Fettestoffwechsel - was stimmt??

Anonym

New member
Ich habe in einem anderen Forum etwas zur Fettverbrennung gelesen und mich würde jetzt mal interessieren, was den stimmt.

Ist Nüchterntraining als Fettstoffwechseltraining sinnvoll?

Hier die beiden Statments:

"
quote:
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Original geschrieben von siggi
Der Hungerast ist ein guter Trainingsratgeber. Im Winter und bis Anfang Frühjahr sollte man verwiegend seine Fettverbrennung trainieren. Das tut man indem man auf seinen Touren nichts zu essen mitnimmt.
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Das ist Blödsinn! Der Fettstoffwechsel ist alleine von der Belastungsintensität abhängig, nicht von einer Knappheit der Kohlehydrate! Im Gegenteil: je mehr Kohlehydrate zur Verfügung stehen, desto besser läuft auch der Fettstoffwechsel! Unter http://www.forumromanum.de/member/f...ON=view&ENTRY=1040078226&mainid=1040078226ist das wunderbar erklärt, hier die wichtigsten Zitate:

Der Abbau sowohl der Fettsäuren als auch der Kohlenhydrate führt über die Verbindung Acetyl-CoA. Bei den KH geht es über die Schritte: KH-->Monosaccharide-->Pyruvat-->Acetyl-CoA. Das Acetyl-CoA sowohl aus den Fettsäuren wie aus den KH wird im Citratzyklus abgebaut. Citratzyklus heißt: Acetyl-CoA reagiert mit Oxalacetat zu Citrat. Dieses wird dann in mehreren Schritten unter Abspaltung von CO2 und H2 abgebaut, wobei Oxalacetat zurückgewonnen wird. Unterm Strich wird also Acetyl-CoA vollständig abgebaut.

Wenn viel Acetyl-CoA aus Fettsäuren produziert wird, dann wird die Acetyl-CoA-Produktion aus KH unterdrückt. Wird damit auch der KH-Abbau ausgeschaltet? Nein, denn das Pyruvat kennt einen Trick 17, bei dem es gar nicht erst zu Acetyl-CoA umgebaut wird, sondern direkt zu Oxalacetat, der Schlüsselverbindung des Citratzyklus. Und davon profitiert dann der Fettstoffwechsel. Ist nämlich viel Oxalacetat da, dann kann es mit viel Acetyl-CoA zu viel Citrat reagieren und viel Fettsäuren abbauen, sprich: den Fettstoffwechsel auf vollen Touren laufen lassen.

Das ist der Knackpunkt.

Keine KH, kein extra Oxalacetat, kein optimaler Fettstoffwechsel. Das Wechselspiel von KH- und Fettabbau regelt sich selbsttätig ein. Nach verschiedenen Literaturstellen liegt der KH-Anteil auch nach mehreren Stunden Laufbelastung noch zwischen 20 und 30% des Gesamtenergieumsatzes. "

Reaktion darauf:

"Kann ja alles sein was Du da schreibst. Gut ist nur, daß es zum Thema Fettverbrennung immer wieder neue Erkenntnisse sind. Hier eine Studie"Das Nüchterntraining:


Die eingangs erwähnten 11 Triathleten absolvierten nach einer mindestens zehnstündigen Hungerzeit über Nacht morgens eine 90-minütige Radfahrbelastung im Bereich 75% der maximalen HF = ca. 68% der VO2max. Unter gleichen Vorgaben wurde dieser Test ohne und nach einem kohlenhydratreichen Frühstück durchgeführt. Dabei wurde den Sportlern in Ruhe und nach jeweils 30,60 und 90 Min.Belastung Blut zur Bestimmung der Laktat- und der freien Fettsäurenkonzentration entnommen.


Im Nüchternzustand stieg die Konzentration der freien Fettsäuren hochsignifikant in allen vier gemessenen Bereichen an. Nach Aufnahme der kohlenhydratreichen Kost war dagegen die Konzentration der freien Fettsäuren in Ruhe und während der Belastungen signifikant niedriger als vor dem Frühstück. Doch die Kohlenhydrataufnahme beeinflusste aber nicht nur die freien Fettsäuren sondern auch die Laktatkonzentration. War sie vor dem Frühstück sowohl in Ruhe als auch nach 90 Min. Belastung erniedrigt, erhöhte sie sich nach dem Frühstück und während der ersten 60 Min. Belastung signifikant. Die Aktivierung des Fettstoffwechsels lässt sich demnach von der Nahrungsaufnahme deutlich beeinflussen. Hat die belastete Muskulatur nur noch wenig Glykogen gespeichert, kommt es zu einer verstärkten Fettspaltung und demnach zu einer Erhöhung der freien Fettsäuren. Im Hungerstoffwechsel, d.h. bei geringer Glukose-verfügbarkeit, wird bereits nach 30 Minuten aerober Belastung der Fettstoffwechsel deutlich aktiviert."

siggi"

Hm, was stimmt nu?

Gruss

Stefan
 
P.S.:

hallo stefan,
hatte gestern keine zeit mehr für weitere ausführungen.
solltest du noch nicht im archiv fündig geworden sein (thomas und ich haben schon mehrmals dazu stellung bezogen, es gibt auch biochemische exkursionen in den intermediärstoffwechsel...), hier in kürze:
der "nüchternlauf" als effektiveres fettstoffwechseltraining ist ein fake. abgesehen vom umstand, dass viele ein fettstoffwechseltraining als "training zum fettabbau" missverstehen, hängt der modus der muskulären energiebereitstellung nur von der energieflussrate ab, die durch die belastungsintensität bestimmt wird (siehe "die muskuläre energiebereitstellung im sport" auf meiner homepage). die nahrungszufuhr spielt hiebei keine signifikante rolle. wenn du im fettstoffwechselbereich läufst, ist es der muskelzelle egal, ob du vor dem training kohlenhydrate zugeführt hast oder nicht. denn die glucose, die zur energiegewinnung herangezogen wird, ist in erster linie die "vor ort" gespeicherte, sprich das glykogen in der muskelzelle, und nicht die blutglucose. die wird erst nach entleerung der muskulären glykogenspeicher als energielieferant relevant.
jedenfalls ist siggis empfehlung, auf längeren touren nichts zum essen mitzunehmen, ein unsinn, weil damit eine hypoglykämie provoziert wird, wenn der hepatische glykogenspeicher geleert ist. im prinzip genügt regelmäßiges trinken, feste nahrung ist nicht notwendig (siehe "trinken im sport" auf meiner homepage).
die aussage, dass der fettstofwechsel durch KH-zufuhr besser funktionieren würde, ist unter berücksichtigung der energieflussrate auch nicht richtig (zum citratzyklus, acetyl-CoA usw. siehe archiv).
die studie mit den 11 triathleten beweist keinesfalls die effizienz eines nüchtern durchgeführten fettstoffwecheltrainings. dass der lactatspiegel dabei nicht so hoch ansteigt, ist basiswissen der leistungsphysiologie (abhängigkeit der lactatproduktion vom ernährungszustand, sprich KH-zufuhr bzw. vom füllungszustand der glykogenspeicher) und darf nicht mit einer höheren trainingseffizienz in zusammenhang gebracht werden, ebenso nicht ein ansteigen der freien fettsäuren im blut: eine gesteigerte lipolyse bedeutet noch lange keine gesteigerte betaoxidation. entscheidend ist das, was sich im mitochondrium der muskelzelle abspielt.
und die ominösen "30 minuten" bis zur "aktivierung des fettstoffwechsel" sollten eigentlich schon lange als mythos bekannt sein.
wenn also ein gezieltes ausdauertraining durchgeführt werden soll, dann ist allein die intensität und dauer der trainingseinheit von bedeutung, nicht aber, ob vorher kohlenhydrate zugeführt wurden oder nicht. ein grundlagenausdauertraining im nüchternzustand macht keinen sinn und ist sogar eher kontraproduktiv (v.a. bei mehrstündiger belastungsdauer).
gruß, kurt
 
Re: P.S.:

Hallo Kurt,

danke für die ausführliche Erklärung. Ich hab mich gestern noch durch's Archiv gekämpft und war danach ganz beruhigt, dass diese "Nüchternläufe, - fahrten" Unsinn sind. Dachte schon, ich trainiere die ganze Zeit, wenn auch nicht wirkungslos, dann zumindest ineffektiv. Ist aber auch eine abstruse Vorstellung, ein stundenlanges Ausdauertraining ohne Nahrungszufuhr durchzuführen.

Wäre dieses Missverständniss meinerseits auch ausgeräumt.

Danke und beste Grüsse

Stefan
 
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