Hallo Carsten!
Habe zufällig gestern einen sehr interessanten Vortrag von Herbert Steffny zum Wintertraining gehört. Dort hat er sich auch zu diesem Thema geäußert, was er als Biologe und erfolgreicher Marathonläufer auch kompetent kann.
Was die Energiebereitsstellung angeht, unterscheiden sich Tempoläufe und lange Ausdauerläufe im aeroben Bereich in der prozentualen Gewichtung von Glykogen und Fettstoffwechsel. Bei kurzen Sprintdistanzen (z.B. 400m/Bahn) bezieht der Körper die Energie fast ausschließlich aus den Glykogenspeichern, wobei für die Verbrennung von Glykogen kein Sauerstoff benötigt wird), aber das schnell zur Verfügung stehende Glykogen ist ratz-fatz verbraucht und die dabei entstehende Milchsäure, das Lactat, behindert den Fettstoffwechsel, weshalb Läufer mit schlecht trainiertem Fettstoffwechsel, die z.B. eine Marathonlauf zu schnell angehen, oder im anearoben Bereich laufen, so schnell schlapp machen bzw. auf den "Mann mit dem Hammer" treffen.
Beim aeroben Fettstoffwechsel wird der größte Teil der Energie aus den beinahe unendlichen Fettreserven gewonnen (die Lctatwerte liegen deutlich unter 4mmol/l). Der prozentuale Anteil von Glycogen ist dabei aber eher gering.
Steffny hat in seinem Vortrag darauf hingewiesen, dass es zum einen eben nicht stimmt, dass die Fettverbrennung erst ab 30 min. stattfindet - d.h. dass von Anfang an alle Formen der Energiebereitstellung parallel verlaufen, aber halt in unterschiedlicher prozentualer Gewichtung - und das gerade das langsame Laufen wichtig ist, gerade wenn man langfristig schneller werden will.
Die Glykogenspeicher "leer zu laufen" macht demnach keinen Sinn. Nach Steffny laufen gut trainierte Spitzenläufer den ganzen Lauf im aeroben Fettstoffwechsel, d.h. mit einem sehr niedrigen Lactatwert und dazu korrelierenden niedrigen Pulswert. Dass die so schnell sind, liegt an der Langzeitausdauer, die nicht durch die Belastungsintensität sondern durch die Länge der Strecken erzeilt wurde. Der Körper passe sich dahingehend an:
"Ausdauertrainierte weisen eine ca. 40 Prozent höhere Kapilarisierung (Ausbildung kleinster Blutgefäße) auf als Untrainierte, was eine erheblich verbesserte Durchblutung mit sich bringt. Im Lauf des Ausdauertrainings können die Muskelfasern ihren aeroben Enzymbestand, das Glykogendepot und die funktionellen Fettreserven in der Muskelzelle verdoppeln. Die Zahl der Mitochondrien, in denen der areobe Energiestoffwechsel abläuft, ist erhäht. Intensives anaerobes Training würde diese areoben Anpassungen wieder rückgängig machen. Das ist der Grund, warum im Marathontraining zu hohe Intensitäten (Laktatwerte von über sieben Millimol pro Liter) das areobe Leistungsvermögen verschlechtern. Marathon- und Bahntraining für kurze Distanzen wie 5000-Meter-Lauf und 10.000-Meter-Lauf gleichzeitig vertragenb sich nicht gut."
Dass die Spitzenläufer sich auf der zweiten Hälfte steigern können, liegt wohl vor allem daran, dass sie sich nicht in der ersten Hälfte ausgepowert haben und durch den optimierten Stoffwechsel noch stiegerungsfähig sind.
Ich hoffe, das war jetzt einigermaßen korrekt widergegeben und nicht zu verwirrend.
Ich habe mir übrigens das Buch "Perfektes Marathontraining" von ihm für schlappe 10 Euro gekauft und beabsichtige, nächstes Jahr ein Laufseminar zu machen.
Schau doch mal in die Website:
www.herbertsteffny.de
MFG, Jackie