diätenwahn

Konditionierung auf bestimmte Körperbilder

Lieber Kurt,



du hast und zwar für weite Teile der Modelszene sicherlich zu Recht – die gesundheitlichen Nachteile beschrieben, die mit der Erreichung und Aufrechterhaltung von Körperbildern verbunden sind, die in unserer Gesellschaft als ästhetisches und erotisches Ideal und vorbildhaft gelten.



Es gibt außer Diät und Gewichtsreduktion viele andere Mechanismen zur Modelung des Körperbildes die heute in Mode sind oder es einmal waren wie z.B. Schürkorsetts und hohe Absätze, die keineswegs gesund sind, die Menschen aber zu allen Zeiten in Kauf genommen haben,- durchaus eingedenk der möglichen oder sogar unvermeidlichen gesundheitlichen –Folgen - , um dem Schönheitsideal ihrer jeweiligen Epoche zu entsprechen.



Hier darf ich vielleicht die Unterscheidung einführen zwischen Gesundheits- und Schönheitsideal. Ich kenne viele dicke Frauen, die ich schon Wünsche nach auszehrenden Krankheiten habe aussprechen hören, nur um dem Schönheitsideal zu entsprechen. Über die Bewertung solcher Einstellungen brauchen wir nicht zu diskutieren. Ich gebe dir recht. Ich führe das hier nur als Indikator für den Leidensdruck an, der aus einer wahrgenommenen Abweichung des eigenen Körperbildes von einem gesetzten Ideal resultieren kann und um in diesem Zusammenhang etwas über das Verhältnis von Schönheits- und Gesundheitsideal zu sagen. (Du argumentierst in dieser Dichotomie.)



Daß es wie dein Beitrag u.a zeigt, möglicherweise nicht wünschenswert ist, einem solchen Ideal nachzustreben, ist etwas völlig anderes als die Tatsache, dass die Orientierung an solchen Körperbildern für viele Leute maßgeblich ist (auch was die angestrebte Gestalt des eignen Körpers angeht), um i.S. ihrer Zeit als attraktiv zu gelten.

Daß eine solche Orientierung an von dir unter gesundheitlichen Aspekten zu Recht bemängelten Körperbildern in unserer Gesellschaft verbreitet ist, kann man angesichts der Tatsache, dass ganze Industriezweige davon leben (von ganzen Medienbereichen bis zu Produktionsbereichen wie z.B Schlankheitsprodukten ;-) wohl kaum sinnvoll leugnen

(Ich finde den Hunger in der dritten Welt auch nichts wünschenswert, trotzdem würde ich nicht leugnen, dass es ihn dort gibt.)



Wenn wir uns nun fragen, wie Vorlieben für bestimmte Körperbilder und Abneigungn gegen andere zustande kommen, so müssen wir zugeben, dass solche Geschmacksentwicklungen weitgehend auf Konditonierungsvorgängen beruhen, die sich unserer rationalen Kontrolle entziehen.

Wir lernen schon sehr früh – in einem Alter, in dem uns eine Bewertung nach rationalen Kriterien von der intellektuellen Entwicklung her gar nicht möglich ist – was schön und was hässlich ist.

Nach diesen Kriterien beurteilen wir unsere Umgebung und auch uns selbst.

Die Bilder, die unsere Vorstellungswelt bestimmen, sind jene, mit denen uns Medien täglich „beschicken“ und die von unserer Umgebung in Äußerungen und Handlungen bestätigt werden.

Soche Prägungen sind durch Erfahrungen im Laufe des Lebens nur bedingt modifizierbar.



Es ist vielleicht von einem traditionellen humanistischen Selbstverständnis des Menschen her ein wenig peinlich, an sich selbst ein abrufbares Reiz-Reaktionsschema zu identifizieren, aber ich denke, jeder von uns, der ehrlich zu sich selbst und zu anderen ist, wird zugeben, dass er die Auswirkungen solcher Konditionierungsvorgänge an sich selbst feststellen kann. Wir reagieren mehr oder minder automatisch auf bestimmte Körperbilder – innerhalb eines gewissen Spektrums jeder von uns auf andere präferiert – und mißt sich selbst an diesen Kriterien.



Worauf ich jetzt hinaus möchte, sind folgende Punkte:



Erstens, ich halte es für verlogen –und das war der Sinn meiner Mail an Petra – so zu tun, als ob es irgend einem von uns völlig egal wäre, wie seine Mitmenschen aussehen und sofern er sich selbst bewertet, welchen Eindruck er auf Mitmenschen macht bzw. mit welchem Reflex auch auf sein Körperbild er rechnen kann.



Ich denke, dass die Akzeptanz durch unsere Umwelt für jeden Menschen ein wichtiges „Wohlfühlkriterium“ ist, von der Wertigkeit her vergleichbar dem der reinen physischen Fitness. Das möchte ich keineswegs auf Mann-Frau-Begegnungen im engeren Sinne einschränken, aber natürlich auch darauf beziehen.



Zweitens:

Ich halte es für unangemessen und unangebracht, - was auch des öfteren angeklungen ist – einen Gegensatz zwischen Schönheit und Fitness aufzubauen. Im Sinn von: Attraktivität ist nur auf Kosten von Fitness möglich (sozusagen, je näher am Schönheitsideal umso weniger fit).

Mag sich diese Phänomen auch bei vielen Körpervorbildern finden, notwendig ist diese Verknüpfung nicht. Vielmehr ist eine gesunde Ernährung und Bewegung sicherlich für Otto NormalverbraucherIn ein Schritt auf ein vernünftige Annährung an ein gesellschaftlich akzeptiertes Körperbild.

Aus meiner Sicht muß das Bemühen um Fitness daher auch nicht zwanghaft von dem Zugeständnis abgekoppelt werden, dass man damit auch das Ziel verfolgt, sein körperliches Erscheinungsbild zu verbessern, um ernst genommen zu werden.



Drittens: ich habe es bereits mehrfach gesagt und wiederhole es wieder – sollte sicherlich ein Plädoyer für ein Bemühen um ein attraktives Erscheinungsbild nicht gleichgesetzt werden mit der Reduktion einer Person auf ihr Erscheinungsbild. Ich möchte damit nur sagen, dass ich Attraktivität für ein komplexes Phänomen halte, das aus verschiedenen Faktoren zusammengesetzt ist. Einer davon ist das Aussehen.

Irgend welche Ausschlussbeziehungen zwischen Attraktivität und sonstigen denkbaren guten Eigenschaften einer Person, sei es Gesundheit, sei es ein guter Charakter, sei es ein scharfer Verstand herzustellen, scheint mir wenig sinnvoll.

Es sind keineswegs alle gutaussehenden Menschen – wie es der Neid der Umgebung mitunter möchte – dumm, böse oder krank.



Fazit: Genau wie jeder von uns mit Sicherheit feststellen konnte, dass ihn bestimmte Körperbilder als solche und noch ohne jedes Ansehen der Person „dahinter“ mehr ansprechen als andere, hat wahrscheinlich jeder im Laufe seines Lebens die Erfahrung gemacht, dass solche Dinge bei näherer Bekanntschaft mit einer Person völlig in den Hintergrund getreten und gleichgültig geworden sind. Die Wahrnehmung einer Person kann sich natürlich völlig ändern. Der/die Betreffende tritt uns emotional näher und wird sozusagen aus dem “Standardbewertungsraster“ herausgenommen.. – Ebenso wie man umgekehrt nach näherer Bekanntschaft mit einer ursprünglich als sehr gutaussehend empfundenen Person, freiwillig dankend abgewinkt hat.

Ebenso haben sicherlich einige von uns die immer unangenehme Erfahrung machen müssen, dass man in diesem Punkt so etwas wie einen “Anschlag“ erreichen kann, an dem man sagen muß: Bei aller Herzensliebe, da kann ich einfach nicht dranfassen.

Attraktivität ist wie gesagt ein Mischphänomen.



Für das Thema Diätenwahn ziehe ich daraus die Schlussfolgerung: Ich interpretiere das Phänomen als Symptom des verständlichen und sicherlich von uns allen geteilten Wunsches für seine Umwelt attraktiv zu sein. Der Auswuchs kommt zustande durch die darin liegende Überbewertung einer Komponente, dessen was Attraktivität immer bedeuten mag – und das würde bei jedem von uns in der inhaltlichen Definition wahrscheinlich sehr verschieden aussehen , ich habe mich daher auch auf eine „formale Beschreibung beschränkt. – nämlich des Aussehens.



Das hier vernünftige Einschränkungen, die sich um eine Herstellung angemessener Relationen bemühen, am Platze sind, ist für mich ebenso klar wie, dass Platitüden der Art „Aufs Aussehen kommt es doch nicht an“ nicht am Platze sind und niemanden weiterbringen.







Mit freundlichem Gruß



Elke











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A

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Re: diätenwahn
RE:..... und Tschüß..... o.T.
 
Re: Tolle Aussage und so Informativ!

Hi Tim,



also mal gesetzt den Fall, daß es stimmt, daß Petra sich erst vor kurzem eingeklinkt hat, dann wundert mich Ihre Ausdrucksweise nicht (das heißt nicht, daß ich das gut finde).



Hier wird leider nicht immer sachlich diskutiert, und Petra wäre nicht die erste, der hier derartige Entgleisungen passieren!!!!



Wenn man jeden, dem ein unsachliches Posting rausrutscht rausschmeißt, dann herrscht hier bald Funkstille. :-((



Herzliche Grüße, Ina
 
Re: Hi Ina!

Petra wurde nicht "rausgeschmissen" sie hat sich verabschiedet und wie sie mir persöhnlich per mail mitgeteilt hat aus Zeitgründen.



Beste Grüße Angi
 
Re: Hier wird niemand rausgeschmissen!

Hi Ina,



Petra hat sich aus Zeitgründen wieder ausgeklinkt, jedenfalls, hat sie mir das per mail so mitgeteilt.





Beste Grüße Angi
 
Du bist aber neugierig

Hi,



ich wohn da, wo so langsam wieder der kollektive Massenbesäufnismarathon der Normalität weicht! *gggg*



liebe Grüße, Ina
 
Das wäre ja noch schöner.......... :)))

Hi Angie,



das wäre ja noch schöner (trief vor Sarkasmus), wenn jemand rausgeschmissen wird. :))))



Herliche Grüße, Ina
 
Und noch was.........

Wenn du deine Mail-Adresse angegeben hättest, hätt ich dir´s ja genauer veraten........... *SFG*
 
UFF !!!

liebe elke,

zu deiner beruhigung: nichts liegt mir ferner, als "einen gegensatz zwischen schönheit (was immer man/frau darunter verstehen mag) und fitness aufzubauen"!

man kann es auch banal ausdrücken: ein gesundes mass an eitelkeit ist nicht nur o.k., sondern meiner meinung nach auch notwendig.

und dass mit körperlicher fitness nicht nur eine "figurverbesserung" möglich ist, sondern auch ein nicht zu unterschätzender gesundheitlicher benefit verbunden ist, brauche ich wohl nicht näher auszuführen.

lg, kurt





elke schrieb:

> Lieber Kurt,

>

> du hast und zwar für weite Teile der Modelszene sicherlich zu Recht – die gesundheitlichen Nachteile beschrieben, die mit der Erreichung und Aufrechterhaltung von Körperbildern verbunden sind, die in unserer Gesellschaft als ästhetisches und erotisches Ideal und vorbildhaft gelten.

>

> Es gibt außer Diät und Gewichtsreduktion viele andere Mechanismen zur Modelung des Körperbildes die heute in Mode sind oder es einmal waren wie z.B. Schürkorsetts und hohe Absätze, die keineswegs gesund sind, die Menschen aber zu allen Zeiten in Kauf genommen haben,- durchaus eingedenk der möglichen oder sogar unvermeidlichen gesundheitlichen –Folgen - , um dem Schönheitsideal ihrer jeweiligen Epoche zu entsprechen.

>

> Hier darf ich vielleicht die Unterscheidung einführen zwischen Gesundheits- und Schönheitsideal. Ich kenne viele dicke Frauen, die ich schon Wünsche nach auszehrenden Krankheiten habe aussprechen hören, nur um dem Schönheitsideal zu entsprechen. Über die Bewertung solcher Einstellungen brauchen wir nicht zu diskutieren. Ich gebe dir recht. Ich führe das hier nur als Indikator für den Leidensdruck an, der aus einer wahrgenommenen Abweichung des eigenen Körperbildes von einem gesetzten Ideal resultieren kann und um in diesem Zusammenhang etwas über das Verhältnis von Schönheits- und Gesundheitsideal zu sagen. (Du argumentierst in dieser Dichotomie.)

>

> Daß es wie dein Beitrag u.a zeigt, möglicherweise nicht wünschenswert ist, einem solchen Ideal nachzustreben, ist etwas völlig anderes als die Tatsache, dass die Orientierung an solchen Körperbildern für viele Leute maßgeblich ist (auch was die angestrebte Gestalt des eignen Körpers angeht), um i.S. ihrer Zeit als attraktiv zu gelten.

> Daß eine solche Orientierung an von dir unter gesundheitlichen Aspekten zu Recht bemängelten Körperbildern in unserer Gesellschaft verbreitet ist, kann man angesichts der Tatsache, dass ganze Industriezweige davon leben (von ganzen Medienbereichen bis zu Produktionsbereichen wie z.B Schlankheitsprodukten ;-) wohl kaum sinnvoll leugnen

> (Ich finde den Hunger in der dritten Welt auch nichts wünschenswert, trotzdem würde ich nicht leugnen, dass es ihn dort gibt.)

>

> Wenn wir uns nun fragen, wie Vorlieben für bestimmte Körperbilder und Abneigungn gegen andere zustande kommen, so müssen wir zugeben, dass solche Geschmacksentwicklungen weitgehend auf Konditonierungsvorgängen beruhen, die sich unserer rationalen Kontrolle entziehen.

> Wir lernen schon sehr früh – in einem Alter, in dem uns eine Bewertung nach rationalen Kriterien von der intellektuellen Entwicklung her gar nicht möglich ist – was schön und was hässlich ist.

> Nach diesen Kriterien beurteilen wir unsere Umgebung und auch uns selbst.

> Die Bilder, die unsere Vorstellungswelt bestimmen, sind jene, mit denen uns Medien täglich „beschicken“ und die von unserer Umgebung in Äußerungen und Handlungen bestätigt werden.

> Soche Prägungen sind durch Erfahrungen im Laufe des Lebens nur bedingt modifizierbar.

>

> Es ist vielleicht von einem traditionellen humanistischen Selbstverständnis des Menschen her ein wenig peinlich, an sich selbst ein abrufbares Reiz-Reaktionsschema zu identifizieren, aber ich denke, jeder von uns, der ehrlich zu sich selbst und zu anderen ist, wird zugeben, dass er die Auswirkungen solcher Konditionierungsvorgänge an sich selbst feststellen kann. Wir reagieren mehr oder minder automatisch auf bestimmte Körperbilder – innerhalb eines gewissen Spektrums jeder von uns auf andere präferiert – und mißt sich selbst an diesen Kriterien.

>

> Worauf ich jetzt hinaus möchte, sind folgende Punkte:

>

> Erstens, ich halte es für verlogen –und das war der Sinn meiner Mail an Petra – so zu tun, als ob es irgend einem von uns völlig egal wäre, wie seine Mitmenschen aussehen und sofern er sich selbst bewertet, welchen Eindruck er auf Mitmenschen macht bzw. mit welchem Reflex auch auf sein Körperbild er rechnen kann.

>

> Ich denke, dass die Akzeptanz durch unsere Umwelt für jeden Menschen ein wichtiges „Wohlfühlkriterium“ ist, von der Wertigkeit her vergleichbar dem der reinen physischen Fitness. Das möchte ich keineswegs auf Mann-Frau-Begegnungen im engeren Sinne einschränken, aber natürlich auch darauf beziehen.

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> Zweitens:

> Ich halte es für unangemessen und unangebracht, - was auch des öfteren angeklungen ist – einen Gegensatz zwischen Schönheit und Fitness aufzubauen. Im Sinn von: Attraktivität ist nur auf Kosten von Fitness möglich (sozusagen, je näher am Schönheitsideal umso weniger fit).

> Mag sich diese Phänomen auch bei vielen Körpervorbildern finden, notwendig ist diese Verknüpfung nicht. Vielmehr ist eine gesunde Ernährung und Bewegung sicherlich für Otto NormalverbraucherIn ein Schritt auf ein vernünftige Annährung an ein gesellschaftlich akzeptiertes Körperbild.

> Aus meiner Sicht muß das Bemühen um Fitness daher auch nicht zwanghaft von dem Zugeständnis abgekoppelt werden, dass man damit auch das Ziel verfolgt, sein körperliches Erscheinungsbild zu verbessern, um ernst genommen zu werden.

>

> Drittens: ich habe es bereits mehrfach gesagt und wiederhole es wieder – sollte sicherlich ein Plädoyer für ein Bemühen um ein attraktives Erscheinungsbild nicht gleichgesetzt werden mit der Reduktion einer Person auf ihr Erscheinungsbild. Ich möchte damit nur sagen, dass ich Attraktivität für ein komplexes Phänomen halte, das aus verschiedenen Faktoren zusammengesetzt ist. Einer davon ist das Aussehen.

> Irgend welche Ausschlussbeziehungen zwischen Attraktivität und sonstigen denkbaren guten Eigenschaften einer Person, sei es Gesundheit, sei es ein guter Charakter, sei es ein scharfer Verstand herzustellen, scheint mir wenig sinnvoll.

> Es sind keineswegs alle gutaussehenden Menschen – wie es der Neid der Umgebung mitunter möchte – dumm, böse oder krank.

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> Fazit: Genau wie jeder von uns mit Sicherheit feststellen konnte, dass ihn bestimmte Körperbilder als solche und noch ohne jedes Ansehen der Person „dahinter“ mehr ansprechen als andere, hat wahrscheinlich jeder im Laufe seines Lebens die Erfahrung gemacht, dass solche Dinge bei näherer Bekanntschaft mit einer Person völlig in den Hintergrund getreten und gleichgültig geworden sind. Die Wahrnehmung einer Person kann sich natürlich völlig ändern. Der/die Betreffende tritt uns emotional näher und wird sozusagen aus dem “Standardbewertungsraster“ herausgenommen.. – Ebenso wie man umgekehrt nach näherer Bekanntschaft mit einer ursprünglich als sehr gutaussehend empfundenen Person, freiwillig dankend abgewinkt hat.

> Ebenso haben sicherlich einige von uns die immer unangenehme Erfahrung machen müssen, dass man in diesem Punkt so etwas wie einen “Anschlag“ erreichen kann, an dem man sagen muß: Bei aller Herzensliebe, da kann ich einfach nicht dranfassen.

> Attraktivität ist wie gesagt ein Mischphänomen.

>

> Für das Thema Diätenwahn ziehe ich daraus die Schlussfolgerung: Ich interpretiere das Phänomen als Symptom des verständlichen und sicherlich von uns allen geteilten Wunsches für seine Umwelt attraktiv zu sein. Der Auswuchs kommt zustande durch die darin liegende Überbewertung einer Komponente, dessen was Attraktivität immer bedeuten mag – und das würde bei jedem von uns in der inhaltlichen Definition wahrscheinlich sehr verschieden aussehen , ich habe mich daher auch auf eine „formale Beschreibung beschränkt. – nämlich des Aussehens.

>

> Das hier vernünftige Einschränkungen, die sich um eine Herstellung angemessener Relationen bemühen, am Platze sind, ist für mich ebenso klar wie, dass Platitüden der Art „Aufs Aussehen kommt es doch nicht an“ nicht am Platze sind und niemanden weiterbringen.

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> Mit freundlichem Gruß

>

> Elke

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Re: Schönheitsideale sind nicht immer gleich Gesundheits- oder Fitnessidealen

Lieber Kurt,



ganz so einfach war das, was ich meinte, doch nicht.

Ich vermute, ich wollte zuviel auf einmal sagen und habe deshalb mein Argument nicht auf den Punkt gebracht.



Du hast gegen die Orientierung an Körperbildern, die in unserer Zeit ganz unbestreitbar als ästhetische und erotische Ideale gelten, unter gesundheitlichen Gesichtspunkten argumentiert.



Dass ich mich mit dir darauf einigen könnte, dass im günstigen Fall das eine das andere nicht ausschließt, habe ich erwartet.



Wie aber entscheiden, wenn beide doch kollidieren?

Ich habe darauf hingewiesen, dass es zu allen Zeiten Schönheitsideale oder –merkmale gab und gibt, die unter gesundheitlichen Gesichtspunkten zweifelhaft bis eindeutig abzulehnen sind.



Die Beispiele mit dem Schnürkorsett und den High Heels hatten wir schon. Es gibt auch andere. Z.B. die Fettsteiße, die sich manche Negerstämme regelrecht anzüchten, weil sie bei ihnen als attraktiv gelten. Die „Hottentottenschürze“, die zur Verlängerung des Halses mit Metall umwickelte Halswirbelsäule, die Vergrößerungen der Unterlippe und die Einarbeitung von Metallscheiben und dergleichen (ich weiß gar nicht genau, wie das geht, aber es sieht nicht sehr gesund aus). Ich kann mir auch nicht denken, dass die Bandagierung von Füßen, die bei chinesischen Frauen bis in die Neuzeit hinein üblich war und als Schönheitsideal galt, der orthopädischen Bewertung standhält.



Dergleichen gibt es auch bei uns, wenngleich überwiegend in abgeschwächter Form. Vom orthopädisch wenig vertvollen Schuhwerk bis zu pilzbegünstigenden Nylon-Unterwäsche, vom Augen-Make-Up, das in Form von Farbtrümmern auf der Hornhaut schwimmt und - nach Auskunft meines Augenarztes vielleicht kosmetisch in Ordnung ist, augenärztlich aber der schiere Wahnwitz - bis zur Haarcoloration, die das Haar strukturschädigt und Allergien hervorrufen kann. Etwas extremer: Plastische Chirurgie, bei der Leute sich häufig in vorsätzlicher Weise versehren lassen und Anästhesie und Operationsrisiken auf sich nehmen, um besser auszusehen.



Worauf ich hinaus will:

Die Schönheitideale einer Gesellschaft sind keineswegs immer gesundheitlich sinnvoll. Bei einem auch nur kursorischen Überblick über die Schönheitsideale in der menschlichen Kulturgeschichte könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass sie sich häufig gerade im Gegensatz zu dem gesundheitlich sinnvollen „natürlichen“ Zustand definieren, da offenbar gerade durch diese „Verbiegung“ eine Akzentuierung der körperlichen Erscheinung erreicht wird, die als besonders schön oder reizvoll empfunden wird.



Ich freue mich, dass du mir immerhin zugestanden hast, dass ein gewisses Maß an Eitelkeit nicht nur wünschenswert, sondern notwendig ist.

Wir nähern uns so leichter dem Punkt, auf den ich zunächst hinaus will:





Heutzutage besteht im Hinblick auf Gesundheitrisiken, die mit diesem oder jenem Produkt verbunden sind, gemeinhin ein recht guter Aufklärungsstand. Viele Zeitgenossen geben sich zu Recht Mühe, Ungesundes von sich abzuhalten. Jeder, der aber von seiner äußeren Erscheinung her auch noch den Kriterien genügen will, die für deren positive Bewertung in einer Gesellschaft definiert sind, muß angesichts der Schere, die potentiell zwischen beiden „Anforderungskatalogen“ –dem für Gesundheit und dem für Schönheit – gilt, Abwägungen vornehmen.



Die werden je nach Orientierungsgrad an dem einen oder anderen Pol – ich argumentiere vorläufig in Dichotomiebegriffen – sehr verschieden ausfallen



Eine Abwägung beinhaltet aber auch, dass eine solche Entscheidung zuungunsten der gesundheitlich optimalen Lösung ausfallen kann. Von High Heels bis zur Crash-Diät und zum (heutzutage häufig ohne medizinische Indikation vorgenommenen )Ziehen der Krampfadern.



Und eine solche Entscheidung kann durchaus die sinnvollere sein, wenn man nur einräumt, dass zum menschlichen Wohlbefinden mehr gehört als körperliche Fitness.



Aus dieser Perspektive heraus, nehme ich Anstoß an allen Statements, die ausschließlich körperliche Fitness zum Kriterium für das Wohlbefinden von Personen machen.

Die Psychotherapie kennt den Begriff des „Krankheitszugewinns“. Das sind Zugewinne, die jemand durch eine Erkrankung durch entsprechende Verhaltensmodifikationen seiner Umgebung (soziale Aufmerksamkeit) erlangen kann.

Ich möchte diesen Begriff hier einmal – durchaus nur - teilweise zweckentfremden und auf Entscheidungen für die wenig gesündere im rein physischen Sinn und dafür ästhetisch ansprechendere „Aufmachungsalternativen“ anwenden.



Da dergleichen Aspekte mir in den Statements auf dieser Seite, auch in den Postings zum Thema Diätenwahn etwas zu kurz zu kommen scheinen. Von Petra will ich hier gar nicht reden, zu deren Entlastung man wahrscheinlich nur sagen kann, dass sie uns allen ziemlich leid getan hat, weil ihre „Hau-den-Lukas-Körperkraftphantasien“ nur allzu deutlich eine Rückzugsposition markiert haben, in der eindeutig das Thema verfehlt war. –



Auch die anderen Damen und Herren sind mir ein wenig allzu beflissen zu beteuern, wie sehr ihre Fitnessbemühungen rein gesundheitlichen Zielen dienen und dass es Ihnen auf Figur und Schönheit gar nicht ankäme.



Daher habe ich eine etwas grundsätzlichere Klärung des Problems einmal für am Platz gehalten.



Ein Abwägung zwischen gesundheitlichen und Schönheitanforderungen, soweit diese nicht übereinstimmen, die auch in einem gewissen Rahmen die Entscheidung für die weniger gesunde Lösung zuungunsten der gesündesten beinhaltet, erscheint mir nicht nur verzeihlich, sondern sogar wünschenswert.



Eine Argumentation gegen Schönheitsideale aus rein gesundheitlicher Perspektive scheint mir daher nur bedingt angemessen und impliziert eine verkürzte Problemsicht.



Mit freundlichen Grüßen



Elke
 
bin beeindruckt

meinst du, dass jeder akzeptanz u. aufmerksamkeit seiner umgebung durch entsprechen eines 'kollektiven' ideals sucht, es aber in der natur des menschens liegt solch 'niedrige' motive nicht zuzugeben. kann man das aufwendige builden eines 'traumkoerpers' mit der anschaffung eines teuren sportwagens vergleichen? beides ist nicht notwendig, weist aber konkurrenten in die schranken (versteckte aggression).



HH
 
Re: Schönheitsideale sind nicht immer gleich Gesundheits- oder Fitnessideale

liebe elke,

erstens habe ich (solltest du mich gemeint haben) nie "ausschliesslich körperliche fitness zum kriterium für das wohlbefinden" gemacht (traust du mir diese banalität zu?),

zweitens wirst du mir als arzt zugestehen, dass ich aus gesundheitlicher perspektive gegen "schönheitsideale", wie sie die modelszene verkörpert, argumentiere (abgesehen davon, gefallen mir frauen mit etwas muckis, wie z.b. siebenkämpferinnen, bedeutend besser),

drittens: hast du dir schon überlegt, ein buch zu schreiben? ich glaube, es ist höchste zeit! ;o))

lg, kurt



p.s.: das mit dem buch meine ich ernst. du hast gute gedanken und ausserdem gefällt mir dein schreibstil sehr!



elke schrieb:

> Lieber Kurt,

>

> ganz so einfach war das, was ich meinte, doch nicht.

> Ich vermute, ich wollte zuviel auf einmal sagen und habe deshalb mein Argument nicht auf den Punkt gebracht.

>

> Du hast gegen die Orientierung an Körperbildern, die in unserer Zeit ganz unbestreitbar als ästhetische und erotische Ideale gelten, unter gesundheitlichen Gesichtspunkten argumentiert.

>

> Dass ich mich mit dir darauf einigen könnte, dass im günstigen Fall das eine das andere nicht ausschließt, habe ich erwartet.

>

> Wie aber entscheiden, wenn beide doch kollidieren?

> Ich habe darauf hingewiesen, dass es zu allen Zeiten Schönheitsideale oder –merkmale gab und gibt, die unter gesundheitlichen Gesichtspunkten zweifelhaft bis eindeutig abzulehnen sind.

>

> Die Beispiele mit dem Schnürkorsett und den High Heels hatten wir schon. Es gibt auch andere. Z.B. die Fettsteiße, die sich manche Negerstämme regelrecht anzüchten, weil sie bei ihnen als attraktiv gelten. Die „Hottentottenschürze“, die zur Verlängerung des Halses mit Metall umwickelte Halswirbelsäule, die Vergrößerungen der Unterlippe und die Einarbeitung von Metallscheiben und dergleichen (ich weiß gar nicht genau, wie das geht, aber es sieht nicht sehr gesund aus). Ich kann mir auch nicht denken, dass die Bandagierung von Füßen, die bei chinesischen Frauen bis in die Neuzeit hinein üblich war und als Schönheitsideal galt, der orthopädischen Bewertung standhält.

>

> Dergleichen gibt es auch bei uns, wenngleich überwiegend in abgeschwächter Form. Vom orthopädisch wenig vertvollen Schuhwerk bis zu pilzbegünstigenden Nylon-Unterwäsche, vom Augen-Make-Up, das in Form von Farbtrümmern auf der Hornhaut schwimmt und - nach Auskunft meines Augenarztes vielleicht kosmetisch in Ordnung ist, augenärztlich aber der schiere Wahnwitz - bis zur Haarcoloration, die das Haar strukturschädigt und Allergien hervorrufen kann. Etwas extremer: Plastische Chirurgie, bei der Leute sich häufig in vorsätzlicher Weise versehren lassen und Anästhesie und Operationsrisiken auf sich nehmen, um besser auszusehen.

>

> Worauf ich hinaus will:

> Die Schönheitideale einer Gesellschaft sind keineswegs immer gesundheitlich sinnvoll. Bei einem auch nur kursorischen Überblick über die Schönheitsideale in der menschlichen Kulturgeschichte könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass sie sich häufig gerade im Gegensatz zu dem gesundheitlich sinnvollen „natürlichen“ Zustand definieren, da offenbar gerade durch diese „Verbiegung“ eine Akzentuierung der körperlichen Erscheinung erreicht wird, die als besonders schön oder reizvoll empfunden wird.

>

> Ich freue mich, dass du mir immerhin zugestanden hast, dass ein gewisses Maß an Eitelkeit nicht nur wünschenswert, sondern notwendig ist.

> Wir nähern uns so leichter dem Punkt, auf den ich zunächst hinaus will:

>

>

> Heutzutage besteht im Hinblick auf Gesundheitrisiken, die mit diesem oder jenem Produkt verbunden sind, gemeinhin ein recht guter Aufklärungsstand. Viele Zeitgenossen geben sich zu Recht Mühe, Ungesundes von sich abzuhalten. Jeder, der aber von seiner äußeren Erscheinung her auch noch den Kriterien genügen will, die für deren positive Bewertung in einer Gesellschaft definiert sind, muß angesichts der Schere, die potentiell zwischen beiden „Anforderungskatalogen“ –dem für Gesundheit und dem für Schönheit – gilt, Abwägungen vornehmen.

>

> Die werden je nach Orientierungsgrad an dem einen oder anderen Pol – ich argumentiere vorläufig in Dichotomiebegriffen – sehr verschieden ausfallen

>

> Eine Abwägung beinhaltet aber auch, dass eine solche Entscheidung zuungunsten der gesundheitlich optimalen Lösung ausfallen kann. Von High Heels bis zur Crash-Diät und zum (heutzutage häufig ohne medizinische Indikation vorgenommenen )Ziehen der Krampfadern.

>

> Und eine solche Entscheidung kann durchaus die sinnvollere sein, wenn man nur einräumt, dass zum menschlichen Wohlbefinden mehr gehört als körperliche Fitness.

>

> Aus dieser Perspektive heraus, nehme ich Anstoß an allen Statements, die ausschließlich körperliche Fitness zum Kriterium für das Wohlbefinden von Personen machen.

> Die Psychotherapie kennt den Begriff des „Krankheitszugewinns“. Das sind Zugewinne, die jemand durch eine Erkrankung durch entsprechende Verhaltensmodifikationen seiner Umgebung (soziale Aufmerksamkeit) erlangen kann.

> Ich möchte diesen Begriff hier einmal – durchaus nur - teilweise zweckentfremden und auf Entscheidungen für die wenig gesündere im rein physischen Sinn und dafür ästhetisch ansprechendere „Aufmachungsalternativen“ anwenden.

>

> Da dergleichen Aspekte mir in den Statements auf dieser Seite, auch in den Postings zum Thema Diätenwahn etwas zu kurz zu kommen scheinen. Von Petra will ich hier gar nicht reden, zu deren Entlastung man wahrscheinlich nur sagen kann, dass sie uns allen ziemlich leid getan hat, weil ihre „Hau-den-Lukas-Körperkraftphantasien“ nur allzu deutlich eine Rückzugsposition markiert haben, in der eindeutig das Thema verfehlt war. –

>

> Auch die anderen Damen und Herren sind mir ein wenig allzu beflissen zu beteuern, wie sehr ihre Fitnessbemühungen rein gesundheitlichen Zielen dienen und dass es Ihnen auf Figur und Schönheit gar nicht ankäme.

>

> Daher habe ich eine etwas grundsätzlichere Klärung des Problems einmal für am Platz gehalten.

>

> Ein Abwägung zwischen gesundheitlichen und Schönheitanforderungen, soweit diese nicht übereinstimmen, die auch in einem gewissen Rahmen die Entscheidung für die weniger gesunde Lösung zuungunsten der gesündesten beinhaltet, erscheint mir nicht nur verzeihlich, sondern sogar wünschenswert.

>

> Eine Argumentation gegen Schönheitsideale aus rein gesundheitlicher Perspektive scheint mir daher nur bedingt angemessen und impliziert eine verkürzte Problemsicht.

>

> Mit freundlichen Grüßen

>

> Elke

>

>

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Re: Schönheitsideale sind nicht immer gleich Gesundheits- oder Fitnessidealen

Hallo Elke!

Interessant!

Nur habe ich die Schwierigkeit, daß mir die von Ihnen beschriebenen Schönheitsideale zu heterogen sind, um sie alle in einen Topf zu werfen.

Es ist ein Unterschied, ob ich eine bestimmte "moderne" Haarfarbe nicht haben möchte oder, ob ich einige Kilos zu viel auf die Waage bringe. Die schwere der eventuellen Sanktionen kann in diesen Fällen sehr unterschiedlich sein. ( Stichwort Konditionierung)

Bitte differenzieren sie den Begriff Schönheitsideale, damit sicher gestellt ist, daß wir über das gleiche sprechen. Sie werden dann wieder von mir hören.

Ich wünsche einen schönen Tag

Roland
 
Re: bin beeindruckt

Lieber Hannes,



was ich eigentlich versucht habe, zu sagen ist, dass jeder ein sehr natürliches Bedürfnis nach Akzeptanz durch seine soziale Umgebung hat.

Wie ich bereits in meiner vorletzten Mail ausgeführt habe, ist die Attraktivität einer Person, die über diese soziale Akzeptanz entscheidet, aus verschiedenen Faktoren zusammengesetzt, von denen Aussehen einer ist.

Wenn daher Menschen versuchen, die soziale Akzeptanzrate ihrer Umgebung durch Optimierungen ihres äußeren Erscheinungsbildes zu erhöhen, erscheint mir das durchaus menschlich und angemessen.



Einen aggressiven Impetus, der auf den Ausschluß Dritter, auf ein „Anderen–Etwas- Wegnehmen“ gehen würde, hat diese Bedürfnis im natürlichen Rahmen nicht.



Es impliziert nicht so etwas wie: Ich will alles für mich allein, und die anderen sollen gar nichts kriegen. Nur wenn ich sicher bin, dass nur ich allein alles, nämlich die ganze soziale Aufmerksamkeit habe, bin ich glücklich. Es heißt lediglich “Ich will auch“, nämlich auch ein Stück vom Brot, um satt zu werden und mich am Leben zu erhalten.



Im Gegensatz zum Brot - das Beispiel könnte nämlich sehr schnell anfangen zu hinken - ist soziale Akzeptanz kein potentiell begrenztes Gut, sondern ein reproduzibles. Ein „nachwachsender Rohstoff“ sozusagen. Es ist nicht nur eine vordefinierte Menge vorhanden,. so dass man auch nur sagen könnte, einer oder einige müssen in jedem

Fall zugunsten anderer leer ausgehen, sondern im Prinzip kann jeder so etwas für sich erzeugen. Sicherlich nicht nur über den „Traumkörper“, der ja in Kombination mit „geeigneten“ anderen Eigenschaften dazu angetan sein kann, soziale Akzeptanz auszuschließen, aber durch eine gewisse Annäherung an ästhetische Ideale, die in einer Gesellschaft gelten.



Das Bemühen um soziale Akzeptanz, sei es über die Bildung eines „Traumkörpers“ oder über die Aneignung anderer Attribute, die Attraktivität implizieren, wie z.B. der Sportwagen, umfasst als Grenzwert auch pathologische Abweichungen mit, die als Aggression gegen andere gemeint sind. (Ungefähr so wie das normale Bedürfnis zu essen, als Grenzwerte Anorexie und Freßsucht mitumfasst. Derivationen lassen sich zu jedem Normalverhalten bilden. Und finden sich auch in der Realität ) Das trifft aber sicherlich den Kern dessen, was ich meine und nun noch einmal zu spezifizieren versucht habe.



Dein Vergleich des Sportwagens mit dem „Traumkörper“, den die meisten von uns streng genommen von gewissen nicht modifizierbaren natürlichen Eckdaten her nicht erreichen können - (ich bin zum Beispiel nur 1,60 cm groß und wäre damit – selbst wenn ich sonst keine Probleme hätte – schon in der Annährung an Claudia Schiffer und Co. stark beeinträchtigt (ist aber kein Problem für mich, ich wäre gar nicht mehr gern größer) – ist insofern zutreffend, als Schönheitsmerkmale, die eine gewisse Entfernung vom Naturzustand implizieren in der Regel in engerem oder weiterem Umfang gekauft werden können. So haben z.B. schon Menschen, die es sich leisten können, mit der Mode zu gehen und gewisse Aufwendungen für ihre Kleidung zu machen, bessere Aussichten als solche, die das nicht können. Das setzt sich über Kosmetika und Frisuren bis hin zu sehr teuren plastischen Operationen fort.





Mit freundlichem Gruß



Elke
 
Re: bin beeindruckt

Liebe Elke,



die Studie, in der das behauptet wird, würde ich gerne mal lesen:



. So haben z.B. schon Menschen, die es sich leisten können, mit der Mode zu gehen und gewisse Aufwendungen für ihre Kleidung zu machen, bessere Aussichten als solche, die das nicht können. Das setzt sich über Kosmetika und Frisuren bis hin zu sehr teuren plastischen Operationen fort.



Mich würde vor allem interessieren, WELCHE besseren Aussichten diese Menschen haben, und wie diese Aussichten ermittelt worden sind!



Herzliche Grüße, Ina
 
Re: Schönheitsideale sind nicht immer gleich Gesundheits- oder Fitnessideale

Lieber Kurt,



daß du als Arzt aus gesundheitlicher Perspektive gegen Schönheitsideale, wie sie die Modelszene verkörpert, argumentierst, gestehe ich dir nicht nur zu, ich halte es für notwendig. Es ist absolut notwendig, dass jemand die Feststellungen, die du getroffen hast, einmal trifft, weil bei vielen Leuten schiere Schlankheit mit Gesundheit assoziiert wird, ohne dass gesehen wird, dass man sozusagen unterschiedliche „Qualitätsstufen“ von Schlankheit unterscheiden sollte (z.B. Verhältnis von Fettmasse zur Gesamtkörpermasse und entsprechend Muskelbildung).



Da bist du deinem selbstgestellten Aufklärungsauftrag, den du mit deiner engagierten Tätigkeit auf dieser Site verbindest, einmal mehr in jeder Weise gerecht geworden.



Dennoch ist der Gesundheitsaspekt ist im Gesamtkontext des Problems „Wirken Models als Körpervorbilder? Tun sie es zurecht und wie sollte man/kann man sich dazu verhalten? Nur ein Aspekt.

Eine Argumentation mit gesundheitlichen Nachteilen dieses Körperbildes kann gegenüber einer Person, die darunter leidet, ihm nicht zu entsprechen, ganz inadäquat sein, weil der Wunsch nach Identifikation von ganz anderen als gesundheitlichen Perspektiven getragen ist.

Das wollte ich sagen.



Es schien mir im Interesse einer adäquaten Problembehandlung auf dieser Seite, die nur von Frauen bevölkert scheint, die in gesundem geschnürten Schuhwerk umhergehen (und offensichtlich nur fasten, weil der Bauch beim Schuhzubinden im Wege ist (ich natürlich nicht; ich trage Pumps) ebenso notwendig, einmal die Kehrseite der Medaille zu betonen und andere Aspekte ins Spiel zu bringen.



Die scheinen mir jedoch auch für die ärztliche Praxis von Belang.

Nehmen wir an,ich wäre deine Patientin und käme mit meinem schwerwiegenden Gewichtsproblem zu dir, nämlich 4kg mehr zu wiegen, als die De-Broca-Formel mir als Idealgewicht vorschreibt.

Mit Gelächter und Abtun wäre mir sowenig gedient wie anderen Frauen mit ähnlichen Problemlagen.



Ich weiß so gut wie du dass das kein medizinisches Problem ist und dass selbst über die ästhetische Problematik gestritten werden kann. Wenn ich mich aber nun einmal damit zu dick fühle und z.B den Einsatz von Schlankheitsprodukten erwäge, ist mir nicht damit gedient, wenn ich weiß, dass ich darüber mit meinem Arzt gar nicht erst sprechen kann, weil er mir mit Argumenten antworten wird, die gar nicht auf meiner „Problemlinie“ liegen.



Ein solches Problem habe ich persönlich nicht, weil ich mich absolut imstande fühle, über Einsatz und Auswirkungen z.B solcher Produkte selbst zu entscheiden. Wir konnten aber den Beiträgen auf dieser Seite entnehmen, dass es durchaus sonst vernünftig scheinende TeilnehmerInnen gibt, die selbst beim Einsatz von Almased und Slimfast das Bedürfnis nach ärztlichem Beistand empfinden und zwar möglicherweise zu Recht. (Denn es geht ja nicht nur darum, sich bezüglich der Unschädlichkeit von Produkten oder ihrer Eigenschaften zu vergewissern, sondern eine Gewichtsreduktion verantwortlich selbst durchzuführen, setzt natürlich ein gewisses Ernährungswissen voraus).

Mit anderen Worten: Menschen bleiben in Situationen, in denen ärztlicher Beistand am Platze wäre alleine, weil viele Ärzte sie aufgrund einer Reduktion ihrer Perspektive auf rein gesundheitliche Aspekte nicht darin unterstützen, die potentielle Schere zwischen gesundheitlichen und Attraktivitätforderungen möglichst gering zu halten.



Ich will mich aber gar nicht wieder an der Schlankheitsproduktethematik festhaken.



Das Problem ist auf eine Vielzahl anderer Bereiche übertragbar.

Frauen, die Fußprobleme haben, weil sie z.B. orthopädisch wenig wertvolles Schuhwerkbevorzugen, und das soweit möglich auch trotz Fußproblemen weiter tun wollen (verstehe ich, bin auch selbst betroffen), trauen sich dann nur im vorschriftsmäßigen Gesundheitschuhwerk zu ihrem Orthopäden, mit der Folge, dass die Versorgung inadäquat ausfällt und ihre probleme sich verschlimmern. Das kann dann auch auf Allergieprobleme beim Kosmetikaeinsatz usw. ausgeweitet werden.



Hier wird man sicher im Einzelfall entscheiden müssen, wo aus ärztlicher Perspektive der „Anschlag“ der Zugeständnisbereitschaft an andere, gesundheitsfremde Perspektiven erreicht ist, aber grundsätzlich wäre es si her i.S. einer (ich benutze das Wort wegen der damit verbundenen Konnotationen jetzt ungern, es scheint mir aber in diesem Kontext wirklich am angemessensten) ganzheitlichen Behandlung vom Menschen angemessener, wenn man auf Verständnis für andere als rein gesundheitliche Aspekte rechnen dürfte.



Wenn du mich also fragst, ob ich dich für so banal hielte, ausschließlich physische Gesundheit zum Kriterium für menschliches Wohlbefinden zu machen, laß mich dir bitte wie Radio Eriwan antworten: Im Prinzip nein, aber deine Antwort gibt eine solche Auffassung her...(wenn man sie nicht gutwillig interpretieren will).



Mit freundlichem Gruß



Elke





P.S.: Was das Buch angeht... mach dir da mal keine Hoffnungen... ;-)
 
Re: Schönheitsideale sind nicht immer gleich Gesundheits- oder Fitnessideale

hallo elke,

nicht von physischer gesundheit, sondern von körperlicher fitness war deine rede! also was jetzt?

aber im grossen und ganzen versteh ich, was du vermitteln willst.

das mit dem buch würde ich mir gut überlegen - das schreiben geht dir gut von der hand und wenn das weiterhin der fall ist, brauchst du ja nur all deine postings in einem band zusammenfassen! es ist ja wirklich interessantes dabei...

übrigens hast du noch nicht auf thomas markmanns "stellungnahme zur untersuchung" vom 01.03. geantwortet!

schönes wochenende, kurt



elke schrieb:

> Lieber Kurt,

>

> daß du als Arzt aus gesundheitlicher Perspektive gegen Schönheitsideale, wie sie die Modelszene verkörpert, argumentierst, gestehe ich dir nicht nur zu, ich halte es für notwendig. Es ist absolut notwendig, dass jemand die Feststellungen, die du getroffen hast, einmal trifft, weil bei vielen Leuten schiere Schlankheit mit Gesundheit assoziiert wird, ohne dass gesehen wird, dass man sozusagen unterschiedliche „Qualitätsstufen“ von Schlankheit unterscheiden sollte (z.B. Verhältnis von Fettmasse zur Gesamtkörpermasse und entsprechend Muskelbildung).

>

> Da bist du deinem selbstgestellten Aufklärungsauftrag, den du mit deiner engagierten Tätigkeit auf dieser Site verbindest, einmal mehr in jeder Weise gerecht geworden.

>

> Dennoch ist der Gesundheitsaspekt ist im Gesamtkontext des Problems „Wirken Models als Körpervorbilder? Tun sie es zurecht und wie sollte man/kann man sich dazu verhalten? Nur ein Aspekt.

> Eine Argumentation mit gesundheitlichen Nachteilen dieses Körperbildes kann gegenüber einer Person, die darunter leidet, ihm nicht zu entsprechen, ganz inadäquat sein, weil der Wunsch nach Identifikation von ganz anderen als gesundheitlichen Perspektiven getragen ist.

> Das wollte ich sagen.

>

> Es schien mir im Interesse einer adäquaten Problembehandlung auf dieser Seite, die nur von Frauen bevölkert scheint, die in gesundem geschnürten Schuhwerk umhergehen (und offensichtlich nur fasten, weil der Bauch beim Schuhzubinden im Wege ist (ich natürlich nicht; ich trage Pumps) ebenso notwendig, einmal die Kehrseite der Medaille zu betonen und andere Aspekte ins Spiel zu bringen.

>

> Die scheinen mir jedoch auch für die ärztliche Praxis von Belang.

> Nehmen wir an,ich wäre deine Patientin und käme mit meinem schwerwiegenden Gewichtsproblem zu dir, nämlich 4kg mehr zu wiegen, als die De-Broca-Formel mir als Idealgewicht vorschreibt.

> Mit Gelächter und Abtun wäre mir sowenig gedient wie anderen Frauen mit ähnlichen Problemlagen.

>

> Ich weiß so gut wie du dass das kein medizinisches Problem ist und dass selbst über die ästhetische Problematik gestritten werden kann. Wenn ich mich aber nun einmal damit zu dick fühle und z.B den Einsatz von Schlankheitsprodukten erwäge, ist mir nicht damit gedient, wenn ich weiß, dass ich darüber mit meinem Arzt gar nicht erst sprechen kann, weil er mir mit Argumenten antworten wird, die gar nicht auf meiner „Problemlinie“ liegen.

>

> Ein solches Problem habe ich persönlich nicht, weil ich mich absolut imstande fühle, über Einsatz und Auswirkungen z.B solcher Produkte selbst zu entscheiden. Wir konnten aber den Beiträgen auf dieser Seite entnehmen, dass es durchaus sonst vernünftig scheinende TeilnehmerInnen gibt, die selbst beim Einsatz von Almased und Slimfast das Bedürfnis nach ärztlichem Beistand empfinden und zwar möglicherweise zu Recht. (Denn es geht ja nicht nur darum, sich bezüglich der Unschädlichkeit von Produkten oder ihrer Eigenschaften zu vergewissern, sondern eine Gewichtsreduktion verantwortlich selbst durchzuführen, setzt natürlich ein gewisses Ernährungswissen voraus).

> Mit anderen Worten: Menschen bleiben in Situationen, in denen ärztlicher Beistand am Platze wäre alleine, weil viele Ärzte sie aufgrund einer Reduktion ihrer Perspektive auf rein gesundheitliche Aspekte nicht darin unterstützen, die potentielle Schere zwischen gesundheitlichen und Attraktivitätforderungen möglichst gering zu halten.

>

> Ich will mich aber gar nicht wieder an der Schlankheitsproduktethematik festhaken.

>

> Das Problem ist auf eine Vielzahl anderer Bereiche übertragbar.

> Frauen, die Fußprobleme haben, weil sie z.B. orthopädisch wenig wertvolles Schuhwerkbevorzugen, und das soweit möglich auch trotz Fußproblemen weiter tun wollen (verstehe ich, bin auch selbst betroffen), trauen sich dann nur im vorschriftsmäßigen Gesundheitschuhwerk zu ihrem Orthopäden, mit der Folge, dass die Versorgung inadäquat ausfällt und ihre probleme sich verschlimmern. Das kann dann auch auf Allergieprobleme beim Kosmetikaeinsatz usw. ausgeweitet werden.

>

> Hier wird man sicher im Einzelfall entscheiden müssen, wo aus ärztlicher Perspektive der „Anschlag“ der Zugeständnisbereitschaft an andere, gesundheitsfremde Perspektiven erreicht ist, aber grundsätzlich wäre es si her i.S. einer (ich benutze das Wort wegen der damit verbundenen Konnotationen jetzt ungern, es scheint mir aber in diesem Kontext wirklich am angemessensten) ganzheitlichen Behandlung vom Menschen angemessener, wenn man auf Verständnis für andere als rein gesundheitliche Aspekte rechnen dürfte.

>

> Wenn du mich also fragst, ob ich dich für so banal hielte, ausschließlich physische Gesundheit zum Kriterium für menschliches Wohlbefinden zu machen, laß mich dir bitte wie Radio Eriwan antworten: Im Prinzip nein, aber deine Antwort gibt eine solche Auffassung her...(wenn man sie nicht gutwillig interpretieren will).

>

> Mit freundlichem Gruß

>

> Elke

>

>

> P.S.: Was das Buch angeht... mach dir da mal keine Hoffnungen... ;-)

>

>
 
Akzeptanz

Hallo Elke,



akzeptanz ist sicher kein begrenztes gut. bewunderung als steigerungsform hingegen schon. in einer gruppe wird meistens nur 'der beste' wirklich bewundert bzw. abgelehnt. habe bisher festgestellt, dass viele 'fitnesstudio-einsteiger' sich vielleicht aufgrund der 'auffaelligen' normalerscheinung ueber besonders 'auffaellige' nicht-normale (die mit den muskeln)mokierten. die steigerung von akzeptanz kann bei vielen schlicht neid u. ablehnung hervorrufen.
 
Re: Akzeptanz

Lieber Hannes,



ich habe uns mal wieder nach vorne gepostet, weil ich inzwischen schon Mühe habe, unsere stark "abgerutschte" Diskussion überhaupt noch zu finden.



MFG

Elke

Hannes schrieb:

> Hallo Elke,

>

> akzeptanz ist sicher kein begrenztes gut. bewunderung als steigerungsform hingegen schon. in einer gruppe wird meistens nur 'der beste' wirklich bewundert bzw. abgelehnt. habe bisher festgestellt, dass viele 'fitnesstudio-einsteiger' sich vielleicht aufgrund der 'auffaelligen' normalerscheinung ueber besonders 'auffaellige' nicht-normale (die mit den muskeln)mokierten. die steigerung von akzeptanz kann bei vielen schlicht neid u. ablehnung hervorrufen.
 
A

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Re: diätenwahn
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