Hier mal ein ganz interessanter Artikel dazu:
Aminosäuren
Mit dem zuletzt genannten Produkt haben wir uns an den nächsten großen Themenblock im Kapitel Leistungsförderung im Sport herangepirscht, nämlich an die Verwendung von Aminosäuren.
Die Frage, ob Proteine bzw. Protein-Hydrolysate mit dem vollständigen und unveränderten Aminosäuren-Spektrum der betreffenden biologischen Quelle oder einzelne Aminosäuren als Reinsubstanzen zu bevorzugen sind, lässt sich nicht eindeutig beantworten.
Das folgende Beispiel möge zur Veranschaulichung dienen: In einer Studie zu Glutamin aus verschiedenen Quellen galt das Augenmerk der Glykogen-Resynthese nach einem intensiven Training. Die Kontroll-Gruppe erhielt Glukose (0,8 g/kg KG). Die Verum-Gruppen erhielten zusätzlich entweder 0,3 g/kg KG reines Glutamin, ein Weizenprotein-Hydrolysat (26% Glutamin) oder ein Molkenprotein-Hydrolysat (6,6% Glutamin). Die Plasmaglutamin-Konzentration fiel während der Erholungsphase in der Kontroll-Gruppe um 20% ab, der Spiegel blieb konstant in den beiden Proteinhydrolysat-Gruppen, und in der Glutamin-Gruppe kam es zu einem Anstieg auf das Doppelte. Die Glykogen-Resynthese war zwar im Wesentlichen in allen vier Gruppen gleich; leichte Vorteile (+20%, allerdings statistisch nicht signifikant) gab es aber für die Weizen- und die Molken-Proteinhydrolysat-Gruppe. Eine Kohlenhydrat/Glutamin-Mischung führt zu keiner erhöhten Glykogen-Resynthese nach erschöpfendem Training, was auch von anderen Arbeitsgruppen bekannt war. Auffallend dabei ist, dass unabhängig vom Glutamin-Gehalt in den beiden Proteinhydrolysat-Gruppen die Insulin-Konzentration im Vergleich zur Glukose-Gruppe und zur Glukose/Glutamin-Gruppe während der Erholungszeit verdoppelt war (wenngleich ebenfalls nicht signifikant). Nach drei Stunden der Erholungszeit gab es keine Unterschiede bezüglich der Insulin-Konzentrationen in den vier Gruppen mehr. Es darf aber der vorsichtige Schluss gezogen werden, dass durch die erhöhte Insulin-Konzentration in den beiden Proteinhydrolysat-Gruppen die Aktivität der Glykogensynthese erhöht ist, was für die Glykogen-Resynthese und die Erholung von Sportlern von Vorteil sein dürfte. Glutamin spielt dabei offenbar eine permissive Rolle für die insulinotrope Wirkung anderer Aminosäuren im Protein-Hydrolysat; selbst hat es diesbezüglich keine Wirkung (30).
Man kennt noch viel zu wenig die biochemischen Zusammenhänge im Stoffwechsel-Geschehen; offenbar können verschiedene Schienen wie der Eiweiß-Stoffwechsel und der Kohlenhydrat-Stoffwechsel an bisher unbekannten Kreuzungen zusammentreffen und einander gegenseitig beeinflussen. Die Supplementierung mit Kohlenhydraten und Eiweiß-Konzentraten bringt einen moderaten Gewinn für die Leistungsfähigkeit; es sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen bekannt (31).
Für die Verwendung der freien Aminosäuren sowie kurzkettiger Peptide (bis 4 AS) spricht, dass sie schneller und effektiver resorbiert werden als nicht aufgeschlossene Proteine. Die Aminosäuren- oder Kurzpeptid-Aufnahme soll sich in einer beschleunigten Wiederherstellung der Muskulatur nach Belastungen bemerkbar machen.
Einen ersten Einzug in die Fachliteratur haben jene Aminosäuren gehalten, die im Rahmen der Immunonutrition zur unterstützenden Behandlung von Tumorpatienten, AIDS-Kranken oder Patienten mit außerordentlichem metabolischen Stress, z.B. nach schweren Verbrennungen, eingesetzt werden. Das Ziel ist die Verbesserung des Immunstatus (Perative®, Nutricomp Immun®, Supportan®, Impact®, Alitraq®, Advera®, Stresson®). Als mögliche profitable Wirkungen ins Treffen geführt werden die Stabilisierung der Lymphozyten-Funktion durch Glutamin, der zytoprotektive Effekt von Glycin, die Unterstützung der Leukozyten durch Taurin, die verbesserte Lymphozytenfunktion und Wundheilung durch Arginin und die Verbesserung der Fettsäuren-Umsetzung bzw. des Energie-Stoffwechsels durch Levocarnitin.
Weitere Stoffgruppen, die in diesem Zusammenhang Erwähnung verdienen, sind die Omega-3-Fettsäuren (32), Nukleotide, lösliche Ballaststoffe und Antioxidantien (33, 34).
Glücklicherweise sind toxische Überdosierungsfolgen bei der Aufnahme von Eiweiß bzw. von Aminosäuren bei Gesunden bis jetzt nicht bekannt geworden. Der beim leistungssportlichen Training verstärkte Aminosäuren-Abbau ist am erhöhten Serumharnstoff-Spiegel erkennbar.
Bei starken Belastungen stammt der Ammoniak aus zerfallendem AMP, bei mittleren Ausdauerbelastungen aus der Desaminierung von Aminosäuren gemäß ihrer Bedeutung im Muskel-Stoffwechsel zum überwiegenden Teil aus den verzweigtkettigen Aminosäuren (branched chain amino acids – BCAA, Leucin, Isoleucin, Valin).
Freier Ammoniak würde Symptome der Ermüdung bis zu Bewusstseinsstörungen auslösen, die motorische Koordination beeinträchtigen (Gleichgewichtsstörungen, Kollaps). Erhöhte Ammoniak-Spiegel in den Muskelzellen, z.B. größer als 0,25 mmol/l, sollen zu Muskelkrämpfen während intensiver Ausdauerbelastungen führen (Abb. 3) (35).
http://www.oeaz.at/3aktuell/2001/17/haupt/haupt17_2001leis.html