Sam Hain
New member
...und was Ihr dagegen tun könnt.
Dr. Sam´s Sprechstunde
heute: Stagnation
Hallo liebe Mitbewohner,
heute sprechen wir mal über ein Thema, das hier jeden Zweiten zu beschäftigen scheint: Die Stagnation. Threads mit Titeln wie "Nix geht mehr", "Komme nicht weiter", "Plateauphase", oder "es get niks mer mid mein träning weida" zählen zu den häufigsten Veröffentlichungen hier im Board. Den Meisten kann recht gut geholfen werden...für den Moment. Aber oft ist das nur das Herumkurieren an den Symptomen einer tieferliegenden "Krankheit".
Ursachen wie falsche Ernährung, falsche Regeneration, falsche Trainingspläne sind immer schnell entlarvt und können rel. leicht verbessert werden. Dazu wird nebenbei immmer auch mal von der "korrekten Ausführung" gesprochen. Aber höchstens im Nebensatz. Ich habe mir die Mühe gemacht, im Studio mal auf die entsprechende Zielgruppe zu achten, und kam zu einem sehr eindeutigen Ergebnis: Die Ausführung ist das, was ALLE falsch machen, die seit Jahren mit stagnierender Entwicklung zu kämpfen haben. Durch die Bank ALLE.
Diesem Aspekt wollte ich mal ein paar mahnende Worte widmen.
Wie kommt es eigentlich zu fehlerhafter Übungsausführung? Im Normal-(Ideal?)Fall bekommt jeder Einsteiger eine Einweisung in die entsprechenden Übungen. Hier kann bereits das Eine oder Andere schiefgehen. Ein unmotivierter, unkonzentrierter Trainer, der möglicherweise auch noch zu wenig auf die Notwendigkeit hinweist, die Bewegung "korrekt" auszuführen, und schon haben wir den Salat.
Die meisten Fehler entstehen aber erst etwas später. Am Ehesten, wenn der Neuling alleine trainiert. Dann ist er nämlich mancherlei schädlichem Einfluß hilflos ausgesetzt: Neben ihm pumpen ein paar Anapolon-Russen, in der Ecke sieht er einen Gorilla unter Aufbietung aller Kräfte Bizeps-Curls mit einem "Kniebeugengewicht" machen, oder (noch gefährlicher) er sieht einfach andere -genauso wie er gebaute- Jungs mit wesentlich höherem Gewicht als er selbst arbeiten. Der mehr oder weniger bewußte Druck ist für viele dann zu groß. Obwohl heute selbst der letzte Depp weiß, daß "mehr" nicht unbedingt mehr bringt, zwingt man sich zu Steigerungen. Zu schnellen Steigerungen. Gerade durch die sich anfänglich rapide verbessernde intramuskuläre Koordination kommt es zur Selbstüberschätzung. Man will einfach ein gewisses Level möglichst schnell erreichen. Ich behaupte sogar, daß vielen diese Vorgänge nicht mal aktiv bewußt sind. Denn man handelt wider besseres Wissen.
Aber was ist daran so schlecht? Vergessen wir mal ZNS-Überlastungen, Verletzungsgefahr und Ähnliches, die kennen wir alle. Es geht hier um die Ausführung. Etwas so simpel Grundlegendes, daß kaum davon gesprochen wird. Aber das ist ein Fehler.
Um seine höheren Gewichte bewältigen zu können, fälscht der Betroffene ab, macht Teilwiederholungen, oder arbeitet mit Schwung. Zwar kann er damit seine Übungen entsprechend schwer durchziehen, aber irgendwann haben sich die falschen Bewegungsabläufe so eingeschliffen, daß sie nur schwer wieder loszuwerden sind.
Die Folge sind dann Vierzigjährige die voller Stolz laut schreiend 120 kg (an der Mulitpresse) drücken und dabei eine Bewegungsamplitude von etwa 15cm haben (stimmt echt, ich seh das bei jedem Training. Ja, es sind die Fischhändler aus dem Handtuchfurzer-Thread *g*). Gleichzeitig wundern sich diese, daß fast keinerlei Muskelwachstum einsetzen will, bzw. daß nach der Dianabolkur innerhalb weniger Wochen alles wieder beim Teufel ist.
Ich sehe auch Neulinge beim Langhantelrudern so abfälschen, daß sich die Stange im Endeffekt gar nicht bewegt und nur der Trainierende so eine Art schnelles Rumpfbeugen ausführt, die Masseträgheit der Hantel ausnutzend. Ich sehe das bei Bizeps-Curls, Nackendrücken, Kreuzheben, Kniebeugen, usw. und eben wie gesagt vor Allem beim Bankdrücken. Also hauptsächlich bei komplexeren Übungen mit freiem Gewicht und "freiem" Bewegungsablauf. Die laden scheinbar zum Abfälschen ein (an Maschinen sieht man deutlich weniger Fehler).
Das daraus resultierende Problem ist meistens die schon erwähnte eingeschränkte Bewegungsamplitude. Teilwiederholungen über einen minimalen Abschnitt sind sicherlich nicht komplett für die Katz und verursachen auch einen gewissen Trainingsreiz, aber nicht vergleichbar mit dem einer "korrekt" und konzentriert ausgeführten Bewegung. Die lernt man aber nicht mit schweren Gewichten. So eine Ausführung muß mittels leichter Gewichte eingeübt werden, bis sie automatisch funktioniert. Dazu ist kontinuierliche Kontrolle durch entsprechend Befähigte notwendig und langes sorgfältiges Üben. Schwer genug für einen Neueinsteiger, sich überhaupt auf die Ausführung zu konzentrieren. Gibt es doch so viele ablenkende Faktoren... Aber wer das nicht von Anfang an richtig macht, hat später mit Problemem zu kämpfen. Entwicklungsstopp ist nur eines davon.
Was ist nun aber mit denen, die sich diese Fehler schon angewöhnt haben? Denen bleibt nur die Möglichkeit, umzulernen. Aber wie gesagt: Das lernt man nicht an schweren Gewichten. Wer jahrelang mit zB 100 kg Teilwiederholungen beim Bankdrücken gemacht hat, und 20 cm über der Brust bereits am unteren Bewegungsendpunkt angelangt war, der wird sich schwer tun, mit diesen 100 kg plötzlich bis, oder fast bis zur Brust runterzugehen. Das wird er höchstwahrscheinlich mit 80 kg nicht schaffen. Also kann er nur folgendes machen: Die Scheiben runter, sich genau über den Bewegungsablauf klar werden, Kontrolle durch Andere sicherstellen und neu anfangen. Das könnte bedeuten, bis auf 50% des bisherigen Trainingsgewichts zu reduzieren. Das tut weh, auch wenn man´s nicht zugibt. Viele sind dazu nicht imstande, weil falschverstandener Stolz oder zu geringes Sebstbewußtsein/Selbstwertgefühl sie davon abhalten. Diese werden den Umstieg nicht schaffen und weiter scheiße aussehen.
Man muß sich in so einer Situation (sofern man seine eigene überhaupt erkennt) aber fragen: Ist es mir das wert? So schwer heben, drücken, curlen zu können, aber dabei so einen Bullshit zusammentrainieren und stagnieren? Eine Willensfrage letztlich. Ich weiß ,daß die betreffende Zielgruppe in meinem Studio nicht dazu imstande ist. Da ist Hopfen und Malz verloren. Dummerweise orientiert sich der Standard-Gymbesucher an denen, die die schwersten Gewichte heben, nicht an denen die zwar "korrekt" ausführen, aber weniger Gewicht nehmen. Selbst wenn Letztere die besseren Körper vorzuweisen haben. Die Beobachtung mache ich immer wieder aufs Neue.
Stelle ich mich hin und mache Kniebeugen mit 240 kg in der "Hofknicks-Ausführung" beeinflußt das solche Leute viel mehr, als wenn ich mit 140 kg "Arsch-auf-Boden-KB" mache. Die Hofknickse werden nachgemacht, sobald ich vom Gewicht weg bin. Die tiefe Ausführung wird konsequent ignoriert. Klar, schließlich kann man so nicht soviel Gewicht bewältigen, wozu also? Und das nicht aus dem gesundheitlichen Aspekt, keineswegs! Das ist nämlich genau die Sorte, die auch Kreuzheben mit Katzenbuckel und ähnlichen gefährlichen Quatsch macht. Die Gesundheit spielt für solche keine Rolle, nur das Gewicht.
Wir lernen: Von Vorbildwirkung kann hier keine Rede sein. Nicht im positiven Sinne jedenfalls. Daß heißt, man muß schon von selbst drauf kommen, oder es in einem Forum lesen. Und deshalb steht das ab heute in diesem.
Wer sich angesprochen fühlt, sollte sich das mal durch den Kopf gehen lassen
.
Gruß
Sam Hain
Dr. Sam´s Sprechstunde
heute: Stagnation
Hallo liebe Mitbewohner,
heute sprechen wir mal über ein Thema, das hier jeden Zweiten zu beschäftigen scheint: Die Stagnation. Threads mit Titeln wie "Nix geht mehr", "Komme nicht weiter", "Plateauphase", oder "es get niks mer mid mein träning weida" zählen zu den häufigsten Veröffentlichungen hier im Board. Den Meisten kann recht gut geholfen werden...für den Moment. Aber oft ist das nur das Herumkurieren an den Symptomen einer tieferliegenden "Krankheit".
Ursachen wie falsche Ernährung, falsche Regeneration, falsche Trainingspläne sind immer schnell entlarvt und können rel. leicht verbessert werden. Dazu wird nebenbei immmer auch mal von der "korrekten Ausführung" gesprochen. Aber höchstens im Nebensatz. Ich habe mir die Mühe gemacht, im Studio mal auf die entsprechende Zielgruppe zu achten, und kam zu einem sehr eindeutigen Ergebnis: Die Ausführung ist das, was ALLE falsch machen, die seit Jahren mit stagnierender Entwicklung zu kämpfen haben. Durch die Bank ALLE.
Diesem Aspekt wollte ich mal ein paar mahnende Worte widmen.
Wie kommt es eigentlich zu fehlerhafter Übungsausführung? Im Normal-(Ideal?)Fall bekommt jeder Einsteiger eine Einweisung in die entsprechenden Übungen. Hier kann bereits das Eine oder Andere schiefgehen. Ein unmotivierter, unkonzentrierter Trainer, der möglicherweise auch noch zu wenig auf die Notwendigkeit hinweist, die Bewegung "korrekt" auszuführen, und schon haben wir den Salat.
Die meisten Fehler entstehen aber erst etwas später. Am Ehesten, wenn der Neuling alleine trainiert. Dann ist er nämlich mancherlei schädlichem Einfluß hilflos ausgesetzt: Neben ihm pumpen ein paar Anapolon-Russen, in der Ecke sieht er einen Gorilla unter Aufbietung aller Kräfte Bizeps-Curls mit einem "Kniebeugengewicht" machen, oder (noch gefährlicher) er sieht einfach andere -genauso wie er gebaute- Jungs mit wesentlich höherem Gewicht als er selbst arbeiten. Der mehr oder weniger bewußte Druck ist für viele dann zu groß. Obwohl heute selbst der letzte Depp weiß, daß "mehr" nicht unbedingt mehr bringt, zwingt man sich zu Steigerungen. Zu schnellen Steigerungen. Gerade durch die sich anfänglich rapide verbessernde intramuskuläre Koordination kommt es zur Selbstüberschätzung. Man will einfach ein gewisses Level möglichst schnell erreichen. Ich behaupte sogar, daß vielen diese Vorgänge nicht mal aktiv bewußt sind. Denn man handelt wider besseres Wissen.
Aber was ist daran so schlecht? Vergessen wir mal ZNS-Überlastungen, Verletzungsgefahr und Ähnliches, die kennen wir alle. Es geht hier um die Ausführung. Etwas so simpel Grundlegendes, daß kaum davon gesprochen wird. Aber das ist ein Fehler.
Um seine höheren Gewichte bewältigen zu können, fälscht der Betroffene ab, macht Teilwiederholungen, oder arbeitet mit Schwung. Zwar kann er damit seine Übungen entsprechend schwer durchziehen, aber irgendwann haben sich die falschen Bewegungsabläufe so eingeschliffen, daß sie nur schwer wieder loszuwerden sind.
Die Folge sind dann Vierzigjährige die voller Stolz laut schreiend 120 kg (an der Mulitpresse) drücken und dabei eine Bewegungsamplitude von etwa 15cm haben (stimmt echt, ich seh das bei jedem Training. Ja, es sind die Fischhändler aus dem Handtuchfurzer-Thread *g*). Gleichzeitig wundern sich diese, daß fast keinerlei Muskelwachstum einsetzen will, bzw. daß nach der Dianabolkur innerhalb weniger Wochen alles wieder beim Teufel ist.
Ich sehe auch Neulinge beim Langhantelrudern so abfälschen, daß sich die Stange im Endeffekt gar nicht bewegt und nur der Trainierende so eine Art schnelles Rumpfbeugen ausführt, die Masseträgheit der Hantel ausnutzend. Ich sehe das bei Bizeps-Curls, Nackendrücken, Kreuzheben, Kniebeugen, usw. und eben wie gesagt vor Allem beim Bankdrücken. Also hauptsächlich bei komplexeren Übungen mit freiem Gewicht und "freiem" Bewegungsablauf. Die laden scheinbar zum Abfälschen ein (an Maschinen sieht man deutlich weniger Fehler).
Das daraus resultierende Problem ist meistens die schon erwähnte eingeschränkte Bewegungsamplitude. Teilwiederholungen über einen minimalen Abschnitt sind sicherlich nicht komplett für die Katz und verursachen auch einen gewissen Trainingsreiz, aber nicht vergleichbar mit dem einer "korrekt" und konzentriert ausgeführten Bewegung. Die lernt man aber nicht mit schweren Gewichten. So eine Ausführung muß mittels leichter Gewichte eingeübt werden, bis sie automatisch funktioniert. Dazu ist kontinuierliche Kontrolle durch entsprechend Befähigte notwendig und langes sorgfältiges Üben. Schwer genug für einen Neueinsteiger, sich überhaupt auf die Ausführung zu konzentrieren. Gibt es doch so viele ablenkende Faktoren... Aber wer das nicht von Anfang an richtig macht, hat später mit Problemem zu kämpfen. Entwicklungsstopp ist nur eines davon.
Was ist nun aber mit denen, die sich diese Fehler schon angewöhnt haben? Denen bleibt nur die Möglichkeit, umzulernen. Aber wie gesagt: Das lernt man nicht an schweren Gewichten. Wer jahrelang mit zB 100 kg Teilwiederholungen beim Bankdrücken gemacht hat, und 20 cm über der Brust bereits am unteren Bewegungsendpunkt angelangt war, der wird sich schwer tun, mit diesen 100 kg plötzlich bis, oder fast bis zur Brust runterzugehen. Das wird er höchstwahrscheinlich mit 80 kg nicht schaffen. Also kann er nur folgendes machen: Die Scheiben runter, sich genau über den Bewegungsablauf klar werden, Kontrolle durch Andere sicherstellen und neu anfangen. Das könnte bedeuten, bis auf 50% des bisherigen Trainingsgewichts zu reduzieren. Das tut weh, auch wenn man´s nicht zugibt. Viele sind dazu nicht imstande, weil falschverstandener Stolz oder zu geringes Sebstbewußtsein/Selbstwertgefühl sie davon abhalten. Diese werden den Umstieg nicht schaffen und weiter scheiße aussehen.
Man muß sich in so einer Situation (sofern man seine eigene überhaupt erkennt) aber fragen: Ist es mir das wert? So schwer heben, drücken, curlen zu können, aber dabei so einen Bullshit zusammentrainieren und stagnieren? Eine Willensfrage letztlich. Ich weiß ,daß die betreffende Zielgruppe in meinem Studio nicht dazu imstande ist. Da ist Hopfen und Malz verloren. Dummerweise orientiert sich der Standard-Gymbesucher an denen, die die schwersten Gewichte heben, nicht an denen die zwar "korrekt" ausführen, aber weniger Gewicht nehmen. Selbst wenn Letztere die besseren Körper vorzuweisen haben. Die Beobachtung mache ich immer wieder aufs Neue.
Stelle ich mich hin und mache Kniebeugen mit 240 kg in der "Hofknicks-Ausführung" beeinflußt das solche Leute viel mehr, als wenn ich mit 140 kg "Arsch-auf-Boden-KB" mache. Die Hofknickse werden nachgemacht, sobald ich vom Gewicht weg bin. Die tiefe Ausführung wird konsequent ignoriert. Klar, schließlich kann man so nicht soviel Gewicht bewältigen, wozu also? Und das nicht aus dem gesundheitlichen Aspekt, keineswegs! Das ist nämlich genau die Sorte, die auch Kreuzheben mit Katzenbuckel und ähnlichen gefährlichen Quatsch macht. Die Gesundheit spielt für solche keine Rolle, nur das Gewicht.
Wir lernen: Von Vorbildwirkung kann hier keine Rede sein. Nicht im positiven Sinne jedenfalls. Daß heißt, man muß schon von selbst drauf kommen, oder es in einem Forum lesen. Und deshalb steht das ab heute in diesem.
Wer sich angesprochen fühlt, sollte sich das mal durch den Kopf gehen lassen
Gruß
Sam Hain