Conzi
New member
Hey liebe Community,
ich habe heute auf Stoff Andro einen ganz netten Artikel gelesen, der sich damit
beschäftigt, wenig starr nach Plan zu trainieren und viel mehr nach Intuition zu trainieren.
Was haltet ihr davon bzw. wie trainiert ihr?
Ich habe mittlerweile angefangen, zwar mit klarem TP, einfach mal ein wenig wärend des Trainings
zu variieren. Ich stehe meistens zu sehr unter Stress, wenn ich weiß, dass ich letzte Woche
10 Wdh. geschafft habe und dieses mal mind. 11 Wdh. machen muss.
Hier mal der Artikel:
Quelle: T.E.A.M - A.N.D.R.O. [.DE]
Einführung in das intuitive Training
Von Thomas Koch, 18.12.2010
Glaubt man der gängigen Trainingslehre, so ist ein essentieller Faktor für ein erfolgreiches Training die gezielte Steuerung desselben. Begriffe wie Periodisierung, Zyklisierung und die Notwendigkeit einer gezielten und dauerhaften Progression sind es, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden. Insbesondere wissenschaftlich fundierte Systeme wie HST oder die ILB-Methode basieren grundlegend auf diesen Prinzipien, aber auch exotischere Systeme wie beispielsweise DC oder auch Varianten des 5x5-Systems betonen die Notwendigkeit, einem starren Korsett zu folgen. Doch ist das wirklich der einzige Weg für dauerhaften Erfolg? Muss Training wirklich strikt durchgeplant sein?
Ich behaupte nein!
Um meine Meinung zu untermauern, möchte ich Euch erklären, welche Probleme ich bei diesen starren Konzepten sehe. Vorweg jedoch eine Einschränkung: Trainingsanfänger sollten unbedingt einem einfachen und festen Plan folgen, sie sollten sich regelmäßig steigern und eine ständige Übungsrotation vermeiden. Hier macht ein solches Vorgehen einfach keinen Sinn. Erstens ist die Gefahr groß, sich in der Vielzahl der Übungen zu verlieren und so strukturelle Dysbalancen zu provozieren.
Weiterhin führt ein solches Vorgehen gerade bei Anfängern oft dazu, dass man unliebsame Übungen sein lässt. Das kann durchaus sinnvoll sein, wenn die Übung für einen einfach nicht funktioniert. Das gibt es durchaus und dann macht es auch Sinn, sie einfach weg zu lassen, denn keine Übung ist unersetzbar. In den allermeisten Fällen liegt das Problem aber in der Technik und man nimmt sich möglicherweise den Nutzen einer Übung, die, korrekt ausgeführt, wirklich produktiv wäre, weil man erst gar nicht die Zeit investiert, die Technik zu erlernen.
Insbesondere komplexe freie Übungen wie Kniebeugen, Kreuzheben, Langhantelrudern, Good Mornings uvm. sind hier zu nennen. Der wichtigste Grund, warum Anfänger kein intuitives Training absolvieren sollten, ist jedoch schlicht, dass ihnen ein ausgeprägtes Gefühl dafür, wie der eigene Körper funktioniert, wie er auf verschiedene Bewegungen reagiert, wie er regeneriert, zusammengefasst also einfach ein trainingsspezifisches Körpergefühl fehlt.
Ohne das ist ein intuitives Training jedoch nicht möglich. Weiterhin sollte auch ein intuitives Training groben Leitlinien unterliegen, wie ich später noch ausführen werde. Hierfür bedarf es wiederum eines ausgeprägten Körpergefühls, aber auch eines fundierten Wissens über die Funktionsweise der Muskulatur und die Wirkweise einzelner Übungen.
Trainingsanfänger sind also für diese Trainingsform ungeeignet, es gibt aber auch noch weitere Gruppen, die von einem solchen Training kaum profitieren, nämlich all die, deren primäres Ziel Kraftaufbau in bestimmten Disziplinen ist. Kraftdreikämpfer werden wenig davon profitieren, ihre Übungen dauerhaft zu rotieren, denn – zumindest aus meiner Sicht – ist es ganz einfach: Will ich stark in einer Übung werden, muss ich sie ausführen!
Für wen ist intuitives Training denn dann nun überhaupt geeignet? Ich halte diese Trainingsform für fortgeschrittene Athleten, deren Ziel primär die optische Gestaltung ihres Körpers ist, für sehr produktiv und zudem denke ich, dass es eine gute Methode ist, Verletzungen vorzubeugen. Lasst mich das kurz erläutern: Nehmen wir DC als Beispiel. "Beat the log!", das ist der Leitsatz dieses Systems. Immer mehr, immer schwerer.
In der Theorie ist das klasse, in der Praxis nicht ohne Probleme. Trotz Deload-Phasen (in dem Fall "Cruise" genannt) birgt das ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko. Immer am Limit, jede Woche mehr auflegen, das ist einfach nicht ohne. Bevor ich jetzt als Pussy betitelt werde: Ich bin absolut davon überzeugt, dass man für große Muskeln große Gewichte bewegen muss, aber das ist nicht die einzige Seite der Medaille. Ab einem gewissen Level an Trainingserfahrung wird es kaum möglich sein, sich immer und immer wieder zu steigern, selbst unter der Zufuhr pharmazeutischer Hilfsmittel nicht. Dem wird in starren Systemen auch durchaus Folge getragen, in DC wird die Übung dann einfach entsorgt. Aber ist das wirklich notwendig?
Um uns dieser Frage zu nähern, muss man erst einmal definieren, warum es überhaupt zu Muskelwachstum kommt. Die genauen Zusammenhänge sind bis heute nicht abschließend geklärt, aber man kann davon ausgehen, dass der mechanische Reiz der fundamentalste Wachstumsauslöser ist, weiterhin aber auch metabolische Faktoren Einfluss nehmen. Aufgrund der Anpassungsfähigkeit des Körpers kommt es nun dazu, dass irgendwann von einer Belastung kein Wachstumsreiz mehr ausgeht, wenn sie nicht gesteigert wird. Also doch Progression um jeden Preis?
Nein! Letztlich muss ich meinen Muskel nur in jeder Einheit neu überlasten um Muskelwachstum zu erzeugen (andere Einflussfaktoren wie Regeneration, Ernährung etc. mal ausgeblendet). Das kann ich durch mehr Gewicht erreichen, aber auch schlicht durch den Austausch der Übungen. Schon Joe Weider propagiert in seinen Trainingsprinzipien die Notwendigkeit der Muskelverwirrung. Und genau hier setzt auch mein Ansatz an (zugegeben, ich bin sicher nicht der erste, der diese Idee hat, ich nehme mir dennoch einmal die Freiheit heraus, dies so zu nennen): Übungsrotation!
Nun muss man dazu jedoch einige Rahmenbedingungen festlegen. Intuitives Training bedeutet bitte nicht, dass man sich im Studio überlegt "Och, heute könnte ich Bizeps machen!", sondern ist gezielter und geplanter, als der Name vermuten lässt. Grundvoraussetzung ist ein fester Trainingssplit, welcher Art auch immer. Das Konzept ist hier flexibel anpassbar von Ganzkörperplänen bis hin zu hohen Splits. Als nächstes ist es notwendig, dass man ein Grundgerüst erstellt. Ich werde das am Beispiel eines 3er Splits einmal darstellen.
Einheit 1: Brust & Rücken
2 Druckübungen Brust
1 Isolationsübung Brust
1 horizontale Zugübung Rücken
1 vertikale Zugübung Rücken
1 Variante Kreuzheben
Einheit 2: Beine
1 Variante Kniebeugen
1 Variante Beinpressen
1 Isolationsübung Quadriceps
1 Isolationsübung Ischiocruralmuskulatur
1 komplexe Übung Ischiocruralmuskulatur
1 Wadenübung
Einheit 3: Schultern & Arme
1 Druckübung Schultern
1 Übung für die hinteren Deltas
1 Trapeziusübung
1 komplexe Trizepsübung
1 Isolationsübung Trizeps
2 Varianten Curls
Wie gesagt, das Konzept kann beliebig angepasst werden und ist somit auch für sehr hoch- oder niedrigvolumige Ansätze verwendbar.
Mit diesem Schema als Background kann man nun in jeder Einheit den Plan mit entsprechenden Übungen befüllen. Der Vorteil ist, dass die Muskulatur in jeder Einheit immer wieder auf eine etwas andere Art gefordert wird. Weiterhin – ich spreche da jetzt mal aus eigener Erfahrung – gibt es einfach Tage, an denen ich schon vor dem Training spüre, dass eine Übung heute nicht funktionieren wird. Im hier vorgestellten System kein Problem. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich heute mit Langhantelrudern nicht warm werde, dann führe ich heute eben T-Bar Rudern aus.
So, zünden wir Stufe 2: Satz- und Wiederholungszahlen. Wem das hier schon zu wenig strukturiert ist, der kann an der Stelle aussteigen: Das oben vorgestellte Schema lässt sich problemlos mit jeder Form der Periodisierung und Zyklisierung kombinieren. Wer noch einen Schritt weiter gehen will, der kann sich aber auch von diesen Zwängen lösen. Man vergisst mal für einen Moment fixe Satz- und Wiederholungsschemata und hört auf seinen Körper. Geh zu einer Übung, nimm Dir ein Gewicht, mit dem Du Deine Zielmuskulatur wirklich intensiv spürst und mach einfach so lange weiter, wie es geht.
Vielleicht sind es 5 Wiederholungen, vielleicht 12, vielleicht 18, wichtig ist, dass der Muskel wirklich ausbelastet wird. Zugegeben, es macht durchaus einen Unterschied ob ich 5 oder 18 Wiederholungen ausführe, aber sollte bei einem erfahrenen Athleten kein Thema sein.
Will ich eher schwer trainieren, weiß ich, welches Gewicht ich bei einer Übung auflegen muss, gewisse Schwankungen mal außen vor. Wobei ich an dieser Stelle auch einmal ein Lanze für höhere Wiederholungszahlen brechen möchte.
Sicher, schwere Gewichte sind wichtig und es ist logisch, dass ich mit wirklich schweren Gewichten eben nicht mal eben 20 Wiederholungen mache, aber ich glaube, dass es durchaus hilfreich ist, auch regelmäßig auf etwas leichtere Gewichte zurückzugreifen und damit etwas mehr Wiederholungen auszuführen, alle mit voller Konzentration, komplett sauber, ohne Schwung, wie es bei wirklich schweren Sätzen eben auch mal vorkommt. Ich glaube dieses Vorgehen schont einmal die Gelenke und erzeugt zweitens eine verbesserte Muskelqualität (Nein, das ist kein Plädoyer für viele Wiederholungen für Definition!).
Intuitiv sollte in einem solchen Training auch die Anwendung von Intensitätstechniken sein. Die Frage, ob und wann sie zum Einsatz kommen, die Auswahl derselben, all das kann frei angepasst werden. Auch hier gilt es einfach auf den Körper zu hören. Es klingt schon fast esoterisch, aber es geht darum mit dem Körper zu trainieren, nicht gegen ihn. Auf Teufel komm raus einem starren Plan nachzurennen, Zeichen des Körpers zu überhören, das kann sich bitterbös rächen.
Zurück zur Progression. Langfristig wird man auch mit einem solchen System seine Arbeitsgewichte steigern können, nicht so schnell wie bei starren Systemen, das ist klar, aber ich denke, ab einem gewissen Level ist das auch für den reinen Muskelaufbau gar nicht mehr so relevant. Das Arbeitsgewicht ist primär relevant für das Ego des Trainierenden, dem Muskel ist es erstmal scheiß egal.
Ob ich nun 12 x 150kg ganz sauber, mit ganz bewusster Kontraktion beuge, oder 12 x 160kg, die aber mehr rauspresse als gezielt absolviere, dann bin ich mir nicht sicher, dass die 160kg mehr bringen. Intensität (mal nicht rein sportwissenschaftlich definiert) kann man auf verschiedene Art steigern, nicht nur über das Arbeitsgewicht. Wirft man einen Blick in die Studios, dann würde es den meisten Trainierenden gut tun, mal aus ihrem Trott auszubrechen, nicht jede Einheit zu versuchen, immer mehr und mehr zu drücken, sondern zu erkennen, auf wie vielfältige Weise man einen Muskel stimulieren kann.
Intuitives Training wird dieser Tatsache voll gerecht. Wichtig ist jedoch, dass man einen hohen Grad an Disziplin besitzt. Wie eingangs schon erwähnt, verführt ein solches System schnell dazu, sich zu verzetteln. Weiterhin erfordert es eine intensive Beschäftigung mit dem eigenen Körper und dem eigenen Training.
Wer schon seit Jahren nach fixen Plänen trainiert hat und nun einfach einmal etwas Abwechslung braucht, dem sei das intuitive Training ans Herz gelegt, einen Versuch ist es in jedem Fall wert.
ich habe heute auf Stoff Andro einen ganz netten Artikel gelesen, der sich damit
beschäftigt, wenig starr nach Plan zu trainieren und viel mehr nach Intuition zu trainieren.
Was haltet ihr davon bzw. wie trainiert ihr?
Ich habe mittlerweile angefangen, zwar mit klarem TP, einfach mal ein wenig wärend des Trainings
zu variieren. Ich stehe meistens zu sehr unter Stress, wenn ich weiß, dass ich letzte Woche
10 Wdh. geschafft habe und dieses mal mind. 11 Wdh. machen muss.
Hier mal der Artikel:
Quelle: T.E.A.M - A.N.D.R.O. [.DE]
Einführung in das intuitive Training
Von Thomas Koch, 18.12.2010
Glaubt man der gängigen Trainingslehre, so ist ein essentieller Faktor für ein erfolgreiches Training die gezielte Steuerung desselben. Begriffe wie Periodisierung, Zyklisierung und die Notwendigkeit einer gezielten und dauerhaften Progression sind es, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden. Insbesondere wissenschaftlich fundierte Systeme wie HST oder die ILB-Methode basieren grundlegend auf diesen Prinzipien, aber auch exotischere Systeme wie beispielsweise DC oder auch Varianten des 5x5-Systems betonen die Notwendigkeit, einem starren Korsett zu folgen. Doch ist das wirklich der einzige Weg für dauerhaften Erfolg? Muss Training wirklich strikt durchgeplant sein?
Ich behaupte nein!
Um meine Meinung zu untermauern, möchte ich Euch erklären, welche Probleme ich bei diesen starren Konzepten sehe. Vorweg jedoch eine Einschränkung: Trainingsanfänger sollten unbedingt einem einfachen und festen Plan folgen, sie sollten sich regelmäßig steigern und eine ständige Übungsrotation vermeiden. Hier macht ein solches Vorgehen einfach keinen Sinn. Erstens ist die Gefahr groß, sich in der Vielzahl der Übungen zu verlieren und so strukturelle Dysbalancen zu provozieren.
Weiterhin führt ein solches Vorgehen gerade bei Anfängern oft dazu, dass man unliebsame Übungen sein lässt. Das kann durchaus sinnvoll sein, wenn die Übung für einen einfach nicht funktioniert. Das gibt es durchaus und dann macht es auch Sinn, sie einfach weg zu lassen, denn keine Übung ist unersetzbar. In den allermeisten Fällen liegt das Problem aber in der Technik und man nimmt sich möglicherweise den Nutzen einer Übung, die, korrekt ausgeführt, wirklich produktiv wäre, weil man erst gar nicht die Zeit investiert, die Technik zu erlernen.
Insbesondere komplexe freie Übungen wie Kniebeugen, Kreuzheben, Langhantelrudern, Good Mornings uvm. sind hier zu nennen. Der wichtigste Grund, warum Anfänger kein intuitives Training absolvieren sollten, ist jedoch schlicht, dass ihnen ein ausgeprägtes Gefühl dafür, wie der eigene Körper funktioniert, wie er auf verschiedene Bewegungen reagiert, wie er regeneriert, zusammengefasst also einfach ein trainingsspezifisches Körpergefühl fehlt.
Ohne das ist ein intuitives Training jedoch nicht möglich. Weiterhin sollte auch ein intuitives Training groben Leitlinien unterliegen, wie ich später noch ausführen werde. Hierfür bedarf es wiederum eines ausgeprägten Körpergefühls, aber auch eines fundierten Wissens über die Funktionsweise der Muskulatur und die Wirkweise einzelner Übungen.
Trainingsanfänger sind also für diese Trainingsform ungeeignet, es gibt aber auch noch weitere Gruppen, die von einem solchen Training kaum profitieren, nämlich all die, deren primäres Ziel Kraftaufbau in bestimmten Disziplinen ist. Kraftdreikämpfer werden wenig davon profitieren, ihre Übungen dauerhaft zu rotieren, denn – zumindest aus meiner Sicht – ist es ganz einfach: Will ich stark in einer Übung werden, muss ich sie ausführen!
Für wen ist intuitives Training denn dann nun überhaupt geeignet? Ich halte diese Trainingsform für fortgeschrittene Athleten, deren Ziel primär die optische Gestaltung ihres Körpers ist, für sehr produktiv und zudem denke ich, dass es eine gute Methode ist, Verletzungen vorzubeugen. Lasst mich das kurz erläutern: Nehmen wir DC als Beispiel. "Beat the log!", das ist der Leitsatz dieses Systems. Immer mehr, immer schwerer.
In der Theorie ist das klasse, in der Praxis nicht ohne Probleme. Trotz Deload-Phasen (in dem Fall "Cruise" genannt) birgt das ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko. Immer am Limit, jede Woche mehr auflegen, das ist einfach nicht ohne. Bevor ich jetzt als Pussy betitelt werde: Ich bin absolut davon überzeugt, dass man für große Muskeln große Gewichte bewegen muss, aber das ist nicht die einzige Seite der Medaille. Ab einem gewissen Level an Trainingserfahrung wird es kaum möglich sein, sich immer und immer wieder zu steigern, selbst unter der Zufuhr pharmazeutischer Hilfsmittel nicht. Dem wird in starren Systemen auch durchaus Folge getragen, in DC wird die Übung dann einfach entsorgt. Aber ist das wirklich notwendig?
Um uns dieser Frage zu nähern, muss man erst einmal definieren, warum es überhaupt zu Muskelwachstum kommt. Die genauen Zusammenhänge sind bis heute nicht abschließend geklärt, aber man kann davon ausgehen, dass der mechanische Reiz der fundamentalste Wachstumsauslöser ist, weiterhin aber auch metabolische Faktoren Einfluss nehmen. Aufgrund der Anpassungsfähigkeit des Körpers kommt es nun dazu, dass irgendwann von einer Belastung kein Wachstumsreiz mehr ausgeht, wenn sie nicht gesteigert wird. Also doch Progression um jeden Preis?
Nein! Letztlich muss ich meinen Muskel nur in jeder Einheit neu überlasten um Muskelwachstum zu erzeugen (andere Einflussfaktoren wie Regeneration, Ernährung etc. mal ausgeblendet). Das kann ich durch mehr Gewicht erreichen, aber auch schlicht durch den Austausch der Übungen. Schon Joe Weider propagiert in seinen Trainingsprinzipien die Notwendigkeit der Muskelverwirrung. Und genau hier setzt auch mein Ansatz an (zugegeben, ich bin sicher nicht der erste, der diese Idee hat, ich nehme mir dennoch einmal die Freiheit heraus, dies so zu nennen): Übungsrotation!
Nun muss man dazu jedoch einige Rahmenbedingungen festlegen. Intuitives Training bedeutet bitte nicht, dass man sich im Studio überlegt "Och, heute könnte ich Bizeps machen!", sondern ist gezielter und geplanter, als der Name vermuten lässt. Grundvoraussetzung ist ein fester Trainingssplit, welcher Art auch immer. Das Konzept ist hier flexibel anpassbar von Ganzkörperplänen bis hin zu hohen Splits. Als nächstes ist es notwendig, dass man ein Grundgerüst erstellt. Ich werde das am Beispiel eines 3er Splits einmal darstellen.
Einheit 1: Brust & Rücken
2 Druckübungen Brust
1 Isolationsübung Brust
1 horizontale Zugübung Rücken
1 vertikale Zugübung Rücken
1 Variante Kreuzheben
Einheit 2: Beine
1 Variante Kniebeugen
1 Variante Beinpressen
1 Isolationsübung Quadriceps
1 Isolationsübung Ischiocruralmuskulatur
1 komplexe Übung Ischiocruralmuskulatur
1 Wadenübung
Einheit 3: Schultern & Arme
1 Druckübung Schultern
1 Übung für die hinteren Deltas
1 Trapeziusübung
1 komplexe Trizepsübung
1 Isolationsübung Trizeps
2 Varianten Curls
Wie gesagt, das Konzept kann beliebig angepasst werden und ist somit auch für sehr hoch- oder niedrigvolumige Ansätze verwendbar.
Mit diesem Schema als Background kann man nun in jeder Einheit den Plan mit entsprechenden Übungen befüllen. Der Vorteil ist, dass die Muskulatur in jeder Einheit immer wieder auf eine etwas andere Art gefordert wird. Weiterhin – ich spreche da jetzt mal aus eigener Erfahrung – gibt es einfach Tage, an denen ich schon vor dem Training spüre, dass eine Übung heute nicht funktionieren wird. Im hier vorgestellten System kein Problem. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich heute mit Langhantelrudern nicht warm werde, dann führe ich heute eben T-Bar Rudern aus.
So, zünden wir Stufe 2: Satz- und Wiederholungszahlen. Wem das hier schon zu wenig strukturiert ist, der kann an der Stelle aussteigen: Das oben vorgestellte Schema lässt sich problemlos mit jeder Form der Periodisierung und Zyklisierung kombinieren. Wer noch einen Schritt weiter gehen will, der kann sich aber auch von diesen Zwängen lösen. Man vergisst mal für einen Moment fixe Satz- und Wiederholungsschemata und hört auf seinen Körper. Geh zu einer Übung, nimm Dir ein Gewicht, mit dem Du Deine Zielmuskulatur wirklich intensiv spürst und mach einfach so lange weiter, wie es geht.
Vielleicht sind es 5 Wiederholungen, vielleicht 12, vielleicht 18, wichtig ist, dass der Muskel wirklich ausbelastet wird. Zugegeben, es macht durchaus einen Unterschied ob ich 5 oder 18 Wiederholungen ausführe, aber sollte bei einem erfahrenen Athleten kein Thema sein.
Will ich eher schwer trainieren, weiß ich, welches Gewicht ich bei einer Übung auflegen muss, gewisse Schwankungen mal außen vor. Wobei ich an dieser Stelle auch einmal ein Lanze für höhere Wiederholungszahlen brechen möchte.
Sicher, schwere Gewichte sind wichtig und es ist logisch, dass ich mit wirklich schweren Gewichten eben nicht mal eben 20 Wiederholungen mache, aber ich glaube, dass es durchaus hilfreich ist, auch regelmäßig auf etwas leichtere Gewichte zurückzugreifen und damit etwas mehr Wiederholungen auszuführen, alle mit voller Konzentration, komplett sauber, ohne Schwung, wie es bei wirklich schweren Sätzen eben auch mal vorkommt. Ich glaube dieses Vorgehen schont einmal die Gelenke und erzeugt zweitens eine verbesserte Muskelqualität (Nein, das ist kein Plädoyer für viele Wiederholungen für Definition!).
Intuitiv sollte in einem solchen Training auch die Anwendung von Intensitätstechniken sein. Die Frage, ob und wann sie zum Einsatz kommen, die Auswahl derselben, all das kann frei angepasst werden. Auch hier gilt es einfach auf den Körper zu hören. Es klingt schon fast esoterisch, aber es geht darum mit dem Körper zu trainieren, nicht gegen ihn. Auf Teufel komm raus einem starren Plan nachzurennen, Zeichen des Körpers zu überhören, das kann sich bitterbös rächen.
Zurück zur Progression. Langfristig wird man auch mit einem solchen System seine Arbeitsgewichte steigern können, nicht so schnell wie bei starren Systemen, das ist klar, aber ich denke, ab einem gewissen Level ist das auch für den reinen Muskelaufbau gar nicht mehr so relevant. Das Arbeitsgewicht ist primär relevant für das Ego des Trainierenden, dem Muskel ist es erstmal scheiß egal.
Ob ich nun 12 x 150kg ganz sauber, mit ganz bewusster Kontraktion beuge, oder 12 x 160kg, die aber mehr rauspresse als gezielt absolviere, dann bin ich mir nicht sicher, dass die 160kg mehr bringen. Intensität (mal nicht rein sportwissenschaftlich definiert) kann man auf verschiedene Art steigern, nicht nur über das Arbeitsgewicht. Wirft man einen Blick in die Studios, dann würde es den meisten Trainierenden gut tun, mal aus ihrem Trott auszubrechen, nicht jede Einheit zu versuchen, immer mehr und mehr zu drücken, sondern zu erkennen, auf wie vielfältige Weise man einen Muskel stimulieren kann.
Intuitives Training wird dieser Tatsache voll gerecht. Wichtig ist jedoch, dass man einen hohen Grad an Disziplin besitzt. Wie eingangs schon erwähnt, verführt ein solches System schnell dazu, sich zu verzetteln. Weiterhin erfordert es eine intensive Beschäftigung mit dem eigenen Körper und dem eigenen Training.
Wer schon seit Jahren nach fixen Plänen trainiert hat und nun einfach einmal etwas Abwechslung braucht, dem sei das intuitive Training ans Herz gelegt, einen Versuch ist es in jedem Fall wert.