Dazu kann ich (wieder einmal) aus meiner eigenen Geschichte erzählen:
Ich bin offensichtlich auch ein "suchtgefährdeter" Mensch (obwohl sichs bei mir auf Essen und Sport beschränkt hat).
Ich hatte offensichtlich ca. von 19-25J. auch "anorexia athletica" (obwohl diese Bezeichnung kenn ich erst jetzt).
Bei mir war das die Antwort auf das extreme Essverhalten (übrigens verbunden mit selbstgewählter Isolation- obwohl ich nicht richtig dick wurde fühlte ich mich extrem hässlich...aber der "Unterschied" zw. meiner magersüchtigen Schwester und mir (BMI damals 25.9) war einfach "zu" gross. Meine (ältere) Schwester war lange "Maß aller Dinge".
Ab 19 hab ich den Sport bewußt als "Heilmittel" gewählt und eingesetzt (seit meinem 3.Lj mach ich regelmäßig Sport-das war gut so), und es hat mir tatsächlich sehr geholfen.
Ich ging wieder unter die Leut, hab Erfolge gehabt, hab mich gut gefühlt.
Nur hab ichs eben übertrieben, denn ich kenne dieses "schlechte Gewissen" einen Tag mal nichts zu tun, ich wurde dann unleidlich und fühlte mich unwohl, wie eine Versagerin, wurde manchmal auch aggressiv.
Ich verzichtete ohne mit der Wimper zu zucken auf Abende mit Freunden, um meinen täglichen Sport zu machen. Nur manchmal zwang ich mich zur Geselligkeit am Abend.
"Runtergeholt" von diesem Trip hat mich mein Freund, der zwar sehr sportlich aussieht, aber Sport nur macht, wenn er unbedingt muss. Einen inneren Antrieb, so wie ich, hat er dazu überhaupt nicht.
Anfangs (und auch heute noch manchmal) wars sehr schwer für mich, an einem freien Tag überhaupt keinen Sport zu machen, nur im Bett rumzukollern, Videozuschauen...
Aber jetzt geht das "süße Nichtstun" schon ganz gut.
Ich war und bin mir meiner Gefährdung zu - ach wie gut, dass ich jetzt einen Namen dafür hab ;-) - anorexia athletica bewußt, und versuche, mich psychisch auf Nichtstun etc. vorzubereiten (ich wiederhole im Geiste "es ist gut, wenn der Körper auch mal regenerieren kann, sonst geht eh nichts weiter!"...)
Tja, dieser psychische Zwang war zwar nicht gut, aber bereuen tu ichs auch nicht so richtig, denn immerhin war das der Weg weg von der "Dominanz des Essens" in meinem Leben, und hin zu einem "realeren" Körperbild in meinem Kopf.
Tja, das Leben ist oft ein "trade off" und ebensooft eine Gratwanderung....
LG Hexi