Viele werden sicherlich nicht verstehen, wenn ich meinen Beitrag, der vor allem in Erwiderung auf kritische Anklänge durch Ina erfolgt, aber auch den Tenor anderer Repliken hierauf berücksichtigt, mit den Worten einleite, daß ein Vorwurf stets Vorwerfbarkeit voraussetzt. Diese setzt wiederum eine Pflichtverletzung im objektiven Sinne voraus. Daher muß man auch streng trennen zwischen konkreter Pflicht und dessen Verletzung.
Gemessen an diesem Maßstab sollte man sich vergegenwärtigen welchem Zweck dieses Forum dient, und welcher Nutzen, aber auch welche Leistung entsprechend erbracht werden kann, und also bestimmte Erwartungen der Teilnehmer berechtigt zu begründen in der Lage ist. Hierauf aufbauend muß man dann untersuchen, ob ein Mißverhältnis objektiv vorliegt oder doch nur subjektiv gerechtfertigt erscheint. Denn eine Anklage wird nicht durch den Vortrag begründet, sondern nur durch dessen Substanz.
Das Forum dient der Unterstützung der Homepage fitness.com. Neudeutsch spricht man wohl von einer Community, die man durch den diskursiven Austausch stützen will und die sich in aktive als auch passive Elemente gliedert. Auf der Homepage sind Artikel zu allen Bereichen rund um Sport und Ernährung veröffentlicht, die entgegen anderer Veröffentlichungen durchaus den Anspruch erheben, wissenschaftlich fundiert daher zu kommen und Aufklärung im Bereich der Moden und Mythen rund um den menschlichen Körper und dessen Zucht durch Sport zu betreiben.
Gemäß den thematischen Überschriften und den diese sekundierenden Hinweisen strukturiert sich das Forum im eigentlichen Sinne in drei Bereiche: Das „Deutsche Fitness Forum“, das „Artikel-Forum“ und die „FAQ“. Der Großteil der Diskussion findet im „Deutschen Fitness Forum“ statt. Die Forums-Beschreibung weist darauf hin, daß hier fitness-bezogene Themen disputiert werden sollen.
Man muß nicht unbedingt diskurstheoretische Axiome bemühen, um zu erkennen, daß ein „Frage und Antwort“-Spiel keine Diskussion darstellt. Auch anhand des Zweckes des Forums, auf der Grundlage dargebotener Artikel Fragen vertiefend zu erörtern, kann man vom Fragesteller qualitative Ansprüche an seine Frage stellen. Dies ist der Fall, wenn trotz eines Artikels Verständnis nicht hergestellt werden konnte (Verständnisfrage im Sinne fehlenden Zugangs), aber auch, wenn man von der Basis des Artikels aus Neuland entdecken will, oder neuere Entwicklungen und Anpassungen zu berichten weiß. Der Erfahrungsaustausch gehört ohne Zweifel auch hierunter.
Inas Einwand mutet nach dem bisher Gesagten für mich paradox an: Unhöflich sei es, wenn jemand eine Frage im Forum stellt, die ausführlich und an exponierter Stelle qualitativ hinreichend beantwortet worden ist, und hierauf ein Hinweis, wenn auch teilweise ermahnend, folgt, wo oder wie die entsprechende Information aufzufinden sei. Hierbei wird aber gerade Ursache und Folge verwechselt. Das Forum kann nicht funktional Auffangbecken für die Bequemlichkeit mancher sein. Das höfliche Schweigen, das Ina anbringt, hilft als Form der Desinteresse-Äußerung keiner Seite befriedigend: der Fragesteller fühlt sich mißachtet, angesichts der Äußerung in einem „Fitness-Forum“ auf seine banalen Fragen keine Antwort zu finden, und die Gegenseite wirkt vergrämt angesichts des neuerlichen Auftauchens schon hinreichend behandelter Fragekomplexe.
Das mag hart klingen, doch gemessen daran, daß nicht einmal eine handvoll Personen teils höchster fachlicher Güte einer kostenlosen Beratungsfunktion in ihrer Freizeit nachkommen, sollte zuerst einmal diese Leistungserbringung honoriert werden und Einsicht geübt werden darin, daß angesichts dessen nicht ewig die Wiederkehr des Gleichen gepredigt werden kann. Wer nunmehr verlangt, der fachkundige Autor habe auch noch selbst den Quellennachweis auf eine einstmals gegebene Antwort zu erbringen, wirkt lächerlich. Und ob es dem Forum hilft, wenn man nur noch aus den Fitness.com-Artikeln zitiert wage ich zu bezweifeln. Man vergegenwärtige sich nur einmal die Alternative: Anstatt hier ein wenig zu lesen und bei Zweifel nachzuhaken, müßte man selbst zum Facharzt gehen. Überspitzt formuliert müßten die Beitragssätze der arg strapazierten Kassen zumindest in Deutschland erhöht werden, um dieses Ansinnen kompensieren zu können. Hochdeutsch ausgedrückt: Der Superlativ von „bequem“ ist „unverschämt“.
Ferner stellt sich auch die Frage, weshalb es durchschnittlich begabten Menschen nicht gelingt, einen Großteil ihrer Fragen durch – mehrfache - Lektüre von Artikeln und FAQ, die eigentlich programmatisch die Vielfragerei zum selben Thema kanalisieren sollen, selbst zu beantworten. Das Forum verwahrloste, wenn nur noch Themen à la „Hi, wir haben Juni und ich bin zu dick und im Sommer will ich einen Waschbrettbauch haben – was soll ich tun?“ oder „Mein Busen hängt. Trotz Brustübungen im Studio tut sich nix!!!!!!“ behandelt werden würden, wobei selbst diese Couleur nicht erkennte, daß ihre Fragen zwei Zeilen tiefer selbst vom Gegenstand her schon behandelt wurde. Daher kann ich teils ein gewisses Sendungsbewußtsein vom Schlage einer Forums-Polizei verstehen und auch im Ergebnis goutieren. Denn gerade solche Denkfehler sind doch Aufhänger der Artikel auf der Homepage!
Ich sehe in der Deutung des Befundes auch kein Anzeichen von Arroganz oder Anmaßung geschweige denn Unhöflichkeit Neulingen gegenüber. Sicherlich mögen hier Schwellenängste vorhanden sein. Jedoch kann es nicht angehen, daß Hinweise, da sie durch bestimmte Personen erfolgen, folglich auch einen Teil der offiziellen Prägung des Forums ausmachen, fahrlässig in den Wind geschlagen werden.
Objektive Kritikpunkte am Forum technischer Natur sind bekannt. Um es ein wenig ironisch zu formulieren und beim Thema zu bleiben: Schaue ins Archiv; die Diskussionen rund um die Veralterung des Forums sind Legion, ebenso wie die Verbesserungsvorschläge. Durchaus könnte man etwa auch das Forum thematisch auffächern, und neue Diskussionsfelder einbringen, wie etwa „Gott und die Welt“ usw., so daß nicht ausschließlich der Bezug zur Fitness gewahrt bleiben muß.
Fazit: Nur wer über den Tellerrand schaut und nicht nur sich selbst als Opfer begreift, wird Freude an dem – teils unzulänglichen - Forum haben. Wer dagegen sich fordernd auf die Hinterbeine stellt, ohne selbst einmal über den eigenen geleisteten Gegenwert zu reflektieren – sprich: über den Tellerrand schaut -, erleidet Schiffbruch. Das mag sich horrend moralinsauer anhören, doch ist nichts deplazierter als Höflichkeit, die mit Anmaßung verwechselt wird.
Wer jetzt noch meckert, dem empfehle ich einfach mal, ehrenamtliche Tätigkeit in einem Verein an tragender Stelle aufzunehmen und zu erkennen, daß 75% ewig meckern und nörgeln, während nicht einmal 2% in unterschiedlicher Gewichtung die Arbeit (!) und die Kosten (!) schultern. Wer da nicht mürbe wird, muß wohl Masochist sein…
PS: Ich bin seit knapp drei Jahren überwiegend als Leser mit von der Partie. Bedauerlicherweise kann ich mich angesichts meiner zeitraubenden Examensvorbereitung als auch halbberuflichen Primärtätigkeit nur unzureichend in die Diskussionen hier einbringen. Vom mehrfachen Lesen der Artikel habe ich persönlich stark profitiert (meine Abi-Biobücher erlebten gleichwohl eine Renaissance). Und da ich aus eigener Erfahrung weiß, daß die Leistungsträger nur selten auf die Schulter geklopft bekommen, versuche ich das wenigstens von Zeit zu Zeit zu tun. :winke: