Re: einer von denen, die...
Ha, das war ein echter Kurt

Ich bin "naiv", und N. Worm ein "Blender" und "Pseudoexperte". Genau so eine Antwort habe ich erwartet.*g*
Ich betone zunächst nochmal das ich das Archiv kenne, auch was deine Ansichten zum Thema intermediärer Stoffwechsel und Humanethologie angeht.
"Naiv" finde ich es, den gerade aktuellen State-of-the-Art nachzubeten und als Weisheit letzter Schluss anzusehen. In der Geschichte der Wissenschaft gibt es schöne Beispiele, wie Aussenseiter Jahre später, oft sogar erst nach ihrem Tod rehabilitiert und "State-of-the-Art" wurden. Heute im Informationszeitalter, wo Wissen eine Halbwertszeit unter 5 Jahren hat, geht das noch viel schneller. Die DGE hingegen scheint ein Problem mit neuen Erkenntnissen zu haben . Sie würde, so schreibt Nicolai Worm, "die richtigen Studien selektieren, die falschen ignorieren und wenn es gar nicht anders geht, die unerwünschten ins Gegenteil verdrehen.“
Nun zu den Facts:
- ,,Es gibt keinen Beweis dafür, dass Kohlenhydrate gesundheitsfördernde Wirkungen haben", sagt Walter Willet, Professor für Ernährung an der Harvard University. ,,Die Ergebnisse von Stoffwechselstudien und epidemiologischen Untersuchungen weisen vielmehr darauf hin, dass die erhöhte Zufuhr der Gesundheit schaden kann. "Das Ergebnis", so Willet, „lässt vermuten, dass die offiziellen
Ernährungsrichtlinien überarbeitet werden müssen."
-Auch gegen Herzinfarkt hilft das Fettsparen nicht unbedingt. Denn: ,,Es gibt immer mehr Hinweise, dass fettarme, kohlenhydratreiche Kost unerwünschte Veränderungen bei Blutfettwerten bewirkt", sagt Professor Loren Cordain von der Colorado State University. »Die absolute Fettmenge in der Nahrung ist weniger wichtig als die relative Konzentration ganz bestimmter Fettsäuren.« Auch die Höhe des Cholesterinspiegeis sagt nicht so viel aus wie das Verhältnis von ,,schlechtem" LDL zu ,,gutem" HDL und Triglyceriden.
-Professor Bernhard Wolfe von der University of Western Ontario kam bei mehreren Studien zu demselben Ergebnis:
Alle ,,bösen" Blutfettwerte sinken unter einer Kost mit mehr Proteinen und weniger Kohlenhydraten, während das "gute" Cholesterin steigt.
-Was die wissenschaftliche Untermauerung des
Ratschlags „weniger Fett“ angeht, kommt das
Wissenschaftsmagazin Science jetzt zu dem Schluss:Nicht wissenschaftliche Fakten, sondern Vorurteile einzelner
Forscher, Beamten und Politiker in Schlüsselpositionen haben in den 60er und 70er Jahren eine unbewiesene Hypothese zum Dogma werden lassen. Nicht einmal die Formel „30 Prozent der Kalorien als Fett“, die weltweit als zentrales Element gesunder
Ernährung gilt, ist wissenschaftlich belegt: Bis 1977 galt sie in den USA nur als Empfehlung für schwer Herzkranke, dann
tauchte sie plötzlich in einem Bericht einer Senatskommission als Empfehlung für die gesamte Bevölkerung auf – für gesunde Männer und Frauen, für Kleinkinder und Greise. Die Wirkungen einer fett-reduzierten Ernährung auf völlig gesunde Menschen
ist bislang nicht ein einziges Mal in einer wirklich
aussagekräftigen Studie erprobt worden. Was es stattdessen gibt, sind kürzere Studien mit mal an ein paar Dutzend, mal ein paar Tausend Probanden. Für sich genommen, waren alle diese Experimente eine Enttäuschung – keines konnte
überzeugend belegen, dass weniger Fett vor Herzinfarkten schützt. Wie dürftig die Fakten-Lage ist, beschreibt jetzt auch
eine britische Arbeitsgruppe im British Medical Journal (Bd. 322, S. 757, 2000). Die Gruppe hat aus fast 17000 Fett-Studien der letzten 35 Jahre diejenigen herausgesucht, in denen verschiedene Ernährungsratschläge zu Fetten kontrolliert erprobt wurden. Übrig blieben gerade einmal 27 Studien, die die Forscher auswerteten. Auf die
Lebenserwartung hatte die fettreduzierte Ernährung keine spürbare Auswirkung. Und auch eine Wirkung auf das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, war erst zu erkennen, nachdem die Forscher jene Studien herausgesucht hatten, die länger als zwei Jahre gedauert hatten: Danach kann jemand, der ein Risiko von vier Prozent hat, in den nächsten Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden, dieses auf drei Prozent verringern." Hans-Georg Joost hat sich von der Empfehlung, dass man weniger als 30 Prozent Fett zu sich nehmen soll, „bereits verabschiedet.“
-Professor Paul Walter, Biochemiker der Uni Basel und Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Ernährung
hält es für gefährlich "...zu sagen, beim Abnehmen brauche man nur auf die Fette zu achten und sämtliche Kohlenhydrate seien erlaubt."
-Aufgrund der neueren Fachliteratur sind erhebliche Zweifel an der Hypothese vom „bösen“ Fett und den „guten“ Kohlenhydraten angebracht: So fand die Nurses Health Study der Harvard Medical School in Boston bei rund 80.000 Krankenschwestern keinerlei Zusammenhang zwischen Herzinfarkt und Fettverzehr. Dagegen verdoppelte sich die Infarktrate, wenn besonders viel Kohlenhydrate mit hoher Blutzuckerwirksamkeit gegessen wurden. Ernüchternd fiel auch die systematische Übersichtsarbeit der Arbeitsgruppe um Lee Hooper aus Manchester aus. Anhand Evidenz-basierter Kriterien waren die Daten von elf Interventionsstudien gepoolt worden, die eine fettarme oder fettmodifizierte Kost untersucht hatten. Das Ergebnis war ebenso mager wie die Diäten: Weder die Zahl der Herz- und Hirninfarkte, noch die Sterblichkeit sanken signifikant.
-„Der ernährungswissenschaftliche Mainstream hat das Fett dämonisiert. Allerdings gelang es der Forschung selbst in 50 Jahren und mit Hunderten von Millionen Dollar nicht, zu beweisen, dass eine fettarme Kost dabei hilft, länger zu leben.“ Zu diesem Fazit war Gary Taubes im März 2001 in Science gekommen, nachdem er ein Jahr recherchiert und über 150 Interviews geführt hatte. Er beschreibt, wie die Fett-Hypothese in den 50er Jahren in den USA entstand und schließlich zum Dogma avancierte.Die zugrunde liegenden Daten waren von Anfang an zweideutig. Ancel Keys, Biochemiker aus Minnesota und Mitinitiator der amerikanischen Fettphobie, musste schon 1952 zugeben, dass „die direkte Evidenz für einen Effekt der Ernährung auf die menschliche Arteriosklerose sehr klein ist.“ Keys sollte Recht behalten: Eine 1988 vom US-Gesundheitsministerium eingerichtete Kommission, die einen wissenschaftlichen Bericht über die Schädlichkeit des Nahrungsfettes schreiben sollte, musste ihre Arbeit nach elf Jahren ohne Ergebnis einstellen.
-Selbst für die Verpflegung von Herzpatienten ist die Datenlage relativ mager. „Es gibt viel Konsens und wenig Evidenz“, so Clemens von Schacky, Professor für Innere Medizin, in der Münchner Medizinischen Wochenschrift. „Es fehlt zwar nicht an guten Ratschlägen, doch entpuppen sich viele, sofern sie in großen Studien überprüft werden, als wirkungslos.“
-Penny Kris-Etherton von der Pennsylvania State University konnte zeigen, dass eine Kost mit 34 Prozent Fett ein günstigeres Lipidprofil ergibt als die Variante mit 25 Prozent Fett - sofern die Fettqualität stimmt. In diese Richtung weisen immer mehr Stoffwechselstudien: Wird das Fett überwiegend in Form von ungesättigten, insbesondere einfach ungesättigten Fettsäuren aufgenommen, verbessern sich Fett-und Zuckerwerte.
-Professor Gerhard Rechkemmer von der Bundesanstalt für Ernährung meint:„Fett muss nicht unbedingt durch Kohlenhydrate ersetzt werden, entscheidend ist vielmehr die
Qualität der Fette. Gut sind pflanzliche und ungesättigte Fettsäuren, schlecht sind viele tierische und gesättigte Fettsäuren.“
alles Pseudoexperten und Blender ?*g*