noch einer... vielleicht verdeutlicht es...
das noch besser:
"Zoll zerschlägt deutsch-tschechischen Rauschgiftschmugglerring
Großer Erfolg der Nürnberger Rauschgiftfahnder und des tschechischen Zolls.
Bereits 17 Festnahmen in Nordbayern und Tschechien
Der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift von Polizei und Zoll in Nordbayern (GER Nordbayern) gelang bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Monats gemeinsam mit der tschechischen Generalzolldirektion Prag ein erfolgreicher Schlag gegen die organisierte Rauschgift-Kriminalität. Nachdem erst Ende Dezember 2001 ein unter der Leitung der Nürnberger Zollfahnder europaweit geführtes Ermittlungsverfahren zur Zerschlagung eines albanischen Heroinschmugglerrings geführt hatte (Pressemitteilung vom 04.01.2002) gelang es den Rauschgiftfahndern nun, eine deutsch-tschechische Tätergruppierung dingfest zu machen, die sich auf die synthetische Droge "Crystal" spezialisiert hatte.
Die gemeinsamen Ermittlungen führten bislang auf deutscher Seite zur Durchsuchung von zehn Objekten und Festnahme von neun Tatverdächtigen, vier davon befinden sich zurzeit in Untersuchungshaft. Alle Festnahmen und Durchsuchungen erfolgten im nordbayerischen Raum. Auf tschechischer Seite wurden sechs Personen, fünf befinden sich davon in Untersuchungshaft, festgenommen. Den Tatverdächtigen werden Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz vorgeworfen, im konkreten Fall die illegale Herstellung und Einfuhr sowie der Handel mit "Crystal" (kristallines Methamphetamin).
Im September 2001 hatte die Tschechische Generalzolldirektion Prag im Rahmen des internationalen polizeilichen Nachrichtenaustauschs darüber informiert, dass gegen eine Gruppe von Deutschen und Tschechen wegen einer Reihe von Rauschgiftdelikten ermittelt werde. Daraufhin schalteten sich die Nürnberger Rauschgiftfahnder ein.
Im Laufe der Ermittlungen wurde festgestellt, dass einer der Hauptverdächtigen, ein 40-jähriger Deutscher, bis zu zweimal im Monat jeweils ca. 500 Methamphetamin bei Kontaktpersonen in Tschechien bestellte. Die synthetische Droge war vor allem für Unterfranken und den Nürnberger Raum bestimmt.
Der Deutsche hatte anfangs noch das Rauschgift selbst über die Grenze geschmuggelt, bis er diesen riskanten Teil des Geschäfts von tschechischen und deutschen Kurieren durchführen ließ.
Am 18.12.2002 wurde er, zusammen mit einem 38-jährigen Kurier und einer 27-jährigen Abnehmerin, beide ebenfalls deutsche Staatsangehörige, bei der Übergabe von "Crystal" im Raum Unterfranken festgenommen. Bereits einige Tage zuvor, am 11.12.2001, war ein Großabnehmer des Rauschgifts, ein 43-jähriger Amerikaner, ebenfalls beim Übergabegeschäft in Nürnberg festgenommen worden. Am 20. Dezember 2001 wurde ein weiterer Kurier und zugleich Abnehmer von "Crystal" (deutscher Staatsangehöriger, 29 Jahre) ebenfalls in Nürnberg festgenommen.
Zeitgleich, am 20.12.2001, wurden durch Angehörige der Generalzolldirektion Prag in Tschechien mehrere Person festgenommen, die ebenfalls dieser Gruppierung zuzuordnen sind. Darunter befand sich auch ein mit Haftbefehl gesuchter, 34-jähriger deutscher Staatsangehöriger, in dessen Labor die Droge hergestellt wurde, und dessen frühere Lebensgefährtin, eine 23-jährige tschechische Staatsangehörige. Als die tschechischen Zollfahnder, die das illegal betriebene Labor ausfindig machen konnten, die junge Frau antrafen, war sie gerade mit der Herstellung von neuem "Crystal" beschäftigt.
Im Rahmen der in Deutschland laufenden Fahndungsmaßnahmen konnten Zollbeamte am 05.01.2002 bei der Grenzabfertigungsanlage Schirnding - Pomezi eine tschechische Kurierin bei der Einreise in die Bundesrepublik Deutschland festnehmen, die ebenfalls in Kontakt mit dem deutschen Hauptverdächtigen stand und auch als Vermittlerin zu dem tschechischen Labor fungierte.
Den Zollfahndern der Generalzolldirektion Prag gelang es am 09.01.2002 zwei weitere mutmaßliche Täter festzunehmen, darunter einen 29-jährigen tschechischen Staatsangehörigen, der als Kopf der Bande gilt. Er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft in Tschechien.
Im Zuge der Festnahmen und Durchsuchungen konnten bislang ca. 500 g "Crystal" und ca. 250 g Marihuana sowie verschiedene Chemikalien, die für die Herstellung des Amphetamins benötigt werden, sichergestellt werden. Das illegale Labor zur Herstellung der Droge wurde beschlagnahmt. Darüber hinaus wurde eine scharfe Schusswaffe mit Schalldämpfer und Zielfernrohr aufgefunden, die dem 40-jährigen Auftraggeber aus Deutschland zugeordnet werden konnte.
Der große Ermittlungserfolg der Rauschgiftfahnder, der zur Zerschlagung des deutsch-tschechischen Rauschgiftrings führte, wurde möglich durch die auf fachlicher und persönlicher Ebene hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Angehörigen der Generalzolldirektion Prag und der GER Nordbayern und den jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften. Auf tschechischer Seite war darüber hinaus auch die OK Dienststelle Pilsen eingebunden.
"Crystal"
ist eine Form der synthetischen Droge Methamphetamin (bekannteste Szenebezeichnung: "Crystal-Speed" oder "Crystal") in kristalliner Form, daher auch der Name. Die Kristalle sind weiß bis beige und ungefähr halb so groß wie Zuckerkristalle. Üblicherweise wird Crystal geraucht - was eine hochpotente Wirkung durch direkten Zugang in das Gehirn bewirkt - es kann aber auch geschnupft oder intravenös verabreicht werden.
Methamphetamin ist ein Derivat des Amphetamins und gehört zu den Phenylaminen, wirkt ähnlich wie Kokain stimulierend bis euphorisierend und steigert die subjektiv empfundene Leistungsfähigkeit. Die Wirkung ist stärker als bei Amphetamin und kann bis zu 24 Stunden anhalten. Nach der Drogeneinnahme zeigen Konsumenten häufig eine sehr niedrige Provokationsschwelle und neigen zu extremer Gewalttätigkeit. Bei längerem Gebrauch kommt es zu Schlafstörungen, Psychosen (z. B. Verfolgungswahn), Depressionen sowie zu geistigem und körperlichem Verfall. Methamphetamin hat ein ähnliches hohes Suchtpotential wie Crack und kann, nach amerikanischen Studien zufolge, bereits nach einmaligem Konsum psychisch abhängig machen.
Methamphetamin kann relativ einfach und auf verschiedene Weise in Kleinstlaboratorien hergestellt werden. Als Ausgangsstoffe werden meist Efedrin und Pseudoefedrin verwendet. Produziert wird "Crystal" bislang fast ausschließlich in illegalen Laboren in der Tschechischen Republik.
Zur Lage in Deutschland und Bayern
Bis vor wenigen Jahren wurde Methamphetamin hauptsächlich in Nordamerika, Mexiko und Südostasien (vor allem Thailand, Philippinen und China) hergestellt und konsumiert. Allein in den USA werden jährlich über 1.000 illegale Labore (meist Kleinstlabore) beschlagnahmt. Zahl und Umfang der Sicherstellungen steigen vor allem im südostasiatischen Raum immer weiter (z. B. Rekordsicherstellung in einem Fall in China über 1,5 t).
In Europa ist die Tschechische Republik ein "traditionelles Herstellerland" von Methamphetamin. Zum einen wurde hier viele Jahre lang ein methamphetaminhaltiges Medikament hergestellt, das mittlerweile verboten ist, zum anderen ist Tschechien eines der Hauptproduktionsländer für den benötigten Grundstoff Efedrin. Bereits seit einigen Jahren war bekannt, dass die synthetische Droge zumeist im sog. Ameisenhandel (Kleinmengen) und zunächst noch zum eigenen oder zur Versorgung des regionalen Bedarfs nach Deutschland eingeschmuggelt wurde.
Seit spätestens 1999 sind jedoch die Aufgriffszahlen/Ermittlungsfälle von Methamphetamin in Deutschland (1999: 113; 2000: 339) stark steigend. Besorgniserregend ist, dass zugleich die Gesamtmenge an sichergestelltem Rauschgift ständig steigt (1999: 1,85 kg; 2000: 9,14 kg). Für Bayern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab (1998: 8 Aufgriffe; 1999: 34; 2000: 115). Der starke Anstieg bei Ermittlungsfällen und Sicherstellungen spricht dafür, dass sich inzwischen eine Händlerebene mit expandierendem "Kundenstamm" etabliert hat und Herstellung und Schmuggel immer mehr durch die organisierte Rauschgiftkriminalität erfolgt. Methamphetamin ist damit nicht mehr nur ein Problem des grenznahen Raums.
Rund zwei Drittel der Fallzahlen beziehen sich auf den nordbayerischen, und hier insbesondere auf den grenznahen fränkischen Raum. Bei etwa einem Drittel aller Aufgriffe wurde das Rauschgift aus Tschechien eingeschmuggelt. In den ersten 10 Monaten 2001 wurden allein an der deutsch-tschechischen Grenze in Nordbayern in 50 Fällen "Crystal" sichergestellt."