Du hast damit einen ganz wunden Punkt in unserer Wohlstandsgesellschaft angesprochen, der nicht nur die Gesundheit betrifft: Unsere eigene Verantwortung für unser Leben, unsere Gesundheit, Job, usw.
Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, dass Ärzte sich um die Beratung von Gesunden kümmern, und viele tun das auch (Kurt ist da sicher ein sehr gutes Beispiel)
Das ganze hat aber mindestens 2 Haken:
- Man hat oft den Eindruck, dass die Menschen überhaupt nicht gesund sein wollen, zumindest nicht, wenn das mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. Der Arzt wird's dann schon reparieren, wofür wird er denn sonst bezahlt. Ein Beispiel (Tatsache!): Frisch herztransplantierte Patienten werden noch in der Klinik rauchend angetroffen...)
- Ärzte sind Menschen und haben daher auch das Recht, Schwächen zu haben. Der Arzt, der an mir zuletzt einen Gesundheitscheck durchgeführt hat, wog mind. 120 kg. Sehr glaubhaft, wenn er Patienten empfiehlt, abzunehmen. Auch beim Rauchen entsprechen Ärzte leider ziemlich dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Unser Gesundheitssystem ist leider ein Reparatursystem. Es gibt nur Krankenhäuser, Krankenkassen, etc. Höchste Zeit wäre es, ein Bonus- Malus- System (natürlich mit einer starken sozialen Komponente) anzudenken. Das Bewustsein für eine Eigenverantwortung sollte endlich einmal generell verstärkt werden, leider gewinnt damit kein Politiker Wahlen.
Ein Ansatz wäre einmal, eine durchgängige, lebenslange Gesundheitsdokumentation für jeden Menschen einzuführen, in der jeder selbst seinen Beitrag zu einem vernünftigen Leben festhalten könnte.
Zum Schluss noch ein kleines Beispiel, welchen Stellenwert Prävention im heutigen Gesundheitssystem hat:
Eigentlich bin ich nach fam. Anamnese und nach den Laborwerten ein Hochrisikopatient für koronare Herzkrankheiten. Mein halbwegs gesunder Lebenswandel (nicht rauchen, viel Laufen) hat offensichtlich die zu erwartende Krankheit bisher verhindert (kein Arzt!). Nun sollte ich Medikamente bekommen, die heute wesentlich auch zur weiteren Gesundheit beitragen. Da ich aber (noch) nicht schwer krank bin, zahlt die Kasse das Medikament nicht! Hätte ich geraucht, micht nicht bewegt, etc. hätte ich ziemlich sicher schon einen Infarkt. Dann wäre eine teure Reparaturmedizin selbstverständlich.
Solange das System nicht daran denkt, vergleichsweise billige Prävention zu fördern, werden es auch Ärzte schwer haben, sich entsprechend zu engagieren.
lg Hans