Sonnencreme und Melanomrisiko

Aquarius

New member
Hier ein Nachtrag zu der Diskussion von letzter Woche bezüglich Sonnencreme und Melanomrisiko.
Der Dermatologen, mit dem ich mich darüber unterhalten habe, hat mir zwei Literaturstellen zum Thema geschickt.

Das Melanomrisiko bleibt trotz Sonnencreme bestehen(!) - bedingt durch die "Technik" beim Eincremen und der Auswahl der Sonnencreme (näheres im den abtracts).
Weiterhin existiert ein direkter Zusammenhang zwischen wiederholten Sonnenbränden und der Entstehung von Melanomen. Bei der Entstehung der Sonnenbrände spielt wieder der Umgang mit der Sonnencreme eine Rolle. Sonnencremes als Risikofaktor und Melanome stehen somit indirekt in Zusammenhang. Das hatte ich letzte Woche etwas falsch dargestellt.

Viele Grüße, Jörg


1: Acta Dermatovenerol Croat. 2003;11(3):158-62. Related Articles, Books

Sunscreens - the ultimate cosmetic.


Wolf R, Matz H, Orion E, Lipozencic J.

Head of Dermatology Unit Kaplan Medical Center Rechovot, Israel;wolf_r@netvision.net.il

One decade ago, a sun protection factor (SPF) of 15 was considered a complete blocker of ultraviolet radiation (UV). The logic behind that cutoff point was that sunscreens with this SPF number would always prevent erythema and that preventing erythema would prevent all the ill effects of UV exposure. Today, we know that both of these assumptions were wrong and we tend to recommend higher SPF. Consumers apply only about one-quarter to one-half thickness of the layer of sunscreen material used to measure the SPF in the laboratory. That means that less than 50% of the SPF number claimed on the label is spread on the consumer's skin, meaning that a sunscreen with an SPF 30 will give the real protection of an SPF of 15. Therefore, recommend 60 when you want a real protection of 30! Significant injury, DNA damage, mutations, and carcinogenesis can and do occur also with cumulative suberythemal UV exposure. Thus, erythema induction, a criterion that defines SPF, is not a good indicator of UV damage. We also need higher SPF values to prevent the damage caused by suberythemal doses of UV. The value of the SPF claimed on the label is diminished by environmental factors that are not taken into account during SPF measurements in the laboratory, such as sweating, water immersion, rubbing off, and photodegradation. There are some misunderstandings and confusion about the mode of action of physical sunscreens. It was originally considered that, in contrast to organic sunscreens, the inorganic metal oxides (zinc oxide and titanium dioxide) acted as scatterers or reflectors of UV light, as a mirror. This is not the case with modern micronized forms of metal oxides. It has been shown that both zinc oxide and titanium dioxide mobilize electrons within their atomic structure while absorbing UV radiation. Thus, although metallic oxides are not inert per se, in their coated form they are stable, non-toxic, and safe and they act as highly efficient UV attenuators. Therefore, we recommend our patients to use this type of sunscreens. We should exert all our influence upon our patients not to expose themselves to excessive sunlight, to routinely use generous layers of sunscreen agents, and to wear protective clothing. To wait for the dust to settle around the issue of the effectiveness of sunscreens in preventing melanoma, while the ideal sunscreens - topical, systemic, whatever - are at our disposal, is a luxury we cannot afford

Publication Types:
News

PMID: 12967508 [PubMed - in process]




2: J Photochem Photobiol B. 2001 Nov 15;64(2-3):105-8. Related Articles, Books, LinkOut

Sunscreen isn't enough.


Diffey B.

Regional Medical Physics Department, Newcastle General Hospital, Newcastle upon Tyne NE4 6BE, UK. b.l.diffey@ncl.ac.uk

Topical sunscreens act by absorbing or scattering UV radiation and are widely available for general public use as a consumer product. Surveys carried out in the UK find that sunscreen use is regarded as the most important, and by implication the most effective, sun protection measure. But is perception borne out by reality? Sunscreens applied at the thickness tested by manufacturers need only possess an SPF of 15 to prevent sunburn even for all day exposure in tropical sunshine. Yet behavioural studies show that high SPF (>15) sunscreens do not always prevent sunburn. That the protection achieved is often less than that expected depends upon a number of factors: application thickness and technique; type of sunscreen applied; resistance to water immersion and sand abrasion; and when, where and how often sunscreen is re-applied. These factors provide ample evidence that the numerical measure of protection indicated on the product pack is generally higher than achieved in practice. This mismatch between expectation and realisation may be one contributing factor why sunscreens have been reported to be a risk factor in melanoma.

Publication Types:
Review
Review, Tutorial

PMID: 11744396 [PubMed - indexed for MEDLINE]
 
hallo jörg,
trifft sich gut, ich wollte grad den "alten" thread suchen. so kann ich dir die antwort meines freundes aus münchen (den link zu seiner praxis-homepage hab ich dir ja schon gegeben) posten, die er mir grad gemailt hat:

Was Sonnenschutz betrifft, wird dieses Thema seit Jahren kontrovers diskutiert. Fakt ist: Sonnenschutz hilft auf jeden Fall, die Entstehung von Hautkrebsen zu verzögern oder zu verhindern. Die Dosis macht das Gift, UV - Licht und nicht die Sonne zählt, dazu die Genetik, die u.a. auch den Hauttyp und damit die Empfänglichkeit für UV- Lichtschäden bestimmt.
Häufige Sonnenbrände im Kindesalter führen später häufiger zu Melanomen (US Studie aus dem Jahre 2001, retrospektiv bei zigtausend Patienten)
Sonnenbrand haben häufig Patienten mit sog. keltischer Komplexion, Hauttyp I Fitzpatrick, rotblonde, die vielleicht noch dazu in UV-Licht starken Zonen leben (Tropen, Australien etc.)
Melanome treten auch an nicht sonnenbeschienenen Stellen auf (Plantae, Mundschleimhaut, Iris), allerdings seltener.
Basaliome, Spinaliome, M.Bowen sind (kaum metastasierende Epithelialtumoren) Spätschäden bei chronischer UV- Einstrahlung (Segler, Gletschergeher, Landarbeiter und hirnlose Sonnenanbeter)
Mit zunehmender Verwendung von chemischen Sonnenschutzsubstanzen sehen wir häufiger allergische Kontaktekzeme darauf, daher derzeitige empfehlung: Kinder physikalischer Sonnenschutz (Titanoxide, Zinkoxide etc, wirken reflektorisch), Erwachsene chemische Filter( Nehmen UV- Strahlung auf, geben die Energie unter Wärmeentwicklung wieder ab.
Sonnenschutzfaktor (LSF gilt nur für UVB) 16 deckt 95% der UVB Strahlung ab bzw filtert sie heraus, Sonnenschutz 60 98%, d.h. bei Normalpersonen reicht ein Faktor zwischen 15 und 25. Für UVA Licht gibt es keine Richtwerte, sonder nur in etwa - Messungen durch die PPD oder IPD (immediate pigment darkening), haben aber alle Schutzsubstanzen ausreichend drin. Ich lese gerade zu dem Thema ein Buch mit den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen: Von Krutmann und Diepgen: Hautalterung (Grundlagen, Prävention- Therapie), erschienen im Springer Verlag 2003, ISBN 3-540-00033-X.



gruß, kurt
 
Hallo Kurt!

Also bedeutet das zusammengefasst, dass man unnötige/kosmetische Sonnenbestrahlung meiden soll (die "hirnlosen Sonnenanbeter", wie es dein Freund treffen ausgedrückt hat) und darüberhinaus etwas bedachter Sonnencreme anwenden soll.

Gerade in puncto Auswahl und Anwendung der Sonnencreme habe ich viel dazugelernt - darüber bin ich wirklich erstaunt. Es scheint doch ein bischen komplizierter zu sein, als sich bloß mit einer x-beliebigen Creme "einzuschmieren". :winke:
Den Rat, eine 30er Sonnencreme zu nehmen, wenn einen 15er Schutz erreichen möchte, weil man so die "Anwendungsfehler" etwas kompensieren kann, fand ich ganz hilfreich und leicht durchführbar. Wenn man dann einen chemischen Filter wählt, wie es dein Freund geschrieben hat, dann müsste man auf der sicheren Seite liegen.

So lange aber Hautbräune als modisch und attraktiv angesehen wird, glaube ich kaum, dass man viele dazu begeistern kann, sich nicht in die Sonne zu legen. Gerade diesen Punkt halte ich viel wichtiger als die Sonnencremes...

Viele Grüße, Jörg ( der immer etwas blass aussieht und nicht selten gefragt wird, ob er sich nicht wohl fühlt, obwohl es ihm blendend geht. That´s life! :))
 
und wenn man braun werden will?

Hallo.

Ich frage mich was gegen ein Sonnenbad hin und wieder einzuwenden ist.
Ich schäme mich schon fast wegen meiner Blässe , da man ja von Monitorstrahlung nicht braun wird und ich auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Urlaub war.
Jedenfalls hab ich mich letztens als noch die Sonne schien mal für 15-20 minuten aufn Balkon gelegt und gemütlich gesonnt. Sonnebrand hab ich keinen bekommen, auch keine Rötung.

Ist dagegen was einzuwenden? Hälst Du Solarien für unbedenklich?

Danke schonmal,
Grüße - dmtec
 
Pollmer

Hi!

Pollmer et al. nehmen sich in ihrem neuesten Buch auch der Sonnenbrand-Melanom-Hypothese an. Sie weisen, meiner Meinung nach zu Recht, darauf hin, dass retrospektive Befragung von Krebspatienten nicht als Beleg für diese Hypothese herangezogen werden darf. Es ist einleuchtend, dass ein Hautkrebs-Patient, der befragt wird, ob er in seiner Jugend häufig Sonnenbrand hatte, dies bestätigen wird.

Also: gibt "evidence-based" Argumente für den Zusammenhang Sonnenbrand-Melanom?

Gruß,
Oliver
 
Aussagen der Strahlenschutzkommision

Hi!

Als Ergänzung:


Aus den Empfhelungen der Strahlenschutz-Kommision zur Benutzung von Solarien:
Nummer 6 (2001): Schutz des Menschen vor den
Gefahren der UV-Strahlung in Solarien
Empfehlung der Strahlenschutzkommission
und Wissenschaftliche Begründung

In Übereinstimmung mit internationalen Empfehlungen (ICNIRP, EUROSKIN,
WHO) empfiehlt die Strahlenschutzkommission, künstliche UVStrahlung
zu kosmetischen Zwecken, zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens
oder zur nicht medizinischen Gesundheitsprophylaxe wegen der
damit verbundenen Risiken nicht zu nutzen.

Sonnenbrände, die in der Kindheit erlitten wurden, sind nachgewiesenermaßen
mit der Erhöhung der Anzahl erworbener
Naevi (Pigmentmale) korreliert [12-15]. Letztere stellt einen
hohen Risikofaktor für das maligne Melanom (schwarzer
Hautkrebs) dar.

8. Einige Stunden vor der Bestrahlung sollten keine Duftstoffe verwendet
und Kosmetika entfernt werden.
Duftstoffe und Kosmetika können aufgrund ihrer chemischen
Zusammensetzung bei UV-Exposition phototoxisch und photoallergisch
wirken. Sie müssen daher mehrere Stunden vor UVExposition
von der Haut entfernt werden (s. wissenschaftliche
Begründung).

[12] Augustsson, A., Stierner, U., Rosdahl, I., Suurkühla, M.: Regional distribution of
melanocytic naevi in relation to sun exposure and site specific counts predicting total
number of naevi. Acta Derm. Veereol. (Stockh), 72, 123-127 (1992)
[13] Gallagher, R.P., McLean, D.I., Yang, C.D., Coldman, A.J., Silver, H.K.D., Spinelli,
J.J., Beagrie, M.: Anatomic distribution of acquired melanocytic nevi in white children.
A comparison with melanoma: The Vancouver mole study. Arch. Dermatol.,
126, 466-471 (1990)
[14] Dulon, M., Weichenthal, M., Breitbart, M., Hetzer, M., Greinert, R., Volkmer, B.,
Baumgart-Elms, N., Blettner, M. and Breitbart, E.W.: Sunexposure and number of
nevi in 5-6 year-old European children. Am. J. Epidemiol., submitted (2001)
Abstract aus MedLine:

J Clin Epidemiol. 2002 Nov;55(11):1075-81.


The occurrence and number of melanocytic nevi are among the most important known risk factors for the development of malignant melanoma. Studying the causes of nevi should lead to successful strategies in the prevention of melanoma. Among 11,478 white German children of preschool age the association between benign melanocytic nevi and a number of risk factors for skin cancer was examined. We found that subjects with a reported history of increased sun exposure, for example, painful sunburns, and an increased number of holidays in foreign countries with a sunny climate had significantly higher nevus counts than individuals without these characteristics. Our results provide further evidence that nevus counts may not only be part of a genetic predisposition but also a result of increased exposure to ultraviolet radiation. Together with the fact that a high nevus count is the most relevant risk factor for malignant melanoma, the results strongly indicate a connection between UV-radiation and the development of melanocytic skin cancer. In conclusion, strategies to reduce the incidence of melanoma should begin with young children.

[15] Augustsson, A. : Nevi and initiation by sun. In: Skin Cancer and UV Radiation (Altmeyer,
P., Hoffmann, K., Stücker, M., Eds.), Springer Verlag, Berlin, Heidelberg,
S. 589-594 (1997)


3.6 Hautkrebserkrankungen

Hautkrebserkrankungen fanden in den letzten Jahren eine zunehmende
medizinische wie auch öffentliche Beachtung, was angesichts der auffallend
starken Zunahme der Häufigkeit dieser Erkrankung verständlich ist. Neben
dem malignen Melanom der Haut (schwarzer Hautkrebs), das vor allem
wegen seiner Bösartigkeit bedeutsam ist, sind hier in erster Linie das Basalzellkarzinom
und das Plattenepithelkarzinom zu nennen, die insgesamt zu
den häufigsten malignen Tumoren des Menschen zählen. Vor dem Hintergrund
der immer häufiger werdenden Nutzung künstlicher UV-Bestrahlungsquellen
für den kosmetischen Einsatz darf daher der Einfluss künstlicher
UV-Strahlung für die Entstehung des Hautkrebses nicht unterschätzt werden.
Obwohl kein Zweifel darüber besteht, dass UV-Bestrahlung eine Hauptursache
für die Entstehung des malignen Melanoms darstellt, ist der Entstehungsmechanismus
noch unklar. Es werden jedoch UV-induzierte Mutationen
in bestimmten Genen, die für die Zellregulation von Bedeutung sind,
sowie chromosomale Instabilitäten für die Entstehung des malignen Melanoms
verantwortlich gemacht. Das maligne Melanom tritt im Gegensatz zu
den anderen Hautkrebsarten auch häufig an bedeckten Körperstellen auf, so
dass ein eindeutiger Zusammenhang mit der kumulativen UV-Dosis nicht
gegeben ist. Am malignen Melanom erkrankt man vergleichsweise früh, im
3. und 4. Lebensjahrzehnt, gelegentlich auch früher. Zur Zeit werden in
Deutschland ca. 8 - 10 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr
registriert; die Melanominzidenz ist steigend. Die Letalität liegt bei 20%, die
Rezidivrate oder Metastasenbildung bei 20-30%. Der unterschiedlich schnell
wachsende, teils fleckförmige, teils knotige, in der Regel pigmentierte
Tumor ist bei Frühbehandlung überwiegend heilbar. Bei verzögerter
Therapie liegt häufig bereits eine Metastasierung vor, und die Erkrankung
verläuft tödlich.
Unter den Risikofaktoren für das maligne Melanom werden Dispositionsund
Expositionsfaktoren unterschieden. Individuen mit hellem Hauttyp
(insbesondere Typ I und Typ II), mit rötlichen bzw. blonden Haaren, mit
Neigung zu Sommersprossen, mit Sonnenbrandflecken (Lentigines)
und/oder multiplen Pigmentmalen (d. h. mehr als 40 - 50 „Leberflecke“ beim
Erwachsenen) bzw. einer positiven Familienanamnese bezüglich des
malignen Melanoms haben je nach Kombination der Risikofaktoren ein bis
zu mehr als 100fach erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens ein malignes
Melanom zu entwickeln.
Fall-Kontroll-Studien haben gezeigt, dass das relative Risiko, ein Melanom
zu entwickeln, 2-3fach höher ist, wenn in der Kindheit Sonnenbrände
aufgetreten sind, welche mit einer Erhöhung der Zahl der in der Kindheit
erworbenen Pigmentmale korreliert sind. Da die multiplen Pigmentmale den
wichtigsten Melanomrisikofaktor darstellen, sollten Kinder und Jugendliche
(bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres) keiner künstlichen UV-Strahlung
in Solarien ausgesetzt werden, um Sonnenbrände und Überexpositionen zu
vermeiden.
Zusammengefasst ergeben sich die in Tabelle 1 aufgeführten Risikofaktoren
für das maligne Melanom.

Tab. 1: Risikofaktoren für die Entwicklung eines malignen Melanoms
multiple Pigmentmale (> 40-50) Risiko 5-15fach erhöht
atypische Pigmentmale Risiko 5-15fach erhöht
angeborene (congenitale), große Pigmentmale kumulatives Lebenszeitrisiko 5-6%
familiäres malignes Melanom Risiko 2-3fach erhöht
lichtempfindliche Haut Risiko 3-4fach erhöht
Sonnenbrände in Kindheit und Jugend Risiko 2-3fach erhöht
Lentigines (Sonnenbrandflecken) Risiko 2fach erhöht

Der überwiegende Teil an Plattenepithelkarzinomen und Basalzellkarzinomen
tritt im Bereich chronisch lichtgeschädigter Haut auf. Daher bestehen
kaum Zweifel daran, dass diese Tumoren hauptsächlich durch den UVAnteil
des Sonnenspektrums verursacht werden, wobei das Risiko mit der
lebenslang erhaltenen UV-Gesamtdosis steigt. Diese Dosisabhängigkeit
macht aber auch die zusätzliche Belastung durch künstliche UV-Strahlung
als Risikofaktor deutlich.
Obwohl der Altersgipfel für das Basalzellkarzinom im 6. bis 7. Lebensjahrzehnt
liegt, können auch jüngere Menschen davon betroffen werden. In
Deutschland werden zur Zeit ca. 60 bzw. ca. 90 Neuerkrankungen pro
100.000 Einwohner (Frauen bzw. Männer) pro Jahr registriert. Die Inzidenz
für Basalzellkarzinome ist steigend. Es handelt sich um einen langsam
wachsenden, lokal destruierenden Tumor, der keine Metastasen bildet und
eine äußerst niedrige Letalitätsrate aufweist. Der Tumor tritt vorwiegend in
belichteten Hautpartien (vor allem Gesicht, Ohren, Kopfhaut) auf. Für das
Basalzellkarzinom besteht eine eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung
bezüglich der UV-Exposition.
Wie beim Basalzellkarzinom liegt der Altersgipfel für das Plattenepithelkarzinom
im 6. bis 7. Lebensjahrzehnt, aber auch jüngere Menschen können
davon betroffen werden. Zur Zeit werden in Deutschland zwischen 10 und
30 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner (Frauen bzw. Männer) pro Jahr
registriert. Die Inzidenz der Plattenepithelkarzinome ist steigend. Es handelt
sich um einen invasiv wachsenden, lokal destruierenden Tumor, der ab einer
bestimmten Größe auch metastasieren und in seltenen Fällen zum Tode
führen kann. Das Plattenepithelkarzinom tritt vorwiegend in belichteten
Hautpartien (vor allem Gesicht, Ohren, Kopfhaut, Handrücken, Unterarme)
auf. Für das Auftreten des Tumors besteht, wie beim Basalzellkarzinom, eine
Dosis-Wirkungs-Beziehung bezüglich der UV-Exposition.

Gruß,
Oliver
 
Hi!

In Antwort auf:


physikalischer Sonnenschutz (Titanoxide, Zinkoxide etc, wirken reflektorisch),

Das ist in dieser Verkürzung nicht richtig. Sowohl TiO2, als auch ZnO absorbieren UV-Licht. Der Mechanismus unterscheidet sich prinzipiell nicht von dem bei organischen UV-Filtern. Hierbei können sich, insbesondere bei TiO2 Radikale bilden, was durch eine Dotierung der Partikel und/oder eine Verkapselung berücksichtig werden muss. Die Reflektion (man sollte genauer von Streuung reden) ist eine Funktion der Teilchengröße - beim jetzigen Trend zu Nanopartikeln (transparente Sonnencreme) wird dies keine Rolle mehr spielen.

Gruß,
Oliver
 
Die Dosis macht das Gift!

(dieser weise spruch von paracelsus steht schon etliche male im forenarchiv). das gilt für alles, auch für die UV-bestrahlung, sei sie natürlich oder im solarium (über letzteres haben wir schon diskutiert, siehe archiv. prinzipiell ist es eine unnöige institution, aber wenn man/frau sie nur gelegentlich nutzt, ist nichts dagegen einzuwenden).

gruß, kurt
 
hallo oliver,
ich habe die antwort meines freundes wortwörtlich wiedergegeben. ich halte ihn für einen sehr kompetenten dermatologen. aber du kannst gern mit ihm diskutieren, wenn du meinst:winke:
www.laser-haut-center.de

gruß, kurt
 
Worüber soll denn diskutiert werden?

Hallo Kurt!

Worüber soll ich mit Deinem Freund, dessen Kompetenz als Dermatologe hier nicht zu Debatte steht, diskutieren? Über physikalisch-chemisches Lehrbuchwissen?

Gruß,
Oliver

PS: Da leider auch hier Eminenz wichtiger als Evidenz scheint, mal ein wissenschaftliches Paper zum Thema:

FEBS Lett. 1997 Nov 24;418(1-2):87-90. Related Articles, Links

Chemical oxidation and DNA damage catalysed by inorganic sunscreen ingredients.

Dunford R, Salinaro A, Cai L, Serpone N, Horikoshi S, Hidaka H, Knowland J.

University of Oxford, Department of Biochemistry, UK.

Titanium dioxide (TiO2) has been noted (US Federal Register, 43FR38206, 25 August 1978) to be a safe physical sunscreen because it reflects and scatters UVB and UVA in sunlight. However, TiO2 absorbs about 70% of incident UV, and in aqueous environments this leads to the generation of hydroxyl radicals which can initiate oxidations. Using chemical methods, we show that all sunscreen TiO2 samples tested catalyse the photo-oxidation of a representative organic substrate (phenol). We also show that sunlight-illuminated TiO2 catalyses DNA damage both in vitro and in human cells. These results may be relevant to the overall effects of sunscreens.
 
Re: Worüber soll denn diskutiert werden?

In Antwort auf:

Da leider auch hier Eminenz wichtiger als Evidenz scheint

Hihi, hat da außer mir noch einer den Zeit-Artikel über Hormontherapie in der letzten Ausgabe gelesen? :)(Oder geistert dieses nette geflügelte Wort schon länger durch die Welt, und ich kannte es nur noch nicht?/phpapps/ubbthreads/images/icons/blush.gif)

Gruß

Tabea
 
Gute Frage: Worüber soll denn diskutiert werden?

Hallo Oliver!

Ich komme nicht so ganz dahinter, auf was du hinaus willst.

Ich hege den leisen Verdacht, dass du nur zeigen möchtest, dass du in Physik etwas auf dem Kasten hast.
Das scheint ja der Fall zu sein. Das Problem ist nur, dass niemand einen Nutzen daraus zieht, wenn du anfängst, über Dotierung von Partikel zu schreiben. Die Ausgangsfrage war doch nur: "Welche Bedeutung hat die Sonnencreme für die Melanomprävention"
Also: Was willst du denn damit sagen? Dass man besser gar keine Sonnencreme nehmen soll!?

Viele Grüße, Jörg
 
z.B. genau darüber!

ich werde wolfgang mit diesem paper konfrontieren. die frage ist immer die, welche klinische relevanz sich daraus ergibt. rein physikalisch gesehen hast du sicherlich recht. aber wie schädlich sich die absorption von UV-strahlen durch zink- und titanoxid auswirkt, ist bislang noch nicht evidenz. außerdem bedeutet eine DNA-schädigung nicht gleich eine irreversible und erst recht nicht gleich "krebs". die bisherigen ergebnisse beruhen fast ausschließlich auf in vitro-studien. nicht zuletzt schließt der abstract (wie so oft...) mit den worten "These results may be relevant to the overall effects of sunscreens".
wie gesagt, es steht da nicht "are", sondern "may be"...

gruß, kurt
 
Nichts anderes wollte ich sagen

Hallo Kurt!

Mir geht es wirklich nur darum, dass anorganische Sonnenschutzmittel (die Bezeichnung "physikalisch" halte ich, wie hoffentlich klar wurde, für sehr problematisch, weil sie oftmals im Sinne von physikalisch=gut, chemisch=böse verstanden wird) unter Umständen auch nicht ganz problemlos sind. Es gibt eben Hinweise, dass TiO2 gesundheitlich bedenklich sein könnte. Insbesondere in Kombination mit organischen Sonnenschutzmitteln kann es passieren, dass das TiO2 katalytisch die anderen Bestandteile abbaut, möglicherweise unter Bildung toxischer Produkte.

Soweit ich weiss, hat TiO2 eine vorläufige Zulassung als Kosmetik-Bestandteil. Diese soll in nächster Zeit in eine permanente umgewandelt werden.

Gruß,
Oliver
 
Hier die Antwort

Lieber Wassermann,

gerne stehe ich Dir explizit Rede und Antwort, auch wenn ich den leisen Verdacht hege, dass es Dir gar nicht darum geht, von mir etwas zu erfahren, sondern lediglich dein Gefühl bestätigt zu sehen, dass ich mich nur wichtig machen will.

1. Wusste ich nicht, dass Wichtig-Machen in diesem Forum verboten ist.
2. Der Nutzen meiner Aussage bezüglich der Dotierung von TiO2 wird der haben, der sich seine Sonnencreme selber mischen möchte und hierzu auf käufliches TiO2 zugreifen will. Das ist eine schlechte Idee, weil einfaches TiO2 photokatalytisch aktiv ist. Hierzu habe ich noch ein paar Hintergrundinfos angefügt, um den Sachverhalt verständlicher zu machen und um zu zeigen, dass dies auf naturwissenschaftlichen Fakten beruht und nicht auf einer persönlichen Meinung von mir.
3. Sei es mir erlaubt, deine angenomme Ausgangsfrage zu erweitern: "Welche Bedeutung hat die Art der Sonnencreme für den Hautschutz?" Hier habe ich versucht darzustellen, dass anorganische Mittel keineswegs unkritisch übernommen werden sollten, sondern unter Umständen auch Risiko-behaftet sind. Und wenn demnächst transparente Sonnencremes auf den Markt kommen, könnte dies mit einer Verschlechterung der Schutzeigenschaften einhergehen. In meinen Augen eine Information, die Verbrauchern durchaus bekannt sein sollte.

Gruß,
Oliver
 
Ich gestehe

Hallo!

Ja, ich gebe es zu: ich habe auch den Zeit-Artikel gelesen und das ist mir im Gedächtnis geblieben. Und vorher kannte ich es auch nicht :winke:

Gruß,
Oliver
 
Zeit-Artikel

hallo tabea,
hab ich nicht gelesen. war das thema allgemein gehalten? oder ging es um die postmenopausale HRT? dann bin ich ohnehin auf dem laufenden. leider haben da einige onkologen unnötige ängste bei den frauen geschürt...

lg, kurt
 
Re: Zeit-Artikel

hallo tabea,
nix neues für mich, einer von vielen artikeln dieser art der letzten wochen. auch er informiert nicht objektiv:
weder die hers-, noch die WHI-, noch die rezent publizierte "one million women-study" sind als absolut praxisrelevant zu betrachten, da immer nur eine form der HRT zur anwendung kam, sprich eine fixkombinierte gabe von konjugieren estrogenen mit MPA, einem nicht natürlichen gestagen.
eine HRT muss individuell gestaltet werden, sowohl von der wahl der präparate als auch deren dosierung her. immerhin lebt frau ca. 50 jahre mit ihren natürlichen hormonen ohne gefährdung, aso den gleichen hormone, die man für die HRT einsetzen sollte.
eines sollte man nicht vergessen: 1. die anzahl hormonabhängiger tumore ist unabhängig von einer HRT im steigen begriffen. 2. an osteoporose sterben jährlich 10 mal mehr frauen als an brustkrebs. vom herzinfarkt ganz zu schweigen... natürlich darf man die WHI-studie als sekundärpräventionsstudie nicht als primärpräventionsstudie fehlinterpretieren. die in diese studie eingeschlossenen frauen waren alle schon älter (>65) und hatten bereits eine manifeste KHK.
es gäbe zu diesem thema noch viel zu sagen. eine verunsicherung der frauen ist jedoch fehl am platz.

lg, kurt
 
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