Schönheitsideale-Gesundheitsideale

Elke

New member
Lieber Roland,



mit Ihnen habe ich gar nicht mehr gerechnet.

Ich poste uns jetzt einmal wieder nach vorne, da ich selbst die Suchfunktion benutzen muße, um „unseren Diskussionsstandort zu lokalisieren“.



Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß Gesundheits- und Schönheitsideale zwei unterschiedliche Dimensionen sind. Es tut mir leid, dass das aus meinen bisherigen Äußerungen offenbar noch nicht hinreichend deutlich geworden ist. Aber ich mache gerne noch einmal einen Anlauf.



Den Begriff des Gesundheitsideals kann man auf unterschiedliche Weise sinnvoll bestimmen. In bezug auf den Begriff eines Ideals macht generell meistens die Abgrenzung zwischen Ideal und Norm die größten Probleme.

Sie wissen, dass die Medizin für die Bildung, Funktionalität und Physiologie des Körpers bestimmte Normbereiche definiert. In den Body Checks wird z.B. überprüft, inwieweit, die Werte einer individuellen Person in diesem Normbereich angesiedelt sind (z.B. die Blutwerte). Die Normbereiche repräsentieren hier zugleich ein erstrebenswertes Ideal.

In ähnlicher Form kann die wünschenswerte Skelettform beschrieben werden ( schon mehr ein Ideal im engeren Sinn und keine Norm, da z.B. wenig Menschen eine wirklich gerade Wirbelsäule haben).



Die Medizin erteilt auch Empfehlungen, wie dazu beigetragen werden kann, eine gute Skelettform zu erreichen (z.B. in der Entwicklung) und – sofern diese abgeschossen ist – zu erhalten. (Was man tun kann, um diese zu erreichen, welche Störfaktoren vermieden werden sollten. Durch entsprechende Fehlbelastungen kann man sich auch nach Abschluß der Entwicklung noch sehr beträchtliche Schäden z.B. orthopädischer Art zuziehen).



Auf diesem Hintergrund verstehe ich unter Gesundheitsideal das Bestreben, durch sein Verhalten und seinen Umgang mit seinem Körper in möglichst allen Belangen eine möglichst große Annäherung an die von der Medizin als normal oder als wünschenswert beschriebenen Körperzustände zu erreichen und aufrechtzuerhalten.



Kurt hatte mich einmal auf die Unterscheidung von Gesundheits- und Fitnessideal angesprochen.

Unter Fitnessideal verstehe ich eine Orientierung auf dass Ziel hin, diese Normwerte in wünschenswerter Weise zu übersteigen. Wünschenswert sind dabei solche Steigerungen, die geeignet sind, die Funktionalität und Leistungsfähigkeit des Körpers über die definierte Norm hinaus zu erhöhen. Wer der Norm entspricht ist gesund, wer sie in wünschenswerter Weise überschießt, ist fit. Da damit häufig – nicht immer – zugleich ein Schutz vor normalen – also nicht durch Fehlbelastungen verursachten - Abbauerscheinungen verbunden sein kann, können die Begriffe Gesundheits- und Fitnessideal schon wieder ineinander fließen, wenn Fitness nämlich in den Dienst der Gesundheitsprävention gestellt wird.



Unter Schönheitsideal verstehe ich die Bewertung einer Person nach bestimmten in einer Gesellschaft definierten ästhetischen Merkmalen in bezug auf das äußere Erscheinungsbild, die sowohl die Körperbildung als auch die Aneignung bestimmter Attribute betreffen kann, die nicht Bestandteil des Körpers selbst sind (Stichwort Mode). Dies können einzelne Merkmale oder Merkmalsbündel sein.



Die Bewertungen einer Person in den Dimensionen von Schönheit und Gesundheit können völlig unabhängig voneinander variieren.



Wir leben in einem Zeitalter der Pluralität, in dem wie in allen Bereichen auch möglicherweise mehr als früher verschiedene Schönheitsideale koexistieren.

Der „offiziell verbindliche Typus“ wird jedoch mit einiger Zuverlässigkeit von männlichen und weiblichen Modells repräsentiert.

Für Frauen impliziert dass aktuelle Ideal z.B. hohen Wuchs, lange, schlanke Beine, ein schmales Becken und trotzdem Taille, heutzutage wieder etwas Busen.



Eine Frau kann durchaus klein, kurzbeinig, breitschultrig und breit in den Hüften und vollständig gesund sein. D.h. alle funktionellen und physiologischen Werte in den von der Medizin als Norm oder als wünschenswert vorgegebenen Bereichen liegen.



Umgekehrt - das war der Sinn von Kurts Beitrag zu Thema – haben Modells bei ihrem geringen Gewicht meist eine unterentwickelte Muskelbildung und korrelierend einen zu hohen Körperfettanteil aufweisen, liegen also physiologisch und funktionell nicht im Gesundheitsidealbereich.



Es gibt sogar Erkrankungen, durch die eine nach den beschriebenen Idealen schöne Person in ihrer äußeren Erscheinung nicht verliert bzw. in einer bestimmten Geschmacksauffassung sogar gewinnen kann. Das ist jetzt nicht zynisch gemeint, aber es gab tatsächlich Zeiten, in denen schwindsüchtige Erscheinungsbilder (schmal bis ausgezehrt, bleich, schwarze Schatten unter den Augen) als besonders elegant und edel galten. In gewisser Weise sind wir ja heute wieder soweit.)



Wir haben uns in unserer Diskussion über Schönheits- und Gesundheits- oder Fitnessideale auf die Frage konzentriert, inwieweit eine Orientierung an Schönheitsidealen der Gesundheit dienen bzw. in Widerspruch zu Gesundheitsidealen treten kann.

Dabei sind wir, wenn ich mich recht erinnere, übereinstimmend zu dem Schluß gekommen, dass eine Orientierung an den oben beschriebenen, zeitgenössischen Schönheitsidealen in vielen Fällen der Gesundheit zugute kommt. Insofern sie nämlich für viele Personen mit einer Forderung nach Gewichtsreduktion und sportlicher Betätigung verbunden ist, die sowohl im Interesse eines Kalorienverlustes als auch der Verbesserung des Körperbildes dienen soll.



Man muß, wenn man versucht, sich dem oben beschriebenen herrschenden Schönheitsideal durch Fitnessübungen zu nähern, schon extreme Fehlbelastungen wählen, um mehr Schaden als Nutzen zu erzeugen.



Die Orientierung an den gleichen Schönheitsidealen kann aber durchaus gesundheitsschädlich sein, bzw. man kann sagen, sie wirkt sich auf breiter Front gesundheitssschädlich aus.

Wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass ein Schönheitsideal wie Claudia Schiffer bei einer Größe von 1,80 cm 57kg wiegt (also ungefähr soviel wie ich bei einer Größe von 1,60), entspricht das einem BMI von 17.6 (ich habe es gerade noch einmal ausgerechnet), d.h. sie ist untergewichtig. (Ich selbst habe einen Body Mass Index von 21.5, das wäre also theoretisch vollständig in Ordnung, wenn nicht gerade ein anderes Schönheitsideal gelten würde.)



Die Orientierung an diesen „falschen Vorbildern“ führt dazu, dass Menschen auf breiter Front unphysiologisch niedrige Gewichtsmargen anpeilen. Die natürliche Folge davon sind auf breiter Front Essstörungen, da es nun einmal nicht jedem gegeben ist, sein Leben ohne Murren bei (wenig) Wasser und Brot hinzubringen.



Die Orientierung an den gleichen Schönheitsidealen wirkt sich dann gesundheitsschädlich aus, wenn Menschen versuchen, ihnen auf falschen Wegen nachzueifern

Wenn also „Fans“ versuchen, sich ihrem Ideal nicht durch sportliche Betätigung, gegebenenfalls in Verbindung mit einer kalorienreduzierten Ernährung, sondern lediglich durch Verweigerung der Nahrungsaufnahme anzunähern, werden Körperbilder erreicht, die vielleicht den herrschenden Schönheitsidealen entsprechen aber jedenfalls nicht gesund sind, d.h. deren physiologische und funktionelle Werte nicht im Normbereich liegen, sondern weit darunter. Das ist ein bisschen so wie mit dem Schwindsuchtsschönheitsideal.



Nun läßt sich das bloße Bedürfnis nach einer Gewichtsreduktion oder –stabilisierung bei vorhandenem guten Willen in jedem Fall mit Muskelarbeit verbinden.



Häufig stehen Menschen aufgrund von Erfahrungen, die sie mit ihrem Körper und dessen Reaktionen gemacht haben, wirklich vor der Entscheidung, was ihnen wichtiger ist, schön oder optimal „gesund“ zu sein. Ich habe z.B. zwei Bekanntinnen, die beide nur deswegen rauchen, weil sie bei Rauchentwöhnungsversuchen unverhältnismäßig zugenommen haben. Ein ziemlich heftiger Engriff in die Gesundheit zugunsten der Schönheit.

Ich selbst habe vergleichbare Marotten. Z.B esse ich wissentlich und vorsätzlich seit Jahrzehnten viel zu große Mengen tierisches Protein (ich esse täglich mindestens 300 g mageres Fleisch, ca. 80 g Leichtkostaufschnitt und ein Pfund Quark oder Joghurt, natürlich auch noch Käse. Von den 4 Litern Cola light hier gar nicht zu reden.)

Mir ist erstens bekannt, dass das generell nicht gesund ist. Mir ist zweitens bekannt, dass das für mich im speziellen nicht gesund ist (ich habe Probleme mit Sehnen und Gelenkentzündungen). Ich tue es trotzdem, weil ich aus Erfahrung weiß, dass ich so meine Kalorienzufuhr und mein Gwicht konstant halten kann, mit den vielgepriesenen komplexen Kohlenhydraten aber nicht. Meine weitere Sündenliste will ich hier gar nicht ausbreiten.

(Unser armer Kurt wird ohnehin vom Glauben abfallen, wenn er mich nach seiner heftigen Auseinanderstezung mit den High-Fat-Jüngern jetzt als High-Protein-Jüngerin identifiziert.)



Die Frage, die man bei der Beurteilung solcher Abweichungen von Gesundheitsidealen sinnvollerweise stellen sollte ist, ob die Folgen aus einem „vorschriftsmäßigen“ Ernährungs- bzw. Rauchverzichtsverhalten nicht nachteiliger wären als diejenigen, die die beschriebenen Personen jetzt zu tragen haben. Übergewicht ist auch nicht gesund, mangelnde Identifikation mit dem eigenen Körperbild trägt in keiner Weise zum Wohlbefinden bei.





Fazit. Schönheits-und Gesundheitieale können einander widersprechen, sind aber auch bedingt vereinbar.

Streng genommen schreibt das herrschende Schönheitsideal für Frauen jedem Untergewicht vor. Das ist in jedem Fall ungesund. Nicht nur das Untergewicht als solches, sondern auch die Fülle von Eßstörungen, die in der Folge der Orientierung an einem solchen Ideal entstehen. (Kennen Sie irgendeine Frau, die sich nicht zu dick findet?). Da das Ideal jedoch meist nicht erreicht, sondern nur angestrebt wird, sich also als regulative Idee auswirkt, halten die gesundheitlichen Vor- und Nachteil einander eventuell die Waage. Die meisten Leute werden ja tatsächlich nicht untergewichtig (ich strenge mich schon seit über zwanzig Jahren an und bleibe immer im Normalgewichtsbereich.) und die Beschäftigung mit Ernährung und die Versuche die Energiebilanz auch durch Sport negativ zu gestalten, tragen zumindest zur physischen Gesundheit vieler Menschen bei, die sonst möglicherweise mehr Übergewichtsprobleme hätten.

Die Bewertung auch latenter Eßstörungen als Massenproblem des weiblichen Geschlechts in den Industriegesellschaften (Ich habe noch heute einen sehr interessanten Artikel zum Thema „latente Essstörung“ auf der Seite www.lifeline,de/Ernährung“ gelesen) wäre durch die physischen Vorteile, die aus der vermehrten Auseinandersetzung mit der Eß- und Figurproblematik resultieren meiner Ansicht nach nicht aufgewogen.



Wenn ich nämlich tatsächlich glauben würde, dass das eine ohne das andere zu haben wäre. Wie ich jedoch bereits in meinem früheren Postings zum Thema dargelegt habe, denke ich, dass für die meisten Leute die Eitelkeit der Hebel ist, über den sie für Fitness und Gesundheit interessiert werden können. Und zu deren Gunsten sie Fitness- und Gesundheiterwägungen dann auch gegebenenfalls hintan stellen. Hierüber konnte ich ja dann auch mit Hannes zu einer schönen Übereinstimmung gelangen.



Mit freundlichem Gruß



Elke
 
Hallo,

wie Ihr vielleicht gesehen habt, habe ich unten mal ein Posting zu meinem Problem geschrieben.



Sicherlich sind gesundheits und schönheitsideal 2 verschiedene Dinge die nur bedingt vereinbar sind. Allerdings sehe ich das Problem auch darin, daß bei den meisten das Schönheitsideal an absolut erster Stelle kommt und die Gesundheit weiter abgeschlagen ganz hinten.



Das denkbar beste Beispiel bin irgendwo ich selber. Nach mehrjährigem Aufenthalt in den USA bin ich beruflich beding für min. ein Jahr wieder in Deutschland. Die amerikanische Lebensphilosophie will ich jetzt mal aussen vor lassen, aber die Supermärkte sind meiner Meinung nach ein Mekka für Eßbewußte Menschen.



Man kann sich aussuchen wieviel Fett, Zucker etc. man in seiner Nahrung zu sich nehmen möchte. Und das in Verbindung mit den Studios die fast alle morgens um 5-6.00 uhr schon auf machen ist es da echt leicht gesund und schönheits bewußt zu leben.



Allerdings habe ich jetzt probleme durch meine Eßgewohnheiten bekommen. Denn ich habe viele natürliche Süßstoffe und Fette durch die künstlichen in den "light" oder "fat free" Produkten ersetzt. Dieses wirkt sich jetzt durch Eßgelüste und "Sugar cravings" aus. Denn leider denken viele nur an die Kalorien die sie sparen und so ihr ideal bewahren oder ihm näher kommen können, aber nicht an die negativen Folgen.



Dazu kommt ja auch noch, daß durch regelmäßigen konsum von Süßstoffen wie Aspartan etc... die Funktionen von Leber und Niere bleibend geschädigt werden.



Durch dieses ganze bin ich wie ja schon mal erwähnt, von meiner Traumfigur (zumindest für mich und das ist was zählt) auf dem Weg zu meiner Alptraum figur, 10kg wieder mehr (trotz Bulemischem Verhalten aber nicht immer).



Das klingt jetzt wohl alles ziemlich übel und nach jammern, ist aber nicht meine Absicht. Ich möchte nur meine Erfahrungen anderen Nahe legen, die jetzt vielleicht noch sagen das kann mir nicht passieren, aber das geht leichter als man denkt, wenn man z.B. mal aus seinen Gewohnheite gerissen wird.



Ich habe mich bis jetzt noch nicht daran gewöhnt, das ich vor der Arbeit meine Stunde Ausdauertraining nicht mehr machen kann. Da habe ich den Tag immer ganz anders begonnen. Von dem körperlichen effekt mal abgesehen.



Das mit dem "Ideal" ist eh so eine Sache. Alle wollen dünn sein, obwohl die meisten Männer (mir zu mindest) sagen, daß sie so dünne Frauen gar nicht mögen. Woher kommt dieser Wahnsinn dann? Wird er nicht nur künstlich produziert?



Ich hoffe Ihr haltet mich nicht für zu verrückt und könnt mit dem was ich schreibe auch was anfangen.



Viele Grüße

Stefanie
 
Hallo Stefanie,





> Das mit dem "Ideal" ist eh so eine Sache. Alle wollen dünn sein, obwohl die meisten Männer (mir zu mindest) sagen, daß sie so dünne Frauen gar nicht mögen. Woher kommt dieser Wahnsinn dann? Wird er nicht nur künstlich produziert?



Du sprichst mir aus der Seele! Genau diese Frage stell ich mir auch immer wieder.

Ich habe inzwischen festgestellt, daß wir Frauen uns anscheinend immer vergleichen müssen. Und natürlich suchen wir immer nach der "Bessern" in Bezug auf das, was uns, warum auch immer, stört. Das sich natürlich immer eine findet, die schlanker ist, mehr Busen hat, weniger Busen hat, längere Beine hat ist klar.



Ich fürchte langsam, wir Frauen müssen ne ganze Menge an unserem Selbstwertgefühl tun, um eben nicht immer nur das zu sehen, was andere besser haben!!



In ganz kleinen Schritten gelingt es mir langsam, mein persönliches Augenmerk von schlanker (leichter??!!) sein, auf FIT SEIN umzuprogrammieren.



Es ist schon ein schönes Gefühl, zu merken, daß ich z.B. beim Singen deutlich mehr Ausdauer habe, seit ich mich sportlich betätige (und ich mach nicht viel).

Oder daß ich, wenn ich morgens im Büro ankomme, wach bin und nicht wie füher zwei Stunden brauche, bis mein Kreislauf geruht auf Trab zu kommen.



Und das wichtigeste, seit ich versuche Waage und Fettpölsterchen die Wichtigkeit zu nehmen, habe ich VIEL MEHR SPAß an meiner Radelei. So sehr viel mehr, daß ich, sobald es wärmer wird, mein "Training" ausweiten werde, um vielleicht mal irgendwann bei einem kleinen Amateurrennen mitzufahren!!!



In diesem Sinne, laß dich einfach nicht mehr verrückt machen. Such dir Unterstützung (am besten fachlich) und werde glücklich, so wie du bist!!!!!



Herzliche Grüße, Ina
 
Hallo, Stefanie,



also zumindest ich halte dich keineswegs für verrückt, sondern denke, dass Fälle wie der deine nur die Spitze eines Eisberges sind, der sehr in die Breite geht. Die latente Essstörung ist sicherlich ein Massenphänomen. Ich habe daher in meiner Mail, auf die du dich ja auch in deinem Posting bezogen hast, auf den entsprechenden Artikel auf der Site www.lifeline.de/Ernährung hingewiesen.



Als latente Essstörung wird dabei ein extrem kontrolliertes Ernährungsverhalten beschrieben, bei dem es sich natürlich um ein “Borderline-Syndrom“ handelt. Leute, die sich so sorgfältig darauf konzentrieren müssen, nur ja nicht über die Stränge zu schlagen, sind natürlich permanent in Gefahr gerade das zu tun.



In dem Artikel wird auch ganz richtig darauf verwiesen, dass eine besondere Gefahr der latenten Esssucht darin besteht, daß ein solch extrem kontrolliertes Ernährungsverhalten von unserer Gesellschaft gebilligt und für gut gehalten wird. Man sieht nur den Effekt, dass es diesen Leuten - zunächst zumindest - gelingt, gegen ein chronisches Nahrungsmittelüberangebot, ihr Essverhalten und ihr Gewicht konstant zu halten, was sich schließlich jeder wünscht – nicht aber die Gefahr, die in der damit verbundenen Eßfixierung liegt.



Gerade komme ich jetzt von der Site www.diet-aachen.de und habe dort unter dem Buttton Journalistenservice/monatlich einen Beitrag von Sven-David Müller gefunden, der sich genau mit dem Problem beschäftigt, dass ich in meiner gestrigen Mail an Roland aufgegriffen habe. Die Orientierung an Models ist eine Orientierung an einem Magersuchtsideal, dass zu Mangelzuständen, Fehlernährung und Essstörungen führen kann, wenn sich Leute, mit einem völlig normalen BMI, der sich mit normalem Essen leicht aufrechterhalten ließe, durch diese Vorbilder bemüßigt fühlen, Untergewichtsmargen anzupeilen und so ihr Essverhalten zu zerrütten. (Ich bin ziemlich sicher, dass du in Wahrheit auch nicht zu dick bist, ich meine nach der Standard-BMI-Bewertung.)



Der Artikel über die latente Esssucht hat mich deswegen besonders berührt, weil ich darin eine Selbsteinschätzung bestätigt gefunden habe, die ich bereits seit langer Zeit hege: nämlich, dass ich selbst latent eßgestört bin. Es ist mir Gott sei Dank bisher gelungen, die Erscheinungen unterhalb der Schwelle pathologisch manifester Störbilder zu halten, Deiner Mail nach zu urteilen, bist du soeben auf dem Weg in das manifeste Störbild hinein, wenn du von Deinen gelegentlich auftretenden bulimischen Anfällen berichtest.



Ich möchte dir dazu zwei praktische Hinweise geben. Die Zeitschrift Shape und insbesondere der entsprechende Netzauftritt www.shape.de befaßt sich ziemlich ausführlich mit Essstörungen. Regelmäßig werden sogenannte „Applausgeschichten“ angeboten, in denen Betroffene von ihrem Weg aus dem Problem berichten. Shape bietet auch Expertenhilfe an. (Wenn du auf die Homepage kommst gleich rechts ein Forumangebot).



Du beklagst dich zu recht, daß die Lebensmitteldeklaration im deutschen Einzelhandel zu wünschen übrig lässt. Hier gibt es ein sehr gutes Projekt „lowfett“, das auch eine eigene Homepage hat www.lowfett.de.

Der ernährungswissenschaftliche Ansatz ist, dass nur 30% der Nahrungskalorien aus Fett stammen sollten. Das Projekt bemüht sich um ein Lebensmittellabelling ähnlich dem grünen Punkt. Der Verbraucher soll dann gleich sehen können, welche Produkte „lowfett“ sind. Die lowfett-Homepage bietet auch viele interessante Ernährungsinformationen und die Möglichkeit Bücher über Ernährung und Rezepte sowie Einkaufswegweiser zu bestellen.

Im Forum werden Fragen zur lowfett-Problematik beantwortet und es gibt lowfett-Ortsgruppen, in denen sich Interessierte und Betroffene treffen können.



Meine liebe Stefanie, nun zuck bitte nicht gleich zurück. Aber bei dir ist ja dankenswerterweise schon selbst die Einsicht vorhanden, dass dein Eßverhalten störbildbehaftet ist. Ich würde deshalb tatsächlich in Betracht ziehen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Essstörungen sind immer auch Verhaltenstörungen, die sich durch diätetische Ratschläge allein nicht immer in den Griff kriegen lassen.

Ich will hier nicht als Hobbypsychologin dilettieren, aber wenn du von der Übersiedelung von Amerika nach Deutschland spricht, kommen mir dazu eigentlich auch noch ein paar andere Probleme in den Sinn, als die Tatsche, dass die Nahrungsmittelangebote in beiden Ländern sich unterscheiden.

Dass ist ein sehr eingreifender Wechsel deiner Lebenssituation, bei dem vielleicht umso schwerer wiegt, dass er vorübergehend ist. Ein Jahr ist eigentlich zu lange, um auf seine inzwischen ja gewohnte Umgebung und die dazugehörige soziale Vernetzung zu verzichten, und zu kurz um anderswo neue Wurzeln zu schlagen, gerade, wenn man weiß, dass der Aufenthalt befristet ist.



Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass Essstörungen sich nicht aufs Essen beschränken. Die Fixierung auf das Thema führt zu weitreichenden Verhaltensdeformationen. Man plant Termine, auch soziale Kontakte nach dem Diätplan und wenn sich das nicht vereinbaren läßt, dann eben nicht. Die Wahrnehmung des eigenen Körperbildes beeinflusst die Selbsteinschätzung und damit auch das soziale Kontaktverhalten und das Verhältnis zur Öffentlichkeit.



Soweit es das hier angesprochene Selbstbewußtsein angeht, ich bin schon lange zu dem Schluß gekommen, dass ich in Wahrheit wahrscheinlich noch nicht einmal weiß, was das genau ist, wenn ich feststellen muß, daß es von 5 kg mehr oder weniger abhängt.



Der langen Rede kurzer Sinn: Ina hat recht. Du solltest therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Sofern du in der Nähe von Düsseldorf ansässig bist, kann ich dir dabei, wenn du das wünschst, gerne behilflich sein. Mein Ex-Freund ist Psychiater und Psychotherapeut und ich habe einige Connections in diesem Bereich, aber natürlich regional begrenzt. (Ist übrigens kein Marketing für ihn, er behandelt grundsätzlich keine Eßstörungen, er haßt das.

(Deswegen geht es mir wahrscheinlich nach all den Jahren immer noch so schelcht ;-))Aber wir kennen natürlich einige empfehlenswerte Therapeuten in diesem Bereich.) Wir können das, falls du einige Tipps willst, über meinen persönlichen E-Mailer regeln.

Ansonsten solltest du bei der etwaigen Auswahl eines therapeutischen Beistandes auf jeden Fall darauf achten, dass es ich um einen Verhaltenstherapeuten handelt (ruhig nach Ausbildungsnachweisen fragen) und nicht etwa um jemanden, der sich mit Psychoanalyse oder Psychodrama, NLP oder sonstigen Therapierichtungen beschäftigt. Das bringt erfahrungsgemäß nicht viel. Zur Bewertung der Psychotherapieformen gibt es auch eine Studie von Grawe (oder Grave, bin mir wegen der Namenschreibung nicht mehr ganz sicher, müsste sich aber so finden lassen).



Liebe Grüße



Elke







P.S.: Und was das Geschwätz irgendwelcher Männer angeht, von dem du und Ina reden:

Ich finde es einen durchaus lebenspraktisch sinnvollen Standunkt immer das zu glauben, was für das eigene Selbtbewußtsein gut ist. Man kann natürlich auch einen Realstandpunkt einnehmen ...

Soweit das mich angeht, ist meine Verdrängung extrem schlecht entwickelt.
 
Re:Stef, eine große Bitte-nimm keine Mittelchen!!!!!!

Denke an meine mail-Du brauchst profesionelle Hilfe, ich hoffe Dein Bruder findet bald etwas für Dich, bis dahin mach Dich nicht verrück, Du bist o.k.und auch Dein Gewicht ist das!

Lerne Dich so zu lieben wie Du bist, dann funktioniert auch alles wieder!!



Und bleib dran!



lg Angi
 
Re:Elke was soll, daß denn?

Du bietest tatsächlich Stef einen Psychologen an, der es hast Essstörungen zu behandeln, ich glaub ich bin im falschen Film!!!!



Angi
 
Re:Elke was soll, daß denn?

Liebe Angi,



noch einmal: erst lesen, dann schreiben.

Selbstverständlich biete ich Stef keinen Therapeuten an, der es haßt, Eßstörungen zu behandeln, sondern sage ihr nur, daß ich in einer bestimmten Region

aufgrund guter Beziehungen im Therapeutenbereich bei der Auswahl eines geeigneten und empfehlenswerten hehilflich sein kann, falls sie das wünscht.



Es gibt auch,falls das Gebiet, für das das gilt für Stef nicht in Frage kommt, Kriterien, nach denen sich die Qualifikation eines Therapeuten sowohl generell, als auch seine Eignung für die Behandlung von Eßstörungen im speziellen beurteilen läßt.

Bei dieser Auswahl kann mir aufgrund seiner Sachkenntnis durchaus auch ein Therapeut behilfich sein, der selbst kein Eßstörungen behandelt.



Das war der Sinn meines Postings. Eigentlich ganz einfach. Zu kompliziert formuliert?



Im übrigen gebe ich dir recht.

Stef ist sicherlich kein Fall für Schlankheitsprodukte.



Mit freundlichem Gruß



Elke
 
Re:Danke!

Ich denke Stef ist bei ihrem Bruder, der Arzt ist in ausgezeichneten Händen, es ist leider nicht so einfach für sie den Sprung in eine Therapie zu schaffen, da sie ja aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde und jetzt hier wieder neue Kontakte knüpfen muß.



Im übrigen habe ich richtig gelesen, Du solltest bei Deinen Monsterschreiben schon ein bischen drauf achten wie Du formulierst, nicht das die Leute noch mehr verunsichert werden!



Im übrigen dutzen sich hier alle im Forum, hast Du damit ein Problem?



lg Angi
 
...da kann man mal sehen...

Hallo Ihr Alle,



scheint so, als ob jeder bei sich irgendwie eine Störung feststellen kann. Und bei der heutigen Gesellschaft ja auch kein Wunder. Aber Spaß beiseite.



Ich fand es auch ziemlich schwach, jemanden empfohlen zu bekommen der es hasst Esstörungen zu behandeln. Aber davon abgesehen ist es wie mir bewußt geworden ist das beste sovielen wie möglich die einem Nahe stehen davon zu erzählen.



Bei mir hilft das enorm, denn dadurch weiß ich, daß man beobachtet wann und wie lange ich auf der Toilette verschwinde, ob ich übermäßig viel in mich reinstopfe etc.



Das mag zwar irgendwo dumm klingen, hilft aber schon mal ungemein.



Natürlich muß man darauf achten wem man was erzählt etc, aber trotzdem.



lg

Stef
 
Re: ...da kann man mal sehen...

Hallo, Stefanie,



du klingst ja ganz aufgeräumt. Das freut mich.



I h bins noch mal .

Ich habe dir niemanden empfohlen, der er es haßt Eßstörungen zu behandeln (Schwachsinn), aber da jetzt schon zwei Leute mich mißverstanden haben, nehme ich an, daß meine verschlungene Syntax einmal mehr zu Mißverständnissen, geführt hat.



Ich wollte dir nur anbieten, der bei der Auswahl eines geeigneten Therapeuten bzw. -in behilflich zu sein.



Es ist nämlich nicht egal, wer eine Eßstörung behandelt und dafür ist nicht jede Qualifikation und jede Therapierichtung gleich gut geeignet. Das gilt auch für Leute, die den Titel Psychotherapeut führen dürfen.



Natürlch verstehe ich, daß es schwierig ist, sich in eine Therapie zu begeben, aber so etwas kann ambulant und sehr diskret durchgeführt werden.

Weil du in Therapie bist, wird auch nicht jeder, der es erfährt, (wenn das dann passieren sollte), gleich wissen, was mit dir los ist. Vielen Leute begeben sichin Therapie, weil sie nicht in Aufzügen fahren können, wegen einer Rauchentwöhnung oder Flugangst.



Bei dem Beschwerdebild,daß du schilderst,solltest du wirklich darüber nachdenken,professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.



Vielelicht kann dein Hausarzt dir jemanden empfehlen.

Am besten aber nicht jemanden, mit dem er golft oder gemeinsam zum Stammtisch geht,sondern der wirlich geeignete therapeutische Qualifikationen hat.



Erster Schritt für dich aus meiner Sicht:

Sich durchringen, eine Therapie zu mache; sich ernstlich an den Gedanken gewöhnen.



Dann schlau machen, wer konkret in Frage kommt ud welche Qualifikationsvoraussetzungen ein Therapeut haben muß, um Dir wirksam zu helfen.



Bei einer Bulimie helfen keine Diät- und Ernährungs- oder Bewegungstipps mehr.

Die kann manhöchstens zusätzlich geben.





Mit freundlichem Gruß



Elke
 
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