird Octacosanol zur besseren Nutzung des Atmungssauerstoffs während sportlicher Leistungen eingesetzt. Diese Anwendungen werden durch klinische Studien an Herzkranken gestützt, bei denen nach 20-monatiger Behandlung mit 10 mg Policosanol täglich (2-mal 5 mg) eine Verbesserung der aeroben Kapazität und eine Verminderung kardialer Ereignisse, z.B. ischämischer Attacken, gefunden wurde (89).
Gamma-Oryzanol
Gamma-Oryzanol ist eine Mischung von Ferulasäure-Estern mit Sterolen und Triterpenalkoholen, die in der Lipidfraktion der Reiskleie in 1–2% enthalten ist. Beispiele sind Cycloartenyl-Ferulat, 24-Methylencycloartanyl-Ferulat und Campesteryl-Ferulat. Die mutmaßliche Funktion von Gamma-Oryzanol in der Pflanze ist die eines natürlichen Antioxidans. Weitere Komponenten in der Lipidfraktion der Reiskleie sind ungesättigte Fettsäuren, Tokotrienole und Alpha-Tokopherol. Die Konzentration von Gamma-Oryzanol übertrifft Vitamin E um den Faktor 10 (90), weswegen es für die cholesterinsenkende und Lipidprofil-verbessernde Wirkung der Reiskleie-Lipidfraktion verantwortlich sein könnte (91). Ein potenzierender Effekt durch den Verschnitt mit Saflor-Öl wurde beobachtet (92). Weitere mögliche Wirkungen sind die Beeinflussung der Inkretion der Hypophyse, die Blockade der Gastrin-Sekretion und eine Verminderung der Plättchen-Aggregation (93).
[Dieser Beitrag wurde von gunship am 21.12.2001 editiert.]