“Isokinetik” übersetzt man als “gleichbleibende Geschwindigkeit” (iso = gleich; kinetisch = bewegend). Die beiden Merkmale, die isokinetische Trainingssysteme kennzeichnen sind:
- Anpassung des Widerstandes
- Anpassung der Geschwindigkeit
Eine gut ausgebildetete Muskulatur hat insofern eine Bedeutung, als dass die Stabilität eines Gelenks in hohem Masse von der Schutzfunktion der Muskulatur und Bänder abhängt.
Gerade in der posttraumatischen Behandlung findet man oft eine beeinträchtigte Funktion eines Gelenks durch eine atrophierte Muskulatur. In der Rehabilitation gilt es daher in erster Linie sich auf die atrophierte Muskulatur zu konzentrieren. Ziel in der Behandlung eines normalen Patienten ist es, dass er nach der Rehabilitation Belastungen wieder beschwerdefrei ausführen kann, deren Intensität aber über der üblichen Alltagsbelastung liegt.
Beim Sportler gilt es, ihm zu ermöglichen, seine ursprüngliche Sportart wieder ausüben zu können.
Während früher eine konzentrische (positiv dynamische) Arbeitsweise an den Geräten üblich war, arbeiten neuere Geräte auch exzentrisch (negativ dynamisch).
Konzentrik bedeutet die Überwindung eines Widerstands durch eine Verkürzung der Muskulatur (dynamisch überwindende Arbeitsweise).
Von exzentrischen Belastungen spricht man, wenn ein kontrahierter Muskel gegen seinen Widerstand gedehnt wird. Diese Arbeitsweise ist durch nachgebende (bremsende) Muskelarbeit charakterisiert.
Isokinetische Tests haben ergeben, daß bei exzentrischen Belastungen eine höhere Muskelspannung aufgebaut werden kann. Daher kann sie eine wichtige Rolle in der Erhöhung der Maximalkraft gerade auch im Rehabilitationstraining spielen.
Exzentrische Belastungen sollten im Rahmen des isokinetischen Rehabilitationstrainings ihren festen Platz haben, wobei sehr sorgfältig und behutsam trainiert werden muß, da sehr große Kräfte auf das Gelenk einwirken können. Der Einsatz erfordert somit einen erfahrenen Therapeuten.
Isokinetik soll jedoch nur als Bestandteil der Gesamttherapie betrachtet werden. Verschiedene Formen der Krankengymnastik, physikalische Therapie, Massage etc. bilden ebenfalls Schwerpunkte in der posttraumatischen Nachbehandlung.
Anpassung des Widerstands
Der Widerstand der vom Trainierenden zu bewältigen ist, paßt sich während der ganzen Bewegung der Kraft an, die der Patient gerade ausübt.
Die den unterschiedlichen Hebelverhältnissen angepaßte Belastung kräftigt in allen Bewegungsphasen die Muskulatur gleich.
Da durch den gleichmäßigen Kraftverlauf keine Belastungsspitzen auftreten, werden die Aufwärmzeiten verkürzt und Muskelkatersymptome vermieden.
Kann zum Beispiel der Patient durch auftretende Schmerzen die notwendige Kraft nicht mehr entwickeln, reduziert das Gerät den Widerstand augenblicklich und verhindert somit die geschädigte Struktur vor einer Überlastung. Das bedeutet weiterhin, daß der Trainierende einen seiner momentanten Kraftfähigkeit entsprechenden Widerstand erfährt.
Anpassung der Geschwindigkeit
Ein zweites Charakteristikum ist die gleichbleibende Geschwindigkeit, wodurch die Geschwindigkeit vom Probanden nicht überschritten werden kann und somit kurzfristige Belastungsspitzen am Anfang und Ende einer Bewegung vermieden werden, die einen zu hohen Druck auf die Gelenkflächen sowie eine Überbelastung von Sehnen und Bändern zur Folge hätten.
Zusätzlich steigert die Möglichkeit der Bewegungsumkehr die Effektivität des Krafttrainings, da Agonist und Antagonist gleichzeitig trainiert werden können. Das heißt, daß sowohl ein positiv wie auch negativ dynamisches Training absolviert werden kann.
Unter einem positiv dynamischen Krafttraining (konzentrisches Krafttraining) versteht Weineck ein überwindendes, konzentrisches, verkürzendes und beschleunigendes Krafttraining.
Beim exzentrischen Training steht das Abfangen des eigenen Körpergewichts oder Lasten bis 120 % der individuellen Maximalkraft im Vordergrund.
Das Abfangen des eigenen Körpergewichts durch Niedersprünge aus unterschiedlichen, der jeweiligen Leistungsfähigkeit entsprechenden Höhen dient vor allem der Verbesserung der intramuskulären Koordination und dem Training der "elastischen Komponente" des Muskels.
Mit der "klassischen exzentrischen Trainingsmethode" - sie beinhaltet ein bewußt langsames Nachgeben gegenüber starken bzw. supramaximalen Belastungen - wird durch die relativ lange Einwirkungsdauer des Belastungsreizes vor allem ein ausgeprägter Hypertrophiereiz ausgelöst.
Wobei Abb 1 zeigt, daß bei exzentrischen Belastungen die Muskelaktivitäten im Vergleich zu einer willkürlichen maximalen isometrischen Kontraktion um das Zwei- bis Dreifache erhöht werden können und wie Abb 2 zeigt, daß bereits ein kurzes exzentrisches Training zu einer signifikanten Zunahme aller maximalen Kraftparameter führt, und zwar weit deutlicher als dies beim exzentrischen Training der Fall ist.
Ein exzentrisches Training sollte jedoch niemals für sich allein, sondern immer in Kombination mit dem konzentrischen Training, durchgeführt werden.
Wobei sich gerade isokinetische Trainingssysteme hierfür hervorragend eignen.
Viele isokinetische Geräte können weiters den Bewegungsausmaß durch mechanische Stops einschränken. Z. B. eine vollständige Beugung oder Streckung im Kniegelenk kann vermieden werden, was z. B. nach einer vorderen Kreuzbandersatzoperation vor Überbelastungen der Bänder und der Menisken, die in den Extrembewegungen – wie vollständige Beugung oder Streckung – ihre größte Belastung erfahren.
Im Laufe der Rehabilitation kann dann der Bewegungsausmaß kontinuierlich gesteigert werden, bis schlußendlich im vollen Bewegungsausmaß trainiert werden kann.
Begonnen wird ein isokinetisches Training, indem ein Muskelfunktiontest durchgeführt wird. Dieser Test kann Aufschluß über etwaige Muskeldefizite bzw. –dysbalancen geben. Messungen im Maximalkraftbereich werden jedoch erst bei vollständiger isokinetischer Belastbarkeit durchgeführt.
Bestätigt ein Test eine fehlende Maximalkraft, gilt es dieselbe zu verbessern und das Defizit zu beheben.
Bei langsamen Bewegungsgeschwindigkeiten (ca. 30-90º/s) konnte man die größte Effektivität zur Steigerung der Maximalkraft feststellen. Submaximale Belastungen von ca. 60-70% der Maximalkraft ergeben den besten Reiz für eine Hypertrophie der Muskulatur während wenige maximale Wiederholungen die Maximalkraft durch eine Verbesserung der intramuskulären Koordination erhöhen.
PS:Bilder sin jetzt net dabei!
Quelle:Netz
Mfg Del Piero
