Die Steroidgeneration - Anabolika - lesenswerter Artikel einer BB-webpage

kurt1

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diesen höchst bemerkenswerten beitrag des aktuellen newsletters von www.bb-szene.de möchte ich euch nicht vorentalten:


Die Steroidgeneration

Von Janis Warren


(Geschrieben/Gepostet am 13. April 2005 von Ben)

(Digital Journal) – Während meines Lebens hatte ich das Glück, Leute vom Format eines „Conan der Barbar“ bis zum „bleib puffig Marshmallow Mann“ zu treffen. Meine Diagnose: Steroide sind genauso vernichtend für dich wie alles andere was du in eine Spritze und dir dann in den Arsch stecken kannst.

„Jay“, ein Amateurkünstler, Musiker und Endzwanziger, war physisch, emotional und finanziell ein Kind. Er brüllte alles zusammen, wenn es nicht so lief, wie er wollte. Er hatte alle Arten von Comicbüchern und Spielzeugen gesammelt. Er hatte auf unverantwortliche Art und Weise Liebe mit Frauen – und er mochte es, Drogen zu nehmen.

Eines Tages erzählte ihm ein Freund über die positiven Effekte von THG:

Ein Produkt das nicht durch das FDA kam, eine Substanz, die tatsächlicherweise der Hauptkatalysator hinter dem „Anabolic Steroid Contral Act“, verabschiedet vom Congress in 2003, war. Dieser Freund verkaufte ihm außerdem Ephedrin, eine legale Art von Speed, die nach Aussagen von Chemikern und Magazinen den Tod unzähliger Highway Truckfahrer verschuldet hat. Jays Freund erzählte ihm, dass der chemische Cocktail seine Muskeln anschwellen, ihn in einen Tiger verwandeln und auch endlich das lang ersehnte Gesichtshaar wachsen lassen würde. Und all dies sofort – im übrigen die einzigst mögliche Art und Weise, die Jay von allen Dingen forderte.

Die Monate waren kaum ins Land gegangen als man Jays Pfunde schmelzen und seinen Bart wachsen sah. Seine Freundinnen wandelten sich von flachen, unscheinbaren Schattengestalten zu großbrüstigen, gertenschlanken Schönheiten. Dies alles in nur 148 Tagen.

Das erste Anzeichen von Problemen war der Geruch. Jay war erfreut über das Body Shop Parfüm Öl, welches seine natürlichen Ausdünstungen überdecken konnte. Dennoch war da immer diese scharfe, ausländische Gestank in der Luft, leicht erkennbar sobald jemand die Tür öffnete.

Bald erinnerte mich seine wechselhafte Laune an meinen Vater.

In einem Moment umarmte er mich in betäubter Freude, drückte seine Liebe für meine Fertigkeiten und Schönheit aus. In einigen Stunden, manchmal aber nur Minuten, verlor er sich in vernichtenden Anschuldigungen und anderen Unfreundlichkeiten und zerriss das papierhafte Ego, welches er sich gerade so vier Stunden zuvor aufgebaut hatte.

In seinen glücklichen Phasen zeigte mir Jay die “Fortschritte”, die er in seinem Zeichenbuch gezeichnet hatte. Unzählige Seiten voll mit Geschmiere das man unmöglich entziffern konnte; krude Symbole und Umrisse, dennoch erklärte er unermüdlich und detailliert was sie bedeuteten. Ich erklärte ihm, so diplomatisch wie nur eben möglich, dass seine Zeit im Fitnessstudio ihn artistisch schwach und flapsig gemacht habe und seine Comics und sein Gitarrenspiel darunter leiden würden. Er schrie nur hysterisch über meine snobistischen und vorschnellen Vorurteile.

Zu dieser Zeit war Jay schon über und über von widerwärtiger Akne überzogen.

Sein Prinz Albert Piercing (ein dicker Metallring, der durch die Spitze seines Penis ging) war mal eine riesige Attraktion auf Parties gewesen. Sobald er aufgefordert wurde, zog er die Hose runter und zeigte seinen angeschwollenen, hin und her wackelnden Albert – eine übungsinduzierte Erektion, die gegen das enorme Gewicht des Ringes ankämpfte.

Nun wechselte Jay schnell das Thema, wenn es um den mannigfaltigen Gebrauch des Penis ging. Er tat passiv-aggressive Dinge, um gegen seine wachsende Wut anzukämpfen, wie die große Eichendoppeltür an der Frontseite unseres Hauses zu zerschlagen. Er schlug sie zu, setzte sich hin, realisierte, dass er nicht zufrieden war, stand auf, rannte zur Tür und schlug diese erneut zu. Er wiederholte dies sechs oder sieben Mal, bis die Tür endlich zersplitterte und das Schloss wie ein totes Auge aus der Tür fiel.


Nadeln im Gewichtspaket

Meine persönliche Erfahrung mit Steroiden war schon immer etwas zerfranst.

Ich habe Stripper kennen gelernt die sie „Chicken Pills“ nannten – sie benutzten sie zusammen mit speziellen Übungen, um einen durchtrainierten Hintern zu erlangen. Ich kenne Personen, die ihr Geschlecht gewechselt haben und von Arzt zu Arzt liefen, um verschiedene Drogenkombinationen zu erhalten, die eine rasche Verhaltensänderung bewirken sollten. Die Standartbenutzer die ich traf waren Türsteher von Nachtclubs, die vehement argumentierten, dass eine „Killer Mentalität“ vonnöten sei, um betrunkene Krawallmacher zu handhaben oder um die Modeelite zu bewachen.

Mein Interesse am Wissen über Steroide startete in den frühen 90ern,

als Berichte über den brüderlichen gemeinsamen Gebrauch von Nadeln, sogenanntem Nadelaustausch, von Kanada, den USA, dem Vereinigten Königreich und Australien erschienen. Diese Berichte zeigten einen Anstieg in der Kategorie der jungen, weißen männlichen Mittelklasse. Sie standen im starken Kontrast zu dem, was ein typischer Nadelaustausch im Alltag bedeutet. Wenn es Straßendrogen gewesen wären, hätten die Klienten nach kleinen Mengen gefragt und wären recht dürr. Im Gegenteil dazu waren diese Jungs auf größere Mengen aus und sahen aus wie gigantische Cartoonfiguren.

Die Regierung wollte Antworten. Wenn sie nur Informationen von Junkies haben wollten, wäre es einfach gewesen, verschiedene Personalfragen über Drogengebrauch und Sexualvorlieben zu stellen und den glücklichen Befragten mit 20 Dollar und einem Lutscher abzuspeisen. Aber Steroidbenutzer zum Reden zu bringen war schwieriger.

Irgendwie schaffte ich es, die Interviewleitung zu überzeugen, dass ich die Frau für diesen Job sei und wurde angestellt, um in Downtown Vancouver für eine Firma namens Deyas zu arbeiten, die eine Tochtergesellschaft von AIDS Vancouver ist. Ihr größtes Projekt ist der Nadelaustausch, aber sie sind auch Gewerbe- und Abnormalitätenrechtsanwälte und kümmern sich hauptsächlich um Sicherheitsfragen beim Sex.

Mein offizieller Titel war “Nachforschungskoordniator” und ich wandelte meine Gage in stündliche Bezahlung um – es klappte, mit $80 pro Stunde. Ich überbrachte meine wöchentlichen Fortschritte an John Turvey, einen hochrangigen Politiker aus Vancouver und Mega-Manager eines jeden Programms, das mit „Risiko“-Populationen arbeitete. Turvey fragte mich warum ich den Posten wolle und ich antwortete, dass ich einen Job mit einer gewissen Menge an Verantwortung suche. Nachdem er zuende gelacht hatte stellte er mich endlich ein. Später fand ich heraus, dass die Quelle seines Humors mit einer disproportional großen Geldmenge der Abteilung für Gesundheit verknüpft war, welches für Steroidfragen benutzt wurde – im Gegensatz zu, sagen wir, Geldern für geschädigte Frauen.

An der Spitze meines lächerlich hohen Gehaltes erhielt ich $800 Bürogebühren. Ich benutzte dieses Geld um jemanden zu bezahlen, der mit wesentlich mehr Computerfähigkeiten als ich sie immer noch habe, auftrumpfen konnte. Diese Person entwarf eine Flugschrift und ein Poster welches die Gefahren von Steroidbenutzung sowie die HIV und Hepatitis Risiken in Verbindung mit Nadelaustauschen aufzeigte.

Ich begab mich also bald in die Welt der Muskeln, schrieb Berichte über lokale Fitness-Studios

– und wurde von aufgebrachten Gemütern und einem starken Sinn von Verneinung abgeblockt. Nur die unabhängigen Studios ließen mich rein, jedoch auch nur nach lautstarken Versicherungen wie „So was geht bei uns hier aber nicht ab!“.

Aber ich fand einige schmackhafte Brocken in der eher literarischen Ecke dieser Welt, wie bei Zusammenhängen von Sportmedizinerberichten und Bodybuildingmagazinen. Ärzte im Ruhestand, die nicht mehr Gefahr laufen mussten, ihre Lizenzen zu verlieren, waren bereit, mir detaillierte Informationen über Patienten zu geben. Ich traf Rausschmeißer, die dachten, dass jeden Abend der letzte große Auftritt von Mad Max anstehen würde bis sie im Knast landeten, weil sie harmlosen Besuchern die Nase abgerissen hatten. Schließlich sprach ich dann auch mal mit großäugigen High School Kids.

Diese hochdotierte Gesellschaft war der Grund, warum die Regierung so viel Geld in die Steroiduntersuchung und Aufklärung warf. Stripper und Trannies hatten sich das Zeug schon seit Jahren reingepfiffen, aber wenn weiße Teenager mit dazu kamen wurde es zu einem anderen Spiel. Die finanzielle Unterstützung war grenzenlos und ich bekam in sechs Monaten dasselbe Gehalt wie viele Suppenküchen in einem ganzen Jahr bekommen.

Natürlich gab ich auch vieles in großen Maßen zurück. Ich produzierte ein Poster, das wie eine Nike Werbung aussah. Ich betrieb ermüdende Nachforschungen bei der Verfolgung der schwer bestimmbaren, aus erster Hand bezogenen Konten. Und ich sprach viele gute Worte, soweit es die Muskelkopfszene zuließ. Traurigerweise zogen die selben Studios, die mich nur zögernd meine Berichte anfertigen ließen, bei der Aufstellung der Poster einen Schlussstrich, was mich mit High Schools, Nachtclubs, Nadelaustauschen und sportmedizinischen Kliniken zurückließ.

Dennoch erachtete ich meine Arbeit nicht als komplette Zeitverschwendung.

Jüngst veröffentlichte Studien zeigen, dass die Ausbreitung von HIV unter Steroidbenutzern geringer ist als die anderer IV Benutzer, ausgenommen Diabetikern.


Hepatitis, Zirrhose und Gelbsucht sind aber immer noch große Probleme – sie entstehen durch Vergiftungen durch die Hormone in Kombination mit Spuren vom Blut der eigenen Benutzer. Viele Steroidbenutzer flüchten sich in geheime Taktiken, um davon abzulenken dass sie wieder und wieder dieselben Spritzen benutzten. Und weil man für Steroide eine größere Spritze benötigt, ist es einfacher Blutpartikel zu verfehlen wenn man sie ausspült.

Sterben für Masse

Der gemeinsame Nenner unter den von mir befragten war eine akute Form von Muskeldysmorphie: eine falsche Wahrnehmung dass man klein und schwach aussehe. Dysmorphiker sind nie mit ihren Körpern zufrieden, auch wenn sie schon Hulk-ähnliche Proportionen erreicht haben.

Und Steroidbenutzer enden oft mit einem neuen Problem des Selbstwertgefühles – eine Atrophie der Hoden setzt in 18 Wochen ein.

Während ihre Eier auf die Hälfte ihrer Größe zusammenschrumpfen, schießen sie schon wie Vorschulkinder einen Teelöffel Sperma bei der kleinsten Berührung raus. Man findet weibliche Benutzer, die ihre Klitoris abkleben, ohne jeglichen Grund anfangen zu weinen und sich vor Wut und Frustration selbst verstümmeln. Die Leute werden unheimlich wütend auf ihre Umwelt, versuchen, jemanden oder etwas zu bestrafen, in dem Versuch, mit ihrer überschäumenden Wut fertig zu werden.

Die größte Risikogruppe werden immer noch Teenager sein, die schon über einen vollgepumpten Testosteronhaushalt verfügen. Diese Kinder enden mit dramatischen, permanenten Schäden: Leberprobleme, Osteoporose, Dehnungsstreifen und schwerwiegender Akne. Und wir reden hier nicht von kleinen roten Flecken – das ist Freak Show Material! Dehnungsstreifen mit denen man ganze Felder bewässern könnte und Akne die sich in wahre Dampfkessel verwandeln und dann dunkle, violette Flecken hinterlassen, wenn, oder eher falls, sie verschwinden.

Die Ähnlichkeit zwischen der Benutzung von Steroiden und anderen polymorphischen Drogen (Speed, Kokain, Exstasy) sind wirklich bemerkenswert: Die Euphorie, das unstabile Gemüt, die Angespanntheit und die Depressionen wenn man aufhört. Viele Frauen haben keine Menstruation mehr mit Steroiden, wie bei anderen Erholungsdrogen. Keine dieser Substanzen wird von einer staatlichen Administration reguliert. Deswegen gibt es nie einen Nachweis darüber, womit die Zutaten wirklich versetzt sind.

Eine große Menge der Steroide kommt von der Heimat ihrer Herstellung, aus Osteuropa.

Es wird angenommen, dass Hitlers Wissenschaftler die ersten waren, die herausfanden, wie die Chemikalie Testosteron emulieren würde. Deswegen spritzten sie dies ihren Soldaten, damit jene aggressiver kämpfen sollten. Viele Steroide kommen immer noch aus Regionen, die früher hinter dem „Eisernen Vorhang“ lagen, wo medizinische Tests und deren Standards weniger streng sind. Und heutzutage, dank der Hilfe des Internets, ist es einfacher als je zuvor, verschiedene Arten von Steroiden online zu bestellen.

Es wird interessant sein, zu sehen, was die Zukunft für Steroide bringen mag. Männer sind die „neuen Frauen“ geworden, erscheinen ohne Shirt in Magazinen, Musikvideos und Filmen, während Frauen sich an den Hüftbändern ihrer Designerjeans zerren. Produkte zum Haarstyling gibt es nun in Unisex, genau wie Haarentfernungsprodukte. Mit zunehmender Eitelkeit kommt ein zunehmender Sicherheitsverlust.

Muskeldysmorphische Statistiken sind jetzt noch nicht so hoch wie die Anorexiestatistiken, aber die Zahlen wachsen. Warten wir ein paar Jahre. Vielleicht sind vom Aussehen besessene Männer mit gewalttätigem Gemüt und kleinen Hoden irgendwann genauso akzeptiert wie ultraschlanke Models.

ein szenario, das alles andere als unrealistisch ist...
ich finde es jedenfalls interessant und begrüßenswert, dass man sich offensichtlich jetzt auch im BB dieses problems bewusster wird.

gruß, kurt
 
A

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Re: Die Steroidgeneration - Anabolika - lesenswerter Artikel einer BB-webpage
Re: lesenswerter Artikel einer BB-webpage

wow hätt nicht dacht daßd den bbszene newsletter abonniert hast...
 
wusste ich auch nicht

ich hab dort vor jahren mal was gepostet. seither bekomm ich alle paar wochen den newsletter, den ich eigentlich immer gleich in den müll werfe. diesmal ist mir der betreffende titel ins auge gesprungen.

gruß, kurt
 
Re: lesenswerter Artikel einer BB-webpage

Also, der Bericht ist wirklich gut und zugleich unbegreiflich...
Ob er jetzt nun von BB kommt oder nicht, ist mir persönlich egal (ich habe nichts gegen BB, ist eben nur nicht meine Art zu trainieren)


MfG
Phil
 
A

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Re: Die Steroidgeneration - Anabolika - lesenswerter Artikel einer BB-webpage
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