Der gesunde Joghurt

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Joghurt: Gesunde Welle

Kurzgefasst
Gut sind sie alle: Sowohl herkömmliche als auch probiotische Joghurts erzielten überwiegend sehr gute und gute Testergebnisse.
Beweise sind ausständig: Ob probiotische Joghurts tatsächlich "besser wirken" als herkömmliche Sauermilchprodukte, ist nicht bewiesen.
Von vielen ein bisschen: Wer sich "gesund" ernähren will, isst am besten nicht nur Joghurt, sondern auch Sauer, Buttermilch und Kefir.
Auch fettreduziertes schmeckt: Zwischen fettreduzierten und fetthaltigen Produkten konnte geschmacklich nicht unterschieden werden.

Üppige Festmähler zu den Weihnachtsfeiertagen und Nachwirkungen von rauschenden Sylvesterfesten lassen bei vielen das Bedürfnis nach einfacher, leichter, "gesunder" Kost wachsen. Wie wäre es damit, Joghurt wieder verstärkt in den Speiseplan zu integrieren? Wir haben Joghurts verschiedener Fettstufen, gerührte und stichfeste, "normale" und probiotische, auch prebiotische, getestet.

Stichfestes Joghurt reift im Becher
Milch und Milchprodukte sind reich an hochwertigem Eiweiß, Calcium und B-Vitaminen. Calciumreiche Ernährung (Milch, Joghurt, Käse) trägt zur Vorbeugung von Osteoporose, dem verstärkten Schwund von Knochengewebe, bei. Wenn Milchsäurebakterien den in der Milch enthaltenen Zucker zu Milchsäure vergären, entstehen Sauermilchprodukte. Das geschah früher von alleine, da Milchsäurebakterien aus der Darmflora der Rinder im Stall allgegenwärtig waren und beim Melken in die Milch gerieten. Bei höheren Temperaturen im Sommer konnten sie sich rasch vermehren - Milch, die offen in einer Schüssel stand, gerann. Durch verbesserte Hygiene beim Melken und rasches Abkühlen der Milch ist der Ausgangsgehalt an Milchsäurebakterien in Rohmilch heute gering. Durch Erhitzen in der Molkerei werden Bakterien - vor allem die unerwünschten - zerstört, die Milch gerinnt nicht mehr von selbst.
Für die Herstellung von Joghurt wird - je nach erwünschtem Fettgehalt - pasteurisierte Vollmilch, teilentrahmte oder Magermilch eingesetzt oder durch Zugabe von Magermilchpulver angereichert, mit Milchsäurebakterien "beimpft" und bei 40 bis 42 Grad Celsius bebrütet. Dabei setzen die Bakterien rund ein Viertel des Milchzuckers in Milchsäure um, das Casein, ein Eiweißbestandteil, gerinnt, und das Produkt wird gallertig fest. Zur Erzeugung von stichfestem Joghurt füllt man die Joghurtmilch gleich nach dem Beimpfen in Verkaufsbecher. Joghurt kann auch in Tanks gerinnen und reifen. Vor dem Abfüllen in Becher oder Gläser wird es durchgerührt und bekommt dadurch eine cremige Konsistenz. Fettreduzierte Produkte werden manchmal mit Gelatine oder Inulin, einem Ballaststoff, verdickt.

Rechts- nicht besser als linksdrehend
Ob ein Joghurt säuerlicher oder milder schmeckt, hängt von den verwendeten Bakterienstämmen beziehungsweise von dem bei der Fermentation entstehenden Stoffwechselprodukt, der Milchsäure, ab. Von dieser lassen sich zwei Arten - rechtsdrehende und linksdrehende - unterscheiden. Sie sind hinsichtlich ihres Molekülaufbaus spiegelbildlich zueinander aufgebaut. Im menschlichen Organismus wird vor allem rechtsdrehende Milchsäure gebildet und kann problemlos abgebaut werden. Linksdrehende Milchsäure wird hingegen hauptsächlich mit der Nahrung aufgenommen und langsamer abgebaut. Der Verdacht, dass sich linksdrehende Milchsäure im Blut anhäuft und zu einer Übersäuerung führt, hat sich nicht bestätigt. Heute weiß man, dass rechtsdrehende Milchsäure nicht wertvoller als linksdrehende ist.
Für die Erzeugung klassischen, säuerlichen Joghurts verwendet man die Bakterienstämme Streptococcus thermophilus (bildet vor allem rechtsdrehende Milchsäure) und Lactobacillus bulgaricus (bildet vor allem linksdrehende Milchsäure). Milchsäurebakterien - ob jetzt von Joghurt oder anderen Sauermilchprodukten - wird eine positive Auswirkung auf die Darmflora zugeschrieben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass genügend Keime den Darm lebend erreichen. Von den Bakterienstämmen herkömmlicher Sauermilchprodukte schafft dies nur ein relativ geringer Prozentsatz.
Schätzungsweise 15 Prozent aller Menschen in Europa sind von Laktose-Intoleranz betroffen, sie vertragen keinen Milchzucker und reagieren auf Milch mit Bauchschmerzen und Durchfall. In Sauermilchprodukten ist Milchzucker bereits teilweise abgebaut. Die Enzyme der Milchsäurebakterien unterstützen weiters den Laktose-Abbau im Darm, dadurch sind Sauermilchprodukte bei Laktose-Intoleranz besser verträglich. Milchsäure erleichtert weiters die Aufnahme von Calcium aus der Blutbahn. Dieses kann dadurch besser genutzt werden.

Alle Milchprodukte sind gesund
Als besonders "gesund" werden probiotische Joghurts beworben. Sie sollen nicht nur die Darmflora günstig beeinflussen, sondern auch gesundheitsfördernd sein und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Probiotische Joghurts werden nicht nur mit den für die Joghurterzeugung herkömmlichen Bakterienstämmen hergestellt, sondern es werden zusätzlich noch weitere (etwa Lactobacillus acidophilus oder Bifidobakterien) zugesetzt. Diese stammen aus der menschlichen Darmflora, die zur Herstellung klassischen Joghurts verwendeten Kulturen hingegen aus der tierischen. Manche Bakterienstämme probiotischer Produkte überstehen den Weg vom Löffel über Mund und Magen-Darm-Trakt zu einem höheren Prozentsatz lebend, als die Milchsäurebakterien herkömmlicher Sauermilchprodukte. Dauerhaft in der Darmflora einnisten können allerdings auch sie sich nicht, insoferne unterscheiden sie sich nicht von anderen Sauermilchprodukten.
Probiotischen Joghurts werden häufig Prebiotika zugesetzt. Darunter versteht man Ballaststoffe (zum Beispiel Oligofruktose oder Inulin), die probiotischen Keimen als Nahrung dienen sollen. Ob die neuen Bakterienkulturen tatsächlich besser sind als althergebrachte, ist nicht bewiesen. Ebenso wenig ist geklärt, ob eine gezielte dauerhafte Veränderung der Darmflora durch regelmäßiges Essen probiotischer Produkte die auf den Packungen ausgelobten Wirkungen erbringen kann. Offen ist weiters, ob Prebiotika tatsächlich das Wachstum probiotischer Keime zu fördern vermögen.
Fest steht, dass Joghurt - so wie andere Milchprodukte auch - ein gesundes Lebensmittel ist. Anzunehmen ist, dass die diversen Bakterienkulturen jeweils unterschiedlich wirken. Wer sich "gesund" ernähren möchte, beschränkt sich besser nicht auf ein Produkt, sondern isst verschiedene Sauermilchprodukte. So kann man breiter gestreut von diversen Bakterienstämmen profitieren.
Unsere Einkäufer waren quer durch Österreich unterwegs und erstanden an Joghurt in zwei Fettgehaltsgruppen (fettarm und mehr als drei Prozent), was der Lebensmittelhandel zu bieten hatte. Insgesamt 34 Produkte, 9 davon probiotisch, wurden in den Test einbezogen. Manche Produkte sind in ganz Österreich erhältlich, andere wiederum nur im Einzugsbereich ihrer Molkerei.
Wie ein Blick auf die Tabellen zeigt, erzielten die meisten Produkte "sehr gute" und "gute" Testergebnisse. Lediglich zwei probiotische Joghurts wurden "durchschnittlich" beurteilt, da sie - gemessen an internationalen Empfehlungen - zu wenig spezifische Keime enthielten. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine ausreichende Zahl lebender Keime den Darm erreicht, ist reduziert. Bei nöm-Fastenjoghurt wurden Hefen (Hygienemangel) nachgewiesen.

100 Gramm: 1,20 bis 5,10 Schilling (0,09 bis 0,37 Euro)
Pro 100 Gramm zahlten wir für herkömmliches Joghurt 1,20 bis 3 Schilling (0,09 bis 0,22 Euro), für probiotisches deutlich mehr, nämlich 1,60 bis stolze 5,10 Schilling (0,12 bis 0,37 Euro). Das teuerste probiotische Joghurt, Schärdinger 1 x täglich LGG, wurde als einziges seiner Gruppe "sehr gut" beurteilt, das billigste, von Stainzer, mit "gut". Bei "normalem" Joghurt waren sowohl die billigsten als auch das teuerste Produkt "sehr gut". Beim Kauf einen Blick auf das Preisschild zu werfen, kann sich also durchaus lohnen.
Zu guter Letzt noch eine erfreuliche Nachricht für Kalorienbewusste: Das hartnäckige Gerücht, fettreduzierte Produkte hätten weniger Geschmack als fettreichere, konnte bei unserem Test nicht bestätigt werden. Unsere Laienkoster vermochten magere Produkte geschmacklich nicht von fetten zu unterscheiden.

Quelle: surfmed.de



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