Mal wieder interessant...da wird munter über eine Rede diskutiert, deren Wortlaut noch nicht einmal wiedergegeben werden kann
Hier der Text:
"Wir haben (...) gesehen, wie stark und nachhaltig Juden die revolutionäre Bewegung in Russland und mitteleuropäischen Staaten geprägt haben. Das hat auch den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson 1919 zu der Einschätzung gebracht, die bolschewistische Bewegung sei "jüdisch geführt". Mit einer gewissen Berechtigung könnte man im Hinblick auf die Millionen Toten dieser ersten Revolutionsphase nach der "Täterschaft" der Juden fragen.
Juden waren in großer Anzahl sowohl in der Führungsebene als auch bei den Tscheka-Erschießungskommandos aktiv. Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als "Tätervolk" bezeichnen. Das mag erschreckend klingen. Es würde aber der gleichen Logik folgen, mit der man Deutsche als Tätervolk bezeichnet. (...)
Wir müssen genauer hinschauen. Die Juden, die sich dem Bolschewismus und der Revolution verschrieben hatten, hatten zuvor ihre religiösen Bindungen gekappt. Sie waren nach Herkunft und Erziehung Juden, von ihrer Weltanschauung her aber meist glühende Hasser jeglicher Religion.
Ähnliches galt für die Nationalsozialisten. Die meisten von ihnen entstammten einem christlichen Elternhaus. Sie hatten aber ihre Religion abgelegt und waren zu Feinden der christlichen und der jüdischen Religion geworden. Verbindendes Element des Bolschewismus und des Nationalsozialismus war also die religionsfeindliche Ausrichtung und die Gottlosigkeit."
Hohmann argumentiert sehr geschickt mit impliziten Äußerungen, um dem
Antisemtismus-Vorwurf gegenzuarbeiten und relativiert darauf das zuerst Gesagte. Was er wirklich MEINT bleibt einer genauen Analyse nicht verborgen.
Kann man Ihm, zumindest im Formaljuristischen Sinne, unterstellen, daß er die Juden als "Tätervolk" bezeichnet hat? Ich meine Nein. Auch wenn ich Ihm dies unterstelle, wie es auch die politischen Vertreter getan haben, und die Rede die klare Intention hatte, eine Relativierung Nazideutschlands zu propagieren.
Brisanz erhält diese Rede für mich durch zwei Dinge:
1. Erhielt Hohmann "Unterstützung" durch einen KSK-Brigadegeneral, der daraufhin unehrenhaft entlassen wurde. Moralisch nachvollziehbar, doch auch hier juristisch bedenklich.
"Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
für Ihren Vortrag zum Nationalfeiertag bedanke ich mich sehr herzlich. Eine ausgezeichnete Ansprache, wenn ich mir dieses Urteil erlauben darf, wie man sie mit diesem Mut zur Wahrheit und Klarheit in unserem Land nur noch sehr selten hört und liest. Und auch, wenn sich all diejenigen, die sich dieser Auffassung
anschließen oder sie gar laut und deutlich artikulieren, von unserer veröffentlichten Meinung sofort in die rechtsradikale Ecke gestellt werden, können Sie sicher sein, dass Sie mit diesen Gedanken der Mehrheit unseres Volkes eindeutig aus der Seele sprechen.
Ich hoffe, dass Sie sich durch Anwürfe aus dem vorwiegend linken Lager nicht beirren lassen und mutig weiterhin Kurs halten.
Mit einem herzlichen Gruß
bin ich Ihr Reinhard Günzel, Brigadegeneral"
Günzel wäre schon recht dumm, wenn er gegen die Entlassung keine rechtlichen Schritte einleiten würde. Ob Struck sich da mal nicht ein wenig zu sehr aus dem Fenster gelehnt hat!?
2. Entweder ist Hohmann A) in seiner historischen Bildung auf Sonderschulniveau oder B) lediglich ein dummer Demagoge.
Juden im zaristischen Rußland waren vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert Opfer grausamer Verfolgung, eine Liste der blutigsten Pogrome würde Seiten füllen.
In ihrer Merheit haben sie sich in ihr Schicksal gefügt, haben sich geduckt, auf Überleben, bessere Zeiten und vor allem auf den Messias gehofft, der sie aus ihrem Elend in ein besseres Leben im Gelobten Land führen würde. Verfolgungen mehr oder weniger blutiger Art waren sie seit dem Mittelalter gewohnt, sie hatten sie damals aus Deutschland, wo sie seit etwa der Zeitenwende ansässig gewesen waren, in den Osten getrieben.
Eine Minderheit unter ihnen wollte nicht auf den Messias warten, sondern ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Sie folgten den Rufen der Zionisten, und gingen seit etwa 1900 auf eigene Faust nach Palästina.
Eine weitere Minderheit suchte einen anderen Ausweg: sie legten ihr Judentum ab und verschrieben sich einer Ideologie, die jede Religion - und damit auch jede religiöse Verfolgung!!! - verwarf und die Gleichheit aller Menschen verkündete.
So kam es, daß nach der Oktoberrevolution Menschen jüdischer Abkunft in der bolschewistischen Führung überproportional vertreten waren. Aber nicht lange, nach nur gut einem Jahrzehnt feierte der Antisemitismus in der UdSSR unter Stalin wieder "fröhliche Urständ´".
mfg
glutaeus