Einfluss von Medikamenten auf Energiebilanz

Aurelia

New member
Wie kommt es, dass manche Medikamente (z.B. Psychopharmaka) als Nebenwirkung Gewichtszunahme verursachen? Verringern die irgendwie den Grundumsatz?

Frage aus Interesse, wegen einem Fall in der Familie.

Gruß, Aurelia
 
Gewichtszunahme unter Psychopharmakotherapie

hallo aurelia,
auch dieses thema kam hier schon mal zur sprache. einen gewissen einfluss auf den GU hat nur eine therapie mit schilddrüsenhormon (thyroxin). bestimmte antidepressiva und neuroleptika jedoch nicht, sie bewirken vielmehr eine appetitsteigerung (über bestimmte dopaminrezeptoren im ZNS). zudem sind die patienten unter diesen medikamenten körperlich nicht sehr aktiv. ihre positive e-bilanz ist somit ganz banal erklärbar.
lg, kurt (der als konsiliararzt in einem großen psychiatr. krankenhaus mit diesem problem vertraut ist. die zum teil eindrucksvolle bzw. rasche körperfettzunahme führt nicht selten zur insulinresistenz und damit zum metabolischen syndrom. deshalb ist eine frühzeitige therapie mit metformin wichtig. leider wird das zu selten gemacht, weshalb sich niemand zu wundern braucht, wenn der patient eines tages einen NIDDM hat)
 
Re: Gewichtszunahme unter Psychopharmakotherapie

So viel ich weiß handelt es sich um das Medikament "Cipramil".

Was ist NIDDM?

Hat Fluoxetin die selbe Wirkung?

Wie kriegt man die behandelten Leuten denn zu mehr körperlicher Aktivität? KÖNNEN oder WOLLEN die weniger leisten als normal???

Danke für Deine Antwort!
Aurelia
 
Re: Gewichtszunahme unter Psychopharmakotherapie

liebe aurelia,
NIDDM = non insuline dependent diabetes mellitus (nicht insulinabhängiger diab. mell. = typ 2 diabetes mellitus, siehe meine info darüber im archiv)
die SSRI (selective serotonine re-uptake inhibitor, selektive serotonin wiederaufnahmehemmer) bewirken keine gewichtszunahme, somit auch nicht citalopram (der generic name für "cipramil") und fluoxetin ("fluctine" bei uns, "prosac" in den u.s.a.).
das hauptproblem bei einer depression ist das "können", sprich der antrieb. hannes hat diesen zustand vor einiger zeit sehr bildhaft und eindrücklich beschrieben, siehe

http://www.fitness.com/phpapps/ubbthreads/showthreaded.php?Cat=2&Board=de_fitness&Number=83219&page=&view=&sb=&o=

lg, kurt
 
Willenskraft

Hallo Kurt,

vielen Dank für die Infos!
Ich finde es persönlich ziemlich schwierig damit umzugehen, wenn man zusehen muß, wie ein einem nahestehender Mensch einfach nicht in die Gänge kommt.
Ich bin selber sehr aktiv und völlig unglücklich, wenn ich mich nicht bewegen kann oder einen ganzen Tag nichts sinnvolles zu tun hatte.
Umso schwieriger ist es, zu akzeptieren, dass depressive Leute einfach nicht können. Ich neige manchmal dazu, wütend zu werden, weil ich mir denke, das muß doch am mangelndem Willen liegen - aber wahrscheinlich hast Du recht und sie können einfach nicht.
Meine Schwester lebt seit zwei Jahren mit Cipramil und für sie ist es ein Segen - ich glaube nicht, dass sie sonst noch am Leben wär.

Ein guter Freund von mir scheint aber jetzt plötzlich auch in diese Richtung zu driften und ich hab keine Ahnung, wie ich ihm helfen könnte. Ich trau mich nicht, ihm zu ärztlicher Hilfe zu raten weil ich sein Vertrauen nicht verlieren will. Er hat schon ähnliche Verhaltensweisen wie meine Schwester (die hat übrigens einen kleinen Gen-Defekt) und ich kann doch nicht zusehen, wie er vor die Hunde geht *grübel*
Wie kriegt man jemanden dazu, sich helfen zu lassen???

Danke, Aurelia
 
Re: Willenskraft

man kann auch den menschen nicht mangelnde willenskraft vorwerfen. der willen ist nicht beeinflußbar und im falle einer depression nicht gegeben. offensichtlich hast du sehr wenig verständnis für diese erkrankung. erwartest du, dass jemand mit beiden beinen im gips gehen kann? wohl auch nicht. ähnlich geht es dem depressiven. du kannst nicht von deiner gesunden psyche ausgehen. wenn du helfen willst, solltest du dich erst in die materie einlesen. es gibt bücher darüber. leider ist aber die literatur auch nicht perfekt. prinzipiell solltest du einen depressiven nicht unter druck setzen. du kannst dir den stress eines betroffenen nicht vorstellen. in manchen fällen sind sogar beruhigungsmittel notwendig. es ist auch nicht sicher, dass antidepressiva helfen. es handelt sich um eine extrem komplexe erkrankung. falls du mehr darüber wissen willst, kannst du mir eine PM schicken.

gruß, Hannes

PS: wenn du sogar wut verspürst, würde ich die finger vom umgang mit depressiven lassen. der depressive ist besonders sensibel was vorwürfe betrifft. er braucht verständnis und keine vorwürfe oder gar einen tritt in den hintern. es ist schmerzhaft genug, wenn man nicht mehr funktioniert.
 
Re: Willenskraft

Hannes ist ein ganz großartiges "Beispiel" (ich hasse es, von lebenden Menschen so zu reden, überhaupt, wo ich Hannes persönlich kenne), wie Menschen den Verlauf einer Depression bremsen und sogar umkehren können.
Diese Leistung ist mit kaum etwas zu vergleichen! Diese Willenskraft, sich aus dem "Minus" wieder ins "Plus" zu holen. Rückschläge hinnehmen und überwinden, die (gelegentliche) Wut auf sich selber, diese Verzweiflung, wenn man erkennt, wo man steht und das Schlimmste ist die Resignation. Dieses "eigentlich schon tot sein und warum lebt dieser verd.... Körper noch?"
Nocheinmal - das Schlimmste ist die Resignation, weil nicht einmal mehr für Wut und Verzweiflung genug Energie da ist (abgesehen davon, dass diese Emotionen sehr viel Energie kosten).

Jedes Zureden, dass sich der andere helfen lassen soll, bestärkt ihn in seinem Gefühl der Hilflosigkeit und stürzt ihn noch tiefer hinein. Du kannst in Wahrheit nur damit umgehen, indem Du signalisierst, dass Du die Veränderung bemerkt hast. Mehr nicht. Du bist da. Mehr nicht. Hannes hat mich ein, zwei- Mal (entzückend höflich ich bin ganz kleinlaut geworden :)- obwohl oder weil ich diese Gefühle selber kenne, erlebt und überwunden habe) drauf aufmerksam gemacht, dass ich ihm jetzt gerade das Gefühl gebe, klein und hilflos zu sein. Ja, ich konnte mich dran erinnern, das stimmt. Es ist mir genau so gegangen und ich wollte mit allen diesen Menschen, die so stark sind, dass sie mir sogar noch helfen wollten (egal ob freundschaftlich oder professionell) nichts mehr zu tun haben. Ich habe sie gehasst - soweit die Energie dafür noch da war.

Es tut mir leid - Du kannst für diesen Freund nichts anderes tun als da zu sein, ihm zu zeigen, dass er trotz allem für Dich jemand Besonderer ist. Ach ja - und geh dabei bitte nicht selber vor die Hunde!
Wenn er es schafft, seine Situation richtig einzuschätzen (ist einmal barfuss durch die Hölle und zurückgehen), vor sich selber auch einzugestehen (noch einmal barfuss durch die Hölle und retour!) und dann noch Hilfe verlangt (das ist dann der dritte Höllenmarsch für jeden Menschen, der gewohnt war, sein Leben immer halbwegs souverän zu meistern) - dann hat er es schon so gut wie geschafft. Bis dahin - sei da, sei einfach nur da, Du hast vielleicht keine Ahnung, wie viel das schon wert ist!

LG
Meni
 
@Hannes und @xantippe: PM

Hallo Ihr beiden!

Vielen Dank für Eure Postings!
Habt Ihr meine PMs bekommen? Leider bin ich mir nicht sicher, ob das Versenden geklappt hat (Benutze einen ganz simplen Linux-Browser und der macht manchmal seltsame Dinge *blöd*)!

Oder ich habs doch noch irgendwie falsch gemacht *grübel*

Aurelia
 
Re: Willenskraft

liebe aurelia,
hier ist die neue URL vom link, den ich dir geben wollte. ich denke, dann verstehst du, worum es geht.

http://www.fitness.com/phpapps/ubbthreads/showthreaded.php?Cat=2&Board=de_fitnessbk&Number=83219&Search=true&Forum=All_Forums&Words=Hannes%20&Match=Username&Searchpage=1&Limit=100&Old=allposts&Main=83219

zu deinem freund: natürlich sollte er professionelle hilfe suchen und annehmen. und natürlich sollst du ihm beistehen und nicht so tun, als ob nichts wäre! mit einem "kopf in den sand stecken" ist niemandem geholfen, deinem freund nicht und auch seiner familie und freunden.
lg, kurt
 
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